Ich denke es ist so: der letzte Schritt ist der endgültige. Er wird sein Heim verlieren, wahrscheinlich finanziell schlechter gestellt sein, was sagen Familie und Freunde, wie reagieren die Kinder.... UND er begibt sich auf unbekanntes Terrain.
Er müsste seine Komfort-Zone und das Vertraute verlassen und aufbrechen ins ‚Unbekannte‘. Das macht Angst.
Hallo Juna (ja, ich weiß, ich hab Miraval zitiert ;-) ) - ich hab mir jetzt deinen Strang auch mal durchgelesen. Du hattest ja so ein bisschen die Gegenrolle zu meiner Geschichte. Und ich will mal versuchen, das aus der männlichen Perspektive zu betrachten, da mir die Motive deines AMs schon auch von mir bekannt vorkommen - leider. Auch wenn das natürlich jetzt zu spät ist für deine Geschichte.
Ich habe Miraval zitiert, weil das genau der Punkt ist. Ich hatte auch Angst, alles aufzugeben, was man so um sich rum hat. Paradoxerweise waren es nicht mal die Kinder, weil ich weiß, dass ich mit meinen Kindern danach auch ein tolles Verhältnis haben will und werde. Es war auch nicht die Angst vor meiner EF (also im emotionalen Sinne). Sondern eher die Angst davor, was alle anderen (ihre Eltern, gemeinsame Freunde, usw) von mir denken. Der starke Mann, der für seine Familie sorgen soll, hat keine Eier in der Hose und sucht das Weite - alle anderen kriegen es ja auch hin, nur dieser Lappen nicht. Das spielt bewusst und unterbewusst ganz stark eine Rolle.
Und das Aufbrechen ins Unbekannte stimmt natürlich auch. Was, wenn sich die AF irgendwann als Fehler herausstellt? Ist mit der EF doch nicht alles schlecht? Nicht trennen würde eine Menge Probleme ersparen (es erzeugt natürlich Probleme auf der Affärenseite, aber das sieht man irgendwie nicht so deutlich). Diese Gedanken quälen. Und warum auch immer - man geht ja oft vom Schlechtesten aus. Aber ich hab erkannt - man wird diese Gedanken nie los, wenn man es nicht ausprobiert, zumindest für mich. Und selbst wenn es ein Fehler wäre, dann weiß man es wenigstens. Ansonsten trägt man dieses Verlangen nach der Affäre einen Großteil seines Lebens lang mit sich herum.
Um auf's Zitat zurückzukommen: Ja, wir Männer sind bei sowas zum Kotzen bequem. Möglichst einfach aus der Situation rauskommen. Nervt mich mittlerweile selber an mir. Ich hab bei meiner AF die Metapher bemüht, ich war immer auf der Suche nach dem bequemen Aufzug, bei dem mich keiner sieht und ich dann einfach oben vor ihrer Tür stehe. Die Treppe wollte ich nicht nehmen, weil die anstrengend ist. Aber es gibt keinen Aufzug, nur die steile Treppe.
Diese Erkenntnis hatte ich die ersten 4-6 Tage nach dem Beenden der Affäre nicht (sie fragte mich, ob das Verstecken irgendwann mal aufhört, was ich dann stammelnd verneinte). Das kam interessanterweise erst, nachdem sie eine gute Woche später schrieb, sie hätte jetzt sich mit einem neuen getroffen, der weiß, was er will. Dem will sie eine Chance geben, obwohl ihr Herz sagt, sie will zu mir zurück.
Da wurde mir dann klar, ich bin jetzt plötzlich auf der Wippe der Macht strampelnd in der Luft, wo ich vorher noch am Boden war, und Schluss ist es mit der Bequemlichkeit. Und das entfachte tatsächlich das Feuer nochmal enorm. Und mir wurde klar, was ich eigentlich wirklich will, nämlich sie.
Irgendjemand schrieb in diesem Strang, dass Frauen da mehr Eier in der Hose haben als Männer. Dem kann ich leider nur zustimmen. Das heißt aber nicht, dass der Wille nicht da ist. Aber Männer eiern da offensichtlich wesentlich mehr rum. Und versuchen, die alte Machtkonstellation mit all der Bequemlichkeit mit Worten wieder herzustellen.
Ich hab mir für meinen Teil fest vorgenommen, das nicht zu sein. Ich hatte da wirklich eine Erkenntnis, nach extrem viel nachdenken und der Art, wie mir das danach zugesetzt hat, bzw. es noch tut. Und wenn ich dann hier noch im Forum lese, wie viele AMs sich so ätzend verhalten, hat mich das noch bekräftigt. Ob ich es hinkriege, weiß ich nicht - jetzt hab ich noch leicht reden. Aber ich werde alles versuchen. Die oben beschriebene Angst habe ich aber mittlerweile nicht mehr. Aber ich bin noch zu bequem. Bin noch bei meiner Familie - weil ich mir denke, dann soll für die Kinder wenigstens erstmal alles so weiter laufen, wir zoffen uns daheim ja nicht. Wir leben nur ne WG. Man sieht - es ist eine Ausrede. Ich weiß das. Und das geht vermutlich vielen Männern so.
Was heißt das nun alles? Wir Männer brauchen anscheinend wirklich einen harten Cut, sonst lernen wir es nicht. Dann müssen wir aus der Komfortzone ausbrechen. Und wenn wir leicht wieder in diese zurückkommen, werden wir den Tellerrand niemals überschreiten, zu groß sind die Ängste.