Liebe Hibbel-Hibi,
du weißt ja, dass ich auch noch zu den alten Hasen gehöre, die deine ganze Geschichte noch aus dem Kennenlern-Strang, bis hin zum Luderforum mitverfolgt haben.
Es ist wirklich schade, dass deine Therapie ausgelaufen ist, weil ich mal annehme, dass du sie gerade jetzt am meisten brauchen würdest.
Andererseits denke ich mir aber auch: Solltest du DAS jetzt wirklich ganz allein durchstehen ohne Therapeuten, und einigermaßen unbeschadet da raus kommen - dieses Gefühl wird (oder könnte) nachhaltig etwas in dir ändern.
Warum sage ich das?
Ich denke jeder, der mal als "austherapiert" galt, kennt dieses Gefühl, irgendwie "unfertig" zu sein, sich lange Zeit später noch alleine und 'zu früh entlassen' zu fühlen - einfach als sei man vielleicht doch noch nicht so weit gewesen, obwohl man das Therapieende meistens einvernehmlich beendet.
Aus eigener Erfahrung möchte ich dir Mut machen und dir sagen: Meine Therapie ist ausgelaufen, und genau 3 Monate später habe ich "alles vor die Wand gefahren" (darüber lässt sich streiten) indem ich meinen damaligen Freund verlassen und es im Nachhinein wahnsinnig bereut habe. Ich dachte, dass das alles damit zusammenhinge, dass ich eigentlich unfähig sei, eigene Entscheidungen zu treffen, weil ich ohne einer Therapeutin, die mich wöchentlich spiegelt, sofort anfange wieder zu spinnen.
Was ich rückblickend dazu sagen kann: Man stabilisiert sich irgendwann, aber es dauert seine Zeit. Und man ist nachher (so ist es zumindest bei mir, und einigen Freunden von mir) um einiges gefestigter, als in der akuten Therapiephase, wo man sehr viel in seinem eigenen "Shit" herum gewühlt hat.
Wichtig ist nur, dass man sich in dieser "Übergangsphase" zum Allein-Klarkommen möglichst nicht so vielen negativen Reizen auf ein Mal aussetzt, damit man nicht sofort wieder zusammenbricht...
Und instinktiv machen das Viele auch: Man trennt sich von seinem Freund, weil man diese Gefühlsachterbahn alleine nicht aushalten kann, oder bricht den Kontakt zum Elternhaus ab, wenn Konflikte nicht dauerhaft gelöst werden konnten und zu viel Energie kosten, schließt sein Studium zügig ab/wechselt Job; kurz: Wirft alles über Board, was man aus eigener Kraft nicht stemmen kann.
Ich möchte dir damit nicht sagen, dass du alles hinschmeißen sollst.
Aber vielleicht gibt es einen Weg, wie du diese Beziehung für dich erträglicher gestalten kannst. Vielleicht mit weniger Kontakt, mit sporadischen Treffen, ein Mal pro Woche, ggf. mit Kommunikationsregeln, wie Kellerkatze das schon beschrieben hat.
Dass man, sobald Picko sich distanziert, aussteigt und ihn wegschickt.
Er behandelt dich respektlos, sagt dir, er würde dich anrufen, und lässt dich dann auflaufen. Natürlich schreibst du ihm dann hinterher, weil du besorgt bist.
Was tut er denn um dich zu beruhigen? Er meldet sich erst am Folgetag (nachmittag!) sehr wortkarg wieder.