Hallo zusammen,
jetzt, 36 Stunden später, habe ich keine Angst mehr vor einer Rache des AM. Gestern Abend hatte ich ein Gespräch mit EF, welches für sich genommen hilfreich war, das bisher Geschehene in den richtigen Kontext zu setzen, jedoch die Gesamtsituation doch irgendwie komplizierter macht und bei mir trotz Gewöhnung an die vorliegende Situation zusätzliche Verletzungen herbeigeführt hat.
EF fing das Gespräch zögerlich an. Ich hatte ihr am Vormittag den Auszug meines Tagebuchs der letzten 2 Monate per E-Mail zugeschickt. Sie fragte mich auch, warum ich das getan hätte. Offenheit und Transparenz. Zudem sollte sie meine Gedanken der aktuellen Zeit kennen. Insbesondere mein Unverstädnis, warum sie seit einer Woche schlagartig ohne in mir liegenden Gründen auf der Couch im Wohnzimmer schläft.
Es werde mich verletzten, sagte sie. Was könnte jetzt denn noch kommen? Ich wüßte nicht alles. Sie habe mit AM täglich telefoniert, es gab auch mehr Treffen als gedacht, er habe sie auch drei oder vier mal an ihrer Arbeitsstelle im 100 km entfernten Ort zur Mittagspause besucht, er sei ihr wichtig und sie ihm, zum Schluss sei es gar nicht mehr um Sex gegangen, er wurde ihr "bester Freund", nein, für beide sei es keine Liebe, sie habe relativ schnell gemerkt, dass sie doch nicht seine sexuellen Fantasien teilen würde, wollte es jedoch ausprobieren, ja, sie hätten sich auch geküsst, ja er war auch schon mal in unserem Haus, um sie abzuholen, nein, sie hätten bei uns im Haus keinen Sex gehabt. An dem Tag, an dem er die Herzprobleme bekommen hatte und ich ihn anschließend verfolgt hatte, waren sie in einem speziell eingerichteten SM-Appartment, worauf er sich schon sehr lange wie ein Kind gefreut habe, weil er dort mit EF Einiges ausprobieren wollte.
Ich fragte zu den Gesprächsanteilen nach. 80% er, 20% sie. Aber im Gegensatz zu unserer Kommunikation, hätten sich beide stets verstanden, es gab keine Missverständnisse, wie sie bei Gesprächen zwischen mir und EF häufig vorkommen.
Ich blieb die ganze Zeit über ruhig und gefasst, wollte keinesfalls mit einer unbedachten abfälligen Bemerkung ihren Redefluss unterbrechen. Erst als ich kurz vor Mitternacht zu Bett ging, überschlugen sich in mir die Gedanken.
Wäre sie bereits beim Aufdecken der Affäre im Mai so ehrlich gewesen, hätte es gar kein "Weitermachen" mit unserer Ehe gegeben. Schließlich hatte ich damals die Aternative zur sofortigen Trennung nur zugelassen, weil sie mir gesagt hatte, dass keine Liebe im Spiel sei. Ich wollte nicht gegen ein verliebtes Herz ankämpfen, darin sah ich keine realistischen Erfolgschancen. Auch wenn sie die Gefühle zu AM jetzt nicht Liebe nennt, so hat alles den Anschein, dass eben genau solche Gefühle im Spiel waren und immer noch sind. Das erklärt auch, warum sie stets so aussergewöhnlich gekränkt war, wenn ich etwas Abfälliges über ihren AM geäußert hatte. Das erklärt auch, warum sie es nicht zuließ, dass ich ihm die Schuld an unserer Krise gegeben hatte. Sie meinte immer, dass ich nicht auf ihn, sondern auf sie wütend sein sollte.
Die jetzt eingetretene KS hält sie durch, weil sie nicht Schuld am Scheitern seiner Ehe sein möchte. Ich vermute, dass AM sich früher oder später bei EF melden wird und sei es nur, um mitzuteilen, wie seine Ehekrise ausgegangen ist. Das vermutet EF auch. Sie wisse jedoch nicht, was das in ihr auslösen würde. Ob bis dahin bei ihr alles verheilt ist und es ihr dann nichts mehr ausmache oder ob der Kontakt dann wieder aufgenommen werden würde. Beiden würde es schon reichen weiter telefonieren zu dürfen, jedoch wisse sie, dass weder seine EF noch ich glauben würden, dass sie nur freundschaftlich miteinander umgehen. Ja, das wäre in der Tat schwer zu glauben, meinte ich.
Ja, ich gebe zu, dass mir diese ganzen neuen Informationen sehr nahe gehen. Ich verstehe jetzt manche Reaktionen von EF im letzten halben Jahr besser. Aber sie geben mir auch ein Gefühl, extrem verarscht worden zu sein. Und ja, es macht mich auch irgendwie eifersüchtig zu wissen, dass da jemand ist, der in kürzester Zeit all das bekommen hat, wonach ich seit Jahren dürste. In erster Linie Kommunikation. Und natürlich Zärtlichkeiten. Und dann auch noch (unverdientes) Vertrauen.
Jetzt sind alle Karten auf dem Tisch. Wenn ich keine Verantwortung für meine Kinder hätte, wären alle Checkpunkte erfüllt, die eine Trennung absolut rechtfertigen würden.
Ich werde mich weiterhin auf mich konzentrieren und warte mal ab, wohin sich alles noch entwickeln wird.....