Wie soll es weitergehen?

Lena349

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Hallo,
Ich bin neu hier & benötige etwas Hilfe, da mein Ex mich vor 1.5 Monaten verlassen hat.
Wir waren 4.5 Jahre zusammen, zwischenzeitlich aber ein Jahr getrennt. Bei der ersten Trennung ist ihm das 1. Mal bewusst geworden, dass er unter Bindungsängsten leidet. Er hat angefangen an sich zu arbeiten, zu reflektieren und wir sind wieder zusammengekommen.
Insbesondere die 2. Beziehung war unfassbar toll, wir sind uns sehr ähnlich, haben gleiche Hobbys, Interessen, Werte. Und er konnte sich emotional auch viel intensiver darauf einlassen. Aber es kamen irgendwann auch wieder die Ängste. Bei der Trennung sagte er, er hätte keine romantischen Gefühle für mich, nur Freundschaft (glaube ich nicht).

Wir hatten dann 4 Wochen nach der Trennung keinen Kontakt, bis er sich meldete. Ich schlug ein Treffen vor & dieses war sehr schön & emotional. Er war wieder der „alte“. Er sagte ich bin die perfekte Frau für ihn & dass er nicht glaubt, dass es für jemand besseren gibt als mich. Er würde oft an unsere gemeinsame Zeit denken, was wir alles erlebt haben. Wir sagten beide, dass unsere Verbindung so besonders ist, dass wir es beide (Mitte 30) so noch nie erlebt haben. Und er öffnete sich wieder emotional, wir konnten über seine Ängste sprechen. Sprachen auch konkret über uns. Er sagt, dass seitdem die Beziehung vorbei ist, er wieder freier Denken kann, weil der Druck der Beziehung vorbei ist (wir haben uns nie gestritten, den Druck hat er sich selbst gemacht) Und sich daher gerade nicht vorstellen kann, wieder zurück in die Beziehung zu gehen. Auf der anderen Seite kann er sich auch nicht vorstellen, mich zu verlieren und hat davor totale Angst.
Wir sind dann „ohne Ergebnis“ auseinander.

Ich habe es dann jetzt erstmal ruhen lassen, auch um uns beiden etwas Zeit und Raum zu lassen. Nach 2 Wochen hat er sich telefonisch gemeldet. Hat erzählt, was es neues gibt und wir haben normal gequatscht. Er hat erzählt, dass er sich immer noch befreiter fühlt, aber oft an mich und die schönen Erlebnisse denkt oder wie schön es wäre, wenn ich an manchen Erlebnissen dabei wäre. Spannend fand ich, dass ihm rausgerutscht ist, dass er seinen Freunden erzählt hat, dass er glaube ich sei seine Seelenverwandte. Im Telefonat war er aber dennoch nicht so emotional offen wie im persönlichen Gespräch, das habe ich angesprochen & gesagt, dass ich das Gefühl habe, er würde seine Emotionen wieder unterdrücken, sich ablenken und wäre nicht so offen und verletzlich wie beim persönliche Gespräch (was ja auch per Telefon ok ist). Wir sind dann so verlieben, erstmal keinen Kontakt zu haben, bis wir uns im nächsten Monat persönlich sehen können.

Und irgendwie geht das alles so zäh und langsam… und macht mich traurig.
 

Mod Luke

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Hallo Lena349,

diesen Begrüßungstext schreiben wir allen neuen Mitgliedern.

Herzlich willkommen im Beziehungskummer Forum.

Um einen möglichst reibungslosen Start für dich zu gewährleisten, verschaffe dir bitte zuerst eine Orientierung und lies dich in grundsätzliche Texte von Wolfgang, dem Forenbetreiber, ein, auf dessen Gedanken und Erkenntnissen die Beratung hier im Forum basiert: Dazu gehört der Mann-Frau-Konflikt, der Text über die Kristallisation und alle anderen Texte auf Wolfgangs Startseite. Als Starthilfe für dich als Neuling, dient dieser Link.

Beachte bitte zudem: Ein Forum ist kein Selbstbedienungsladen sondern eine Selbsthilfegruppe. Wenn Du ausreichend Feedback von den anderen willst, musst Du Dich auch in anderen Strängen an der Diskussion beteiligen.

Kommunikation zwischen dir und dem Ex oder OdB (= Objekt der Begierde) stelle bitte in Fettschrift ein; deine Berater können sich so schneller orientieren und somit effektiver bei einem Antworttext helfen.

Bei einem Ex-Back bietet sich in der Regel zuerst eine KS (Kontaktsperre ) an - das heißt, keine Kontaktaufnahme geht von dir aus. Die KS ist unter anderem für dich selbst da, um zur Ruhe zu kommen, Selbstvertrauen aufzubauen, zu reflektieren und evtl Baustellen anzugehen - gleichzeitig dient sie als strategisches Element. Mache Sport, geh mit Freunden aus, lasse alte Bekanntschaften /Freunde wieder aufleben, pflege deine Hobbys wieder richtig oder lass alte Hobbys wieder aufleben.

Denn es ist einerseits verständlich, wenn du dich in deinem Kummer intensiv mit deiner Liebesgeschichte beschäftigst. Jedoch löst diese intensive und oft sorgenvolle Beschäftigung mit deinem OdB dein Problem nicht automatisch. Deshalb ist es sehr wichtig, dass du dich darüber hinaus ablenkst und unbedingt zu einem großen Teil den Fokus auf dein Wohlgefühl (unabhängig von deiner Liebesgeschichte) richtest. Hierzu eignet sich folgender Strang:
"Aktives 'Warten' - die Positivspirale".

Bitte achte darauf, dass du die Kommunikation deines Ex-Partners stehen lässt und nicht sofort editierst - denn dann hätte keiner was davon: Weder deine Berater im Strang können sich schnell orientieren, noch haben Mitleser die Gelegenheit, etwas zu lernen.

Und noch was: Bitte lege Dir einen Avatar zu, so dass du ein "Gesicht" für uns bekommst.

Für Deine Beziehungsgeschichte wünschen wir Dir viel Glück!

Viele Grüße,
Luke aus dem Team.

Ps.: Für alle die ein Ex back anstreben ist Wolfgang's E-book ein "Muß".
 

JanS

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Hi Lena!

Also aus strategischer Sicht würde ich sagen, du solltest einen Abstand dergestalt einhalten, dass du nicht verfügbar bist. Das bedeutet, du stehst nicht ständig zur Verfügung, damit er sich bei dir wiederholt die Bestätigung seiner Trennungsgründe abholen kann, indem er sie dir erzählt, du das annimmst und damit validierst. Taktisch musst du eine Situation herstellen, in der er sich deiner nicht länger gewiss sein kann. Das fängt damit an, dass er nicht weiß, was in dir drin los ist und auch nicht weiß, was in deinem Leben sonst so los ist und spürt, wie es sich anfühlt, jemaden zu verlieren. Ansonsten richtet sich der Kerl in seinem Unvermögen Nähe zuzulassen und Distanzbedürfnisse nicht mit Erstickungsgefahr gleich zu setzen, ein. Und du verhungerst Stück für Stück wegen der emotionalen Gefängniskost, auf die er dich setzt. Gesagtes und Verhalten passen bei ihm nicht zusammen. Da stinkt doch was.
Ich persönlich würde ihn nicht daraus hinweisen, dass er möglicherweise eine Bindungsstörung hat. Niemand fühlt sich gerne ertappt vom Partner, weil Respekt wirklich ein entscheidender Faktor im Punkt Anziehung ist, aber vielleicht hat da wer ne Meinung dazu.
 

JanS

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Ach so sorry. Das hat er ja schon erkannt und begonnen daran zu arbeiten...Hmmm...Okay, aber ich bleibe bei dem geschriebenen und frage mich gleichzeitig, warum ihr nie gestritten habt. Jeder streitet doch mal. Bist du so nett?
 
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Lena349

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Ach so sorry. Das hat er ja schon erkannt und begonnen daran zu arbeiten...Hmmm...Okay, aber ich bleibe bei dem geschriebenen und frage mich gleichzeitig, warum ihr nie gestritten habt. Jeder streitet doch mal. Bist du so nett?
Danke für deine Antwort.
Warum wir uns nie gestritten haben führe ich auf zwei Gründe zurück:
- er hat ziemliche Probleme seine Bedürfnisse zu erkennen und dann dafür einzustehen, daraus resultiert auch denke ich ein aufgestauchter Frust und denke darauf basierend verliert er die romantischen Gefühle, also deaktiviert
- ich bin grundsätzlich nicht der Streit Typ, wenn mir etwas nicht passt, spreche ich es ruhig und gelassen an, und sage wie ich es mir anders gewünscht hätte. So haben wir halt einfach über Themen gesprochen & es „ruhig“ geklärt.
 

Lena349

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Hi Lena!

Also aus strategischer Sicht würde ich sagen, du solltest einen Abstand dergestalt einhalten, dass du nicht verfügbar bist. Das bedeutet, du stehst nicht ständig zur Verfügung, damit er sich bei dir wiederholt die Bestätigung seiner Trennungsgründe abholen kann, indem er sie dir erzählt, du das annimmst und damit validierst. Taktisch musst du eine Situation herstellen, in der er sich deiner nicht länger gewiss sein kann. Das fängt damit an, dass er nicht weiß, was in dir drin los ist und auch nicht weiß, was in deinem Leben sonst so los ist und spürt, wie es sich anfühlt, jemaden zu verlieren. Ansonsten richtet sich der Kerl in seinem Unvermögen Nähe zuzulassen und Distanzbedürfnisse nicht mit Erstickungsgefahr gleich zu setzen, ein. Und du verhungerst Stück für Stück wegen der emotionalen Gefängniskost, auf die er dich setzt. Gesagtes und Verhalten passen bei ihm nicht zusammen. Da stinkt doch was.
Ich persönlich würde ihn nicht daraus hinweisen, dass er möglicherweise eine Bindungsstörung hat. Niemand fühlt sich gerne ertappt vom Partner, weil Respekt wirklich ein entscheidender Faktor im Punkt Anziehung ist, aber vielleicht hat da wer ne Meinung dazu.
Er ist halt ein eher unsicherer Mensch. Er würde, sollte ich ihn abweisen, mir definitiv nicht hinterherlaufen, das war in der 1. Trennung auch schon so. Ich habe die KS mehrere Monate gehalten, nachdem er nur rumgeiert hat. Und da wir noch alle Sachen beieinander hatten, habe ich mich nach vielen Monaten dann gemeldet, damit wir wenigstens mal unsere Sachen austauschen. Auch als wir wieder zusammengekommen sind, hat das auf vielen Gesprächen basiert.
Also eine harte KS funktioniert bei ihm nicht, er würde dann nicht plötzlich mit
Blumenstrauß vor der Türe stehen & mir seine Liebe gestehen.

Verstehe aber auch deinen Punkt, mit der ständigen Verfügbarkeit. So könnte er sich auch langsam entlieben? Ich habe zumindest im Telefonat und auch Gespräch gesagt, dass ich keinen belanglosen Smalltalk sehe. Ich ihn wenn dann ganz und offen im Gespräch haben möchte. Wo echt Emotionen und Verbindung entsteht.
 

TheWho

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Hey Lena,

danke fürs Teilen. Hab zwei Fragen zu Beginn:

Du schreibst es geht zäh. Was wäre schnell? Und wohin soll es gehen? Wie lautet deine Idealvorstellung?

Und

Was war der Impuls sich vier Wochen nach der Trennung zu melden?
 

Lena349

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Hey Lena,

danke fürs Teilen. Hab zwei Fragen zu Beginn:

Du schreibst es geht zäh. Was wäre schnell? Und wohin soll es gehen? Wie lautet deine Idealvorstellung?

Und

Was war der Impuls sich vier Wochen nach der Trennung zu melden?
Hey, ja gute Frage. Nach dem letzten Gespräch war ich etwas „beflügelt“ weil wir uns emotional sehr nah waren. Ich auch wieder an ihn rangekommen bin. Hier als Info vielleicht, dass er beim Trennungsgespräch komplett geleugnet hat, Bindungsprobleme zu haben, was er beim letzten Treffen aber wieder eingesehen hat und seine verletzliche Art zum Vorschein kam.
Ich hätte mir vom Telefonat erhofft, dass er mehr in seine Gefühle gegangen wäre. Vielleicht mehr Bindung im Bezug auf mich genommen hätte? Und er war die Tage in meiner Stadt, ich frage mich warum er nicht nach einem Treffen gefragt hat und dann lieber 2 Tage später anruft. Idealvorstellung wäre, dass wir wieder zusammen kommen.

Sein Impuls nach der Trennung sich zu melden war angeblich eine Abschiedsnachricht an meine Familie. Bei der ich mir dann überlegen sollte, ob ich sie an sie weiterleite. Er war laut seiner Aussage unsicher, ob ich Kontakt zu ihm möchte oder Abstand brauchte.
 

TheWho

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Hey, ja gute Frage. Nach dem letzten Gespräch war ich etwas „beflügelt“ weil wir uns emotional sehr nah waren. Ich auch wieder an ihn rangekommen bin. Hier als Info vielleicht, dass er beim Trennungsgespräch komplett geleugnet hat, Bindungsprobleme zu haben, was er beim letzten Treffen aber wieder eingesehen hat und seine verletzliche Art zum Vorschein kam.
Ich hätte mir vom Telefonat erhofft, dass er mehr in seine Gefühle gegangen wäre. Vielleicht mehr Bindung im Bezug auf mich genommen hätte? Und er war die Tage in meiner Stadt, ich frage mich warum er nicht nach einem Treffen gefragt hat und dann lieber 2 Tage später anruft. Idealvorstellung wäre, dass wir wieder zusammen kommen.

Sein Impuls nach der Trennung sich zu melden war angeblich eine Abschiedsnachricht an meine Familie. Bei der ich mir dann überlegen sollte, ob ich sie an sie weiterleite. Er war laut seiner Aussage unsicher, ob ich Kontakt zu ihm möchte oder Abstand brauchte.
Okay. Also zu Punkt eins. Hier kannste üben, dich zu bremsen. Ist nämlich schädlich. Diese Höhenluft verträgt er nicht, mit der du das beflügelt losfliegen willst.

Trost dazu: Ihr habt eine Bindung. Sonst wäre da keine Bindungsangst. Vergegenwärtige dir das.

Das Leugnen kriegt nur er bearbeitet. Das muss ihm unangenehm sein und dann einleuchten. Ist aber ne Frage seines Selbstbildes. Also wie er das verknusen kann, anders zu handeln als er (möglicherweise) sein will (nämlich ehrlich). Springender Punkt ist hier: psychodynamisch ist das für Menschen mit Bindungsangst genau einer der Leidenspunkte "Ich wäre gerne z. B. ehrlich/nicht veleugnend. Muss es aber auf der Verhaltensebene sein." sein tieferes Bewusstsein schreitet da voll ein. Hat vielleicht was mit seinem inneren Kind zu tun. Kommt nur er dran. Verrückt ist hier, dass man manchmal was leugnet, weil die Wahrheit sen anderen vertreiben könnte. Nicht mit rein narzistischen Zügen verwechseln. Klar ist es Narzismus, wenn man etwas vorgibt zu sein, was man nicht ist. Aber in diesem Falle, weil er gerne der geliebte/liebende sein will. Nicht um ein taktisches Ziel zu erreichen oder auf rationaler Ebene zu manipulieren.

Er schämt sich oder ist gefangen. Also sehr passiv, weil seine innere Zerissenheit (Widerspruch aus Idealen und Verhalten/Fühlen) einen großen Kraftaufwand ausmacht. Und dabei darf man sich ja auch nichts anmerken lassen, weil es die bestehende Bindung kaputt machen könnte.

Kannst du das "Zusammen kommen" mehr definieren? Das ist sehr vage und letztlich seid ihr "zusammen", weil ihr eine liebende Bindung habt.

Zieh was draus, dass er trotz der Unsicherheit, Überwindung gefunden hat, sich dann trotzdem zu melden. Im Endeffekt bedeutet das für ihn einen winzigen Moment Entspannung. "Okay, ich hab nicht vollkommen verschissen bei einer, mir wichtigen, Bezugsperson."

An der Unsicherheit kann man aber auch diesen inneren Konflikt wieder gut sehen: Da sagt der innere Film "Meld dich nicht, du tust automatisch weh und bringst Unheil, Verwüstung und Leichen links und rechts am Wegesrand!" Die Liebe, die Bindung und deine Anziehung sagt dagegen: "Oh man... Ich brauche sie.".

Nimm von meinem Geseier jetzt alles, was dich bestärkt. Und damit kannst du vielleicht die Kraft sammeln, diese Zerissenheit auszuhalten. In der Konsequenz wirst du Dinge (aufgrund deiner Vorstellung von 'zusammen sein') persönlich nehmen, die er nicht persönlich meint. Weil er seltenst im Außen ist. Sondern die ganze Zeit jonglieren muss.

Ich hoffe, es ist eeeetwas verständlich. Ist nur ne erfahrungsgeleitete Deutung.
 
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Lena349

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Erstmal ein riesiges Dankeschön für deine ausführliche Antwort, die mich ehrlich gesagt direkt sehr zum weinen gebracht hat. Weil ich das Gefühl habe, dass du genau verstehst, was in dieser Dynamik los ist & nicht direkt sagst, was für ein Idiot, schiess ihn ab. Sondern den Menschen im Inneren siehst. Ich fühle mich nämlich etwas auf verlorenem Posten in meinem Umfeld, weil alle sagen, dass ich mir doch einfach jemand anderen suchen soll.
Kannst du das "Zusammen kommen" mehr definieren? Das ist sehr vage und letztlich seid ihr "zusammen", weil ihr eine liebende Bindung habt.
Dass wir wieder eine Beziehung führen. In der auch ich mich vollkommen fallen lassen kann. Ja, die Bindung ist irgendwo da, aber ohne Commitment zueinander.
Das Leugnen kriegt nur er bearbeitet. Das muss ihm unangenehm sein und dann einleuchten. Ist aber ne Frage seines Selbstbildes. Also wie er das verknusen kann, anders zu handeln als er (möglicherweise) sein will (nämlich ehrlich). Springender Punkt ist hier: psychodynamisch ist das für Menschen mit Bindungsangst genau einer der Leidenspunkte "Ich wäre gerne z. B. ehrlich/nicht veleugnend. Muss es aber auf der Verhaltensebene sein." sein tieferes Bewusstsein schreitet da voll ein. Hat vielleicht was mit seinem inneren Kind zu tun. Kommt nur er dran. Verrückt ist hier, dass man manchmal was leugnet, weil die Wahrheit sen anderen vertreiben könnte. Nicht mit rein narzistischen Zügen verwechseln. Klar ist es Narzismus, wenn man etwas vorgibt zu sein, was man nicht ist. Aber in diesem Falle, weil er gerne der geliebte/liebende sein will. Nicht um ein taktisches Ziel zu erreichen oder auf rationaler Ebene zu manipulieren.

Er schämt sich oder ist gefangen. Also sehr passiv, weil seine innere Zerissenheit (Widerspruch aus Idealen und Verhalten/Fühlen) einen großen Kraftaufwand ausmacht. Und dabei darf man sich ja auch nichts anmerken lassen, weil es die bestehende Bindung kaputt machen könnte.
Ja, das ist gerade der springende Punkt. Er leugnet es nicht, aber ich weiß nicht, ob sein Leidensdruck hoch genug ist. Ich glaube das war es auch, was mich im letzten Telefonat so traurig gemacht hat. Er wirkte locker, leicht. Lenkt sich viel ab. Er sagt schon, dass er mich sehr vermisst, aber ich habe das Gefühl, er verdrängt auch viel? Auf der anderen Seite sagte er auch, dass er nun angefangen hat zu meditieren und Tagebuch zu schreiben, um mehr bei sich anzukommen. Aber eine Therapie, welche er vor 2 Jahren schon mal kurzzeitig begonnen hat, hat er nicht wieder angefangen. Und nun ist auch die Unsicherheit weg, er hat mich wieder in seinem Leben, aber zu seinen Bedingungen mit viel Abstand.
Wobei ich beim Telefonat auch klar verdeutlicht habe, dass oberflächliches Gequatsche nicht meins ist & er ja auch direkt ein Treffen vorgeschlagen hat, bei welchem wir uns emotional näher sein können. Aber das ist halt erst in einem Monat möglich.
Was ich im Telefonat noch schön fand: dass er einmal gesagt hat, dass ich ihn jetzt nicht so leicht davonkommen lassen soll, wenn ich ihm eine unangenehme Frage stelle. Hatte ihm angeboten, da nicht weiter drauf eingehen zu müssen, wenn es emotional zu tief ist. Rückblickend betrachtet war das Telefonat eigentlich auch gar nicht oberflächlich. Ich glaube, dass es eher meine Angst war, dass er mich in die Freundschaftsschublade schiebt? Das machte er nämlich früher gerne mit Exfreundinnen.

Wir sind eigentlich so verlieben, dass wir uns dann erst „richtig“ sprechen, wenn wir uns wieder sehen, damit es auf meinen Wunsch hin nicht so oberflächlich ist. Aber irgendwie ist das auch dumm, oder?
 

TheWho

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Triggerwarning: Ich bin selber bindungsängstlich. Führe dir das immer vor Augen, wenn du das hier liest. Ich habe natürlich eine einfühlsame Position gegenüber den 'Tätern'. Ich erläutere nur, wie sich sowas bei mir anfühlt. Mache dir stets bewusst, dass nach gängigen Beziehungsmodellen deine Bedürfnisse wichtiger sind, als seine. Sonst wird man unglücklich. Ich glaube aber, dass Bindungsängstliche auch irgendwie ein Mitspracherecht haben und Beziehung auf Verständigung basiert. Daher biete ich meinen Senf an. Vielleicht wird ja irgendwer schlau draus. Ich möchte nicht, dass die gleichen Fehler passieren, wie bei mir.
Erstmal ein riesiges Dankeschön für deine ausführliche Antwort, die mich ehrlich gesagt direkt sehr zum weinen gebracht hat. Weil ich das Gefühl habe, dass du genau verstehst, was in dieser Dynamik los ist & nicht direkt sagst, was für ein Idiot, schiess ihn ab. Sondern den Menschen im Inneren siehst. Ich fühle mich nämlich etwas auf verlorenem Posten in meinem Umfeld, weil alle sagen, dass ich mir doch einfach jemand anderen suchen soll
Einfach ist nix, wenn man in deiner oder seiner Haut steckt. Ich will das nicht verschlimmern. Also grenze dich auch gut ab. Alle Einfühlsamkeit endet nämlich genau da, wo du zu stark im Außen bist. Also bei ihm. Prinzipiell führst du eine Beziehung zu ihm. Wenn dir Passungen mit dem Umfeld wichtig sind, ist es natürlich schwierig. Und ich will dich nicht zum Weinen bringen!

Aber unterm Strich müssen du und er nicht nur dich und ihn, sondern auch die anderen überzeugen. Ich kann dein Umfeld verstehen: Die sehen dich leiden und haben keinen Zugang zu seiner Sicht. Zumal er sich ja noch nichtmal dir gegenüber geöffnet kriegt. Mach dir bewusst, dass das nie an dir liegt. Es gibt da nicht die richtigen Worte. Versuch das deinem inneren Kind mal ganz nett und so einfühlsam wie möglich zu sagen. Das kann man üben.


Dass wir wieder eine Beziehung führen. In der auch ich mich vollkommen fallen lassen kann. Ja, die Bindung ist irgendwo da, aber ohne Commitment zueinander.
Und wieder umschreibst du es. Eine Beziehung kann auch Regeln folgen. Meist werden diese nicht ausgesprochen. Und dennoch spüren wir, wenn jemand dagegen verstößt. Und da wirds haarig. Weil das Aussprechen ja Erwartungen sind. Und Erwartung bedeutet bei Angst häufig potentielle Enttäuschung. Und Enttäuschung bedeutet möglicherweise Verlust. Und an genau dem Punkt würde ich sagen, kann ein Tagebuch und Meditation nur bedingt etwas bringen. Weil die Krux bei Bindungsangst nicht unbedingt nur das Aushalten ist. Sondern letztlich das tiefe Vertrauen, dass das schon gut gehen wird bzw. das mangelnde Bewusstsein dafür. Denn wenn der Verlust so schmerzen könnte, dass man das niemals überlebt... Dann zögert man. Ist meist eine verkappte Verlustangst, die hinter Bindungsangst steckt.

Er sagt schon, dass er mich sehr vermisst, aber ich habe das Gefühl, er verdrängt auch viel? Auf der anderen Seite sagte er auch, dass er nun angefangen hat zu meditieren und Tagebuch zu schreiben, um mehr bei sich anzukommen. Aber eine Therapie, welche er vor 2 Jahren schon mal kurzzeitig begonnen hat, hat er nicht wieder angefangen.
Es klingt sehr danach, dass er gerade eher lachs unterwegs ist. Also im Grunde sich was holt. Die Frage ist, ob er gerade zu fertig ist, was zu unternehmen oder ob er gerade relaxed, weil es sein perfekter Abstand ist. Auf Dauer wird auch ihn der "perfekte" Abstand ebenso unglücklich machen, glaube ich.

Für Bindungsängstliche ist Vermissen übrigens was tolles. Sie spüren dann ganz klar, was sie wollen. Das übt eine tierische Faszination aus und für einen Moment hat man das Gefühl, dass man genau wisse, was richtig ist: Sie!

Bis dann wieder der Moment eintritt, wo man selbst gefragt ist. Sei es, dass man eigene Erwartungen formuliert oder sich fortan an Absprachen halten muss. Ein Comittement ist da Gift. Es bedeutet nämlich für den Bindungsängstlichen: Potentielle Enttäuschung ahead. Das bedeutet dann Pflicht.

So und jetzt zum eigentlichen Punkt. Vielleicht ist die schonmal aufgefallen, dass bei Methoden und Umgang mit Bindungsangst häufig um Symptome, Verhaltensweisen und auch ein Stück weit Techniken zim Aushakten geht. Da dreht sich häufig alles nur um Linderung auf der Verhaltensebene. Herumdoktorn an Verhaltensweisen. Das ist Gift für eine Beziehung, weil man ja nie Win-Win hat. Da lässt sich nie einer fallen. Oftmals liegen die Verlust- oder Bindungsangst eben ganz tief in früheren Versagenserfahrungen in Bindungen vor deiner Zeit begründet. Da bringt ein Tagebuch für ihn nur Aushalten. Allerhöchstens lindert es Symptome oder zeigt Verläufe von Ängsten. Mal mehr, mal weniger. Es fehlen die Verbindungen zu verloren gegangenem Wissen. Nämlich den Momenten, wo mal für ihn erlebbar war, dass er jemand tollen wie dich eigentlich nicht verdient hat und daher immer Gefahr läuft, sich unglücklich zu machen. Irgendwann hat er das vielleicht mal verinnerlicht.

Die Frage ist also vielleicht: Welche
tiefere seelische Wunde hindert diesen Menschen am Eingehen von Bindungen und verbindlicher Beziehung? Ist es der Selbstwert? Ist es Narzismus? Ist es zu starker Anpassungsdruck?

Was denkst du?

Bei mir ist es zum Beispiel, dass das Unterbewusstsein sagt: Ich bin nicht okay. Ich kann nur enttäuschen.

Mich überzeugt auch niemand vom Gegenteil ;)

Und dann bewertet man jede Erwartung hinsichtlich ihrer Auswirkung, wenn sie enttäuscht wird.
Das ist ein ziemlich tiefer Eingriff, in einen selbst, will man das umprogrammieren.

Bedeutet für dich: Da kommst du nicht heran. Du kannst das entweder akzeptieren oder dir sagen, mal sehen, wie lange es gut geht.

Daher auch immer meine Frage: Was bedeutet Beziehung für dich? Was bedeutet sich fallenlassen? Woher kommt deine Annahme, dass er dir das geben könnte? Was passiert zwischen euch, wenn du ihm diesen Wunsch mitteilst?

Ich glaube, das Ziel mit jemand Bindungsängstlichen könnte lauten: Man kann ihm ein freundliches Bild darlegen, was "glückliche Beziehung" für einen selbst bedeutet. Ganz ohne Deadline. Ganz bewusst als wilde Fantasie und so, dass dabei keiner Angst haben muss. Auch nicht als Bedürfnis. Sondern als verrückten Traum. Und wenn er das schafft, dabei nicht deine Fantasie zu diskreditieren, abzuwerten, zu zaudern... Dann habt ihr einen Weg. Dann kann er möglicherweise in einem laaaaangen Prozess Zutrauen zeigen. Aber das würde ich an deiner Stelle regelmäßig unabgesprochen prüfen, sonst wirds schädlich.

Und da beißt die Maus keinen Faden ab. Je konkreter deine Vorstellung ist, desto schwieriger ist es vermutlich.

Was glaubst du, weswegen er in Therapie war?
Welchen Hintergund denkst du, hat seine (verkappte) Verlustangst?
Als du das vorhin gelesen hast und du dich vielleicht einfühlen konntest, waren das Freudentränen oder sind das Trauertränen, weil du weißt, dass deine Bedürfnisse zu kurz kommen?
Wie oft fühlt er sich missverstanden?
Wie oft verstehst du ihn?
Wann hast du das Gefühl, dass er entspannt ist?
Hat er Ziele?

Abgesehen von diesen Interessensfragen, kannst dich eigentlich zwischen zwei Wegen entscheiden: Sicherheit oder Leidenschaft.

Er ist die pure Leidenschaft. Dieses Hin und Her vergrößert das Begehren wahnsinnig. Dieses Forum ist ein Spiegelbild dessen. Die Sehnsucht ist am größten, wenn die ider Geliebte nicht da ist.

Sicherheit kann er dir aktuell nicht bieten. Dafür ist er selbst in sich möglicherweise zu unsicher.

Und so kann man auch deine Frage am Ende beantworten. Sicherheitstechnisch ist das dumm. Aber es spricht ja für viel Leidenschaft.
 

Venette

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Hallo, willkommen hier, ich lese mal mit, weil es bei mir 1:1 die selbe Situation ist. Bin gespannt, wie es weitergeht.
 

Lena349

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Aber unterm Strich müssen du und er nicht nur dich und ihn, sondern auch die anderen überzeugen. Ich kann dein Umfeld verstehen: Die sehen dich leiden und haben keinen Zugang zu seiner Sicht. Zumal er sich ja noch nichtmal dir gegenüber geöffnet kriegt. Mach dir bewusst, dass das nie an dir liegt. Es gibt da nicht die richtigen Worte. Versuch das deinem inneren Kind mal ganz nett und so einfühlsam wie möglich zu sagen. Das kann man üben.
Ach, eigentlich sind auch gar nicht alle absolut dagegen, sie verstehen nur nicht, warum ich so an ihm hänge, wenn ich doch auch andere tolle Männer haben könnte. Und ich leide eigentlich auch gar nicht so sehr, bei der ersten Trennung ging es mir richtig dreckig. Jetzt spüre ich einfach die besondere Verbindung die wir haben. Ich vermisse ihn natürlich auch oft sehr, aber irgendwie denke ich einfach, dass das was wir haben so besonders ist, dass das nicht einfach weg sein wird. Bin ich da vielleicht in einer zu starken Illusion?
Und, dass er sich mir nicht öffnet ist gar nicht der Fall. Bei unserem Gespräch nach der Trennung haben wir sehr viel über seine Ängste gesprochen, seine Vergangenheit und Kindheit (woher seine Bindungsangst kommt) und er sagte, dass er sich niemandem so öffnen kann wie mir. Alle würden nur an der Oberfläche „schrubben“.
Und wieder umschreibst du es. Eine Beziehung kann auch Regeln folgen. Meist werden diese nicht ausgesprochen. Und dennoch spüren wir, wenn jemand dagegen verstößt. Und da wirds haarig. Weil das Aussprechen ja Erwartungen sind. Und Erwartung bedeutet bei Angst häufig potentielle Enttäuschung. Und Enttäuschung bedeutet möglicherweise Verlust. Und an genau dem Punkt würde ich sagen, kann ein Tagebuch und Meditation nur bedingt etwas bringen. Weil die Krux bei Bindungsangst nicht unbedingt nur das Aushalten ist. Sondern letztlich das tiefe Vertrauen, dass das schon gut gehen wird bzw. das mangelnde Bewusstsein dafür. Denn wenn der Verlust so schmerzen könnte, dass man das niemals überlebt... Dann zögert man. Ist meist eine verkappte Verlustangst, die hinter Bindungsangst steckt.
Aber was rätst du mir? Von dem konventionellen Beziehungsgedanken Abschied nehmen? Ich hatte es mir irgendwie eh so vorgestellt, dass wir erstmal ohne diese ganzen Rahmen und Grenzen emotional zueinander finden. Dass wir es endlich schaffen, diese tiefen Emotionen dauerhaft zueinander aufzubauen. Weil das Vertrauen schafft und der Schritt zur Beziehung ist.


Es klingt sehr danach, dass er gerade eher lachs unterwegs ist. Also im Grunde sich was holt. Die Frage ist, ob er gerade zu fertig ist, was zu unternehmen oder ob er gerade relaxed, weil es sein perfekter Abstand ist. Auf Dauer wird auch ihn der "perfekte" Abstand ebenso unglücklich machen, glaube ich.
Ich habe das Gefühl, dass er von der Beziehung gerade „regeneriert.“ Die letzten Monate waren emotional anstrengend für ihn, der ganze Druck etc. Ich glaube, der Unterschied zu dir ist, dass du eine viel stärkere Verlustangst fühlst? Das tut er glaube ich nicht so stark. Bzw. überwiegt gerade noch die Erleichterung. Von der letzten Trennung weiß ich aber, dass es bei ihm viel später kommt (fast ein Jahr), bis er es so richtig begriffen hat und die Einsamkeit einschlägt.

Für Bindungsängstliche ist Vermissen übrigens was tolles. Sie spüren dann ganz klar, was sie wollen. Das übt eine tierische Faszination aus und für einen Moment hat man das Gefühl, dass man genau wisse, was richtig ist: Sie!

Bis dann wieder der Moment eintritt, wo man selbst gefragt ist. Sei es, dass man eigene Erwartungen formuliert oder sich fortan an Absprachen halten muss. Ein Comittement ist da Gift. Es bedeutet nämlich für den Bindungsängstlichen: Potentielle Enttäuschung ahead. Das bedeutet dann Pflicht.
Ja, so beschreibt er es auch. Dieses Hin- und Hergerissen zwischen den beiden Polen. Und deswegen schiebt er wahrscheinlich auch diesen krassen Riegel vor und sagt, dass er gerade keine Beziehung will?
So und jetzt zum eigentlichen Punkt. Vielleicht ist die schonmal aufgefallen, dass bei Methoden und Umgang mit Bindungsangst häufig um Symptome, Verhaltensweisen und auch ein Stück weit Techniken zim Aushakten geht. Da dreht sich häufig alles nur um Linderung auf der Verhaltensebene. Herumdoktorn an Verhaltensweisen. Das ist Gift für eine Beziehung, weil man ja nie Win-Win hat. Da lässt sich nie einer fallen. Oftmals liegen die Verlust- oder Bindungsangst eben ganz tief in früheren Versagenserfahrungen in Bindungen vor deiner Zeit begründet. Da bringt ein Tagebuch für ihn nur Aushalten. Allerhöchstens lindert es Symptome oder zeigt Verläufe von Ängsten. Mal mehr, mal weniger. Es fehlen die Verbindungen zu verloren gegangenem Wissen. Nämlich den Momenten, wo mal für ihn erlebbar war, dass er jemand tollen wie dich eigentlich nicht verdient hat und daher immer Gefahr läuft, sich unglücklich zu machen. Irgendwann hat er das vielleicht mal verinnerlicht.

Die Frage ist also vielleicht: Welche
tiefere seelische Wunde hindert diesen Menschen am Eingehen von Bindungen und verbindlicher Beziehung? Ist es der Selbstwert? Ist es Narzismus? Ist es zu starker Anpassungsdruck?

Was denkst du?
Die Bindungsängste kommen auf jeden Fall aus seiner Kindheit. Die Eltern haben eine komplett emotionslose Ehe geführt, haben sich jeweils betrogen, aber immer den Schein der perfekten Ehe nach außen gewagt. Und sie waren so gut wie nie da, beide sehr Karriere orientiert.
Sein Vater ist emotional auch gar nicht verfügbar. Sehr streng und konnte nie Liebe zeigen.
In Gesprächen kam auch oft raus, dass er Angst hat, dass unsere Beziehung so wird wie die seiner Eltern (bisschen selbsterfüllende Prophezeiung). Darunter begraben ein starker Anpassungsdruck, denke er musste immer funktionieren. Kann seine Wünsche in der Beziehung nicht äußern, da er sie gar nicht wahrnimmt. Und das führt dann natürlich zu Frust… und sind Bindungsängstler sich nicht in allem eins, dass es auf ein geringeren Selbstwert zurückzuführen ist? Bewusst ist ihm das aber nicht.
Bei mir ist es zum Beispiel, dass das Unterbewusstsein sagt: Ich bin nicht okay. Ich kann nur enttäuschen.

Mich überzeugt auch niemand vom Gegenteil ;)
Das tut mir leid, fühl dich hier gedrückt. ❤️ mir hilfst du hier gerade enorm
Daher auch immer meine Frage: Was bedeutet Beziehung für dich? Was bedeutet sich fallenlassen? Woher kommt deine Annahme, dass er dir das geben könnte? Was passiert zwischen euch, wenn du ihm diesen Wunsch mitteilst?
Ich denke fallenlassen bedeutet für mich, dass man den anderen so annimmt wie er ist, mit seinen ganzen Macken und der Unvollkommenheit. Ich denke, dass das auch mein Thema ist. Ich bin nach außen hin sehr stark, auch in unserer Beziehung und mir fällt es schwer, Schwäche zu zeigen. Das ist aber auch mein Thema. Darüber haben wir im letzten Telefonat auch gesprochen. Mir fällt es sehr mich fallnezulassen, weil ich unterbewusst wahrscheinlich auch Angst habe, dass er das nicht Händeln kann und dann weg ist? Aber auf der anderen Seite erwarte ich das von ihm, obwohl ich selbst nicht gut darin bin. Haben wir auf jeden Fall beide festgehalten. Was ich hier schön fand: er konnte damit gut umgehen. Ich habe gesagt, dass ich auf Rücksicht auf seine Emotionen nicht die Schwäche zeige, damit er sich nicht überfordert fühlt. Er sagte dann, dass er diesen Druck schon aushalten kann und möchte.
Ich glaube, das Ziel mit jemand Bindungsängstlichen könnte lauten: Man kann ihm ein freundliches Bild darlegen, was "glückliche Beziehung" für einen selbst bedeutet. Ganz ohne Deadline. Ganz bewusst als wilde Fantasie und so, dass dabei keiner Angst haben muss. Auch nicht als Bedürfnis. Sondern als verrückten Traum. Und wenn er das schafft, dabei nicht deine Fantasie zu diskreditieren, abzuwerten, zu zaudern... Dann habt ihr einen Weg. Dann kann er möglicherweise in einem laaaaangen Prozess Zutrauen zeigen. Aber das würde ich an deiner Stelle regelmäßig unabgesprochen prüfen, sonst wirds schädlich.
Dann etwas so, wie ich es oben beschrieben habe?

Was glaubst du, weswegen er in Therapie war?
Welchen Hintergund denkst du, hat seine (verkappte) Verlustangst?
Als du das vorhin gelesen hast und du dich vielleicht einfühlen konntest, waren das Freudentränen oder sind das Trauertränen, weil du weißt, dass deine Bedürfnisse zu kurz kommen?
Wie oft fühlt er sich missverstanden?
Wie oft verstehst du ihn?
Wann hast du das Gefühl, dass er entspannt ist?
Hat er Ziele?

Er war wegen seiner Bindungsangst in Therapie. Er ist von alleine dorthin, als wir wieder zusammengekommen sind. Und auch, weil es ihm schwer fällt, Entscheidungen zu treffen. Er bekommt grundsätzlich so Grübelzwänge. Aber hat die Therapie nicht durchgezogen, als erstes weil es mit uns super gut lief, dann weil es mit dem Job uu viel wurde.
Es waren eher Mitleidstränen. Weil ich genau das was du beschreibst in ihm sehe. Und wenn man jemanden liebt, dann ja nur möchte, dass er die beste Version seiner selbst wird und seine Dämonen bekämpft. Und ich glaube, dass ich ihn sehr gut verstehe & ihn sogar besser verstehe, als er sich selbst. Aktuell ist er recht entspannt, weil dieser ganze Druck abgefallen ist. Er kann klarer fühlen und hat wieder einen besseren Zugang zu seinen Emotionen. Ziele weiß ich nicht… er sagt er muss daran arbeiten, endlich beziehungsfähig zu sein…
Abgesehen von diesen Interessensfragen, kannst dich eigentlich zwischen zwei Wegen entscheiden: Sicherheit oder Leidenschaft.

Er ist die pure Leidenschaft. Dieses Hin und Her vergrößert das Begehren wahnsinnig. Dieses Forum ist ein Spiegelbild dessen. Die Sehnsucht ist am größten, wenn die ider Geliebte nicht da ist.

Sicherheit kann er dir aktuell nicht bieten. Dafür ist er selbst in sich möglicherweise zu unsicher.

Und so kann man auch deine Frage am Ende beantworten. Sicherheitstechnisch ist das dumm. Aber es spricht ja für viel Leidenschaft.
Ja, und auf Dauer ist diese hin und her nicht mein Ziel. Das treibt einen denke ich in den Unglück, das sieht er ja ähnlich.
 

Lena349

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Hallo, willkommen hier, ich lese mal mit, weil es bei mir 1:1 die selbe Situation ist. Bin gespannt, wie es weitergeht.
Hab es bei dir auch gelesen. Echt schwierig, dass dein Partner so komplett abblockt. Aber so war es bei unserer 1. Trennung auch. Das hat recht lange gedauert & ich bin so lange distanziert geblieben, bis er sein Problem eingesehen hat & auf mich zukam. Hat halt fast ein Jahr gedauert.
 

TheWho

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Aber was rätst du mir? Von dem konventionellen Beziehungsgedanken Abschied nehmen?
Ich glaube, dass ich dir nichts direkt raten kann oder sollte das tun. Mein Herz ist etwas ramponiert und neigt da zu Extremen ;)

Ich würde meinen, dass selbst unkonventionelles Bziehungsdenken nicht ohne Erwartungen und Verheißungen auskommt. Teilweiser sind die sogar noch rigider als allseits bekannte Konventionen. Also je liberaler/alternativer so eine Beziehung ist, desto mehr muss man die Freiheiten ja auch betonen und formulieren oder beschützen. So kommt es mir manchmal vor, dass gerade sehr selbstbestimmte Menschen sehr sensibel darauf reagieren, wenn ihre Freiheit bedroht wird.


Man könnte aber gemeinsam eruieren, welche Bedürfnisse wie stark bei dir in Bezug auf ihn sind.

Es gibt laut Theorie irgendwie vier Säulen menschlicher Bedürfnisse in Beziehungen...

- Bedürfnis nach Selbstwert
- Bedürfnis nach Bindung
- Bedürfnis nach Kontrolle und Freiheit
- Bedürfnis nach Lust.

Und hierzu lassen sich ja durchaus für jeden Menschen, ganz individuell verteilt, Gewichtungen, No-Gos, Comittements... Nenne es wie du willst, konstruieren.

Also dein Freund kann jetzt ja ganz gut seinen Abstand aushalten. Aber wenn er das auf Dauer macht, werden deine Bedürfnisse dauerhaft nicht bedient. Manche der Säulen lassen sich für mich auch durch kurzweilige Beziehungen und promiskuitives Verhalten bestätigen. Andere formulieren aber eine ganz tiefe Sehnsucht nach langfristigem Engagement aus. Zeit ist da auch ein Faktor.

Frage dich vielleicht...

Wie lang würdest du das so laufen lassen?
Wie glücklich wärst du, wenn es so wie jetzt für immer wäre?
Was befriedigt deine Lust?
Wo brauchst du Freiheit?
Wie stark fördert/schädigt er deinen Selbstwert?

Wenn du morgen aufstehen würdest und es gäbe in Bezug auf die Beziehung gar keine Probleme, was wäre an der Situation anders?
Bei welchen Säulen siehst du überhöhte Ansprüche bei dir? (So, wie sie dir bei ihm auffallen)

Was denkst du, wäre seine ideale Beziehung? (Auf Basis des begrenzten Wissens, dass man sich durch die Aussagen eines anderen Menschen zusammenreimen kann)

Was ist Beziehungsfähigkeit für dich in einem Satz?
 

Lena349

Mitglied
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6 Sep. 2023
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Ich glaube, dass ich dir nichts direkt raten kann oder sollte das tun. Mein Herz ist etwas ramponiert und neigt da zu Extremen ;)

Ich würde meinen, dass selbst unkonventionelles Bziehungsdenken nicht ohne Erwartungen und Verheißungen auskommt. Teilweiser sind die sogar noch rigider als allseits bekannte Konventionen. Also je liberaler/alternativer so eine Beziehung ist, desto mehr muss man die Freiheiten ja auch betonen und formulieren oder beschützen. So kommt es mir manchmal vor, dass gerade sehr selbstbestimmte Menschen sehr sensibel darauf reagieren, wenn ihre Freiheit bedroht wird.


Man könnte aber gemeinsam eruieren, welche Bedürfnisse wie stark bei dir in Bezug auf ihn sind.

Es gibt laut Theorie irgendwie vier Säulen menschlicher Bedürfnisse in Beziehungen...

- Bedürfnis nach Selbstwert
- Bedürfnis nach Bindung
- Bedürfnis nach Kontrolle und Freiheit
- Bedürfnis nach Lust.

Und hierzu lassen sich ja durchaus für jeden Menschen, ganz individuell verteilt, Gewichtungen, No-Gos, Comittements... Nenne es wie du willst, konstruieren.

Also dein Freund kann jetzt ja ganz gut seinen Abstand aushalten. Aber wenn er das auf Dauer macht, werden deine Bedürfnisse dauerhaft nicht bedient. Manche der Säulen lassen sich für mich auch durch kurzweilige Beziehungen und promiskuitives Verhalten bestätigen. Andere formulieren aber eine ganz tiefe Sehnsucht nach langfristigem Engagement aus. Zeit ist da auch ein Faktor.

Frage dich vielleicht...

Wie lang würdest du das so laufen lassen?
Wie glücklich wärst du, wenn es so wie jetzt für immer wäre?
Was befriedigt deine Lust?
Wo brauchst du Freiheit?
Wie stark fördert/schädigt er deinen Selbstwert?
Dass es so wie es jetzt ist bleibt, ist für mich keine Lösung. Ich weiß ja, dass er mich gerade mit viel Abstand irgendwie versucht in seinem Leben zu lassen (eher freundschaftlich). Und das ist einfach nicht authentisch und ehrlich, weil ich weiß, dass er nicht nur freundschaftliche Gefühle für mich empfindet. Und das weiß er ganz tief in sich auch, nur ist das seine Art und Weise klar zu kommen.
Mein Selbst wert schädigt er auch gar nicht, weil ich weiß, dass er ja gerade diese Symptome hat, weil er mich liebt. Und er sucht ja auch den Kontakt zu mir, ohne dass ich mich melden muss. Wie du schon gesagt hast, wenn keine Liebe da wäre, wäre die Bindungsangst nicht da.
Was denkst du, wäre seine ideale Beziehung? (Auf Basis des begrenzten Wissens, dass man sich durch die Aussagen eines anderen Menschen zusammenreimen kann)
Er will die 100% Sicherheit, dass es mit uns das richtige ist. Das tief im inneren zu spüren, aber ich denke da macht ihm seine Bindungsangst den Strich durch die Rechnung? Er sagt ja sogar, dass er glaubt es gibt keine bessere Frau für ihn.
Was ist Beziehungsfähigkeit für dich in einem Satz?
Sich fallen lassen, als ganzer Mensch.
 

Lena349

Mitglied
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6 Sep. 2023
Beiträge
11
Also ich habe mich für nochmal etwas zusammengefasst und mich sortiert:
Pro
- er sagt, dass ich die perfekte Frau für ihn bin
- er kann sich emotional niemandem so wie mir öffnen
- er sucht den Kontakt von sich aus
- als er eine für ihn sehr relevante private Entscheidung getroffen hat, hat er mich angerufen, um es mir zu erzählen
- er hat ein persönliches Treffen vorgeschlagen (allerdings erst in weiter Zukunft)
- setzt sich mit seinen Bindungsthemen (bedingt) auseinander
- er nennt Situationen, wo er mich vermisst und auch zweifelt, ob es die richtige Entscheidung war
- hat noch alle Sachen inkl seiner Möbel in meiner Wohnung

Con:
- er sagt, dass er gerade keine Beziehung führen kann (mich aber auch nicht verlieren will)
- ich habe das Gefühl, er läuft schon noch etwas von seinen negativen Gefühlen weg (lenkt sich durch Akitvitäten ab), aber sammelt auch Kräfte, nachdem die Beziehung und der Druck sehr anstregend für ihn waren
- mit dem Freundschaftsding bin ich mir nicht sicher, ob er gerade wirklich noch denkt, dass sich unsere Beziehung in eine Freundschaft entwickelt hat

Die Frage ist jetzt, wie mache ich weiter?
 
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  2. Ramona_in_Love @ Ramona_in_Love: @Seele Oder auch Auch Steak and BJ - Day am 14. März .... ich fand immer schon, dass die Kerle mehr Spaß im Leben haben und hing schn als Teenagermädchen gernhe mit den coolen Jungs ab
  3. Seele @ Seele: Folgt nicht bald der Schniblotag?
  4. Ramona_in_Love @ Ramona_in_Love: Nur noch knapp 50 Minuten durchhalten Leute, dann sind dieser endbescheuerte Valentinstag und das damit ggf. verbundene KK auch wieder vorbei ;-)
  5. Admin Wolfgang @ Admin Wolfgang: Hallo Leute z. Z. werde ich mal wieder überflutet mit Mails, PNs und SMSen. Ich kann nicht auf Dutzende von Messages jeden Tag antworten, das übersteigt meine Kapazität. Nur auf Organisatorisches bzw. nur auf wirklich Wichtiges sollte sich das beschränken. Und bitte haltet eure Texte möglichst kurz dabei. Danke für euer Verständis.
  6. Admin Wolfgang @ Admin Wolfgang: Leute denkt bitte dran: Ihr dürft im Forum nur bei anderen kommentieren, wenn ihr nen eigenen Strang habt oder hattet, in den Foren 1 bis 5. Ein Plaudereckenstrang reicht dafür nicht aus. Alle nicht genehmigte Posts werden vom Team wieder gelöscht.
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