Liebe Schnewittchen,
nun habe ich endlich ein wenig Zeit, dir ausführlicher auf deine Beiträge zu antworten.
Es wäre anders, wenn du damit kein Problem hättest, ihr eine offene Beziehung hättet usw.
Aber einem Partner einen solchen Vertrauensbruch so schnell mit Sex zu verzeihen, AUFGRUND von Ängsten - das find ich nicht gut für deine innere Entwicklung.
Grenzen in sich spüren, wo sind sie meine Grenzen, was kann ich EHRLICH sofort verzeihen, was würde ich nur verzeihen und mich verkaufen, nur um ihn zu halten? Ist es der Mangel der dich zu einer Aktion führt oder ist es die Freude, die Lust, der Spaß wenn man mit sich im Reinen ist?
Zum Wort und Thema Verlustangst: Es wird inzwischen so inflationär in nahezu jedem Strang verwendet, ich mag es manchmal gar nicht mehr lesen, es ist für mich zu einem Unwort geworden.
Leider glaube ich, dass die Verlustangst bei mir tatsächlich neurotisch ist, weil sie andere gesunde Gefühle (wie du sagtest: z.B. Wut oder das Bedürfnis nach Abgrenzung oder Selbstschutz) vollkommen unter sich begräbt.
Eine Person in einem Forum schrieb mal: "Mein aktueller Partner ist eine Projektion meines Vaters." Ich mag meine Eltern sehr und bin mir nicht sicher, wo meine so heftigen Emotionen herrühren, aber genau so, wie die Betroffene es beschrieben hat, fühlt es sich an: Man ist wieder Kind und braucht den anderen zum Überleben.
Ich bin Erwachsen, aber in diesem Punkt wird wohl noch ein ganz altes Muster aktiviert, das ich bisher noch nicht durch gesündere alternative Gedanken austauschen konnte.
Genau deshalb finde ich eine Therapie für mich absolut notwendig. Ich möchte mir mein Leben auf Dauer natürlich nicht von der Angst diktieren lassen.
Jemanden loszulassen und diese Gefühle auszuhalten, wäre sicherlich eine wichtige Lernaufgabe für mich. Aber ich habe das Gefühl, ich bin dieser Sache noch nicht ganz gewachsen.
Ich gehe schon kleine Schritte, indem ich ihm nun nicht hinterherlaufe, aber das kostet mich unendlich viel Kraft.
Ich hatte schon einige destruktive Beziehungen bzw. beziehungsähnliche Geschichten, aber obwohl wir durchaus unsere Baustellen hatten, habe ich diese Beziehung bislang eigentlich als stabil angesehen. Tja Pustekuchen... Dennoch habe ich den Eindruck, dass es sich lohnen würde, daran "festzuhalten".
Du hattest auch was zum Thema "Offene Beziehung" geschrieben. Trotz meiner Ängste bin ich dieser Form der Beziehung gegenüber nicht vollkommen verschlossen und das wusste er auch. Dennoch haben wir uns nie dazu geeinigt, weshalb er meine Offenheit für dieses Thema natürlich nicht als Freifahrtschein betrachten kann.
Den Gedanken, dass er der anderen Frau körperlich nahe war, finde ich auch gar nicht so schlimm, es ist vielmehr der Vertrauensbruch, der mir zu schaffen macht. Beziehungsweise... am meisten ist es glaube ich wirklich die Angst, dass das der Anfang vom Ende war und er dadurch vor mir geflüchtet ist.
Allerdings weiß ich jetzt nicht, welches Sätzchen zum Sex du meinst? Ich hoffe nicht, das Sätzchen, was ich oben zitiert habe? Das würde viel zu entschuldigend klingen. Du BRAUCHST dich nicht zu entschuldigen!
Ich meinte das Sätzchen mit dem Gebüsch beim Wandern.
Dass ich das einfach mal fallen lasse, wenn wir darüber reden. Und ja, ich muss mich nicht direkt entschuldigen, aber sollten wir mal darüber sprechen, wie es dazu kommen konnte, dann wäre es doch nur fair, wenn auch ich sagen würde: "Du, ich kann verstehen, dass dir etwas gefehlt hat und daran müssen wir
gemeinsam arbeiten." Oder? Aber ja... vermutlich erst, wenn er einige Schritte auf mich zugegangen ist.
Du hast jetzt so gehandelt, dass es im Grunde nahtlos weiter geht mit euch - und deshalb ist das jetzt auch schwieriger. An deiner Stelle würde ich jetzt eben hinter ihm bleiben. Du kannst ja antworten was du gemacht hast, aber eben nicht mehr Invest bringen als er.
Ja, das habe ich versucht. Ich habe ihm geantwortet, aber eher knapp und sehr zeitverzögert. Ich hab noch ein "Und du?" beigefügt, ich hoffe, das war nicht zu viel?
Bisher hat er noch nicht wieder geantwortet.
Edit/PS: Vielleicht kann dir Wolfgang da mit konkreten Tipps besser weiterhelfen, wie du jetzt genau vorgehst. Für mich ist das hier intuitiv verdreht und ich finde die Situation schwierig - zum großen Bereuen wirst ihn jetzt nicht mehr motivieren können, da du von Anfang an (also damit meine ich gleich nach seinem Geständnis) sehr zugewandt (sexuell) reagiert hast, keine Konsequenz hast walten lassen und damit die Situation jetzt verwässert ist. Das jetzt so hinzubekommen, wie du das möchtest, halte ich für wirklich schwer.
Da schließt sich meine Frage an, was GENAU du jetzt von ihm erwartest, bzw. wie es genau für dich weitergehen kann, was du dir eigentlich von ihm erhoffst?
Puh, es tut unglaublich weh, das zu lesen.
Aber ja... in dem Moment konnte ich sehr schlecht gegen meine Gefühle ankämpfen. Auch dafür mache ich mir Vorwürfe, aber ich sage mir immer wieder, dass ich Vergangenes nicht ändern kann.
Was ich mir von ihm wünsche? Dass er mir deutlich schreibt, dass er die Beziehung noch möchte und es ihm Leid tut. Gesagt hat er das schon, aber ich möchte sehen, dass es ihm wirklich viel bedeutet. Dass er mich fragt, was er nun tun kann um mich besser fühlen zu lassen. Dass er mir einfach das Gefühl gibt, sich zu bemühen und so bald wie möglich hier her fährt, um mich zu sehen und die Sache mit mir zu verarbeiten. Solche Dinge...
Über weitere Tipps von Wolfgang würde ich mich natürlich sehr freuen.
Aber er sieht die ganze Situation ja ein wenig anders...