Und ein neues - trauriges - Update. Seitdem der AM mit EF Schluß gemacht hat, ist das Zusammenleben eine Qual geworden. Ich hätte nicht gedacht, dass der schlechte Zustand noch getoppt werden könnte. Als ich gestern nach Hause kam hatten wir zunächst ein ganz normales, entspanntes Gespräch. EF hatte mir vormittags eine Nachricht über einen Veränderung bei ihrem Arbeitgeber mitgeteilt und überlegt, ob sie aufgrund dessen ihre Arbeitszeit erhöhen sollte. Ich fragte jetzt im persönlichen Gespräch also nach, wofür sie sich entschieden hätte: Geld oder Liebe. Frech grinsend antwortete sie Geld. Mir entglitt "dachte ich mir schon". Gedanklich war ich auf einmal bei ihrem Ex-AM, den sie ja so reizvoll fand, weil er millionenschwer sein soll. Ich sagte also, dass für den Fall, wenn das bei uns nichts mehr wird und ich eh nichts mehr zu verlieren hätte, ich mal aus Spaß zu so einer Gemeinderatssitzung (er ist ja auch Bürgermeister) gehen würde und mich unter die Zuschauer mischen würde. Die Sitzungen seien ja schließlich öffentlich. Und obwohl EF ja angeblich keine Gefühle mehr für Ex-AM hat, ist sie plötzlich richtig laut geworden, hat über Trennung geschrien, irgend etwas nach mir geworfen und versucht mich zu schlagen. Durch Wegducken hat sie mich nur leicht an der Wange erwischt. Die Kinder fingen an auf der Couch zu weinen, die Hunde liefen zu den Kindern. Ich habe mich dann dazu hinreißen lassen den Kindern zu sagen, warum ihre Mutter sich trennen will. Weil sie einen anderen Mann gefunden hat, mich nicht mehr lieb hat. Sie zeterte weiter. Da nahm ich mein Handy und rief ihre Mutter an, Ton auf Lautsprecher. Und während EF noch rumschrie erzählte ich ihrer Mutter, dass wir uns seit einem halben Jahr in einer Ehekrise befinden, weil ihre Tochter fremdgegangen war. Die Mutter war entsetzt und geschockt. Auch hat sie ihre Tochter nie so schreien gehört. Ich beendete den Anruf und setze mich zu den weinenden Kindern auf die Couch. Ich nahm zunächst beide in den Arm, nach einer kurzen Zeit, als sich EF ein wenig beruhigt hatte, setzte sie sich an das Kopfende der Couch und die große Tochter schmiegte sich an sie während ich die Kleine weiter am Kopf streichelte. Zu keiner Zeit bin ich laut georden, ich wollte, dass die Kindeer ihre ausgetickte Mutter so sehen, wie ich sie in letzter Zeit öfter gesehen habe. Natürlich war das Scheiße. Natürlich bereue ich es. Aber EF hat mit dem Aussprechen von "Trennung" die Lawine ins Rollen gebracht. Ich versprürte einen Zwang, die erklärende Wahrheit nachzuschieben.
Nach einer Weile in Stille, in der man nur das Schluchzen der Kinder hörte, sagte ich zu EF, dass sie ja gehen könne, ich würde mich nicht trennen. Sie erwiderte mit fester Stimme, dass sie sich auch nicht trennen würde. Sie wandte sich an die Kinder und sagte, dass wir versuchen würden eine Basis zu schaffen, Papa hätte da ein paar Ideen gehabt, die vielleicht helfen würden. Später sagte sie mir, dass ich ihre Mutter noch einmal anrufen solle, damit die sich keine Sorgen macht. Ich nahm meine Jacke und ging um den Block und telefonierte dann mit Schwiegermutter. Ich erzählte ihr in Kürze die Story und dass sich ihre Tochter weigere offen zu kommunizieren. Zitat EF: Ich solle nicht versuchen ihren Charakter zu ändern, sie sei nunmal von je her ein verschlossener Mensch gewesen.
Schwiegermutter bestätigte, dass EF schon immer sehr verschlossen war. Unangenehme Themen wurden früher in ihrer Familie eben einfach nicht mehr angesprochen, wenn sie gemerkt hätte, dass es ihre Tochter belaste.
Jetzt, da es alle also wissen, fühle ich mich auf eine merkwürdige Art befreit. Es gibt keine dunklen Geheimnisse mehr. EF sagte, dass sie jetzt "seelisch bloßgestellt" wurde, mir aber tat das gut. Ich bedauere nach wie vor, dass die Kinder mit reingezogen wurden, obwohl EF und ein Großteil der Leserschaft hier ja schon immer der Meinung waren, dass die Kinder auch die Wahrheit verdienen. Jetzt kennen sie sie, aber die Art und Weise war schockierend. Die Auswirkungen sind nicht absehbar.
Und das ganze geschah einen Tag nach unserer letzten Paartherapie-Sitzung. Dort hatte ich den Vorschlag gemacht, dass EF erst einmal ein paar Sitzungen im Einzelgespräch wahrnehmen sollte, bevor ich mich dann wieder einklinken würde. Das wurde jedoch nicht aufgriffen. Bei der Frage nach dem nächsten Termin habe ich lange zu EF geschaut. Erst als ein leichtes Nicken zu erkennen war, habe ich uns für den 06.01. einen neuen Termin geben lassen.
Ich weiß weiterhin nicht, wie es weitergehen soll. Wenn EF sich nicht öffnen will, kann ich mit ihr auch nicht auf Augenhöhe kommunizieren. Ich sollte derjenige sein, der verschlossen sein müsste, schließlich habe ich kein Vertrauen mehr zu ihr. Sie sagt, ich solle auf sie wütend sein und nicht auf den Ex-AM. Ich solle meine Wut auf sie rausschreien. Das kann ich aber nicht. Ich kann auch nicht auf die Distanz gehen, die wir schon fast 10 Jahre hatten und die letztendlich zu der jetzigen Katastrophe geführt hat. Welche Möglichkeit habe ich übersehen? Wie kann man Nähe und Distanz vernünftig mischen? Wie kann man in Austausch kommen, wenn der Partner Reden über Persönliches als Qual ansieht und der Meinung ist, dass das Offenbahren des Innersten irgendwann missbraucht wird und zu eigenen Verletzungen führt? Warum geht sie nicht einfach, wenn sie das Familienleben doch so hasst?