HarleyQuinn
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- 8 Jan. 2024
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Hallo zusammen,
ich war in den letzten Jahren immer mal sporadisch als stille Mitleserin hier und habe länger mit mir gehadert mein Thema hier nun zu eröffnen.
Kurz zu mir: ich bin weiblich, 38 Jahre alt, seit 20 Jahren mit meinem Partner zusammen, seit 3 Jahren verheiratet.
Mein Mann ist 37 Jahre alt. Ich bin seine erste Sexualpartnerin, er mein zweiter Partner gewesen.
Wir haben 2022 ein Haus gekauft, sind im Juni 2023 eingezogen.
Mein Mann hat einen Job, durch den er viel unterwegs ist, seit 2021 auch viel international. Das wird immer mehr und in den letzten 2 Jahren war er oft 2 bis 4 Wochen ab Stück weg. 2023 war es wirklich extrem.
Ich arbeite in der Medtech und bin dadurch auch relativ viel seit einigen Jahren unterwegs.
Ich hatte 2023 von Mitte November bis Mitte Dezember eine Affäre mit einem Arbeitskollegen. Ich habe im Juli 2023 in der Firma neu angefangen, wir haben uns von Anfang an gut verstanden, weil wir uns sehr ähnlich sind - wir sind beide sehr leidenschaftlich, sehr direkt, haben viele ähnliche Einstellungen im und zum Leben, finden uns aber auch gegenseitig sehr faszinierend und lernen viel voneinander.
Im September 2023 habe ich ihn erstmals nicht nur als Kollegen, sondern auch als Mann wahrgenommen. Es war auf dem Sommerfest, das eine privatere Atmosphäre bot. Das verwirrte mich zuerst sehr, weil er optisch eigentlich nicht meinem klassischen Beuteschema entspricht. Eigentlich habe ich ein sehr festes Beuteschema und er ist genau das Gegenteil.
Im November, als wir zusammen auf einer Konferenz waren, haben wir uns angenähert. Ich habe den ersten Schritt gemacht und damit ging alles los. Wir hatten 4 Wochen grandiosen Sex, tolle Gespräche, tolle Essensdates etc. Es war wirklich super schön und wir haben beide Gefühle füreinander entwickelt. Er sagte mir auch sehr schnell, dass er sich ein Leben mit mir vorstellen kann. Er hat eine Freundin, lebt mit ihr in einer offenen Beziehung, hatte ihr aber nichts von mir erzählt und nicht um Erlaubnis gefragt. Hat es also verheimlicht. Er und seine Freundin waren vor einiger Zeit schon mal getrennt, weil er sich in eine andere verliebt hatte. Das hatte mit der aber nicht geklappt. Unterschiedliche Gründe und es hat gedauert, bis sie sich voneinander lösen konnten. Er ist dann zu seiner Freundin zurück, die ihm aber weder im Bett noch auf ein paar anderen Ebenen das geben kann, was er will.
Unsere Affäre flog auf, als mein Mann merkte, dass etwas mit mir nicht stimmt. Ich beichtete daraufhin alles. Auch dass es nicht mein erster Fehltritt in den 20 Jahren war.
Mein AM beichtete am gleichen Abend seiner Freundin auch alles. Die Karten lagen also bei allen auf dem Tisch.
Ihr könnt euch ja vorstellen was hier los war. Mein Mann und ich waren daraufhin ein paar Tage getrennt, es war extremes emotionales Chaos, er meinte, er kann sowas nicht verzeihen, wollte mich dann aber doch zurück, damit wir noch eine Chance haben. Ich ging zurück, weil ich uns eine Chance geben wollte.
Jetzt zu Hintergrundinfos unserer Beziehung/Ehe. Wir haben uns ja jung kennengelernt, sind nach einem Jahr zusammengezogen. Er hatte seine erste sexuelle Erfahrung mit mir. Ich hatte davor 2.5 Jahre eine Beziehung, die eher toxisch war und auch mit keinem guten Sex versehen.
Mein Partner hat mir die ganze Anleitung in der Sexualität überlassen. Er hat in den 20 Jahren so gut wie nie die Initiative zum Sex ergriffen, hat mich noch nie von sich aus geküsst. Es kam immer alles von mir. Anfangs war das ok, weil rosarote Brille, Hormone ...das übliche halt. Zufrieden gemacht hat es mich aber nie. Ich wollte auch begehrt werden, mal etwas im Bett geführt werden, nicht immer der aktive Part sein. Habe es oft versucht anzusprechen. Meist, wenn es im Bett nicht lief, weil ich keine Lust mehr hatte den ersten Schritt zu machen.
Er hat leider immer alles abgeblockt. Er sagte, er weiß nicht woran es liegt, dass er die Initiative nicht ergreift. Das war's. Wir konnten bis zum Auffliegen der Affäre auch nur über wichtige Beziehungsthemen sprechen. Er blockte alles ab und mir war es auch oft unangenehm. Insgesamt also schlechte bzw keine Kommunikation.
Wir haben uns als Paar auf anderen Ebenen trotzdem gut entwickelt, sind durch Dick und Dünn gegangen, haben gemeinsame Interessen, Hobbies, Reiseziele entwickelt. Wir haben schon immer gern gekuschelt. Haben uns jede Freiheit gegeben. Jeder durfte kaufen und tun was er wollte. Außer natürlich fremdgehen.
Die ersten 8 Jahre unserer Beziehung nahm ich die Pille. Habe ihn auch unter der Pille kennengelernt. Meine Libido wurde durch sie Hormone irgendwann völlig gekillt. Was aber nicht dramatisch war, denn es gab ja eh nur selten Sex. Aufgrund der ganzen Nebenwirkungen setzte ich die Pille dann ab und ließ mir eine Kupferkette einsetzen. Meine Körper erwachte das erste Mal zum Leben. Meine Libido kam mit voller Wucht zurück. Ich entdeckte Sexspielzeug für mich, versuchte meine Gelüste mit meinem Mann auszuleben, was sich aber irgendwie nicht richtig anfühlte. Es funktionierte auch nicht wirklich, weil von seiner Seite maximal Mitmachen kam, aber sonst nichts und teilweise wollte er auch nicht. Ich merkte auch sehr schnell, dass mein sexuelles Interesse sich auf andere Männer konzentrierte. Ich fand plötzlich viele Männer attraktiv. Vorher war Monogamie immer das Nonplusultra für mich und plötzlich hatte ich Fantasien von fremden Männern. Mein Interesse für meinen Mann war auch ziemlich schnell weg. Ich begann zu recherchieren (bin Biologin), woran das liegen kann und stolperte darüber, dass manche Frauen es erleben, dass sie unter der Pille den falschen Mann wählen und nach absetzen merken, dass sie auf ganz andere stehen. Liegt angeblich an der Wahrnehmung des Immunsystems des Partners über die Nase.
Seit dieser Zeit ist mein sexuelles Verlangen für meinen Partner quasi weg. Ich habe öfter versucht es wiederzubeleben, aber es ging nicht. Hatte ich Lust auf Sex, dachte ich nicht an meinen Partner, sondern an andere Männer.
Eingestehen wollte ich mir das nicht. Es dauerte lang, bis ich ehrlich zu mir selbst war. Ich wusste, dass das sonst meine Beziehung infrage stellen würde. Ich habe eine sehr starke Libido und kümmerte mich seitdem halt selbst um meine Orgasmen.
Irgendwann passierten dann Ausrutscher mit anderen Männern. Ich habe mich selbst sehr dafür gegeißelt und mir geschworen, es wird nicht wieder vorkommen. Ich habe meinem Mann davon nichts gesagt. Erst als die Affäre aufflog sagte ich ihm, dass es nicht das erste Mal war.
Falls sich jemand fragt, warum ich meinen Mann geheiratet habe.... Ich wollte nie heiraten, er schon immer gerne. Für mich macht es keinen Unterschied, ob auf einem Zettel steht, dass wir zusammen sind oder nicht. Ich bin da sehr unromantisch veranlagt und finde das Konzept der Ehe auch irgendwie nicht zeitgemäß. Aber das ist ein anderes Thema. Ich habe es ihn zuliebe getan.
Das Haus war schon immer ein großer Wunsch von uns. Es war Zufall dass wir es gefunden haben und mussten sehr schnell handeln, um es zu kriegen. Ich hatte immer gehofft, dass unsere Beziehung irgendwann wieder besser wird oder ich irgendwann nicht mehr so viel Lust auf Sex habe. Das passierte auch immer wieder, wenn ich meine Libido nur lang genug ignoriert habe. Aber sie kam irgendwann immer wieder hoch.
Ich habe mich in den letzten Wochen sehr mit unserer Beziehung und vor allem auch mit mir auseinandergesetzt.
Ich habe festgestellt, dass ich hochsensibel bin, weshalb ich dir Emotionen vor allem meines Mannes extrem spüren kann. Ich bin ein People Pleaser und scheine einen Wendy Komplex zu haben. Ich habe meinem Mann in den 20 Jahren öfter gesagt, ich bin nicht seine Mutter, komme mir aber manchmal so vor.
Ich musste ihn regelmäßig ans Zähneputzen erinnern, daran, dass er sich vernünftig anzieht, wenn er rausgeht, habe sehr viel um ihn und uns herum organisiert und meine Wünsche immer zurückgestellt, um ihm alles zu ermöglichen und den Rücken freizuhalten. Nein sagen gab es bei mir äußerst selten und auch nur bei unwichtigen Themen. Vieles davon scheint aus meiner Kindheit zu kommen. Ich komme aus einem sehr traumatischen Elternhaus. Meine Eltern waren nie eine Bezugsperson für mich. Mein Mann würde zu meiner ersten richtigen Bezugsperson im Leben.
Er ist in einigen Dingen auch nie richtig erwachsen geworden, trauert oft unseren 20ern und den wilden Zeiten in der Altstadt nach und nimmt gern in Kauf, dass ich ihn bemuttere.
Wir haben es in den letzten zwei Wochen wieder miteinander versucht, haben viel geredet, analysiert und uns das erste Mal offen ausgetauscht. Ich war überrascht, wie erwachsen das alles lief. Erst haben wir alle Themen bis auf die Sexualität besprochen. Letztes Jahr haben wir quasi wie in einer WG gelebt. Ich existierte fast nicht mehr in seinem Leben. Es gab nur noch Arbeit. Ich flaggte auch mehrmals, dass es so nicht mit uns weitergehen kann. Das wurde ignoriert. Mein Mann sah nur Arbeit Arbeit Arbeit. Er ist selbständig und es lief halt wirklich sehr gut. In seiner Welt wollte er das Jahr durchziehen und dann sollte alles besser werden. Für mich war überhaupt kein Ende und keine Besserung in Sicht. 2024 würde nämlich ähnlich mit seinen Terminen weitergehen.
Ich rief auch einmal weinend meine Schwester an, weil ich kurz davor war die Beziehung hinzuwerfen. Weil ich meine Bedürfnisse immer zurückgestellt hatte, war mir auch erst gar nicht aufgefallen wie schlecht es mir ging.
Naja, dann kam die Affäre. Ich hab mich noch nie zu jemandem so verbunden gefühlt. Es ist teilweise erschreckend wie ähnlich wir uns sind. Teilweise scherzen wir, dass wir vll Geschwister sind und es nicht wissen. Der Sex ist der beste, den ich jemals hatte. Vorher konnte bei meiner Libido niemand mithalten.
Ich habe mich sehr schnell in ihn verliebt und er sich auch in mich.
Trotzdem habe ich es nach dem ersten Knall nicht geschafft mich für ihn zu entscheiden.
Ihr könnt euch denken was jetzt kommt ... Ich stehe zwischen den Stühlen und weiß nicht was ich tun soll. Mit meinem Mann habe ich viel durchgemacht und wir hatten die meiste Zeit eine gute Zeit miteinander. Ich fühle mich sehr verbunden zu ihm.
Ich dachte, die Chance würde uns näher zusammen bringen und anfangs sah es auch so aus. Aber er war die ganze Zeit weiterhin gehemmt mich zu küssen oder überhaupt weitere Intimitäten zu starten. Klar, nach meinem Betrug für ihn nicht leicht. Aber er meinte, er hatte die ganzen 20 Jahre Lust auf mich, weiß aber selbst nicht was ihn hemmt. Wir haben versucht die Gründe zu analysieren und es scheint einfach so, dass er Angst vor meiner Reaktion und Ablehnung hat. Es hat hier Tage gedauert, bis er sich zu einem Kuss durchgerungen hat und es gab zwei Tage, an denen er es versuchte und nicht schaffte.
Dann hat er letzte Tage weitere Intimitäten gestartet. Zum Sex kam es nicht.
Er sagte, für ihn war es schön. Wenn ich aber ehrlich bin, war es für mich nur ok. Küssen mit ihm bewegt nicht viel in mir. Das macht mir ziemliche Angst.
Ich hänge sehr an ihm und an dem, was wir uns aufgebaut haben. Aber es passt auf sexueller Ebene halt überhaupt nicht. Es kam jetzt auch mal die Idee einer offenen Ehe ins Spiel. Erst lehnte er es grundsätzlich ab, aber er würde es vermutlich machen, um mich nicht zu verlieren.
Mein Problem sind einfach die Gefühle für meine Affäre. Wir stehen immer noch in Kontakt, obwohl wir das besser nicht tun sollten. Ich kann mir auch ein Leben mit ihm vorstellen. Natürlich wäre der Preis recht hoch. Ich würde mein ganzes Leben, so wie es ist, aufgeben. Er würde sofort mit mir in ein gemeinsames Leben starten. Würde sogar in mein Bundesland ziehen und sein Leben und seinen Freundeskreis dort zurücklassen. Ich würde aber vermutlich auch zu ihm in die Richtung ziehen.
Den Job wird er vermutlich so oder so wechseln.
Es ist für mich einfach total schwer zu entscheiden, was ich wirklich will. Ich bin jemand, der sehr viel Sicherheit und Stabilität braucht. Allein schon wegen meiner Hochsensibilität.
Aktuell bin ich so durch mit den Nerven, dass ich drauf und dran bin einfach zu resignieren und alles hier so hinzunehmen, wie es in meiner aktuellen Beziehung ist. Auch wenn ich wenig Hoffnung habe, dass sie mich jemals erfüllen wird.
Vielleicht hab ihr ja Denkanstöße für mich.
Liebe Grüße
Harley
ich war in den letzten Jahren immer mal sporadisch als stille Mitleserin hier und habe länger mit mir gehadert mein Thema hier nun zu eröffnen.
Kurz zu mir: ich bin weiblich, 38 Jahre alt, seit 20 Jahren mit meinem Partner zusammen, seit 3 Jahren verheiratet.
Mein Mann ist 37 Jahre alt. Ich bin seine erste Sexualpartnerin, er mein zweiter Partner gewesen.
Wir haben 2022 ein Haus gekauft, sind im Juni 2023 eingezogen.
Mein Mann hat einen Job, durch den er viel unterwegs ist, seit 2021 auch viel international. Das wird immer mehr und in den letzten 2 Jahren war er oft 2 bis 4 Wochen ab Stück weg. 2023 war es wirklich extrem.
Ich arbeite in der Medtech und bin dadurch auch relativ viel seit einigen Jahren unterwegs.
Ich hatte 2023 von Mitte November bis Mitte Dezember eine Affäre mit einem Arbeitskollegen. Ich habe im Juli 2023 in der Firma neu angefangen, wir haben uns von Anfang an gut verstanden, weil wir uns sehr ähnlich sind - wir sind beide sehr leidenschaftlich, sehr direkt, haben viele ähnliche Einstellungen im und zum Leben, finden uns aber auch gegenseitig sehr faszinierend und lernen viel voneinander.
Im September 2023 habe ich ihn erstmals nicht nur als Kollegen, sondern auch als Mann wahrgenommen. Es war auf dem Sommerfest, das eine privatere Atmosphäre bot. Das verwirrte mich zuerst sehr, weil er optisch eigentlich nicht meinem klassischen Beuteschema entspricht. Eigentlich habe ich ein sehr festes Beuteschema und er ist genau das Gegenteil.
Im November, als wir zusammen auf einer Konferenz waren, haben wir uns angenähert. Ich habe den ersten Schritt gemacht und damit ging alles los. Wir hatten 4 Wochen grandiosen Sex, tolle Gespräche, tolle Essensdates etc. Es war wirklich super schön und wir haben beide Gefühle füreinander entwickelt. Er sagte mir auch sehr schnell, dass er sich ein Leben mit mir vorstellen kann. Er hat eine Freundin, lebt mit ihr in einer offenen Beziehung, hatte ihr aber nichts von mir erzählt und nicht um Erlaubnis gefragt. Hat es also verheimlicht. Er und seine Freundin waren vor einiger Zeit schon mal getrennt, weil er sich in eine andere verliebt hatte. Das hatte mit der aber nicht geklappt. Unterschiedliche Gründe und es hat gedauert, bis sie sich voneinander lösen konnten. Er ist dann zu seiner Freundin zurück, die ihm aber weder im Bett noch auf ein paar anderen Ebenen das geben kann, was er will.
Unsere Affäre flog auf, als mein Mann merkte, dass etwas mit mir nicht stimmt. Ich beichtete daraufhin alles. Auch dass es nicht mein erster Fehltritt in den 20 Jahren war.
Mein AM beichtete am gleichen Abend seiner Freundin auch alles. Die Karten lagen also bei allen auf dem Tisch.
Ihr könnt euch ja vorstellen was hier los war. Mein Mann und ich waren daraufhin ein paar Tage getrennt, es war extremes emotionales Chaos, er meinte, er kann sowas nicht verzeihen, wollte mich dann aber doch zurück, damit wir noch eine Chance haben. Ich ging zurück, weil ich uns eine Chance geben wollte.
Jetzt zu Hintergrundinfos unserer Beziehung/Ehe. Wir haben uns ja jung kennengelernt, sind nach einem Jahr zusammengezogen. Er hatte seine erste sexuelle Erfahrung mit mir. Ich hatte davor 2.5 Jahre eine Beziehung, die eher toxisch war und auch mit keinem guten Sex versehen.
Mein Partner hat mir die ganze Anleitung in der Sexualität überlassen. Er hat in den 20 Jahren so gut wie nie die Initiative zum Sex ergriffen, hat mich noch nie von sich aus geküsst. Es kam immer alles von mir. Anfangs war das ok, weil rosarote Brille, Hormone ...das übliche halt. Zufrieden gemacht hat es mich aber nie. Ich wollte auch begehrt werden, mal etwas im Bett geführt werden, nicht immer der aktive Part sein. Habe es oft versucht anzusprechen. Meist, wenn es im Bett nicht lief, weil ich keine Lust mehr hatte den ersten Schritt zu machen.
Er hat leider immer alles abgeblockt. Er sagte, er weiß nicht woran es liegt, dass er die Initiative nicht ergreift. Das war's. Wir konnten bis zum Auffliegen der Affäre auch nur über wichtige Beziehungsthemen sprechen. Er blockte alles ab und mir war es auch oft unangenehm. Insgesamt also schlechte bzw keine Kommunikation.
Wir haben uns als Paar auf anderen Ebenen trotzdem gut entwickelt, sind durch Dick und Dünn gegangen, haben gemeinsame Interessen, Hobbies, Reiseziele entwickelt. Wir haben schon immer gern gekuschelt. Haben uns jede Freiheit gegeben. Jeder durfte kaufen und tun was er wollte. Außer natürlich fremdgehen.
Die ersten 8 Jahre unserer Beziehung nahm ich die Pille. Habe ihn auch unter der Pille kennengelernt. Meine Libido wurde durch sie Hormone irgendwann völlig gekillt. Was aber nicht dramatisch war, denn es gab ja eh nur selten Sex. Aufgrund der ganzen Nebenwirkungen setzte ich die Pille dann ab und ließ mir eine Kupferkette einsetzen. Meine Körper erwachte das erste Mal zum Leben. Meine Libido kam mit voller Wucht zurück. Ich entdeckte Sexspielzeug für mich, versuchte meine Gelüste mit meinem Mann auszuleben, was sich aber irgendwie nicht richtig anfühlte. Es funktionierte auch nicht wirklich, weil von seiner Seite maximal Mitmachen kam, aber sonst nichts und teilweise wollte er auch nicht. Ich merkte auch sehr schnell, dass mein sexuelles Interesse sich auf andere Männer konzentrierte. Ich fand plötzlich viele Männer attraktiv. Vorher war Monogamie immer das Nonplusultra für mich und plötzlich hatte ich Fantasien von fremden Männern. Mein Interesse für meinen Mann war auch ziemlich schnell weg. Ich begann zu recherchieren (bin Biologin), woran das liegen kann und stolperte darüber, dass manche Frauen es erleben, dass sie unter der Pille den falschen Mann wählen und nach absetzen merken, dass sie auf ganz andere stehen. Liegt angeblich an der Wahrnehmung des Immunsystems des Partners über die Nase.
Seit dieser Zeit ist mein sexuelles Verlangen für meinen Partner quasi weg. Ich habe öfter versucht es wiederzubeleben, aber es ging nicht. Hatte ich Lust auf Sex, dachte ich nicht an meinen Partner, sondern an andere Männer.
Eingestehen wollte ich mir das nicht. Es dauerte lang, bis ich ehrlich zu mir selbst war. Ich wusste, dass das sonst meine Beziehung infrage stellen würde. Ich habe eine sehr starke Libido und kümmerte mich seitdem halt selbst um meine Orgasmen.
Irgendwann passierten dann Ausrutscher mit anderen Männern. Ich habe mich selbst sehr dafür gegeißelt und mir geschworen, es wird nicht wieder vorkommen. Ich habe meinem Mann davon nichts gesagt. Erst als die Affäre aufflog sagte ich ihm, dass es nicht das erste Mal war.
Falls sich jemand fragt, warum ich meinen Mann geheiratet habe.... Ich wollte nie heiraten, er schon immer gerne. Für mich macht es keinen Unterschied, ob auf einem Zettel steht, dass wir zusammen sind oder nicht. Ich bin da sehr unromantisch veranlagt und finde das Konzept der Ehe auch irgendwie nicht zeitgemäß. Aber das ist ein anderes Thema. Ich habe es ihn zuliebe getan.
Das Haus war schon immer ein großer Wunsch von uns. Es war Zufall dass wir es gefunden haben und mussten sehr schnell handeln, um es zu kriegen. Ich hatte immer gehofft, dass unsere Beziehung irgendwann wieder besser wird oder ich irgendwann nicht mehr so viel Lust auf Sex habe. Das passierte auch immer wieder, wenn ich meine Libido nur lang genug ignoriert habe. Aber sie kam irgendwann immer wieder hoch.
Ich habe mich in den letzten Wochen sehr mit unserer Beziehung und vor allem auch mit mir auseinandergesetzt.
Ich habe festgestellt, dass ich hochsensibel bin, weshalb ich dir Emotionen vor allem meines Mannes extrem spüren kann. Ich bin ein People Pleaser und scheine einen Wendy Komplex zu haben. Ich habe meinem Mann in den 20 Jahren öfter gesagt, ich bin nicht seine Mutter, komme mir aber manchmal so vor.
Ich musste ihn regelmäßig ans Zähneputzen erinnern, daran, dass er sich vernünftig anzieht, wenn er rausgeht, habe sehr viel um ihn und uns herum organisiert und meine Wünsche immer zurückgestellt, um ihm alles zu ermöglichen und den Rücken freizuhalten. Nein sagen gab es bei mir äußerst selten und auch nur bei unwichtigen Themen. Vieles davon scheint aus meiner Kindheit zu kommen. Ich komme aus einem sehr traumatischen Elternhaus. Meine Eltern waren nie eine Bezugsperson für mich. Mein Mann würde zu meiner ersten richtigen Bezugsperson im Leben.
Er ist in einigen Dingen auch nie richtig erwachsen geworden, trauert oft unseren 20ern und den wilden Zeiten in der Altstadt nach und nimmt gern in Kauf, dass ich ihn bemuttere.
Wir haben es in den letzten zwei Wochen wieder miteinander versucht, haben viel geredet, analysiert und uns das erste Mal offen ausgetauscht. Ich war überrascht, wie erwachsen das alles lief. Erst haben wir alle Themen bis auf die Sexualität besprochen. Letztes Jahr haben wir quasi wie in einer WG gelebt. Ich existierte fast nicht mehr in seinem Leben. Es gab nur noch Arbeit. Ich flaggte auch mehrmals, dass es so nicht mit uns weitergehen kann. Das wurde ignoriert. Mein Mann sah nur Arbeit Arbeit Arbeit. Er ist selbständig und es lief halt wirklich sehr gut. In seiner Welt wollte er das Jahr durchziehen und dann sollte alles besser werden. Für mich war überhaupt kein Ende und keine Besserung in Sicht. 2024 würde nämlich ähnlich mit seinen Terminen weitergehen.
Ich rief auch einmal weinend meine Schwester an, weil ich kurz davor war die Beziehung hinzuwerfen. Weil ich meine Bedürfnisse immer zurückgestellt hatte, war mir auch erst gar nicht aufgefallen wie schlecht es mir ging.
Naja, dann kam die Affäre. Ich hab mich noch nie zu jemandem so verbunden gefühlt. Es ist teilweise erschreckend wie ähnlich wir uns sind. Teilweise scherzen wir, dass wir vll Geschwister sind und es nicht wissen. Der Sex ist der beste, den ich jemals hatte. Vorher konnte bei meiner Libido niemand mithalten.
Ich habe mich sehr schnell in ihn verliebt und er sich auch in mich.
Trotzdem habe ich es nach dem ersten Knall nicht geschafft mich für ihn zu entscheiden.
Ihr könnt euch denken was jetzt kommt ... Ich stehe zwischen den Stühlen und weiß nicht was ich tun soll. Mit meinem Mann habe ich viel durchgemacht und wir hatten die meiste Zeit eine gute Zeit miteinander. Ich fühle mich sehr verbunden zu ihm.
Ich dachte, die Chance würde uns näher zusammen bringen und anfangs sah es auch so aus. Aber er war die ganze Zeit weiterhin gehemmt mich zu küssen oder überhaupt weitere Intimitäten zu starten. Klar, nach meinem Betrug für ihn nicht leicht. Aber er meinte, er hatte die ganzen 20 Jahre Lust auf mich, weiß aber selbst nicht was ihn hemmt. Wir haben versucht die Gründe zu analysieren und es scheint einfach so, dass er Angst vor meiner Reaktion und Ablehnung hat. Es hat hier Tage gedauert, bis er sich zu einem Kuss durchgerungen hat und es gab zwei Tage, an denen er es versuchte und nicht schaffte.
Dann hat er letzte Tage weitere Intimitäten gestartet. Zum Sex kam es nicht.
Er sagte, für ihn war es schön. Wenn ich aber ehrlich bin, war es für mich nur ok. Küssen mit ihm bewegt nicht viel in mir. Das macht mir ziemliche Angst.
Ich hänge sehr an ihm und an dem, was wir uns aufgebaut haben. Aber es passt auf sexueller Ebene halt überhaupt nicht. Es kam jetzt auch mal die Idee einer offenen Ehe ins Spiel. Erst lehnte er es grundsätzlich ab, aber er würde es vermutlich machen, um mich nicht zu verlieren.
Mein Problem sind einfach die Gefühle für meine Affäre. Wir stehen immer noch in Kontakt, obwohl wir das besser nicht tun sollten. Ich kann mir auch ein Leben mit ihm vorstellen. Natürlich wäre der Preis recht hoch. Ich würde mein ganzes Leben, so wie es ist, aufgeben. Er würde sofort mit mir in ein gemeinsames Leben starten. Würde sogar in mein Bundesland ziehen und sein Leben und seinen Freundeskreis dort zurücklassen. Ich würde aber vermutlich auch zu ihm in die Richtung ziehen.
Den Job wird er vermutlich so oder so wechseln.
Es ist für mich einfach total schwer zu entscheiden, was ich wirklich will. Ich bin jemand, der sehr viel Sicherheit und Stabilität braucht. Allein schon wegen meiner Hochsensibilität.
Aktuell bin ich so durch mit den Nerven, dass ich drauf und dran bin einfach zu resignieren und alles hier so hinzunehmen, wie es in meiner aktuellen Beziehung ist. Auch wenn ich wenig Hoffnung habe, dass sie mich jemals erfüllen wird.
Vielleicht hab ihr ja Denkanstöße für mich.
Liebe Grüße
Harley