Liebes Tagebuch,
Heute möchte ich festhalten, wie es mir nach einiger Zeit der Trennung geht. Ein genaues Datum kann ich gar nicht definieren, da es immer mal wieder Zwischenfälle gab. Sei es ein Anbiedern während der Auflösung des Hauses, ein 4-stündiges Gespräch, oder ein abschließender Kuss. Ich zähle aber auch nicht die Tage der KS. Inzwischen kommt es mir vor wie ein halbes Jahr der Kontaktlosigkeit. Die Annäherungsphase wurde durch meine Ex via WA am 29.01.19 für beendet erklärt. Wir benötigen erstmal wieder "richtigen Abstand" hieß es.
Diesen Abstand habe ich inzwischen. Das tiefe, schwarze Loch in das ich Gefallen bin, hab ich recht schnell wieder verlassen. Vor kurzem las ich hier im Forum einen Brief geschrieben von Python. Dieser Brief hat mich sehr bewegt und reichlich Textpassage trafen genau meinen Nerv. Denn auch ich empfinde ganz ähnlich, wie die liebe Python es in ihrem Brief geschrieben hat.
Das geht an dich, meine Liebe Ex:
Auf unserer gemeinsamen Reise an das angestrebte Ziel hast du mich von heute auf morgen sitzen lassen. Es folgten einige Monate der Orientierungslosigkeit. Segeln wir doch gemeinsam weiter in den Zielhafen, oder schippert jeder für sich selbst umher? Diese Runde drehten wir zwei mal. Du hast dich auf eine Weise für einen Weg entschieden, den ich als sehr feige empfinde. Ich stehe zu meinen Fehlern. Es gab eine kurz anhaltende Phase, in der war ich nicht ich. Du musstest einige Zurückweisungen hinnehmen, meine Gefühlskälte und Orientierungslosigkeit. Inzwischen habe ich erkannt, woran es lag und daran gearbeitet. Nachhaltig. Gemeinsam mit meiner Therapeutin bin ich rasant ans Ziel gekommen.
Auch hatte ich beim Lesen diverserer Texte "Mann-Frau-Konflikt" z. B. viele Aha-Erlebnisse. Es ergibt irgendwie alles einen Sinn. Mit diesem Wissen bestreite ich meinen weiteren Weg. Jeden Tag arbeite ich an mir und es macht mir Spaß. Ich kann wieder mit geschwollener Brust in den Spiegel gucken. Meine Freizeit gestalte ich, wie sie mir gefällt. Bewusst nehme ich mir Zeit für mich. Zum Nachdenken, zum lesen, zum schreiben, zum Alleinsein. Wenn ich bock aufs Jagen habe, gehe ich einfach jagen. Wenn ich kein bock habe, abends noch fett zu essen, dann esse ich einfach nicht. Und weißt du was das geilste ist? WENN ICH BOCK AUF NE KIPPE HABE, DANN RAUCHE ICH DIE DRIN!
Mir geht es gut. Ich habe deine Entscheidung akzeptiert und kann damit leben. Gut sogar. Ich empfinde keinen Liebeskummer mehr. Kein Gefühlschaos. Auch keine Traurigkeit. Es ist eher Wehmut. Wobei...letzte Woche war die Hölle in der Firma. Ich musste an dich denken. An unsere Gespräch spät abends auf dem Sofa, am Esstisch, oder im Bett. Zum Ende der Woche spitzte sich die Situation übelst zu. Ich, als 30 jähriger, musste am Freitag bei einer Meuterei eingreifen, in denen überwiegend ü45-Männer beteiligt waren. Ich konnte die Lage schnell entschärfen. An diesen Abenden hätte ich dich als seelische Unterstützerin gebraucht.
Am Samstag bin ich in unserem alten Haus gewesen. Es kam nur das Gefühl von Wehmut auf. Kein Schmerz, kein gar nichts. Alles gut. Du scheinst ja - wie ich erfahren habe - auch bestens damit klar zu kommen. Glauben tu ich dir das nicht, aber das ist deine Baustelle.
Meine Wohnung ist ein Traum. Ich fühle mich wie erwartet pudelwohl. Vielleicht kommst du irgendwann mal in den Genuss einer Einladung. Dafür musst du aber noch ganz schön was tun. Zumindest einen Schritt in meine Richtung.
Melden brauchst du dich in der nächsten Zeit erstmal nicht bei mir. Meine Prioritäten haben sich verschoben. Ich denke auch nicht mehr jeden Tag daran, oder warte auf eine Nachricht. Ich freue mich auf den Sommer und heiße Bikinimädels am Strand.
Machen wir eine Ausnahme: du darfst mir schreiben, aber nur, wenn es um Sex geht