Wieder ein ganz wunderbarer Post von dir, liebe Caro. Das ist wirklich eine Sternstunde zu lesen, wie du über all das reflektierst und dadurch ja auch über den aktuellen Zustand hinaus wächst.
Stimmt es eigentlich, dass einem der "gleiche Mensch" oder eine ähnliche Situation immer wieder im Leben begegnet, bis man die Lektion geschnallt hat und reflektiert hat, was man dabei lernen soll? Bzw. verbleibt ein Schmerz evtl. so lange akut, bis man die Signale ausgewertet hat und kapiert hat? Im Leben gehts ja auch um einen fortwährenden Reife- und Lernprozess. Und ich habe so für mich langsam erkannt, dass ich solche (emotional unerreichbaren) Männer schon ganz gern "in mein Leben lasse" und mich dann an ihnen abarbeite. Wie ein Muster, welches es ggf. mal zu durchbrechen gilt.
Ist es eigentlich "nur" menschlich, sich die harten Nüsse bewusst rauszupicken, eben getreu dem Motto "Man will was man nicht haben kann", oder hat das dann schon leicht bindungsphobische Züge? Aus Angst vor Nähe und verletzt werden?
Hmm, es gibt da verschiedene Modelle: Als ich den ersten Satz gelesen habe von dir (hier im Zitat), dachte ich erst, das klingt ein wenig esoterisch. Als ich weiter gelesen habe aber, weiß ich besser, was du meinst:
Es könnte vieles sein und ich schreibe jetzt allgemein (nicht auf dich bezogen, ich schreibe das auch wirklich sehr wertfrei), du pickst dir einfach für dich das raus, worauf du innerlich am ehesten anspringst, ja?
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Erstens, es scheint ja gesellschaftlich schon ein wenig "cool" (geworden) zu sein, sich damit womöglich zu "brüsten", sich für die Unerreichbaren zu interessieren. Manchmal klingt es fast auch ein wenig wie ein Totschlagargument, so nach dem Motto: "Ja, aber was kann ich dafür...ich such mir halt immer die Unerreichbaren raus, die anderen sind ja langweilig". Und ich bin mir nicht sicher, ich könnte mir nur vorstellen, dass es durch das, dass man es so oft überall inzwischen liest (hier im Forum, aber auch in sozialen Netzwerken oder auch in Artikeln), auch sowas wie ein Glaubenssatz werden kann, den man so oft denkt, dass es eben irgendwann wahr wird bzw. wirklich selbst dran glaubt. Denn, alles andere wäre ja auch ein wenig langweilig. Sollte dies der Fall sein, dann wäre eher die Ursache in meinen Augen darin zu suchen, warum es für einen so "kokettierend cool" ist, dass man das von sich selbst behauptet bzw. glaubt.
Zweitens: Es gibt natürlich Kollusionen in Beziehungen. Das heißt, schnell zusammengefasst, dass man sich eben den Partner (unbewusst!!!) aufgrund seiner Störungen aussucht, also nach dem Schlüssel/Schloss-Prinzip. Die Störungen passen dann zueinander (z.B. ich möchte bewundern, brauche Führung, der ander führt gerne und braucht Bewunderung) - ich bin der Schlüssel, der andere das Schloss. Kann auch in einem gesunden Rahmen verlaufen, muss nicht immer schädlich sein.
Drittens: Eine Art Wiederholungszwang. Ich suche im Erwachsenenalter nach deen Erfahrungen, die ich in der Kindheit gemacht habe (bei Mädchen z.B. kühler Vater, gar kein Vater, abwertender Vater, schlagender Vater; Für Liebe immer kämpfen müssen etc...). Selbst wenn sie erschreckend, schlimm oder gar traumatisch waren. Das ist mir bekannt, da fühl ich mich sicher, da weiß ich was mich erwartet, auch wenn es mir schadet, gar selbstzerstörerisch sein kann. Meist auch unbewusst.
Viertens: Etwas ganz anderes--> zu viel Sicherheit, erdrückende Liebe, vielleicht Biederkeit als Eltern-Modell, als Kind den Glaubenssatz entstehen lassen, dass man so wie die Mama nicht "enden" will...
Fünftens: I.d.R. sucht man sich Menschen als Partner, die ähnlich sind, wie man selbst (Vorsicht, kollusive Verbindungen entsprechen oft einem anderen Modell, da ist es eher anders herum).
Sechstens:....? Weitere individuelle innere Modelle, die man in einer Therapie möglicherweise heraus finden könnte, sofern es einen wirklich sehr plagt und man einen großen Leidensdruck deshalb hat.
Siebtens: Nicht alles ist pathologisch. Manchmal reicht es schon, sich ganz bewusst auch mit den Vorzügen anderer Männer, die bewusst NICHT dem sonst üblichen Abhampel-Beuteschema entsprechen, zu befassen und sich "probeweise" auf solch einen Mann einzulassen und nachzuspüren, wie das ist (gut, hast du ja schon gemacht). Weil, "prüfe, wer sich ewig bindet". Vielleicht kommt das aber auch noch später, wenn du ein paar Jährchen älter bist und jetzt ist noch die Ausprobier-Phase angesagt.
Nur, ich finds gut, wenn du das jetzt schon hinterfragst, sonst könnte sich deine Meinung weiter festigen, dass du nur und ausschließlich auf die Abhampel-Männer anspringst und irgendwann später wäre es dann möglicherweise nicht mehr so gut zu korrigieren.
Also, Fazit: Was es bei dir ist, kann ich natürlich nicht wissen. Ich kenne dich ja sonst nicht. Das waren jetzt als eher allgemeine Erklärungen, ohne allzu individuell sein zu können.
Und dann kenne ich ja sämtliche Strategien wie diese mit dem Gummiband, welches man anzieht und immer dran zieht, als Gedankenstopp, wenn man wieder hirnen will, das mache ich auch, aber da bin ich viel zu streng dann, wenns mal nicht so klappt, wie ich das gerne hätte. Ich drück da so dermaßen unnötig schnell aufs Gaspedal, dass meine Emotionen ja gar nicht mehr anders können, als da böse dem Verstand hinterherzuhinken und ins Straucheln zu kommen,...Ich muss endlich mal lernen und kapieren, dass so etwas ein Prozess ist.
Sei nicht so streng zu dir...
Ich lese dich wirklich sehr reif und mental gesund und weißt du, die Dosis macht das Gift. Deine Strategien sind super. Und, wenn du sie eben nur und ausschließlich anwendest, dann kommt die emotionale Seite ins Hintertreffen. Wendest du sie gar nicht mehr an, dann könnte (!) es sein, dass du aus deinen Emotionen nicht mehr heraus findest. Das gibt es ja auch, Menschen, die so emotional sind, dass sie nicht mehr herausfinden. Da wäre eher die Arbeit, an solchen Stratgien zu arbeiten. Immer eine Sache der Perspektive und wo jemand genau steht und eine Sache des Mittelweges. Bei dir hatte ich eben den Eindruck, es ist grad anders herum (das haben wir ja jetzt aufgelöst, diese Thematik), deshalb mein Post gestern abend.
Was genau gerade dran ist, ob Strategie oder Gefühle erstmal zulassen, können dir deine Gefühle als Leitsystem zeigen. Sie arbeiten mit dir und wollen dir nichts Böses! Sie sind deine Freunde, sie wollen dich zu einem guten Leben führen. Deshalb hast du sie.
Du bist mental gesund, du wirst dich auf sie und dich verlassen können (bei psychisch Kranken müsste man ein wenig anders vorgehen manchmal)!