Ja, Chaos und Gelsenkirchener Barock pur.
. Und sehr beengt. Mir tat die erste Frau leid, was waren das denn bitte für Beziehungsmomentaufnahmen nach 4 Jahren als sie dann Hausmütterchen und Mama war
und ihr Mann abends oft imner nur noch weg musste ohne genaueres peis zu geben.
Ich habe die ganze Doku so wahrgenommen, dass es eigentlich eine Persönlichkeitsstudie der drei vorgestellten Frauen war - natürlich eingebettet in den gesellschaftlichen Kontext. Das ist ja auch das, was daran berührt und nachdenklich macht - denn ich glaube schon, dass es in einem gewissen Maß repräsentativ ist.
Das Milieu und was die Menschen, hier Frauen, für Wege sehen daraus zu entkommen und doch in genau diesen Strukturen fest sitzen bleiben.
Passend dazu waren ja die immer eingespielten Fernsehsendungen/Ansprachen Putins usw.
Was ich mich gefragt habe, ist, was denn das Fernsehteam den Frauen wohl erzählt hat, wozu die Doku dient. Im dritten Fall hatte ich den Eindruck, die Dame hatte vermutlich den Glauben, auch über diesen Film irgendwie 'entdeckt' zu werden - und ich fand daher auch diese ganze Doku moralisch fraglich, weil vorführend.
die erste Frau, lebte ja schließlich genau das Leben, aus dem sie vorher ausbrechen wollte- Ihre Wohnung war das exakte gammelige Chaos wie bei ihrer Mutter, sie war praktisch alleinerziehend mit Tochter (wie ihre Mutter), sie war nun eine allein gelassene unzufriedene EF, wie vorher die EF, der sie den Mann ausgespannt hat.
Alles, weil sie krampfhaft erreichen wollte, eine Familie zu haben und dabei ihre Chance nur darin sah, diesen Weg der 'Schule der Verführung' zu gehen und sich auf den AM fixiert hat, in dem sie ihren Retter sah (ein Bild, das durch die Schule, das Gedankengut propagiert wurde). Sie war nicht in der Lage , das zu hinterfragen.
Die zweite Frau passte für mich erst nicht ganz ins Bild, was sie in der Schule überhaupt wollte ? Sie lebte ein für sie fremdes Leben, wirkte hölzern, materiell ging es ihr gut, die Wohnung war schön, liebte ihren Mann nicht, arbeitete mit ihm in dem Dessousladen, der wohl ihm gehörte, saß immer bei der Psychologin (oder Coach), trennte sich schließlich , während sie ihr Leben weiter vom Mann finanzieren ließ. In ihr schien einfach nur eine große Leere zu herrschen. Kein Selbst - und darin passte sie dann wieder ins Bild.
die dritte Frau , eher ein junges Mädchen, hat mich doch am meisten berührt. Wobei sie natürlich den Männern hier wie das größte berechnende Luder vorgekommen sein wird, klar. Man kann sich auch nur an den Kopf fassen, wie sie da einen hysterischen künstlichen Zusammenbruch wegen des Kleides hatte, und der Typ kauft das dann auch noch. Er war ihr vollkommen hörig und konnte keine einzige Grenze setzen .
Nur, für mich,hatte sie die wirklich schlechtesten Startbedingungen. von den Eltern ungeliebt, es gab wohl Gewalt und Alkoholsucht, lebte sie dann bei der Großmutter, die schon fast ein Pflegefall war, in der abgegammelten Wohnung. Dazu war sie noch alleinerziehend mit kleinem Sohn, weil ihr erster Mann eine Abtreibung wollte und sie dann hatte sitzen lassen, weil sie nicht abgetrieben hat.
Aus ihrer Wahrnehmung und aus dem Konetxt heraus, in dem sie lebte, war ihre einzige Chance ihr schönes Aussehen und darüber einen reichen Mann zu finden. Darin war sie dann sehr zielstrebig und auch 'kalt', indem sie diesem Ziel ihre eigenen Gefühle und die der Männer untergeordnet hat
Ich glaube, diese Frau hätte auch andere Ziele ehrgeizig verfolgen können, die nicht so gefühlsverweigernd und niederträchtig gewesen wären - hätte sie die Chance dazu gehabt und gesehen. Sie wirkte auf mich hinter ihrer Fassade emotionaler und intelligenter als die anderen beiden. Leider ist sie diesen destruktiven Weg gegangen, der in einer Groteske endete. Ihr Sohn hat das ja ganz gut beschrieben dann ' Es war einmal ein Mädchen, das elegant sein wollte, aber die Natur ließ es nicht zu ' ( als sie da dekorativ in den Wellen liegen wollte. )
Aber, sie hat es ja auf ihre Weise immerhin geschafft, eben diesem Sohn einen größeren Horizont als das Milieu ihrer Familie, dieses Leben in der Wohnung seiner Uroma, zu bieten. Er wirkte aufgeweckt und spielt Klavier, nicht wie ein verwahrlostes Kind - und frei, seine ehrlichen Gedanken zu kommunizieren.
Naja, das sind die Eindrücke, die die Doku bei mir hinterlassen hat - mich hat das schon beschäftigt, nicht die 'Verführung', sondern die Strukturen, in denen sich die gezeigten Menschen bewegten (auch die Männer), das gesellschaftliche Bild - und eben auch der 'Voyeurismus' der Filmteams, also eher die 'Vorführung'.