Vendetta schrieb:
Das Analysieren von Nachrichten ist mit Sicherheit ein wichtiges Instrument bei der Kommunikationsgestaltung.
Doch wie weißt du anhand einer Nachricht, wo der Ex steht?
Dies müsste dann im besten Fall explizit genannt werden.
Nachrichten kann man als eine Fassade benutzen.
So sind es ebenso eure Nachrichten die gemeinsam formuliert werden.
Und dieser Fakt ist ein gefährliches Konstrukt was viel Platz zu Fehlinterpretationen lässt.
In verschiedenen Strängen dieser Plattform ist das vermutlich schon vorgekommen
Ich denke, der Ex kann sowohl in einer Nachricht, als auch im vis a vis oder voice to voice eine Fassade nutzen, wenn er das "braucht". Vielleicht ist es in einer Nachricht einfacher, aber in vielen Fällen ist ein Kontakt nach einer frischen Trennung für beide Seiten unangenehm. Für den Verlasser sicher mit weniger Verzweiflung verbunden, aber "normal" wird er im Real-Kontakt auch nicht sein, sondern irgendwie um eine Fassade und Kontrolle bemüht, ist die Situation eben in aller Regel spannungsgeladen und für beide Seiten seltsam. Da könnte es möglicherweise sogar sein, dass ein Verlasser in der Realsituation sich kontrollierter gibt, als er es vielleicht in einer Textnachricht täte.
Andere Verlasser können vielleicht auch authentisch ganz "cool" sein, weil sie gar nicht mehr leiden und auch die Situation nicht mehr als unangenehm empfinden. Diese werden dann weder in dem einen, noch in dem anderen Kontakt eine Fassade suchen.
Und damit zu dem Gehalt von Nachrichten. Ich finde es eigentlich augenscheinlich, dass man Textnachrichten sehr viele Informationen entnehmen kann, wenn man zwischen den Zeilen liest bzw. oft muss man das kaum. Wenn jemand z.B. schreibt "ich vermisse Dich" oder "ich muss oft an Dich denken", zeigt es doch zumindest eine Richtung an - dass da jemand noch nicht völlig abgeschlossen hat, dass da noch Emotionen sind, auf die man aufbauen kann. Das würde ein Verlasser vielleicht, wie oben beschrieben, im Realkontakt gar nicht zu sagen wagen.
Andersherum, wenn ein Verlasser auf freundliche Nachrichten ebenso höflich, aber distanziert antwortet, spricht vieles dafür, dass er eben an einer Stelle steht, wo man gerade schlecht auf etwas aufbauen könnte.
Und wie gesagt, Fassaden und Fehlinterpretationen sind in allen Kontaktmodalitäten möglich - mit jeweiligen Vor- und Nachteilen.
Vendetta schrieb:
Wäre hierbei das Mittel eines Anrufes nicht platzierter?
Anhand der Stimme, der Abweisung und der Direktheit wird der Empfänger die Information tiefer aufnehmen als bei einer Textnachricht.
Wenn der Verlassene noch gar nicht so weit ist, kann ihn das beim Anruf doch erst Recht verraten. Ihm wird es ja viel schwerer fallen, im Realkontakt eine Fassade aufzubauen, als dem Verlasser.
So könnte seine Stimme zittern, er mit den Tränen ringen - dann nimmt der Verlasser auf: ah, okay, sie/er ist noch lang nicht über mich hinweg, wenn ich weiter Kontakt wollte, müsste ich vielleicht nur ein klein wenig manipulieren....
Und warum soll eine Textnachricht nicht nachhaltig genug sein? Dass das geschriebene Wort Wirkung hat, ist doch klar - so gäbe es nicht weltweit etliche Romane, Schriftwerke, die Menschen fesseln. Manchmal sind es einzelne Sätze, die tief berühren und bewegen. Das geschrieben Wort hat Macht!
Und ganz nebenbei kann der Verlasser es sich immer wieder vor Augen führen...
Vendetta schrieb:
Du musst dabei differenzieren, dass ein Krebspatient an starken Schmerzen leidet, die nicht seelischer Natur sind.
Natürlich kann ein Krebskranker Mensch bei einer Diagnose in Depressionen fallen, besonders wenn ihm keine Hoffnung gegeben wird.
Den Tod vor Augen, der Körper geschunden durch Schmerz und Medikamente ist beweitem weniger hoffnungsvoll als der Gedanke jemand neuen zu lieben.
Es geht Wolfgang in diesem Beispiel darum, dass Hoffnung eine Art "Medikament" ist, um Menschen in fraglich aussichtslosen Situationen vorrübergehend zu helfen, die seelischen Schmerzen zu ertragen. Ob daneben auch körperliche Schmerzen bestehen ist für dieses Beispiel nicht ausschlaggebend.
Wie eine Gehhilfe für jemanden, der das Laufen erst wieder lernen muss und dadurch mitgetragen wird. Oder wie bei einem Substanzentzug. Auch hier ist zum Glück ein "kalter" Entzug in Deutschland nicht lege artis, sondern Menschen bekommen ein Substitut, also eine Art Ersatzmittel, das langsam runterdosiert wird.
Ebenso ist Hoffnung für den Liebeskummerkranken ein Hilfsmittel in der Zeit, bis er aus dem Gröbsten raus ist, er sich auch beginnt, vom Verlasser ein Stück weit zu entwöhnen.
Vendetta schrieb:
Hier hast du Recht liebe Banane.
Genauso kann der fehlende Faktor der übrigen Empfangsinformationen dazu führen, dass die Sicherheit des Verlassers wieder anstiegt, aufgrund einer falschen Interpretationsaufnahme.
Selbstbewusstsein und Unabhängigkeit gehen in diesem Informationsfluss mitunter durch und kommen beim Gespärchspartner nicht an.
Auch hier würde ich wieder sagen: auch ein geschriebenes Wort hat Macht und eine Menge Aussagekraft. Zumal, wenn der Verlassene nur schreibt bzw. antwortet, sucht er doch offensichtlich weniger den Kontakt als wenn er anruft. Das allein steht doch auch für Unabhängigkeit.