Liebe Mitleser!
Vorweg wünsche ich euch allen ein glückliches neues Jahr!
Vor über zwei Monaten habe ich zuletzt geschrieben, und es ist auch einiges passiert. Es gibt noch keine Trennung - so viel sei an der Stelle schon gesagt.
Am 5.11. hatten wir den nächsten Termin bei den Paartherapeuten. Das war der vorletzte, denn am 23.11. hatten wir unseren letzten. Darauf haben wir uns sozusagen geeinigt, weil ja dann irgendwie alles besprochen war. Die lange Schreibpause ist einerseits schlecht, weil ich Details auslassen muss. Andererseits ist es nun auch gut so, denn sonst würde das zu lang werden.
Den 25.10. möchte ich trotzdem noch erwähnen. Mit einer Freundin, die ich von meine Lieblingslokal kenne, haben wir für den Tag um 18.00 Uhr ein Treffen in einem anderen Lokal vereinbart. „Unseres“ hat nämlich montags geschlossen. Wir wollten dort ein paar Biere trinken. Meine EF hat mich überraschend um 16.00 Uhr angeschrieben. Sie wäre mit der Arbeit fertig und würde mich nun holen kommen, weil sie gleich ums Eck noch etwas erledigen müsse. Was sollte ich nun tun? Nachdem es bei uns alles andere als perfekt lief, hatte ich auch nichts zu verlieren.
Meine EF traf um 16.30 Uhr ein, sie musste noch kurz in ein Geschäft, und dann setzten wir uns in den Gastgarten eines Irish Pubs und tranken ein Bier. Weil ich das Treffen mit der Freundin nicht absagen wollte, sagte ich nach der Runde zu meiner EF, dass ich mich mit der treffen werde, weil ich mich auch für mein Geburtstagsgeschenk bedanken möchte. Sie könne aber gerne mitkommen, da sie sie ja kennt. Sie war im ersten Moment total perplex, hat dann aber gemeint, sie werde mitkommen.
In dem Lokal waren wir dann zu dritt am Tisch. Ich habe mich sehr nett mit meiner Freundin unterhalten, und sie sich mit mir auch. Meine EF war schon Teil des Gesprächs, aber zwischendurch hatten wir so Insider, bei denen meine EF nicht mitkam.
Jedenfalls hat meine EF diese Situation bei der Sitzung am 5.11. angesprochen. Sie erzählte, wie es ihr dabei gegangen ist. Dass diese Freundin, die einen Tag vor mir - am 15.10. - Geburtstag hatte, mir ein Geschenk gegeben habe und dass ich mich dafür erkenntlich zeigen wollte. Sie erzählte, dass wir sie gemeinsam im Frühjahr 2020 kennengelernt haben. Meine EF erzählte den Therapeuten, sie wäre sich bei dem Treffen zu dritt wie im falschen Film vorgekommen, als sie gesehen hat, wie wir miteinander umgegangen sind. Sie erzählte, ich hätte mich gegenüber der Freundin so verhalten, wie es bei uns am Anfang gewesen war. Sie sagt, wir hätten neben ihr geflirtet. Sie ist 23 Jahre alt. Eigentlich hätte meine EF, so sagte sie es selbst, in der Situation zugemacht und wäre wahrscheinlich gegangen. Sie ging dann kurz nach draußen und überlegte, wie sie mit der Situation umgehen solle. Nachdem die Freundin eine sehr sympathische Person ist und sie nichts für die Situation kann, beschloss meine EF, wieder hinein zu gehen. Sie sagt dann zu den Therapeuten, dass sie wolle, dass ich mit ihr wieder so umgehe wie mit der Freundin, weil sie das schon lang nicht mehr erlebt hat. Was meine EF gesehen hat an dem Abend, hätte ihr sehr weh getan und sie hätte nur der Freundin zuliebe das Ganze mitgemacht. Sie rechnete es mir hoch an, dass ich sie mitgenommen habe, denn ich hätte mich schließlich auch alleine mit ihr treffen können. Sie sagte aber auch, es wäre insgesamt ein schöner und lustiger Abend gewesen, aber eben sehr spannend.
Offenbar hat das bei meiner EF wirklich etwas bewirkt. Am selben Abend hatten wir Sex sowie weitere Male am 30.10., am 7.11. und am 10.11. Im Gegensatz zu der letzten Zeit davor fühlte es sich wieder sehr leidenschaftlich an. Am Wochenende darauf kuschelte sie sich nach dem Aufwachen und auch beim Einschlafen an mich, was sie ewig nicht getan hat. Auch im Haushalt war sie viel aufmerksamer, erledigt nun Dinge, die sie vorher nicht angegriffen hat. Zu dem Zeitpunkt sah es tatsächlich so aus, als wäre es bei ihr zu einer sehr positiven Änderung gekommen. Natürlich ohne Garantie die Dauer betreffend.
Es war ursprünglich nicht als Provokation von mir geplant, denn ich wollte mich ja alleine mit ihr treffen. Aber als sich die Lage geändert hatte und ich das Treffen nicht absagen wollte, ist es zu dieser Konstellation gekommen. Und ich dachte auch, worauf solle ich jetzt noch Rücksicht nehmen. Aber dieser Abend war dann für meine EF ein Wachrüttler - anfangs jedenfalls.
Parallel dazu habe ich die bestehenden Kontakte auf Bumble weitergepflegt - drei an der Zahl. Mit einer hatte ich mich am 23.10. getroffen. Es war sehr nett, blieb aber bei dem einen Mal, weil sich zuerst nicht gleich eine weitere Gelegenheit ergeben hat, und dann kam ja im November schon der Lockdown. Mit den anderen beiden habe ich nur geschrieben - mit einer davon sehr regelmäßig. Das geplante Treffen ist kurzfristig ins Wasser gefallen.
Und dann gibt es ja noch diese eine besondere Frau, die ich auch auf Bumble kennengelernt habe. Mit ihr hatte ich mich in der ersten Oktoberwoche getroffen und zwei weitere Male am 28. und am 31.10. Am 28. ist sie in meine Stadt gekommen und wir haben den Tag verbracht mit Spazieren, Essen und vielen Gesprächen. Drei Tage später haben wir uns in der Mitte getroffen, da wir 200 km entfernt von einander leben. Wir waren wieder Spazieren und Kaffeetrinken.
Gegen Ende November wollte sie für zwei Nächte in meine Stadt kommen und ein Hotel nehmen. Wir hätten uns an ihrem zweiten und dritten Tag bei ihr im Hotel treffen wollen. Durch den Lockdown wurde dann nichts daraus.
Wir haben zu der Zeit schon täglich geschrieben und fast jeden Tag telefoniert. Wir sind uns sehr sympathisch, und auch was Lust und Leidenschaft betrifft sind wir sehr ähnlich gestrickt und ergänzen und fast magisch.
Am 16.12. hat sie mich in der Früh mit dem Auto abgeholt. Wir sind 200 km in ihre Stadt gefahren und haben den Tag in ihrer Wohnung - also eigentlich im Bett - verbracht. Da war dann endgültig eine Grenze überschritten. Um 17.00 Uhr war ich dann wieder zuhause. Meine EF kam erst gegen 20.00 Uhr aus der Arbeit heim. Zwar kann ich es nicht verstehen, aber entweder sieht sie mir nichts an, weil sie es einfach nicht kann oder will, oder ich verberge das gut.
Seit dem 10.11. hatten meine EF und ich keinen Sex mehr. Nicht einmal den Hauch einer Chance hat es seither gegeben. Die vorletzte Therapieeinheit, in der meine EF vom unfreiwilligen Abend zu dritt erzählt hat, war am 5.11. Am 7.11. und am 10.11. hatten wir noch zweimal Sex. Wir waren uns einig darüber, dass der 23.11. der letzte Termin sein würde. Wir wussten ja eigentlich, was nicht passte und könnten irgendwie daran arbeiten.
Nach dem 10.11. - der Sex war wirklich sehr leidenschaftlich wie lange nicht - ging es mir gut. Wir hatten ja bis dahin wieder halbwegs regelmäßigen Sex und es fühlte sich „echt“ an. Ich dachte an nichts Böses, war freundlich und gut gelaunt. Ich war sogar optimistisch, dass wir dieses Mal vor einer Wende stünden. Aber gegen Ende des November, nachdem das letzte Mal wieder drei Wochen her war, kam langsam aber sicher der Frust wieder hoch. Ich bemühte mich zuerst, es nicht zu zeigen, aber irgendwann war natürlich wieder Schluss mit dem Hinunterschlucken. Das geht nicht ewig gut. Ich zog mich wieder mehr zurück, machte mein Ding. Und wir waren ja wieder im Lockdown.
Es ist fast so, als würde meine EF durch die Sicherheit des Lockdowns - ich bin eben nur im Büro und dann wieder zuhause - ihr System wieder runterfahren und mich an der ausgestreckten Hand verhungern lassen. Sie hat ja nichts zu befürchten, denn ich kann nichts tun. Der Mannschaftssport ist auch nicht erlaubt.
Aber mal ganz ehrlich: Das ist doch der Beweis dafür, dass das romantisch-erotische Potential aufgebraucht ist, so wie Wolfgang es auch mehrfach in den Raum gestellt hat. Wären da noch Lust und Leidenschaft, wäre der Lockdown doch völlig egal. Da hätte man ja noch mehr Zeit, seine Lust miteinander auszuleben. Aber meine EF hat eben immer wieder einmal mit Verhaltensweisen überrascht, die mich daran zweifeln ließen, dass alles verloren sei.
Noch eine Woche, dann haben wir wieder zwei Monate keinen Sex. Und auf der anderen Seite ist da eine Frau, mit der ich mich toll unterhalten kann und die mit mir auf einer Wellenlänge ist, was sexuelle Phantasien betrifft. Wir schreiben uns lustvoll, erfinden Szenen, wo und wie wir es uns vorstellen. Wir schreiben auch romantische Nachrichten. Klar, die will mich, und sie versucht es ganz logisch über diesen Weg. Und sie ist bereit mir das zu geben, wonach ich mich sehne. Allerdings muss ich auch sagen, dass da Sachen darunter sind, die man nicht einfach tun will, nur um den anderen einzufangen. Also das ist schon ein wenig mehr dahinter. Wir werden uns in zehn Tagen wieder sehen. Sie wird mich wieder abholen, und wir werden den Tag ziemlich sicher in ihrem Bett verbringen.
Die Grenze ist schon lange überschritten. Aber ich habe nicht das schlechte Gewissen, vor dem ich mich am Anfang gefürchtet habe. Und sie kennt meine Situation, denn darüber habe ich sie nie im Ungewissen gelassen.
Am Nachmittag des 30.12. hatten meine EF und ich schließlich noch einen Streit. Sie hat mich nach mehr als einem Jahr wieder voll unter der Gürtellinie angegriffen und provoziert. Sie beherrscht das wirklich gut, und das hat sie mir auch schon mehrmals gesagt. Sie weiß, wie sie es anstellen muss, mich bis aufs Blut zu reizen, und sie kann das Mittel jederzeit einsetzen. Hier war es wieder so weit.
Ein Thema, das sogar in der Therapie angesprochen wurde, war der billige Anlassfall. Ohne mit mir gesprochen zu haben, gestaltete sie unser Badezimmer um. Es war nur ein Möbelstück, aber es geht ums Prinzip. Sie weiß, dass das ein großer Streitpunkt war in unserer Wohnung, und in der Therapie wurde vereinbart, dass sie mit mir über solche Pläne redet. Nun hat sie es wieder nicht getan. Ich fragte sie also, warum sie das getan hätte. Sie meinte, sie hätte keine Lust mit mir darüber zu reden, da ich das sowieso nicht gutheißen würde. Daher hat sie es eben selbst entschieden.
Und glaubt mir - es gibt gute Gründe, warum ich meistens nicht einverstanden bin. Möbelstück um Möbelstück hat sie in unsere frühere Wohnung geschleppt. Man musste fast schon rückwärts in manche Zimmer hineingehen, um vorwärts wieder herausgehen zu können. Das war immer die Bedingung, wenn wir uns eine Eigentumswohnung anschaffen, dass so etwas nie wieder passiert. Und weil sie am Tag davor einen „antiken“ Schrank bekommen hat, war für ein anderes Möbelstück kein Platz mehr. Und das musste dann eben woanders hin.
Jedenfalls hat sie mir das so ins Gesicht gesagt. Als ich sie auf den Kompromiss mit den Therapeuten angesprochen habe, meinte sie nur, ich würde mich ja auch nie an irgendetwas halten und auch nicht so sein, wie sie es sich wünsche. Auf meine Bitte, mir konkrete Beispiele zu nennen, schwieg sie. Natürlich, denn was gab es zu sagen. Nichts! Sie behauptet es einfach. Dann habe ich sie noch einmal ersucht, mir konkrete Beispiele zu nennen. Wieder nichts. Ich sagte ihr, es gibt jetzt einen konkreten Fall, über den ich reden will. Sie aber wich aus und sprach mehrfach von anderen Fällen, die als Vergleich völlig untauglich waren. Sie schaute mich dabei mit einem Blick an, dass ich sie auf den Mond schießen wollte.
Wir hatten für den Abend Freunde zum Essen eingeladen. Ich war für das Essen zuständig und habe schon am Vorabend vier Stunden vorgekocht und vorbereitet. An dem Tag wollte ich den Rest erledigen. Ich sagte dann zu ihr, dass das so nicht funktionieren könne. Ich habe ihr Anfang August gesagt, wie es mir gehe. Das war dieses Gespräch, das dazu gedacht war, sie vorzuwarnen, damit eine mögliche Trennungsabsicht nicht aus heiterem Himmel über sie kommen sollte.
Dann sagte sie, ich hätte in dem Gespräch doch nur gedroht, sie zu verlassen. Ich entgegnete, dass das keine Drohung war, sondern die Notwendigkeit ihr zu sagen, wie ich mich in der Partnerschaft fühle. Sie redete mit mir in einer Art, dass ich immer zorniger wurde. Sie wollte dann in der Küche an mir vorbeigehen, und ich stellte mich so hin, dass sie nicht vorbeikam. Nun sah ich sie mit einem wütenden Blick an. Sie hat mich dermaßen gereizt, dass ich mich fast vergessen hätte. Daraufhin meinte sie zu mir: „Jetzt bist Du wieder da, wo Du hingehörst. Du wolltest doch schon zuschlagen.“
Ich machte das Essen fertig während sie noch Kleinigkeiten einkaufen ging. Circa drei Stunden später, nachdem sie wieder daheim war, tat sie so, als wäre das nicht geschehen. Redete über irgendwelche unwichtigen Details.
Ich war an dem Tag so weit, dass ich das ganze beende. Noch immer bin ich stinksauer deswegen, und sie tut noch immer so, als wäre nie etwas passiert. Würde sie jetzt Sex haben wollen - und ich wundere mich tatsächlich, dass es am 30.12. nicht dazu gekommen ist, denn das ist ihre Art, so etwas aus dem Weg zu räumen -, ich hätte wirklich keine Lust auf sie. Sex nach einem Streit kann schon sein, aber nicht nach einem Streit dieser Art.
Irgendwie glaube ich, dass es bald ziemlich knallen wird. Entweder merkt sie langsam, dass es da eine andere gibt, auf die ich Lust habe und mit der ich ständig schreibe, oder sie merkt es, weil ich mit ihr nicht mehr intim werden will. So ging es mir vorher nie. Ich habe den ganzen Prozess mit der Aufarbeitung vor mehr als eineinhalb Jahren begonnen, weil ich meine EF liebe und sie auch sexuell attraktiv fand und wieder ein ausgewogenen Sexualleben haben wollte. Aber plötzlich verblasst auch mein sexuelles Verlangen.
Mit Sicherheit hat es auch damit zu tun, dass es das eine andere Frau gibt. Da besteht kein Zweifel. Aber auch erst das Verhalten meiner EF hat dazu beigetragen, dass ich meine Lust mehr und mehr auf diese andere Frau konzentriere.
Ich will hier keine Absolution erteilt bekommen. Ich befinde mich inmitten einer Affäre, und die Chance, dass einer leiden wird, ist sehr groß. Die Chance, dass meine Ehe in die Brüche geht, ist auch enorm hoch. Es ist ein Spiel mit dem Feuer. Aber ich weiß so genau wie nie zuvor, was es ist, das mir in unserer Ehe abgeht. Und wenn ich das alles im Nachhinein betrachte - kein Sex mehr, seit Beginn des Lockdowns, also mit dem Wegfall des Unsicherheitsfaktors „Afterwork-Bierchen“ -, so weiß ich nicht mehr, wie man das anders deuten soll. Welche Alternative zu einer Trennung soll ich denn bitte hier noch sehen?
Es tut mir wirklich sehr leid, dass das nun so lange und vielleicht auch unübersichtlich geworden ist. Diese langen Pausen tun nicht gut. Aber scheinbar waren viele im Forum auch ein wenig im Winterschlaf, denn es wurde überall sehr wenig geschrieben. Vielleicht haben auch einige von euch mich bereits aufgegeben, weil keine Entscheidungen gefallen sind und ich für alles so lange brauche. Ich weiß es nicht.
Sollte sich jemand in diesem Eintrag bis zu dieser Stelle durchgezwungen haben, bedanke ich mich herzlich. Würde mich auf Eingaben von euch sehr freuen.
Liebe Grüße
Bourque