Erstmal vielen Dank fürs Lesen und die Beteiligung, Häppycät <3
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Und je mehr ich mich mit dem Thema Liebe auseinandersetze, desto mehr verzweifle ich eigentlich. Ich lese überall von Macht und irgendwelchen bekloppten Shittests, durch die man durchfallen kann und sonst was - sehen so heute wirklich Beziehungen aus? Ich will doch einfach nur ich selbst sein und genau deswegen lieb gehabt werden
Und genau das habe ich in den ersten Monaten mit ihm gefunden. Wahrscheinlich hänge ich genau daran. Und ich mache mir - auch wenn ich mir echt den A... aufgerissen habe - Vorwürfe, dass ich es irgendwo durch kaputt gemacht habe..
Ich glaube so sahen Beziehungen immer aus. Nur die soziale Kontrolle hat "früher" verhindert, dass man einfach mal schnell den Partner wechselt, weil er z.B. plötzlich uninteressant geworden ist. Ein Partnerwechsel geht heute sehr schnell und es wird auch nicht mehr als verwerflich angesehen. Wie aus meinem Strang ja zu entnehmen, geht das sogar soweit, dass z.B. meine Ex sich schon öffentlich mit ihrem neuen Lover präsentierte, während sie mir Zuhause noch die heile Welt vorspielte. Ihr dortiger Freundeskreis wusste ja weitestgehend, dass ihre Aussagen zu unserem Beziehungsstatus nicht ganz richtig waren. Sie wollte also zumindest vor nicht eingeweihten Personen den Schein waren, dass alles "rechtens" ist, was sie da mit ihrem neuen Lover macht und der dortige Freundeskreis wusste um die Umstände und verurteilte es aber auch nicht.
Zum einen hat also die soziale Kontrolle funktioniert und zum anderen halt nicht.
Auch früher haben sich Paare gegenseitig z.B. betrogen oder massive Konflikte ausfechten müssen. Viele sind daran gewachsen oder haben sich IN der Partnerschaft dann sehr weit zurückgezogen, so dass man wirklich nur noch aneinander vorbei lebte. Habe ähnliches bei meinen Großeltern erlebt, wo mein Opa nach dem Tod der Oma innerhalb kürzester Zeit wieder auf Brautschau war und die Beziehung vorher eher aus Pflichtgefühl mit ihr fortgeführt hat. Aber das ist eine andere Geschichte.
Das alles ist meiner Meinung nach aber nur ein Aspekt, der heutige Beziehungen massiv beeinflusst.
Diese "Shittests" und Machtfragen gab es halt auch schon immer. Ich glaube viele Männer von heute (mich eingeschlossen) leiden teilweise darunter, dass wir mit unserem Rollenverhalten nicht mehr so wirklich klarkommen. Ich selbst wurde ausschließlich von meiner Mutter großgezogen, weil sie alleinerziehend war. Sie hat mir immer beibringen wollen, dass man eine Frau achtet, im Haushalt hilft, usw. Leider hat sie, wie sie selbst mal zugegeben hat, vergessen mir beizubringen dass Frauen auch unfair sein können. Ihr Frauen seid nun einmal nicht alles Prinzessinen und man kann nicht immer dieser White Knight sein. Ich versuche aber stets diese Rolle auszufüllen und vergaß darüber hinaus auch meine "männliche" Rolle zu spielen.
Wenn man dann heute alle diese Begriffe hört (Onitis, White Knight, needy, Shittests und Co.) verunsichert einen das halt ziemlich und man fragt sich, wo da der Platz bleibt für das "Echte" in der Beziehung. Also ohne Rollenfunktion.
Diese ganzen Begriffe drücken aber meiner Meinung nach keine "Taktiken" aus nach denen man Leben sollte, sondern Verhaltensweisen die man bei sich selbst finden und hinterfragen müsste.
Gerade diese Shittests passieren ja "unbewusst". Das ist ja nichts, was man unbedingt aus einer Frauenzeitschrift mitnimmt und dann seinen Partner abfragt bzw. testet. Nein, man macht diesen Shittest mit seinem Partner unbewusst und die entsprechenden Reaktionen des Partners verändern nun einmal den Wert in der Partnerschaft.
Wenn ich jemanden kennenlerne und zu ihm aufblicken kann, dass erhöht das ja irgendwo mein eigenes "Selbstwertgefühl", denn ich habe da jemanden gefunden, der mir unheimlich was gibt. Verändert sich dieser Wert aufgrund verschiedener Verhaltensweise, hinterfrage ich irgendwann auch die Beziehung. Was bringt mir ein Partner, den ich immer mitschleifen und aufbauen muss? Ein Partner der mich in meinen Gefühlen runterzieht, aber nicht mitreißt?
Es geht ja nicht darum für seinen Partner in schweren Zeiten nicht da sein zu wollen, auch wenn es solche Exemplare da draußen gibt, die bei jedem kleinen Problemchen die Beine in die Hand nehmen. Es geht eher darum, dass man die Perspektiven für sich abklopft, ob das jetzige Verhalten eines Partner eine attraktive Perspektive für die Zukunft darstellt. Jemand der (wie ich leider) nur noch 24/7 Zuhause sitzt, keine Hobbys und Freunde hat, keine Ziele fokussiert abarbeitet, lässt einfach nicht erkennen, dass er in Zukunft zum persönlichen Glück etwas beitragen kann. Man möchte ja die Zukunft mit seinem Partner AKTIV gestalten und nicht jeden Tag nur im Bett versinken, weil kein wirkliches Leben mehr stattfindet.
Daher "shittestet" man halt wohl auch gerne, um zu gucken ob da ein "Erwachen" stattfindet. Ich bin der innerlichen Überzeugung, dass meine Ex mich darum auch noch im Orbit behält. Einen wirklichen Nutzen habe ich für sie ja nicht mehr, außer dass die Wohnungstrennung friedlich abläuft. Ich werde ab Mitte/Ende Dezember sehen, ob ich weiterhin im Orbit gehalten werde oder dann wirklich komplett fallen gelassen werde.
Auf der anderen Seite ist da ja die Frage, ob ich sie an meiner persönlichen Progression dann noch teilhaben lassen möchte. Wenn ich für sie wieder interessant werde, weil ich mich wieder wohl fühle, da ich etwas für mich mache und das auch ausstrahle, dann wird das auch andere Frauen anziehen.
Ich glaube die reine, wahre, ehrliche Liebe gibt es so nun einmal nicht. Niemand "verschenkt" sein Herz auf Lebenszeit, ohne etwas zurückzuerwarten. Jeder von uns erwartet etwas von einer Partnerschaft. Wenn er das in der Partnerschaft nicht mehr sieht oder finden kann, wird früher oder später den Rückzug antreten.
Bei mir war es beim Sex nämlich ähnlich. Ich muss zugeben, dass meine Ex eine wirklich hübsche, junge Frau war. Ihr sexueller Horizont war aber sehr begrenzt und konservativ (auch wenn er sich "dank" ihres Kollegen nun um einige Dinge erweitert hat
). Ich fand das ehrlich gesagt auch etwas unspannend mit ihr Sex zu haben, da die Kreativität fehlte und der Ansporn auch einmal selbst aktiv zu werden. Ich bekam quasi immer nur per Subtext mitgeteilt, dass sie Lust hatte, statt sich auch mal aktiv um den Sex zu bemühen. Ihre Erwartungshaltung war also, dass ich immer merken müsste, wenn sie erregt ist und das mir das als Erregung reichen müsste, wenn sie sich nackt machen würde. Es gab z.B. keinen heißen Dirty-Talk fürs Kopfkino, keine außergewöhnlichen Stellungen und auch sonst wenig Bereitschaft sich über das Thema sexuelle Neigungen auszutauschen. Ich habe immer offen meine Vorlieben aufgezeigt und auch immer versucht neue Dinge mit ihr auszuprobieren. Aber sobald man etwas vom Standard abwich, war vieles quasi eklig oder pervers.
Manche Dinge konnte ich ihr auch nicht geben, da ich dieses überdominante Verhalten (Würgen/ins Gesicht schlagen) bei meiner Partnerin so nicht ausleben konnte. Da komme ICH wieder nicht mit übereinander, weil ich sie auch beim Sex als "Prinzessin" wahrnehme und ich sowas mit einer Prinzessin nicht mache. Hier muss auch ich vielleicht lernen, in einer Partnerschaft ggf. den Switch hinzukriegen. Bei ONS/F+ ist mir das Verhalten aber möglich. Warum auch immer...
Meine Ex hingegen nutzte Sex auch gerne um Dinge zu erhalten. So hat sie gerade zum Anfang der Beziehung gerne mal Oralsex mit Finale praktiziert. Als die Beziehung in feste Bahnen lief, hat sie damit aufgehört. Die Begründung war, dass sie es eklig findet und es nur getan hat, um mich an sich zu binden.
Ja, das sagte sie mir mal wirklich so.
Lange Rede, kurzer Sinn... natürlich fragt man sich dann, ob man seine sexuellen Bedürfnisse auf Dauer für den Partner zurückschrauben möchte oder nicht Gefahr läuft früher oder später in ein Abenteuer zu geraten.
Prinzipiell kann ich für mich Sex und Gefühle trennen, sprich ich kann auch Sex ohne enge, emotionale Bindung praktizieren. Ich finde aber bzw. weiß aus meiner Erfahrung, dass der Sex umso besser sein kann, je enger die Vertrautheit ist.
Problematisch wird es dann, wenn durch den Sex eine Vertrautheit entsteht, sprich wenn man nachdem man die Betten durchwühlt hat auch über andere, private Dinge spricht und sich eine Bindung aufbaut. Dann passiert etwas, was mir mit meiner Ex passiert ist. Die Beziehung wird hinterfragt bzw. ggf. ein "besserer" Partner lockt.
Dass durch Sex vor allem das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet wird verstärkt solche Effekte. Anders gesagt: fehlt der (gute) Sex, geht im schlimmsten Fall die Bindung verloren. Das bedeutet nicht, dass eine intensive Liebe nicht auch dann noch möglich wäre, aber ich glaube das je nach Alter ein Mangel an sexueller Aktivität mit einer Person, schneller zu einer Liebeskrise führt.
Gut, sind jetzt alles nur meine persönlichen Eindrücke und ich bin kein Fachmann. Ich bin am Ende auch nur ein frischgetrennter Ex, der versucht mit der Situation klarzukommen. Irgendwie hilft mir das aber, auch ein Verständnis für meine Expartnerin zu entwickeln und die Probleme in unserer Beziehung zu reflektieren. Das entschuldigt natürlich nicht jede Verhaltensweise, aber erklärt vielleicht das Abrutschen etwas.
Ich denke man muss sich für ein EB (bzw. generell eine neue Beziehung) wirklich klarmachen, wie so eine Beziehungsdynamik funktionieren kann und sich ggf. auch in einer Beziehung selbst "shittesten".
Wenn man sich selbst nicht wie den wertvollsten Menschen auf Erden behandeln kann, wird man es auch schwerlich von anderen erwarten können. Ich glaube das ist es, was man für sein eigenes Mindset erarbeiten muss und was man gerade nach einer Trennung nicht sehen kann. Man fühlt sich klein als verlassene Person. Selbst dann, wenn man vorher evtl. noch selbst mit dem Gedanken gespielt hat, den Partner zu verlassen. Nur wenn man sich halt klein macht, wird man nicht attraktiv sein für den Ex. Und wenn man anfängt sich selbst zu lieben und merkt, was man bereit ist zu ertragen und was nicht, wird man auch für sich selbst erfahren ob ein EB überhaupt das ist, was man möchte.
An dem Punkt bin ich aber auch noch nicht ganz. Das Verhalten meiner Ex sollte es mir z.B. eigentlich relativ einfach machen, sie in den Wind zu schießen. Zumindest sagen das ja einem alle anderen. Die stecken aber auch emotional nicht in dieser Ausnahmesituation. Man selbst will zurück zu seinen Oxytocinquelle und wieder Glück empfinden, wohlwissentlich dass die Probleme die hinter der Trennung standen nicht ansatzweise aufgeräumt sind.
Ich wünsche aber jedem in diesem Forum, dass er sein Glück findet. Mit oder ohne Ex.
Am Ende wird alles besser.