Brief an eine Ex:
Hallo du,
ich sitze gerade im Zug nach München. Ich bin heute morgen um 4uhr aufgestanden. Alleine. In unserer Wohnung. In der es immer noch nach uns riecht wenn ich jeden, verdammten Tag nachhause komme von der Arbeit. Für mich war dies immer unser Zuhause, unser Zufluchtsort. Der mir genügte, dir aber nie. Du wolltest immer raus. Raus aus meiner Heimatstadt, bist damals nur notgedrungen nach dem Studium hierher weil du keine andere Anstellung gefunden hast. Wolltest nur 2 Jahre bleiben, doch dann kam ich. Mir zuliebe bist du geblieben. Hast selbst die Arbeitslosigkeit akzeptiert. Warst anfangs voller Tatendrang und Ideen. Doch die Situation nagte an uns. Gewöhnung und Alltag auf der einen Seite, bei mir Überstunden im Job und bei dir Alleinsein Daheim auf der anderen Seite. Du fandest nie wirkliche Freunde hier, während ich ständig mit Freunden was machte. Unsere gemeinsame Aktivitäten wurden weniger und weniger, ich wurde faul und bemerkte auch innerlich, dass etwas nicht stimmte. Wir redeten nur noch das Nötigste. Nicht weil ich dich nicht mehr liebte sondern weil jedes Thema einem Minenfeld glich. Du fandest viel an mir auszusetzen und ich wurde unsicherer. Insgeheim wünschte ich mir immer, dass alles wie am Anfang würde wenn du einen Job finden würdest.
Dann kam alles anders. Am 28. Juni hatten wir Jahrestag und ich habe es total verschwitzt, sowas ist mir noch nie passiert und es tut mir sehr Leid, aber auch du hast nichts gesagt. Du meintest du hast es auch vergessen, doch das glaube ich dir heute nicht mehr. Am 30. Juni bekamst du die Jobzusage, weit weg, zu weit um zu pendeln. Doch auch davon sagtest du mir nichts. Am 1. Juli, einem Samstags, wurde ich wach. Ich bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Deine Aura war anders als sonst. Du brachst in Tränen aus. Eröffnetest mir, dass du einen Neustart alleine möchtest.
Für diesen wünsche ich dir alles alles Glück der Welt. Ich weiß, dass ich es verbockt habe, nicht alleine aber auch! Ich nahm dich für selbstverständlich, dachte mit Geduld würde alles klappen. Dies war ein Trugschluss. Deine Zwillingsschwester hat es dir vorgemacht. Sie ist glücklicher nach einer Trennung von einer Langzeitbeziehung. Auch du wirst dies sein. Glücklich in deiner Heimatstadt, glücklich mit deiner Familie und deinen Freunden, glücklich in einem Job, der dir hoffentlich Spaß macht. Glücklicher ohne mich als mit mir. Das tut weh, aber ich verstehe das. Für dich ändert sich vieles zum Guten während ich die Scherben zusammenkehre. Ich suche einen Nachmieter, ich suche eine neue Wohnung, ich habe meine Sachen zusammengepackt, unsere Sachen weggepackt und deine Sachen stehen wie ein Mahnmal in unserer Wohnung. Du hast mir einen Brief geschrieben als du in der Wohnung warst, der sich so nah und doch so fern anfühlte. Du warst seitdem noch mindestens einmal in der Wohnung. Du bist wie ein Geist, der mich nicht ruhen lässt. Nie weiß ich, ob ich nachhause komme und du vielleicht da bist? Vielleicht die Wohnung leer ist?
Ich wünschte ich könnte dich einfach aus meinem Gefühlsleben und Gedankenkarussell rauswerfen, das kann ich leider noch nicht. Du warst länger ein Teil von mir als jede Frau zuvor. Danke für jeden schönen Moment, für jedes ernstgemeinte Lächeln, für jede schöne Erinnerung. Tut mir Leid, dass viele deiner Wünsche und Pläne, die du mit mir geschmiedet hast nicht in Erfüllung gingen. Das tut weh.
In Gedanken an dich,
Dein Fuchs