Das ersten Treffen nach der KS:
In der KS schrieb mich mein AM einige Male an, sprach von seiner Traurigkeit, dass sein Entschluss falsch war. Nach 7 Wochen hab ich geplingt. Er sprang sofort drauf an, zwei Wochen später trafen wir uns, als ich zu Weihnachten in seiner Gegend war (wo auch meine Eltern leben). Wir trafen uns in nem netten Restaurant. Er kam an und saß wie ein zerknirschtes Häufchen Elend am Tisch. Hat sich mehrmals entschuldigt für die Art und Weise, wie er mit mir Schluss gemacht hat. Dann haben wir über allerlei Belangloses geredet, ich hab mich ihm selbstbewusst und fröhlich präsentiert. Sah sicherlich hübsch und aufgeräumt aus, er machte mir Komplimente, ich sähe schön aus.
Das Belanglose ging noch ne Weile und ich hab drauf gewartet, dass er endlich mal sagt, was er sich jetzt vorstellt. Mein Frame war: Gut gelaunt, aber zunehmend etwas gelangweilt von seinem Rumgeeiere. Er erzählte, dass er in der KS-Zeit einmal beruflich ganz in meiner Nähe gewesen sei, sich aber nicht getraut, vorbei zu kommen, weil er mir nicht das Gefühl geben wollte, er stalke mich. Ich war innerlich völlig von den Socken. Er stalke mich??! Hallo, wo ist denn sein Selbstbewusstsein hin?
Mir gegenüber saß ein tief unglücklicher, verhärmter Mann, dem man zum ersten Mal auch deutlich sein Alter ansah. Er meinte, er habe jetzt gemerkt, dass Herz und Verstand nicht so zu trennen seien, wie er sich das gedacht habe.
Hab ihn gefragt, was er gemacht hätte, wenn ich mich nicht gemeldet hätte. Er meinte, er hätte es immer wieder mal versucht, mir SMS etc geschrieben.
Was mich berührt hat, war als er sagte: „Es tat mir so weh zu merken, dass ich nicht nur dich als Liebste verloren habe, sondern auch dich als Freundin. Wir haben schon so viel zusammen geteilt, kennen uns so lange, das habe ich so sehr vermisst.“
Fragte ihn, wie es in den vergangenen Wochen mit seiner EF lief (hatte in meiner Abschiedsmail ihn ausdrücklich ermutigt, nochmal auf sie zuzugehen). Er meint, er habe es tatsächlich versuchen wollen. Aber er fühle eine zu große Distanz zu seiner frau, als dass sie es nochmal versuchen könnten. Es hätte in den drei Monaten kein erneutes Gespräch zwischen ihnen gegeben. Er könne sich vorstellen, dass sie gehofft hatte, dass sie sich wieder annähern. Aber sie leben einfach nebeneinander her.
Sagte auch, dass er sich fragt, was ich eigentlich von ihm will. So eine junge, lebenslustige Frau mit so einem alten Mann. Ihm sei sein alter klar geworden, als mein Vater 60 geworden sei. Mein Vorschlag, bei meinen Eltern zuhause zu übernachten sei ihm so peinlich gewesen vor meinen Eltern (bezog sich auf einen Tag im Herbst, bei dem ich diesen Vorschlag umständehalber mal gemacht hatte, mir aber bewusst war, dass ich ihn damit auch provoziere.)
Das Gespräch war zu diesem Zeitpunkt total stockend. Ich war innerlich enttäuscht, dass er nicht mehr nach vorne ging, dass er schweigend-stotternd vor mir saß. Irgendwann fragte ich ihn sichtlich genervt, was er denn eigentlich jetzt von mir wolle. Daraufhin sagte er: „Ich will eine Beziehung mit dir führen. Wenn du das auch willst?“
Darauf hab ich erst mal nicht richtig reagiert. Irgendwie zu einem späteren Zeitpunkt (kann mich nicht mehr genau erinnern) sagte ich, dass er mich sehr verletzt habe. Dass ich nicht wisse, was da noch geht. Dass ich auf keinen Fall eine Beziehung mit ihm führen könne, solange er mit seiner Frau nichts geklärt hat. Das verstand er.
Ich wollte dann heim, er bezahlte. Plötzlich hatte er ein Päckchen in der Hand, war ein bisschen linkisch verpackt, aber mein Herz machte einen freudigen Hüpfer. Er wolle mir was zu Weihnachten schenken. Ich nahm es gespielt etwas gleichgültig an und bedankte mich. Dachte, na wenigstens etwas, nachdem er nicht mal Blumen mitgebracht hat ;-).
Hab mich dann recht zügig verabschiedet, er hoffte wohl auf ne Umarmung, aber bin locker drüber hinweg gegangen. Fragte mich, wie ich lange ich noch in der Region sei und ob wir uns nochmal sehen könnten. Ich meinte lächelnd, dass ich schön ganz schön viel Verabredungen mit Freunden und Family hätte und dass wir mal schauen werden.
Bin heimgefahren und hab sein Päckchen aufgemacht, war echt gespannt, weil er mir immer sehr liebe Geschenke gemacht hat. Was dann aber vor mir lag, hat mich enttäuscht: es war sein alter Kindle…. Hab es nicht so ganz verstanden, was er damit wohl ausdrücken wollte. War wohl ne Anspielung darauf, dass ich mir mal einen überlegt hatte zu kaufen. Naja, ich könnt euch denken, dass ich das jetzt nicht sonderlich romantisch fand…
Am nächsten Morgen schrieb er, ob ich gut nach Hause gekommen sei. Ich antwortete und da hab ich wohl schon begonnen, die ganze Strategie über den Haufen zu werfen:
Liebes R., bin gut angekommen, konnte aber lang nicht schlafen. In mir waren und sind viele Gedanken und Gefühle. Danke, dass du mir von dir erzählt hast. Hab einen schönen vierten Advent, wunderblume
Er: liebe wunderblume, mir ging es genauso, aber ich bin nicht direkt nach Hause, hab was typisch männliches gemacht: bin in die {Kneipe] um noch ein Bier zu trinken und an dich zu denken. hab ich sonst noch nie gemacht.
ich hätte auch nicht einschlafen können
R.
Ich: Was hast du sonst noch nie gemacht: dort ein Bier zu trinken oder an mich zu denken?
Er: statt nach Hause zu gehen und schlaflos mich im Bett zu wälzen.
an dich denke ich jeden einzelnen Tag seit wir uns kennen
Ich: Kein Alkohol ist auch keine Lösung! macht jedenfalls das einschlafen leichter. Hab da in den letzten Monaten auch die ein oder andere Erfahrung gemacht...
Er: magst mehr erzählen?
Ich: Gibt nichts zu erzählen :-) Hab einfach nur die Erfahrung gemacht, dass Alkohol gut bei Einschlafproblemen hilft.
Er: na ja , manchmal vielleicht. bei mir hilfts nicht unbedingt. es war bei mir gestern eher bedarf nach "nicht alleine im Bett grübeln"
[film x] kommt übrigens grade in [stadt]
Ich hab mich einfach so gefreut, wieder in Kontakt mit ihm zu sein. Hab aber trotzdem noch drei Tage (von den 7, die ich noch in der Region war) gewartet, bis ich auf sein mehrmaliges Nachfragen eingegangen bin. Wir waren dann gemeinsam im Kino. Ich war da schon innerlich ganz bereit, es nochmal zu versuchen, hab aber gemerkt, dass er sich nicht traut. Hab ihm dann irgendwann bei ner traurigen Szene meinen Kopf an seine Schulter gelegt. Später meinte er, das hätte ihn wahnsinnig berührt, weil er dachte, er hätte mich für immer verloren.
Danach warn wir in einer Kneipe und ich hab ihn geküsst, was ihn fast aus der Fassung brachte. Er hat mich den ganzen Abend verstrahlt angeschaut und konnte sein Glück nicht fassen. Haben uns immer wieder liebevoll geküsst, gescherzt und uns wie beim ersten Mal voller staunen und glück angesehen. Irgendwann fuhren wir wieder zu mir, brachte mich zum Haus meiner Eltern. Ich war da schon ziemlich aufgeheizt, aber als ich ihn n bisschen stürmischer streichelte, blockte er liebevoll ab, das sollten wir uns für später aufheben.
In den verbleibenden wenigen Tagen sahen wir uns noch zweimal, haben uns quasi immer von den jeweiligen Tannenbäumen weggeschlichen und uns für ne stunde auf nem Parkplatz oder Cafe getroffen. Geredet, geknutscht und gehalten, kein sex.
Ich wusste, dass er nach den Feiertagen Urlaub hat, weil wir eigentlich gemeinsam wegfahren wollten. Hab dann irgendwann locker erwähnt, dass ich auch Urlaub habe und er könne es sich ja überlegen, ob er Lust habe, mich zu besuchen. Das hat ihn wohl etwas überrumpelt, darüber habe er sich noch gar keine Gedanken gemacht. Ich hab es dann sofort ruhen lassen, das Thema. Nach dem letzten Treffen bin ich für ein paar tage über silvester zu ner freudin gefahren, wir hatten durchgehend liebevollen Kontakt per sms. Zu dem zeitpunkt hat sich mein Kopf wieder eingeschalten und ich habe darauf geachtet, immer hinter ihm zu bleiben. Er war sehr liebevoll, schrieb, dass er mich liebe und war sehr poetisch. Schließlich fragte er, wann ich denn wieder an meinem Wohnort sei und ob ich mich freuen würde, wenn er mich besuche käme. Meine Antwort: „Mit einem Strauß roter Rosen unter meinem Fenster, gern!“ Er „@->---- @->--- @->---„ Ich: „Schöner Vorgeschmack ;-) Schlaf gut“
Jo, paar Tage später stand er dann wirklich vor meiner Tür und auch ein paar Röslein im Arm (allerdings hatte ich mir da so nen fetten, pilchrigen Strauß vorgestellt, das hat er nicht ganz hingekriegt, es war nen Tankstellenstrauß ;-)).
Wir haben 5 wunderschöne, innige, erotische Tage verbracht und auch nochmal über einiges geredet. Z.B er hat weiterhin Angst, dass seine Kinder, vorallem seine älteste Tochter (27) sich von ihm abwenden, wenn er sich TRENNT. Da geht es noch gar nicht um mich, sondern nur um die Tatsache, dass sie sich als Eltern trennen. Vor 6 Jahren stand es anscheinend schon mal auf der Kippe, da hätte seine älteste „Theater“ gemacht, dass sie das nicht will. Hab ihm vorgeschlagen, zu einer Trennungsberatung zu gehen, wo er genau solche Fragen mal ansprechen könnte, wie man am besten seine Kinder einbezieht (ich find’s ja super strange, dass er sich soo ängstigt bei erwachsenen Kindern, aber offensichtlich belastet es ihn ja). Er meinte, da würde er mal drüber nachdenken (jaja).
Hab ihm auch nochmal klar gesagt, dass ich mich nicht mit 100% reingeben kann, weil meine Gefühle noch sehr unsicher sind, nach der Trennung und weil er nicht frei ist. Das hat ihn traurig gemacht, aber er meinte, er verstehe es. In Wahrheit waren meine Gefühle da schon wieder auf 80 oder 90% und ich voller Hoffnung, dass wir es wirklich packen.
Uff, seid ihr noch da? Das ist jetzt doch viel länger geworden als gedacht, aber bei diesen ersten treffen waren viele Themen angeklungen, die sich nach und nach als sehr wichtig entpuppten. Es sind seine zögerliche, zurückhaltende Art, die wohl Teil seines Charakters ist. Geringeres Selbstbewusstsein, Angst vor Ablehnung (Kinder), Beginn einer Auseinandersetzung mit seinem Alter und beginnenden Alterserscheinungen, dazu gehört das Problem, dass auch Mrs Steeles Physio-AM hat. Dazu demnächst mehr.
Fällt euch was auf oder fandet ihr eine bestimmte Äußerung wichtig? Bin total dankbar für euer Mitdenken und Deuten der Ereignisse. Danke!!
Zuletzt modifiziert von wunderblume am 14.06.2015 - 00:37:02