Liebe Luder-Gemeinde,
ich habe sehr lange hier nicht mehr in meinem eigenen Strang geschrieben und war meistens nur lesend im Forum.
Dennoch möchte ich heute meine Geschichte zu Ende schreiben. Es hat eine Weile gedauert, bis ich den Mut dazu aufbringen konnte, aber es ist mir wichtig, das Ende dieses einen Weges hier zu schreiben.
Er kam nach seinem Cut wieder an und suchte vorsichtig den Kontakt zu mir. Weil er nach eigener Erkenntnis nicht ohne mich sein kann. Das glaube ich ihm sogar, denn er hat auch in Jahren absoluter Kontaktlosigkeit und Nicht-Wissen was aus mir geworden ist, niemals vergessen, wer und was ich für ihn war.
Während unserer Affaire kam ich irgendwann für mich selbst zu dem Schluss, dass ich ihn in absehbarer Zeit gar nicht für eine Beziehung haben wollte. Mir wurde einfach klar, dass ich selbst in einer Phase bin, in der ich keine Beziehung führen kann. Für mich war es eigentlich perfekt so, ihn nicht immer zu sehen, den nötigen Abstand zu haben und mein eigenes Leben zu leben. Ich hatte auch kein Bedürfnis, z.B. ihn jeden Tag zu sehen, eine gemeinsame Wohnung zu haben etc...eben alles was eine „normale“ Paarbeziehung in den meisten Fällen ausmacht.
Nach dieser Erkenntnis fiel ein enormer Druck von mir ab und ich merkte, dass ich mich mal wieder selbst in eine Richtung bugsiert habe, die mir eigentlich nicht gut tut – ich dachte, ich muss es wie die meisten machen und eine Beziehung nach den üblichen Vorstellungen anstreben. In diese Falle bin ich öfter in meinem Leben getappt und war dann dementsprechend unglücklich irgendwann.
Nachdem ich also meine Erkenntnis gewonnen hatte, entspannte sich vieles in mir und ich konnte mit der ganzen Situation viel besser umgehen. Ich vermisste ihn selten, freute mich, wenn ich etwas von ihm hörte oder wir uns alle paar Wochen gesehen haben, aber mein Leben funktionierte auch gut in Phasen in denen wir oberflächlichen Kontakt hatten.
Da ich von Natur aus in Gefühlsdingen ein zurückhaltender Mensch bin, gerne auch alleine meine Zeit verbringe und letztlich auch eine Kind großzuziehen habe, fiel es mir nie schwer, „strategisch“ zu sein. Wobei das gar nicht beabsichtigt passierte, sondern ich ganz automatisch meistens so gehandelt habe. Die inneren Kämpfe, welche viele von Euch mit sich austragen mussten, blieben mir oft aufgrund meiner Persönlichkeit erspart. Ich war nie in Versuchung von mir aus auf ihn zuzugehen oder gefühlsbetont zu reagieren. Distanz zu halten zu einem Menschen, auch wenn er mir viel bedeutet, fiel mir nicht schwer. Das liegt sicherlich größtenteils an meiner eigenen Bindungsproblematik. In diesem Fall war sie mir eine große Hilfe. Ansonsten ist sie eher ein Kreuz.
Es plätscherte also alles weiter vor sich hin bis zu einem Tag vor 4 Monaten. Zeitweise war ich sogar genervt von seinen Stimmungsschwankungen, seiner grässlichen Laune und Intoleranz, seiner Meckereien und seiner Arschkälte. Diese Seite an ihm trat in regelmäßigen Abständen hervor. Immer dann, wenn er seine eigene Machtlosigkeit, Feigheit und den enormen inneren Druck verspürte. Er weiß genau, was er eigentlich will, aber er schafft es nicht, sein altes Leben hinter sich zu lassen und neu anzufangen. Zu groß sind seine Ängste, seine depressiven Züge und sein absolut übersteigertes Gewissen.
An diesem besagten Tag und dem darauf folgenden Treffen brachen bei mir Dämme und ich konfrontierte ihn erstmals mit meinen Gedanken zu ihm als Mensch und seinem manchmal ätzenden und vor allem rechthaberischen Verhalten. Ich war einfach so angenervt von seiner Art, dass mir alles egal war und ich es endgültig satt hatte, die ruhige verständnisvolle zu sein. Mir war auch egal, was passieren wird. Und natürlich hat er sich in eine ätzende, kalte Art geflüchtet und sich damit geschützt.
Gottseidank hatte ich in dieser Zeit ganz wunderbare Mädels an meiner Seite – nochmals ein riesen Dankeschön an Flausch, La Traviata, Jula und Sunshine – sie haben sich die Mühe gemacht, und den letzten Schriftverkehr gelesen und mir gesagt, wie ich was zu verstehen habe. Ich war so wütend, sauer, verwirrt und was sonst noch alles, da war ich gar nicht in der Lage zu verstehen, was da gerade passiert.
Letztlich habe ich ihm gesagt, dass ich aufgrund seiner beschissenen Art, die er jedes Mal, wenn er sich selbst mal wieder unter Druck gesetzt hat, nicht klarkomme und meine Gefühle für ihn darunter leiden und ich letztlich gar nicht mehr weiß, was ich für ihn fühle.
Ich erhielt natürlich prompt die Retourkutsche. Vermeintlich sachlich und nüchtern schrieb er, dass er Verständnis dafür hat, blablabla und er letztlich auch nicht weiß, wie es weitergeht und es ihm genauso gehen würde wie mir und er glaubt, dass es besser ist zu gehen.
Darauf habe ich nicht mehr geantwortet. Vielleicht hat er gedacht, er lockt mich damit aus der Reserve und ich sage wieder, hey seh es doch nicht so negativ, geh nicht, wir schaffen das, etc..... Dann wären wir wahrscheinlich immer noch in der Affaire. Letztlich war ich auch immer diejenige, die das Positive hochgehalten hat, die das Gute gesehen hat, wenn er mal wieder nur alles schwarz sah. Ich kam mir zeitweise wie so ein Lilalaune-Bär vor.
Klar liegt vieles in seiner depressiven Persönlichkeit begründet. Das weiß ich nur zu gut. Aber in diesem Moment konnte ich das nicht mehr. Zu oft hatten wir die ähnliche Situation. Ich kannte sie schon.
Was hab ich getan: ich schwieg. Keine Zeile, nix mehr kam von mir. Und was tat er? 3 Wochen lang dauerte das gegenseitige Schweigen. Aus seiner Sicht war ich wohl am Zug. Aber nachdem nichts von mir kam, löschte er mich komplett aus unserem Kommunikationskanal. Das hatte er noch nie getan. Bei allen Cuts blieb dieser immer offen.
Als ich das feststellte, zog es mir kurzzeitig nochmal den Boden unter den Füßen weg. Ich war wirklich geschockt darüber. Das tut unendlich weh und genau wie bei Euch allen, tobten die Fragen in meinem Kopf: hat er mich je geliebt? Wie konnte er das tun?
Der Fassungslosigkeit folgte Wut und dann unendliche Traurigkeit. Durch dieses Tal bin ich gewandert und habe den einen oder anderen ganz dunklen Tag gehabt. Die Erkenntnis, dass Liebe allein manchmal nicht ausreicht, war bitte und schmerzvoll für mich. Aber auch reinigend. Ich wusste irgendwann, dass es nicht an mir lag. Seine Liebe wird immer bei mir sein. Aber er kann nicht aus seiner Haut.
Er war immer ein entscheidungsunfähiger Mensch, angstgesteuert und depressiv. Anstatt den Ursachen dafür auf den Grund zu gehen, schwimmt er einfach weiter an der Oberfläche, duckt sich weg, wenn es stürmischer wird, versteckt sich und hält still. Er opfert sein Leben, seine Bedürfnisse für die Vorstellungen und Wünsche seiner Familie. Das hat er immer getan. Er sagt es sogar selbst. Er hat Angst, Angst, Angst und glaubt fest daran, dass es ein Kind zerstören würde, wenn er geht. Er ist so in seiner Sturheit und seinen Vorstellungen gefangen, dass er den Weg raus aus seiner Depression, welche ihn sein halbes Leben schon begleitet, nicht erkennen kann. Wenn man daran kratzt, dann wird er zum arschkalten, emotionslosen Krüppel. Das ist sein Haltung, sein Schutzwall. Er kann nicht anders.
Und ich habe den toten Gaul künstlich beatmet - wie meine liebe Flausch mir so treffend gesagt hat.
Warum liebe ich ihn trotzdem? Weil ich auch seine andere Seite erleben konnte. Die Seite, welche er mit Sicherheit meistens ganz selbstverständlich zeigen würde, wenn er aus seinem eigenen Teufelskreis ausgebrochen wäre. Wenn er so leben würde, wie es ihm entspricht und wie es ihm gut tun würde. Ich dachte lange, ich könnte ihm dabei helfen. Aber ich kann es nicht. Niemand kann das. Er kann es nur selbst. Aber meine Bereitschaft, immer wieder mit seiner negativen Seite konfrontiert zu werden, war irgendwann zu Ende. Ich konnte und wollte das nicht mehr.
Seit 4 Monaten herrscht absoluter Funkstille. So lange gab es das noch nie. Und dabei wird es bleiben. Selbst wenn er sich melden würde, ich würde nicht mehr darauf reagieren. Aber er wird sich auch nicht mehr melden. Das Löschen seinerseits unseres einzigen Kommunikationskanals war ein deutliches Zeichen an mich.
Manchmal, an unsicheren Tagen, wenn ich wieder an seinen Gefühlen zweifle, wünsche ich mir, dass er sich melden würde. Und zwar nur, damit ich einen Beweis hätte, dass er nicht von mir lassen kann. Seltsam, welche Gedankengänge man manchmal hat.
Zur Ablenkung habe ich mich vor einiger Zeit auf einer Singlebörse angemeldet. Alter Schwede, da tummeln sich Gestalten.
Ich sehe es mit viel Humor und habe mich auch mit dem ein oder anderen schon mal getroffen. Es gab auch einen, der richtig Gas gegeben hat. Was mir an all den Typen aber aufgefallen ist: boah sind die Männer kompliziert!!!
Die haben ja richtige Listen im Kopf, wie sie sich eine Beziehung vorstellen. Und am besten gleich und sofort. Mitsamt dem Wäschekorb am liebsten gleich bei Muddi einziehen. Mit selbständigen Frauen, die ihr Leben im Griff haben und gerne auch mal ohne den Partner was unternehmen, haben die alle ein mega-Problem. Und wenn man nicht zusammenziehen will, dann ist man praktisch schon raus. Sehr lustig und interessant das Ganze. Das coolste war bisher, dass ich von einem gefragt wurde, ob ich mir eine Affaire vorstellen könnten – haha. Is klar, nee
?
Mir geht es gut. Es gibt Tage, an denen hänge ich in Gedanken viel bei meinem Ex-AM fest. Aber es wird besser. Stück für Stück. Und manchmal erwischt es mich doch eiskalt und plötzlich – dann weine ich, vermisse ihn unendlich und trauere um das wunderbare Leben, was wir zusammen hätten führen können, wenn....... ja wenn......
Und dann richten mich die Mädels aus dem Forum hier wieder auf mit Ihrer liebevollen, freundlichen, ehrlichen und oftmals witzigen Art! Ich danke Euch sehr dafür, Blä...f....m!!!
Mittlerweile habe ich erkannt, dass irgendwie alle Kerle in meinem Leben „schwache“ Männer waren. Als starke und unabhängige Frau ziehe ich die wahrscheinlich an. Das ist irgendwie die Krux an der ganzen Sache. Ich bin zwar stark, aber auch ich habe schwache Momente. Nur war für meine schwachen Momente der Kerl nie der richtige. Die waren so mit ihrem eigenen Schwachsein beschäftigt dass für mich nichts übrigblieb.
Und genau das muss ich im Auge behalten, wenn mir wieder ein Mann begegnet. Ich hab schon damit angefangen. Bei den SB-Typen bisher waren auch alle ausnahmslos Männer, die einen Haufen Probleme am Hals haben und sie nicht gelöst bekommen. Dafür soll dann die Frau der Ausgleich sein für das so stressige Leben. Und wenn möglich immer dann zur Verfügung stehen, wenn sie aufgerichtet werden müssen und es nicht gebacken kriegen. Meine Feldstudie läuft also prima. Ich erkenne meine Muster und tappe nicht mehr in die Falle. Das ist doch schon mal ein Erfolg.
Liebe Grüße
Die Malve