Hallo ihr Lieben,
das Treffen hat stattgefunden. Die Ergebnisse sind nicht so berauschend, ich bin traurig, weinen kann ich aber (noch) nicht.
Ich habe das Gespräch damit begonnen, dass wir nun seit fast einem Jahr getrennt sind und es Zeit wird, über die Scheidung zu sprechen. Er war überrascht, sagte, dass er damit keine Eile habe, wenn ich aber wieder heiraten möchte, dann könnten wir es machen. Ich sagte, das sei nicht der Grund. Ich finde es nur absurd, weiterhin verheiratet zu bleiben ohne es zu sein. Das hat auf Anhieb nicht verstanden.
Ich sagte dann, dass ich eigentlich erwartet habe, dass er das Thema auf den Tisch bringt, weil er ja gegangen ist und die Scheidung in seinem Interesse ist. Er verneinte das, heiraten möchte er nicht mehr, denn er sei ja schon verheiratet gewesen, er kann also weiter verheiratet bleiben. Aber wenn das mein Wunsch sei, willigt er ein. Ich habe ihn gebeten, sich um die Scheidung zu kümmern, weil ich das so richtig finde. Auch damit war er einverstanden.
Ich habe ihm gesagt, dass ich das WE Haus wahrscheinlich nicht mehr nutzen werde und es fair finde, wenn er meinen Einsatz im Haus mit einer Zahlung wieder gut macht. Auch damit war er einverstanden. Ich solle ausrechnen, was ich mir vorstelle.
Wir haben uns über das vergangene Jahr ein wenig ausgetauscht. Er sagte mir mehrfach, dass ich neben seiner Mutter und Großmutter nach wie vor der wichtigste Mensch in seinem Leben sei, er nicht mein Feind sei, sondern Freund. Er würde mir immer helfen, ich müsse es ihm nur sagen. Wir teilen zwar kein Bett und keinen Tisch mehr miteinander und würden auch nicht mehr zusammen kommen, aber wir haben eine Verbindung und ich sei ihm sehr wichtig.
Ich sagte, es fällt mir schwer das zu glauben, weil er auf einmal weg aus meinem Leben war. Darauf sagte er, dass er auch nicht immer wusste, wie man sich in der Situation richtig verhält. Einiges aus meinem Verhalten hat er aber abweisend empfunden, so, als hätte ich ihn in meinem Leben auch nicht gebraucht. Denn ich hätte auch nie gefragt, wie es ihm geht. Er hätte mich in diesem Jahr gelegentlich gebraucht, aber ich hätte zugemacht. So sei es bei ihm angekommen.
Ein paar Mal ist es fast zu emotional geworden, ich musste mich dann zurücknehmen und er sich auch.
Ziemlich zu Beginn sagte ich ihm, er soll aufhören, das Opfer zu spielen und könnte sich auch normal geben, wie er sonst in seinem Leben auch ist. Was ich damit meine, hat er nicht verstanden, er gebe sich immer so, wie es ihm gerade geht. Das bezog sich auf die zwei letzten Treffen.
Ich fragte ihn auch, wie es ihm zur Zeit geht, ob er seine Krise überwunden hat. Er meinte, es gehe ihm immer besser und langsam nimmt sein neues Leben Formen an.
Die Frage nach seinem Privatleben konnte ich mir dann doch nicht verkneifen, aber es klang ‚natürlich’, denn ich stellte diese Frage neben den anderen nach seinem Leben.
Ja, er hat eine Freundin, seit September, auf einer Party kennen gelernt, sie komme aus derselben Stadt wie ich. Nach 4 Monaten konnte er sein möbliertes Ding nicht mehr halten und ist im September zu ihr gezogen, bis seine eigene Wohnung fertig wurde. Jetzt wohnt er allerdings in seiner eigenen Wohnung, meistens zumindest. Auf meine Frage, ob sie fest zusammen sind, meinte: vorübergehend ja, fest.
Die Horror-Aussage von ihm: Sie sei ein adäquater (also , in Ordnung) Mensch und er hatte sich schon überlegt, uns miteinander bekannt zu machen. Darauf bin ich nicht eingegangen.
Nach meinem Privatleben hat er auch gefragt, meine Antworten waren im Sinne der Strategie: mehrere Fans, mal schauen usw.
Ich sagte fast zum Schluss, dass ich es schade finde, dass unsere Ehe nicht funktioniert hat, es war eine schöne Beziehung und wir waren kompatibel miteinander. Da meinte er: Ja, das sieht er genauso, es sei eine schöne Beziehung gewesen, er könnte nichts dagegen sagen, aber jetzt ist ein anderer Lebensabschnitt angebrochen und es sei nun mal so. Es ist Vergangenheit.
Er war ziemlich offen, freundschaftlich, hat viel aus seinem Leben erzählt, aber über die neue Frau nur die Infos, die weiter oben stehen. Es war ein wohlwollendes Gespräch, respektvoll. Das Thema ‚Scheidung’ musste ich insgesamt 3x beginnen, weil er auf andere Themen gewechselt hat. Zum Schluss sagte er, er habe keine Ahnung, wie so was abläuft, dass wir keine Anwälte brauchten, dass er zur Zeit viel um die Ohren hat, sich aber darum kümmern will, zeitnah. Er verstehe zwar nicht meinen Wunsch, er müsse sich nicht scheiden lassen, will sich aber darum kümmern.
Seine letzten Worte waren dann wieder: Wenn ich Hilfe brauche, soll ich ihn das wissen lassen.
Ich schätze mal, er hat mich fest in der Freundschaftsschublade abgespeichert, aus der ich nicht mehr rauskomme. Die Gedanken (unkontrolliert) drehen sich bei mir: Wenn er seit September mit ihr zusammen ist, dann könnte sich daraus war Ernstes entwickeln bzw. ist es schon, immerhin sind es schon 7 Monate. Überraschend finde ich, dass er nach 20 Jahren Ehe eine neue feste Beziehung eingeht, wo er doch eigentlich allein und frei sein und die Welt ein bisschen ausprobieren wollte.
Ich muss es noch sacken lassen und mir überlegen, was es eigentlich für mich bedeutet.
Ich finde, es war eine richtige Entscheidung von mir , das Gespräch zu initiieren, jetzt habe ich weitere Fakten und sein Verhalten, seine 0 Ambivalenz, die er mir heute gezeigt hat. Unfassbar naiv finde ich von ihm, dass er wollte, dass wir uns kennenlernen, seine Freundin und ich. Und dass ich neben seiner leiblichen Verwandtschaft der wichtigste Mensch in seinem Leben bin – auch, wo doch schon eine Nachfolgerin da ist, die wichtig genug erscheint.
Ich glaube, viel einschätzen kann man da jetzt nicht, er war ziemlich offen und hat gesagt, was er denkt.
Ich danke euch fürs Lesen . Ein paar tröstende Worte und Meinungen könnte ich aber gebrauchen, die Anspannung löst sich allmählich und jetzt kommt der ganze Frust der letzen Monate raus.