Waldwurzel
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- Registriert
- 26 Aug. 2014
- Beiträge
- 32
Edit: *** Für eine grobe Kurzfassung bitte nach unten Scrollen***
Guten Tag,
Ich lese schon seit einer Weile als Gast mit und versuche immer, aus den Erfahrungen anderer User zu lernen. Jetzt schreibe ich einmal selbst etwas. Und freue mich über Antworten.
Ich bin ein recht nachdenklicher Typ Mensch und was Beziehungen angeht ein Kämpfer bis zur letzten Sekunde. Meistens helfe ich anderen Menschen gerne, wenn sie nicht weiterwissen, jedoch bin ich jetzt an einem Punkt angekommen, an dem auch ich nicht mehr weiter weiß und im Kreis zu denken scheine.
Ich würde mich also über Denkansätze und Anregungen von eurer Seite freuen. Da ich noch recht jung bin, fehlt mir vielleicht einfach die Erfahrung in solchen Dingen.
Zum Thema: Ich bin seit ca 3 Jahren in einer Beziehung mit einem Menschen, der eher ein Denker und Logiker ist und weniger die sensible Gefühlsperson. Ich weiß, dass dieser Mensch mich liebt, allerdings hat unsere Verschiedenheit - also im Grunde meine emotionale Art und seine Kühle - schon für viel Streit gesorgt.
Ich habe sehr viel an mir gearbeitet, immer versucht, meine Gefühle zu erklären, zu erklären, warum ich jetzt traurig reagiert habe, obwohl aus seiner Sicht nichts war und ihm auch möglichst konstruktive Vorschläge zu machen, wie wir aus solch angespannten Situationen herauskommen können.
Teilweise waren es Dinge, von denen ich dachte, sie sollten jedem klar sein, der eine liebevolle Beziehung führen möchte: sich entschuldigen, wenn mal etwas Böses im Streit herausgerutscht ist, absagen, wenn man doch keine Zeit hat, den Partner in den Arm nehmen, wenn man ihn verletzt hat (aber keine Wut vorhanden ist). Ich hab über Monate eine regelrechte Gebrauchsanweisung aufgestellt da einfaches Erklären von Gefühlen ihn nur noch mehr verwirrt hat und sich ihm nicht erschlossen hat und mir selber auch immer wieder gesagt, dass ich mich auf ihn zubewegen muss Kompromisse finden muss, damit jeder im Grunde so bleiben kann, wie er ist. Was ich auch getan habe.
Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden, dass es zwischen uns wohl nie so funktionieren wird, dass es mich zu 100% glücklich macht. Ich nehme diesen Menschen so, wie er ist,- immerhin habe ich mich irgendwie in ihn verliebt, also muss ich auch das Komplettpaket akzeptieren. Und dieses Komplettpaket ist kein romantischer Liebhaber, sondern eben ein wenig seltsam, was ja auch charmant ist - jedoch auch oft kühl und ab und zu herablassend. Ich bin kein Mensch, der sich bei der Liebe Illusionen hingibt und bis jetzt hatte ich auch nie Probleme mit zu hohen Erwartungen. Die Beziehung, die ich vorher geführt habe, dauerte knapp 6 Jahre und ging im Guten auseinander, man hatte sich einfach auseinandergelebt.
Allerdings merkte ich vor einer Weile, dass ich mich zunehmend zurückziehe. Ich schlucke sehr oft verletztende Kommentare herunter, ärgere mich über Unzuverlässigkeit, über mangelnde Empathie. Ich fühle mich von oben herab behandelt, ab und zu scheint mein Partner an meiner Intelligenz zu zweifeln. Ich wurde mehrfach belogen - Lügen, die eigentlich nicht hätten gemacht werden müssen, da sie eine Wahrheit verdeckten, mit der ich prima hätte umgehen können. Durch das Lügen an sich wurde allerdings ein Thema draus, denn Wahrheit und Vertrauen ist mir wichtig, wichtiger als der ein oder andere Fehltritt.
Und es gab einen denkwürdigen Abend, bei dem es zu Handgreiflichkeiten kam. Es war Alkohol im Spiel, mein Partner kann sich nicht mehr daran erinnern, ich aber umso mehr, da er mir körperlich überlegen ist und ich seitdem bei Streits deutlich angespannter werde. Man rechnet mit einer Attacke, was komisch ist, da es wirklich nur ein einziges Mal vorgekommen ist. Über alles haben wir immer gesprochen - ich bin der Meinung, dass man immer ansprechen sollte, wenn etwas WIRKLICH stört, bevor man alles in sich hineinfrisst und die Beziehung kaputtgeht. Er sieht das anders. Mittlerweile mache ich das allerdings nicht mehr, da jedes Gespräch im Sand verlaufen ist und nie etwas gebracht hat. Er versteht es einfach nicht.
Eigentlich habe ich mir mal gesagt, dass ich so etwas nie mit mir machen lassen würde. Und ich habe in dieser doch recht kurzen Beziehung schon mehrfach den Schlussstrich ziehen wollen.
Und doch schaffe ich es nie. Jedes Mal, wenn ich es versuche, überlege ich es mir anders, halte an allem fest und denke "Das muss doch zu retten sein", so, wie ich es immer gedacht habe. Mittlerweile nimmt die Person meine Gedanken zum Thema Trennung nicht einmal mehr ernst und ich - ich fühle mich albern und feige. Seine Art, mit mir zu reden und seine Inkompetenz, meine Sicht der Dinge zu verstehen, bringen mich manchmal dazu, dass ich einfach nur laut schreien möchte. Aber er kann schließlich nichts dafür, dass er nun einmal anders denkt und tickt als ich. Ich kann ihm ja meine Perspektive nicht aufzwingen.
Auf der anderen Seite hat die Beziehung auch ihre guten Seiten. Wir teilen viele Hobbies, Grundansichten und Zukunftspläne, können ohne Probleme miteinander lachen und auf jeder noch so langen Autofahrt oder in einem Urlaub zu zweit stundenlang reden. Wir entdecken uns immer wieder neu - und das ist wunderbar. Eifersucht ist so gut wie kein Thema, wobei ich eher Tendenzen dazu habe, mistrauisch zu sein (beruhen auf schlechten Erfahrungen), worüber ich aber immer offen spreche. Jeder hat seine Privatsphäre.
Ich habe für diese Beziehung immer hart gekämpft, vieles auf sich beruhen lassen, mir viele Gedanken gemacht und hätte sogar fast meinen Job verloren, weil ich mich zu sehr auf sie konzentriert habe. Nächte um die Ohren hauen inklusive.
Aus beruflichen Gründen bin ich derzeit eine Weile nicht in der Stadt, weswegen wir uns kaum noch sehen und nur kurz voneinander hören. Seitdem das so ist, geht es mir irgendwie besser. Wenn wir uns mal sehen, erleben wir meist schöne Momente, die Streits sind selten und weniger intensiv.
Seltsamerweise habe ich dadurch einen recht gesunden Abstand gewonnen, Dinge, die er tut und sagt stören mich nicht mehr ganz so sehr und es gelingt mir, vieles einfach mit einem Kopfschütteln abzutun. Ich bin entspannter, konzentriere mich mehr auf mich selbst und meine Arbeit - verhalte mich also so, wie ich mich normalerweise immer in Beziehungen verhalten habe: Ich bin ich selbst, lebe mein Leben und das Leben des Partners läuft parallel zu meinem, verschlingt sich nur da ineinander, wo die Beziehung Fuß fasst. Ich bin also endlich auch mit dieser Beziehung an dem Punkt angekommen, den ich von Anfang an haben wollte.
Seltsamerweise habe ich jetzt keine Ahnung, ob ich das alles überhaupt noch will... Im Grunde war jede Diskussion umsonst, jede um die Ohren gehauene Nacht, jedes Erklären verschwendeter Atem - "Alles Runterschlucken" hätte vermutlich besser geklappt.
Der jetzige Zustand unserer Beziehung ist also aus einer tiefen Resignation entstanden, aus der Einsicht, dass es einfach nie besser werden wird.
Und was tut mein Partner? Er hängt sich glücklicher und fürsorglicher rein als jemals zuvor, gibt sich Mühe, soweit er kann. Lockt mich noch das ein oder andere Mal mit schönen Ideen und Worten hinter dem Ofen hervor, die er natürlich wieder nicht einhalten kann, weil ihm etwas dazwischen kommt. Aber er versucht es, und dafür sollte ich doch eigentlich dankbar sein. Eigentlich sollte ich jetzt, wo alles entspannt ist, einen Neuanfang innerhalb der Beziehung anstreben, altes vergessen usw...
Ich liebe ihn aus tiefstem Herzen. Trotzdem habe ich mehr denn je den Gedanken, alles zu beenden und irgendwo anders neu anzufangen.
Ich komme nicht weiter. Falls jemand von euch ähnliche Erfahrungen gemacht hat und eine Richtung weisen kann, wäre ich sehr dankbar.
MfG
Waldi
Zuletzt modifiziert von Waldwurzel am 26.08.2014 - 16:22:20
Guten Tag,
Ich lese schon seit einer Weile als Gast mit und versuche immer, aus den Erfahrungen anderer User zu lernen. Jetzt schreibe ich einmal selbst etwas. Und freue mich über Antworten.
Ich bin ein recht nachdenklicher Typ Mensch und was Beziehungen angeht ein Kämpfer bis zur letzten Sekunde. Meistens helfe ich anderen Menschen gerne, wenn sie nicht weiterwissen, jedoch bin ich jetzt an einem Punkt angekommen, an dem auch ich nicht mehr weiter weiß und im Kreis zu denken scheine.
Ich würde mich also über Denkansätze und Anregungen von eurer Seite freuen. Da ich noch recht jung bin, fehlt mir vielleicht einfach die Erfahrung in solchen Dingen.
Zum Thema: Ich bin seit ca 3 Jahren in einer Beziehung mit einem Menschen, der eher ein Denker und Logiker ist und weniger die sensible Gefühlsperson. Ich weiß, dass dieser Mensch mich liebt, allerdings hat unsere Verschiedenheit - also im Grunde meine emotionale Art und seine Kühle - schon für viel Streit gesorgt.
Ich habe sehr viel an mir gearbeitet, immer versucht, meine Gefühle zu erklären, zu erklären, warum ich jetzt traurig reagiert habe, obwohl aus seiner Sicht nichts war und ihm auch möglichst konstruktive Vorschläge zu machen, wie wir aus solch angespannten Situationen herauskommen können.
Teilweise waren es Dinge, von denen ich dachte, sie sollten jedem klar sein, der eine liebevolle Beziehung führen möchte: sich entschuldigen, wenn mal etwas Böses im Streit herausgerutscht ist, absagen, wenn man doch keine Zeit hat, den Partner in den Arm nehmen, wenn man ihn verletzt hat (aber keine Wut vorhanden ist). Ich hab über Monate eine regelrechte Gebrauchsanweisung aufgestellt da einfaches Erklären von Gefühlen ihn nur noch mehr verwirrt hat und sich ihm nicht erschlossen hat und mir selber auch immer wieder gesagt, dass ich mich auf ihn zubewegen muss Kompromisse finden muss, damit jeder im Grunde so bleiben kann, wie er ist. Was ich auch getan habe.
Mittlerweile habe ich mich damit abgefunden, dass es zwischen uns wohl nie so funktionieren wird, dass es mich zu 100% glücklich macht. Ich nehme diesen Menschen so, wie er ist,- immerhin habe ich mich irgendwie in ihn verliebt, also muss ich auch das Komplettpaket akzeptieren. Und dieses Komplettpaket ist kein romantischer Liebhaber, sondern eben ein wenig seltsam, was ja auch charmant ist - jedoch auch oft kühl und ab und zu herablassend. Ich bin kein Mensch, der sich bei der Liebe Illusionen hingibt und bis jetzt hatte ich auch nie Probleme mit zu hohen Erwartungen. Die Beziehung, die ich vorher geführt habe, dauerte knapp 6 Jahre und ging im Guten auseinander, man hatte sich einfach auseinandergelebt.
Allerdings merkte ich vor einer Weile, dass ich mich zunehmend zurückziehe. Ich schlucke sehr oft verletztende Kommentare herunter, ärgere mich über Unzuverlässigkeit, über mangelnde Empathie. Ich fühle mich von oben herab behandelt, ab und zu scheint mein Partner an meiner Intelligenz zu zweifeln. Ich wurde mehrfach belogen - Lügen, die eigentlich nicht hätten gemacht werden müssen, da sie eine Wahrheit verdeckten, mit der ich prima hätte umgehen können. Durch das Lügen an sich wurde allerdings ein Thema draus, denn Wahrheit und Vertrauen ist mir wichtig, wichtiger als der ein oder andere Fehltritt.
Und es gab einen denkwürdigen Abend, bei dem es zu Handgreiflichkeiten kam. Es war Alkohol im Spiel, mein Partner kann sich nicht mehr daran erinnern, ich aber umso mehr, da er mir körperlich überlegen ist und ich seitdem bei Streits deutlich angespannter werde. Man rechnet mit einer Attacke, was komisch ist, da es wirklich nur ein einziges Mal vorgekommen ist. Über alles haben wir immer gesprochen - ich bin der Meinung, dass man immer ansprechen sollte, wenn etwas WIRKLICH stört, bevor man alles in sich hineinfrisst und die Beziehung kaputtgeht. Er sieht das anders. Mittlerweile mache ich das allerdings nicht mehr, da jedes Gespräch im Sand verlaufen ist und nie etwas gebracht hat. Er versteht es einfach nicht.
Eigentlich habe ich mir mal gesagt, dass ich so etwas nie mit mir machen lassen würde. Und ich habe in dieser doch recht kurzen Beziehung schon mehrfach den Schlussstrich ziehen wollen.
Und doch schaffe ich es nie. Jedes Mal, wenn ich es versuche, überlege ich es mir anders, halte an allem fest und denke "Das muss doch zu retten sein", so, wie ich es immer gedacht habe. Mittlerweile nimmt die Person meine Gedanken zum Thema Trennung nicht einmal mehr ernst und ich - ich fühle mich albern und feige. Seine Art, mit mir zu reden und seine Inkompetenz, meine Sicht der Dinge zu verstehen, bringen mich manchmal dazu, dass ich einfach nur laut schreien möchte. Aber er kann schließlich nichts dafür, dass er nun einmal anders denkt und tickt als ich. Ich kann ihm ja meine Perspektive nicht aufzwingen.
Auf der anderen Seite hat die Beziehung auch ihre guten Seiten. Wir teilen viele Hobbies, Grundansichten und Zukunftspläne, können ohne Probleme miteinander lachen und auf jeder noch so langen Autofahrt oder in einem Urlaub zu zweit stundenlang reden. Wir entdecken uns immer wieder neu - und das ist wunderbar. Eifersucht ist so gut wie kein Thema, wobei ich eher Tendenzen dazu habe, mistrauisch zu sein (beruhen auf schlechten Erfahrungen), worüber ich aber immer offen spreche. Jeder hat seine Privatsphäre.
Ich habe für diese Beziehung immer hart gekämpft, vieles auf sich beruhen lassen, mir viele Gedanken gemacht und hätte sogar fast meinen Job verloren, weil ich mich zu sehr auf sie konzentriert habe. Nächte um die Ohren hauen inklusive.
Aus beruflichen Gründen bin ich derzeit eine Weile nicht in der Stadt, weswegen wir uns kaum noch sehen und nur kurz voneinander hören. Seitdem das so ist, geht es mir irgendwie besser. Wenn wir uns mal sehen, erleben wir meist schöne Momente, die Streits sind selten und weniger intensiv.
Seltsamerweise habe ich dadurch einen recht gesunden Abstand gewonnen, Dinge, die er tut und sagt stören mich nicht mehr ganz so sehr und es gelingt mir, vieles einfach mit einem Kopfschütteln abzutun. Ich bin entspannter, konzentriere mich mehr auf mich selbst und meine Arbeit - verhalte mich also so, wie ich mich normalerweise immer in Beziehungen verhalten habe: Ich bin ich selbst, lebe mein Leben und das Leben des Partners läuft parallel zu meinem, verschlingt sich nur da ineinander, wo die Beziehung Fuß fasst. Ich bin also endlich auch mit dieser Beziehung an dem Punkt angekommen, den ich von Anfang an haben wollte.
Seltsamerweise habe ich jetzt keine Ahnung, ob ich das alles überhaupt noch will... Im Grunde war jede Diskussion umsonst, jede um die Ohren gehauene Nacht, jedes Erklären verschwendeter Atem - "Alles Runterschlucken" hätte vermutlich besser geklappt.
Der jetzige Zustand unserer Beziehung ist also aus einer tiefen Resignation entstanden, aus der Einsicht, dass es einfach nie besser werden wird.
Und was tut mein Partner? Er hängt sich glücklicher und fürsorglicher rein als jemals zuvor, gibt sich Mühe, soweit er kann. Lockt mich noch das ein oder andere Mal mit schönen Ideen und Worten hinter dem Ofen hervor, die er natürlich wieder nicht einhalten kann, weil ihm etwas dazwischen kommt. Aber er versucht es, und dafür sollte ich doch eigentlich dankbar sein. Eigentlich sollte ich jetzt, wo alles entspannt ist, einen Neuanfang innerhalb der Beziehung anstreben, altes vergessen usw...
Ich liebe ihn aus tiefstem Herzen. Trotzdem habe ich mehr denn je den Gedanken, alles zu beenden und irgendwo anders neu anzufangen.
Ich komme nicht weiter. Falls jemand von euch ähnliche Erfahrungen gemacht hat und eine Richtung weisen kann, wäre ich sehr dankbar.
MfG
Waldi
Zuletzt modifiziert von Waldwurzel am 26.08.2014 - 16:22:20