Liebe Sweedy,
ich lese immer mal wieder bei Dir rein und heute möchte ich Dir mal wieder was schreiben.
Ich verstehe Dich sehr gut, dass sein Verhalten Dich wütend und sehr traurig macht. Du interpretierst es für Dich als Ablehnung, er hat sich damit abgefunden, er kämpft nicht. Unter normalen Gesichtspunkten mag das auch so sein.
Aber: er ist ein Mensch mit depressiven Zügen und Angst. Diese Menschen funktionieren in ihren Tiefs überhaupt nicht rational und logisch. Alles Denken in diesen Phasen ist reduziert darauf „den Tag zu überleben“. Das hört sich sehr dramatisch an, ist aber in der Gefühlswelt dieser Menschen tatsächlich so. Da ist kein Raum mehr für andere Gefühle oder normales Verhalten. Alles ist soweit runterreduziert, dass sie „überleben“ und dass gleichzeitig niemand merkt, wie schlecht es ihnen eigentlich geht. Das kostet so viel Kraft, dass sie am Ende eines Tages nur noch zusammenklappen und sich in den Schlaf flüchten, sofern sie wenigstens noch schlafen können.
Du darfst nicht den Fehler begehen, sein momentanes Verhalten auf Dich zu beziehen. Der ist null in der Lage, andere Gedanken, Pläne, Gefühle zuzulassen. Dafür hat er keine Kraft. Das bedeutet aber nicht, dass er Dich nicht mehr liebt oder Dich völlig aufgegeben hat. Wenn er aus dieser Phase wieder raustritt, dann erreicht ihn auch wieder die Liebe zu Dir und der immer präsente Wunsch, dass Du sein Leben mit ihm teilst. Das alles ist nicht weg. Es ist gedeckelt und weggeschoben, weil ich schlichtweg die Kraft fehlt sich damit auseinander zu setzen.
Es ist ein verdammt harter Weg, den Du da gehen musst. Aber halte durch. Er muss für sich begreifen und erkennen, dass sein psychischer Zustand sich dauerhaft erst ändern wird, wenn er eine konsequente Entscheidung getroffen hat. Er muss selbst darauf kommen, dass ihn sein Leben, wie er es führt, größtenteils krank macht. Diese Erkenntnis muss in ihm reifen. Die kann ihm niemand eintrichtern. Egal wie oft man versucht, diese Menschen darauf hinzuweisen – erst wenn sie für sich selbst richtig erkennen, wo der Hase im Pfeffer liegt, erst dann sind sie überhaupt in der Lage mit vollem Einsatz, Herz und Verstand die richtige Entscheidung zu treffen. Dafür muss er zunächst einmal wieder aus seiner depressiven Phase heraus. Wie lange diese anhält, lässt sich schwer sagen, da es von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist. Aber er kommt da auch wieder raus. Und solange wirst Du auf Dich schauen, Deine Leben gestalten und Dir so viel wie möglich Gutes tun. Sei Dir gewiss, er liebt Dich und er hat noch gar nichts entschieden, schon gar nicht, die endgültig gehen zu lassen.
Liebe Grüße und eine herzliche Umarmung von
Malve