-Also, ich kürze den Teil über die Beziehung mal ab:
Waren 3 1/2 Jahre zusammen, er Sarde, ich Deutsche in Italien. Haben bis zur Trennung in einer mittelitalienischen Stadt zusammengewohnt, mit Hund. Eine sehr symbiotische Beziehung, bei allen galten wir als als Traumpaar. Es gab Auf und Abs, ein grosses Problem sind seit 1 1/2 Jahren seine Depressionen, die sehr die Beziehung beeinträchtigten. Er hat (beim Streiten) leicht narzistische Züge und gibt gern mal mir die Schuld an allem (über seine tollen Seiten kann man oben nachlesen). Es gab im September einzelne Streitereien, Thema wie Heiraten. Und nun der Rest:
Mitte November meldete er dann plötzlich Zweifel an, ob wir noch „kompatibel“ seien. Er warf mir an den Kopf, ich wolle keine Kinder haben, wir wären kulturell zu unterschiedlich, er könne sich da nicht auf mich verlassen, der Sex sei langweilig, ich sei so hart und unflexibel im Leben usw. Ich verstand die Welt nicht mehr. Am Abend sagte ich ihm richtig die Meinung (ich werde nie wütend, es war eines der ersten Male) und er machte sofort einen Rückzieher. Er nahm mich in die Arme, wir sollten nichts überstürzen, er wolle doch auch, dass alles besser wäre. Es ging dann etwa 2 Wochen auch wirklich besser, der Sex wurde besser (er bezeichnete ihn, als er sich dann von mir trennte als „wunderschön“, aber das wäre ja nur, weil mir gemerkt hätten, dass es vorbei war), wir hatten wieder sehr nahe Momente. Ich gab mir Mühe, kam auf ihn zu. Dann bekam ich eine Absage nach einem Vorstellungsgespräch, was mich sehr bedrückt machte. Er war anfangs noch lieb und verständnisvoll, doch am gleichen Tag wurde er kalt und unnahbar. Er vermied es Zeit mit mir zu verbringen, machte seltsame sarkastische Aussagen über sich selbst (er hasse sich selbst ecc.), war abweisend oder betont vorsichtig. Einen Abends kam er betrunken um 3 Uhr nachts nach Hause (was er nie getan hatte), den nächsten Abend wieder spät. Und den Abend danach trennte er sich von mir. Er habe nachgedacht, er sähe keine Zukunft mehr. Wir seien zu verschieden. Er würde sich lieber jetzt trennen, als dass wir uns irgendwann hassen und dann nicht befreundet bleiben könnten. Er habe mich sehr lieb, doch empfinde er nicht mehr soviel Liebe – es sei furchtbar, das merken zu müssen. Er fing dann fast an zu weinen, fragte was ich davon halte, ich sei ja so gefasst. Doch kaum begann ich, meine Meinung zu äußern, bekam er einen Wutanfall und warf mir erneut die schlimmsten Dinge an den Kopf. Ich würde mich ja nie in Frage stellen. Ich hätte ihn nie bei seinen Depressionen unterstützt, ihn nicht genug umarmt, ich wäre frigide und anaffektiv. Seine Depressionen kämen von meiner anaffektiven Haltung ihm gegenüber. Ich war tränenüberströmt, konnte kaum noch etwas erwidern.
Er stürmte dann aus dem Haus, um mit dem Hund zu gehen, ich ging duschen. Er brachte den Hund zurück und ging sofort wieder weg, um sich bei seinen Freundinnen auszuheulen.
Ich nahm instinktiv meine Koffer, liess mich von einer Freundin abholen und verliess das Haus, ohne eine Nachricht zu hinterlassen. Ich kam erst am folgenden Nachmittag zurück, um einige Sachen zu holen. Er war aggressiv, fragte mich, wo ich denn gewesen sei. Als er mich mit den Koffern sah, kam er in den Flur und wurde wieder sentimentaler. Er wisse nicht, was er sagen solle, es tue ihm leid, dass es so zu Ende geht. Dann unter Tränen, er könne es selbst noch gar nicht wissen. Ob ich den wirklich einen Ausweg gesehen hätte? Warum ich denn dann nichts getan hätte, um es aufzuhalten. Ich antwortete auf alles mit der Antwort, dass alles die Liebe und das Vertrauen von Beiden brauche, was nicht mehr da sei. Er bejahte das. Wir verabschiedeten uns mit einer langen Umarmung. Er war am Boden zerstört, küsste mir den Kopf, er werde mich immer lieb haben und ähnliches. Dann bin ich gegangen. Ich buchte einen Zug, um zu meinem Onkel und meiner Tante nach Frankreich zu flüchten. Wir verabredeten uns am Tag vorher – ich brauchte noch einige Sachen aus der Wohnung, um uns endgültig zu verabschieden. Er war liebevoll, machte das Mittagessen für Beide, doch war noch immer überzeugt, es sei die richtige Entscheidung. Er hoffe, am Wochenende würde ihn jemand besuchen, damit er nicht so allein sein müsse. Ich meinte, er hätte doch nie Probleme mit dem Alleinsein gehabt, worauf er meinte:“Ja, aber solange du da warst.“ Er werde zudem versuchen, nicht zuzunehmen, obwohl ihm das ja so schwer falle. Er meinte, für ein paar Wochen sollten wir uns überhaupt nicht hören, dann versuchen, uns freundschaftlich zu hören und darüber zu sprechen, wie wir das mit der Wohnung machen sollen.
So bin ich gegangen. Bis Ende des Jahres, also über 3 Wochen versuchte weder ich ihn zu kontaktieren, noch er mich. Die ersten Tage hatte er kaum den Mut, jemanden über die Trennung zu informieren. Nach und nach erfuhr unser Umfeld davon, dass das Traumpaar, als das uns alle sahen, sich getrennt hatte. Das er sich getrennt hatte. Die Schockwellen waren riesig. Ihm schlägt von praktisch allen Freunden Unverständnis entgegen. Ob er sich das denn gut überlegt habe? Ob er sich sicher sei? So eine wie sie verlassen, bist du noch bei Trost? Was für ein Idiot, das wird der bald bereuen. Nach und nach erreichten mich in Frankreich Nachrichten der Solidarietät sämtlicher seiner Journalisten-Kollegen und unserer Freunde – alle waren auf meiner Seite. Das könne doch alles gar nicht wahr sein, was der sich eigentlich denke. (Ja, ich habe nur 2 enge Freundinnen und meine Familie kontaktiert, alle anderen kamen spontan auf mich zu). Die Meinung des gesamten Umfeldes: Der hat doch den Verstand verloren, der ist nicht mehr ganz dicht. Seine eigene Schwester zeigte sich eher mit mir solidarisch als mit ihm. Zu mir und dem gesamten Freundeskreis in Sardinien sagte sie: „Ich hoffe nur, dass der wieder zu Verstand kommt und seine Meinung ändert.“ Sein Freund aus Kindheitstagen (seit Jahren mit seiner Schwester zusammen), sagte mir am Telefon: „Der hat es nicht verdient, dass es dir so schlecht geht. Er hat dich nicht verdient.“ Von einem seiner besten Freunde wurde mir die Nachricht übermittelt, er sei genervt vom ständigen Selbstmitleids meines Ex (dass auch allen anderen Kollegen auffiel), man habe keine Lust mehr, ihm gross beizustehen, er höre ja sowieso nicht auf den Rat, den man ihm gebe. Seine Mutter rief mich an und meinte, er sei verwirrt, es ginge ihm schlecht, er sei unter der Last zusammengebrochen, das habe doch alles nichts mit mir zu tun.
Ich wurde von den gemeinsamen Freunden in Italien bestens über alles informiert, während ich im fernen Frankreich (später bei meinen Eltern in Deutschland) meinen Kummer ausweinte. Auffallend ist, dass er bei allen, die ihn über die Gründe ausfragten, nicht ins Detail ging. Er weiss wohl, dass seine Begründungen keinen Sinn haben. Er redet bei allen von Problemen, die wir schon so lange gehabt hätten, er könne nicht mehr, er glaube nicht mehr an eine Zukunft. Seine Masche, ich sei daran schuld, zieht jedoch bei keinem, in Augen aller Freunde gilt er nun als der Unreife, der „einen Schatz gefunden hatte, und ihn verspielt hat“ (O-Ton einer gemeinsamen Freundin). Wenn jemand nachbohrt, igelt er sich ein. Oder will er sich dadurch ein toller Typ fühlen, dass er es sogar fertigbringt, so eine wie mich zu verlassen? Weihnachten und Sylvester hat er mutterseelenallein verbracht, nur an Neujahr hat er eine Freundin in Rom besucht.
Am 1. Januar schickte ich ihm mutig eine Audio-Nachricht, ich stehe bereit um über die Wohnung zu reden, wann er wolle, könne man telefonieren. Wir würden das schon auf die beste Art und in Freundschaft regeln. Meine Stimme zitterte leider etwas. Antwort: „Gib mir noch ein paar Tage, ich bin noch nicht sehr bereit.“ Ok. 3 Tage später übermittelte er mir eine Nachricht von jemanden, der an ihn für mich geschrieben hatte. Dann schrieb er noch: „Nicht mehr lange und wir reden auch über den Rest, versprochen.“ Ich antwortete erst in Bezug auf die übermittelte Nachricht, dann: „Was den Rest betrifft, keine Sorge. Ich die Erste, die sich nicht bereit fühlt (und ich fürchte, ich werde es nie sein), aber wenn es so sein soll, kannst du auf mich zählen, dass wir alles auf die beste Art regeln können.“
Das ist nun eine Woche her. Er findet nicht den Mut. Ich habe von unserer Mitbewohnerin erfahren (8. Januar), dass er schon an Weihnachten mit dem Vermieter gesprochen hatte, und eigentlich alles geregelt ist. Unser Doppelzimmer wird ein Einzelzimmer, für das er weniger zahlt. Ohne mir ein Wort zu sagen. Wo immer noch meine Sachen sind, wo er in meinem (!) Bett, in meiner Bettwäsche, neben meinem Kissen schläft. Dass es ihm so schlecht gehe (8. Januar), dass er sich kaum auf den Füssen halten könne, dass er nicht den Mut fände, mit mir zu reden, weswegen er sich so furchtbar fühlen würde. Dabei geht es doch um Formalitäten, es geht doch nur um die Wohnung! Einer anderen Freundin hat er nach Weihnachten anvertraut, er habe Angst davor, mich zu hören. Angst, dass er seine Meinung ändern könnte. Aber das wäre ja falsch, er sei sicher, dass wir keine Zukunft hätten, auch wenn ich ihm so furchtbar fehlen würde.
Nun, die Frage an euch alle? Was soll sein Verhalten? Was soll ich, der es inzwischen etwas besser geht, tun, um ihn wiederzubekommen? An das Herz appellieren (KS und Stärke zeigen) oder an den Kopf, mit einem gefühlvollen und überlegten Brief? Und wer von uns ist hier überhaupt der Dominante? Das scheint ja eigentlich er, aber er benimmt sich gerade gar nicht so. Ist es gut, dass ihn eventuell bald seine Schwester besucht uns ins Gewissen redet? Sollte man ihn zur Therapie überreden? Hoffentlich kann ich bald mit Wolfgang reden, bis dahin freue ich mich über jeden Ratschlag!