Einen wunderschönen guten Morgen!
Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Post verfassen soll. Aber ich habe mich nun dazu entschlossen, noch einmal "die Hosen runterzulassen", weil ich denke, dass es dadurch vielleicht ein Stück weit verständlicher wird, warum ich so lange an dieser Affäre festgehalten habe und warum es mich jetzt so aus der Bahn wirft, dass es vorbei ist.
Es fiel mir schon immer sehr schwer, Männer kennen zu lernen. Nicht etwa, weil ich ein hässliches Entlein bin, für das sich kein Mann interessiert. Nein, es liegt daran, dass ich mich wahnsinnig schwer damit tue, jemanden an mich heran zu lassen.
Das geht schon beim ersten Date los. Ich habe schon den ein oder anderen Mann in die Flucht geschlagen, weil ich vorm ersten Date totale Panik bekommen und unter einem Vorwand abgesagt habe. Das nehmen die meisten ja noch hin. Wenn sich so etwas jedoch beim zweiten Versuch wiederholt, verlieren die Männer natürlich die Geduld, reagieren oftmals sogar sauer und sind dann verständlicherweise weg.
Alleine der Gedanke, mich in einer Singlebörse anzumelden, dort mit zunächst wildfremden Männern zu schreiben und mich dann mit ihnen zu treffen, ruft in mir eine Reihe negativer Gefühle hervor - Unbehagen, Beklemmung, Angst.
Selbst wenn ich es schaffe, meine Angst soweit zu unterdrücken, dass ich zu einem ersten Date gehe, ist es damit ja nicht getan. Idealerweise folgen dann ja weitere Dates und ich denke, beim zweiten oder dritten Date kommt es im Normalfall, wenn der Funke übergesprungen ist, zumindest zu einem ersten Kuss.
Doch genau das ist mir unter Umständen schon zu viel!
Ich brauche wahnsinnig viel Zeit, um mich auf jemanden einzulassen und körperliche Nähe zuzulassen. Doch in der heutigen schnelllebigen Zeit, in der man in Dating-Apps nur nach rechts oder links wischen muss, ist es doch nahezu ausgeschlossen, jemanden zu finden, der so viel Geduld hat und einem diese Zeit gibt.
Als Ex-AM vergangenes Jahr Interesse an mir gezeigt hat, stand auch erst einmal dieses mulmige, beklemmende Gefühl im Vordergrund.
Doch mir war damals von Anfang an klar, dass es nie mehr als ein Affäre und ein wenig Spaß am Arbeitsplatz werden wird und daher betrachtete ich ihn sozusagen als Übungsobjekt, weil ich ja nichts zu verlieren hatte und ich dachte, ich könnte so an meinen Ängsten arbeiten und sie überwinden.
Ich habe mich dann relativ schnell auch sehr wohl gefühlt, weil das Tempo zu Beginn unserer Affäre tatsächlich sehr langsam war, ohne dass ich dabei selbst auf die Bremse treten musste. Zu Beginn schrieben wir uns einfach nur sehr viel, besuchten uns gegenseitig an unseren Arbeitsplätzen, begannen miteinander zu flirten. So konnte ich mich immer mehr öffnen und mehr zu lassen. Die ersten Zärtlichkeiten gab es tatsächlich erst nach drei Monaten (wobei selbst mir das damals fast schon zu lange gedauert hat
). Ex-AM fragte mich zuvor, ob es für mich denn in Ordnung wäre, wenn er mir in der Firma auch körperlich näher kommt. Als ich ihm signalisierte, dass das für mich OK ist, hat er sich dann aber doch nicht gleich getraut und so vergingen nach seiner Frage tatsächlich noch mal ein paar Wochen. Intim wurden wir das erste Mal nach fünfeinhalb Monaten.
Die Affärensituation und die Tatsache, dass wir uns nur in der Firma gesehen haben, hat eben dazu beigetragen, dass das alles viel langsamer und Schritt für Schritt ging und ich mich immer rundum wohl und nie überrumpelt oder bedrängt gefühlt habe. Ich konnte mich nach und nach öffnen und mehr zulassen, ohne dass es mir zu schnell zu viel wurde.
Hätte er schon nach zwei Wochen versucht, mich in die Kiste zu bekommen, wäre die Affäre wahrscheinlich gar nicht erst richtig angelaufen, weil ich sofort wieder die Flucht angetreten hätte.
Vor der Affäre war ich schon sehr lange Zeit alleine und habe mich natürlich nach Nähe, Zärtlichkeiten und S6 gesehnt. Dann kam Ex-AM in mein Leben und durch das für mich optimale Tempo, das er an den Tag legte, fühlte ich ich so wohl, ich habe all das, was er mir gegeben hat, aufgesogen wie ein vertrockneter Schwamm. Es hat mir jedesmal so gut getan, wenn er mich einfach nur in den Arm genommen hat und wir eine Minute lang so da standen.
Mir war klar, dass wenn es mit der Affäre einmal vorbei sein sollte, ich dann wohl wieder für lange Zeit alleine bleiben werde, weil es mir aus den genannten Gründen eben so schwer fällt, mich auf einen Mann einzulassen und eine Beziehung einzugehen, weil es bis dahin ja in der Regel gar nicht erst kommt.
Deswegen habe ich mich so sehr an ihn und die Affäre geklammert. Weil das wenige, was er mir zuletzt gegeben hat, für mich immer noch besser war, als wieder komplett auf Berührungen, körperliche Nähe und Intimitäten zu verzichten und unter Umständen wieder jahrelang ohne all das auskommen zu müssen.
Wie gerne würde ich diese Ängste einfach abstreifen und endlich mit einem Mann glücklich werden. Doch wenn ich ehrlich sein soll, glaube ich inzwischen nicht mehr daran, dass mir das noch einmal gelingen wird. Ich habe auch keine große Hoffnung, dass mir eine Therapie dabei helfen kann. Klar kann man mit einer Therapie an seinen Ängsten arbeiten, sie zu überwinden lernen. Aber ob eine Therapie mir wirklich dabei helfen kann, diese Beklemmung vor zu schneller körperlicher Nähe zu überwinden? Ich bin ehrlich skeptisch.
Nun hoffe ich, Ihr könnt mich ein wenig besser verstehen. Warum meine Geschichte so verlaufen ist und dass ich keine liebeskranke Irre bin, sondern mich einfach nur so lange nach dem gesehnt habe, was Ex-AM mir zumindest eine Zeit lang geben konnte. Und ich war einfach glücklich, dass ich mich immerhin auf diese Affäre einlassen konnte, ohne sofort wieder den Rückzug anzutreten.
Und ja, ich hätte einfach wahnsinnig gerne noch eine letzte Umarmung, einen letzten Kuss von ihm bekommen, deswegen war mir dieses letzte Treffen auch so wichtig, das es nun ja nicht mehr geben wird.