Guten Morgen,
der gestrige Tag und die Nacht waren, zugegeben, recht wurstig. Das KK war schon ganz gut am Laufen, die Warterei macht einen dann doch immer wieder etwas fertig. Es ist natürlich auch die falsche Zeit: Bombenwetter, richtiges Nacht-Durchmach-Wetter, locker-flockige Atmosphäre - und man sitzt hier, viele Freunde im Urlaub, und ich muss stillhalten und kann mich kaum ablenken. Ja, ich gebe zu, die Angst überwog gestern, dass sie mit 'nem Anderen irgendwo einen schönen Tag verbringt.
Aber ich habe heute früh, es geht mir schon ganz gut, doch noch einmal genau nachgedacht. Der SMS-Verkehr mit ihr, so alle vier bis sechs Tage (inklusive dann einem letztlich wöchentlichen Telefonat), war von meiner Seite aus alles andere als bedürftig oder gar subi. Ich war mir, ganz im Gegenteil, eher sicher, dass sie so immer weiter kristallisiert. Wenn ich mit ihr telefoniert habe, dann hatte ich immer das Gefühl, dass sie ein bißchen scheu ist und ich sie erst aus der Reserve locken musste. Die Gespräche waren gut, keine Frage, aber ich fühlte mich schon recht souverän auftretend. Ich denke, dass ich manchesmal hätte einfach noch etwas warten sollen und nicht gleich antworten (auf die SMSsen), aber ich hatte nicht das Gefühl, stark auf die Bremse gehen zu müssen. Vielleicht eine Fehleinschätzung. Gerade wenn man sich schon länger kennt und dann plötzlich eine Veränderung in der Kommunikation miteinander eintritt (v.a. von der Quantität her), dann lässt sich das leicht übersehen. Denn eines war auch immer da (und darauf wurde hier in den Strängen und von Wolfgang immer wieder hingewiesen): der Kontaktanschluss. Sie sagte bei jedem Telefonat: wir telefonieren wieder, ok? Also da konnte ich keinen Rückzug erkennen. Sie selbst erinnerte auch wieder daran, dass ich doch planen würde, in ihre Stadt zu kommen. Also, da denkt man dann nicht so, dass da bei ihr irgendwo ein Stopp ist.
Und genau das war ja auch das Gefühl, dass ich dann bei unserem Treffen hatte. Sie macht sich irgendwo was vor. Sie wollte mir unbedingt ihre Wohnung zeigen (ich sollte sie ja abholen) und räumte dafür auch noch extra auf. Wenn ich aber davon ausgehe, dass sie ganz genau wusste, dass ich nicht "einfach so" in ihrer Stadt bin und dass wir auch nicht einen Abend wie zwei "alte Freunde" (im Sinne einer Freundschaftsschiene) verbringen, finde ich das doch ungewöhnlich, mich schon in ihre Privatspähre zu lassen, oder? Normal ist es nicht, allenfalls ambivalent.
Als wir knutschen, sagte sie ja auch recht bald, dass sie nun doch eine Grenze überschritten habe. Was soll das anderes sein, als dass sich ihre - verstandesmäßig sich ausgeredet habende - Emotionen doch Bahn gebrochen haben? Hat sie also doch die Büchse der Pandora aufgemacht? Wenn es jetzt nur noch um die "Mitnahme" eines tollen, unverbindlichen Knutschgefühls gegangen wäre, dann wäre diese Aussage auch total bekloppt (zumal ich davon ausgehe, dass sie es dann angesichts unseres beschriebenen Hintergrunds doch abrupt beendet hätte, da bin ich mir sehr sicher, schließlich ist sie ein anständiges, verantwortungsbewusstes, bisweilen naives Mädchen). Ihre wenig später getätigte Ansage, zu versuchen, demnächst wieder in meine Stadt zu kommen, passt da auch in diesen Zusammenhang. Das war ja keine Ankündigung im Sinne von "Ich besuche einen Freund", sondern da klang so etwas wie indirekt "Ich muss nachdenken" mit. Der Satz von ihr kam so zusammenhangslos, in einer der späteren Knutschpausen eben - also da bin ich mir doch sicher, dass da bei ihr etwas "passiert" ist.
Und wenn ich das nun alles so zusammenbinde, dann kann ich ja doch recht gelassen sein, auch wenn's stellenweise schwer fällt. Mag sie treffen, wen sie will (wenn das überhaupt so ist), ich denke, da steht jetzt schon was zwischen uns, das nicht so einfach beiseite zu schieben ist - egal in welche Richtung. Ich habe sicherlich rechtzeitig eine KS eingeleitet, nicht am Ende gesagt, wir telefonieren, sondern es einfach so stehen lassen. Da ich ihre Angst, möglicherweise vor den großen Gefühlen mir gegenüber (denn dass wir uns super verstehen, tolle Wellenlänge haben und in vielen Dingen in die gleiche Richtung denken, was ja auch attraktiv sein kann und die Lust auf Mehr, also Beziehung, mit verstärken kann, ist ja klar) spüre, dürfte es eigentlich nicht verwunderlich sein, dass sie sich nicht meldet. Bei den unverbinlichen Kontakten ist sie sicherlich nicht so scheu, aber hier, wo mlgw was Großes ist, da ist sie jetzt unsicher. Ich bin einfach so abgetaucht, keine Regung mehr - ich hoffe, dass das bei ihr arbeitet. Denn dass unser Kontakt sich nicht mehr auf das bloße Kennen und ein weniges zufälliges Sehen in den kommenden Jahren beschränken soll, war auch total klar, sie wertschätzt den Kontakt (unabhängig jetzt mal von dem möglichen Mehr).
Deshalb bin ich auf die Wirkung des Plings gespannt, der - leider - erst nächsten Sonntag gesetzt werden soll. Entweder er bewirkt dann etwas "Erlösendes" (im Sinne einer fortschreitenden Kristallisation) bei ihr und eine Kommnuikation kommt wieder in Gang (obwohl ich hier doch etwas Ratschläge bräuchte, was ich mache, wenn sie anruft), so dass darauf aufgebaut werden kann. So oder so: es wird etwas passieren und ich glaube nicht, dass da so schnell auf einer anderen Schiene sich bei ihr etwas tut (also neue Beziehung, und wenn, dann abwarten wie bei Cinderella, falls auch dann der Kontakt weiter da wäre). Langen Atem und Geduld muss ich jetzt ohnehin haben.
Ein letztes: Interessant war, dass sie beim Essen sagte, dass sie unmöglich zu dem für Anfang kommenden Monats geplanten Treffen des Freundeskreises aus Studientagen, zu dem auch ihre Eltern gehören (ich bin ja einer der jüngsten darin), fahren könne. Sie meinte, dass sie sich da nicht verstellen kann. Nun, hätte ich das nicht eher sagen müssen? Hätte ich nicht sagen müssen, ich kann da nicht aufschlagen, da es mir weh tun würde, Dich als "eine Freundin" zu betrachten, wenn bei mir doch viel mehr schon im Spiel ist, so dass ICH mich nicht verstellen könnte? Also, das war auch so eine ganz komische Aussage von ihr. Wenn doch alles klar ist, sie sich also ihrer (nicht so starken) Gefühle mir gegenüber sicher ist, da wählt man doch nicht solche Worte, dass man sich verstellen müsste, oder? Das passt nicht. Dann hätte sie eher sagen müssen, dass sie aus Rücksichtnahme vllt nicht kommt. Aber dahin ging ihre Aussage gar nicht.
Also, deshalb vertraue ich hier mal allen alten Hasen, die auch mir sagen, stillzuhalten, weil das Genau das Entscheidende ist, auch wenn es, ganz ehrlich, wirklich schwer fällt. Deshalb bin ich sehr gespannt, was kommt.
Einen schönen Sonntag!
Capri