Nur ganz kurz aus dem Tiefschlaf... hab heute noch Nachtdienst...
er hat sich tatsächlich bei mir gemeldet - ist extra früher heimgekommen und hat mich sozusagen noch auf der Strasse angerufen, dass er wieder da ist...
wir hatten einen sehr schönen Abend, er hat für mich gekocht, heute haben wir noch einen kleinen Ausflug gemacht - und jetzt werd ich mich wieder erholen...
allerdings fühle ich mich die ganze zeit chronisch unsicher.
Warum ist das so?
Kurz bevor er kam, hatte ich ein Gespräch mit meinem Exmann - der jetzt eine neue Freundin hat. hat mir erzählt, dass jetzt der erste Urlaub ansteht - eine Reise die eigentlich wir immer zusammen unternehmen wollten, aber nie war genug Zeit dafür. hat mir erzählt, was sie alles zusammen unternehmen, alles Dinge, die eigentlich ICH mir in den letzten Jahren erschlossen hatte - teilweise mit ihm zusammen unternommen habe - die er sich jetzt auch angeeignet hat... hat mir keine direkten Vorwürfe gemacht, aber mir schon zu verstehen gegeben, dass sie, die neue, einfach ruhiger ist als ich und nicht so emotional - meine Lebhaftigkeit hätte ihn schon oft an seine Grenzen gebracht...
Warum schreibe ich das? Weil das - natürlicherweise - einen schalen Nachgeschmack hinterlassen hat. ich gönne ihm die neue Beziehung von Herzen, aber natürlich geht das nicht spurlos an mir vorüber.
Und mir sind dabei mehrere Dinge klargeworden:
1. Dass das Herangehen an eine Beziehung und das Verhalten dem Partner gegenüber tatsächlich Persönlichkeitssache ist und man viel zu viel auf sich bezieht. (Mein Mann gibt jetzt auch wieder Vollgas - obwohl er noch nicht ganz über "uns" hinweg ist. Das hatte früher mit mir nichts zu tun und jetzt mit ihr nicht - genauso wenig, wie das Zögern meines "Freundes" jetzt wahrscheinlich hauptsächlich mit mir zu tun hat. Es liegt an ihnen.)
2. Dass das Gefühl chronischer Unsicherheit aus mir selbst kommt. Das Gespräch mit meinem Mann hat mich extrem verunsichert, im Hinblick auf meine Persönlichkeit - das wollte er wahrscheinlich auch erreichen, der weiss genau, welche Register er ziehen muss. Und dass ich das durchschaue, hilft mir im ersten Moment überhaupt nicht weiter...
3. Das diese Unsicherheit evtl durch das Verhalten meines Exfreundes verstärkt wird, weil ich das so nicht kenne (ich habe so lange mit jemandem zusammengelebt, der in die vollen geht...
), aber ICH der Auslöser bin und dieselbe Wortwahl oder gestik mir an einem anderen Tag, an dem es mir besser geht, völlig unterschiedliche Dinge signalisiert. Das heisst, ich beziehe in der Kommunikation zu viel auf mich.
4. Dass ich viel Zeit für mich brauche, um einfach "selbst"sicherer zu werden. Dass ich auch akzeptieren muss, dass Trennungen und Beziehungen momentan für mich einfach nicht einfach sind, und dass ich für alles länger Zeit brauche, als ich dachte - sonst fährt alles wieder gegen die Wand.
5. Dass sich Persönlichkeiten nicht einfach ändern - auch, wenn man im grunde ein reflektierter Mensch ist... nur das Bewusstsein ist geschärft. Und so bin ich dankbar für die Klarsicht, die ich im Moment habe...
Natürlich habe ich Sorge um diese Annäherung, die im Moment passiert, bei meinem Freund und mir... Angst, dass wir uns wieder überfordern könnten oder ganz konkret in meinem Fall: Angst, dass ich vor lauter Unsicherheit (die per se erstmal mit ihm nichts zu tun hat) zuviel auf ihn fokussiere - und dann gibts Probleme und es crasht wieder... weil er auch nicht damit umgehen kann, damit hat er selber genug mit sich zu tun. Zumindest wäre das der Teil, den ich in der Hand habe...
Das ist jetzt einfach eine schwierige Phase... Übergangsphase...
Übrigens hat er etwas Interessantes gesagt... ich hatte ihm von meiner Bergtour erzählt und da meinte er dann auf einmal, dass man schon Verbindlichkeiten braucht im Zusammensein, dass es natürlich bequem ist, mal für sich zu leben und mal zusammen, aber dass man natürlich in einer Beziehung verbindlich sein muss...
sagt Er. Mir.
Ich bin darauf nicht weiter eingegangen...
Wahrscheinlich ist das seine Art der Kristallisation...
die immer dann einsetzt, wenn ich eigenständig bin... wenn ich bin "wie eine Diva"
das hat er mal gesagt, vor kurzem...
das sind so meine Gedanken, gerade...
Und gerade merke ich, dass es mir viel besser geht. dass er sich gestern tatsächlich gemeldet hat - früher als erwartet - das hat mir schon einen Vertrauensvorschuss gegeben... und jetzt kann/will ich mich wieder auf mich konzentrieren, die Woche über... und dann bin ich erst mal beim FEIERN und Sightseeing, Shoppen...
da hat er auch ein bisschen fassungslos aus der Wäsche geschaut... als er fragte, wie lange meine Dienste wären und ich ihm dann erzählt habe, dass ich im Anschluss gleich mal in den Süden fliege... da werden wir uns jetzt wieder länger nicht sehen - aber dann können wir ein bisschen kristallisieren...
Und trotzdem ist da immer die Unsicherheit, die Angst, diesen "Fortschritt" jetzt wieder zu verlieren... irgendetwas tun zu müssen, um ihn zu halten, oder das ständige Hinterfragen des eigenen Verhaltens (zuviel, zuwenig...) - aber wie gesagt, ich verstehe jetzt besser, woher das eigentlich kommt... das Gefühl ist trotzdem da und manchmal durchaus quälend, aber ich hoffe, ich kann besser damit umgehen. Denn eigentlich könnte ich ja auch mal richtig geniessen... immerhin hatte ich tolles Essen, traumhaften Sex
, einen wunderschönen Ausflug... was will frau mehr ...
Jeder hat wohl so sein Päckchen zu tragen, mit dem er zurechtkommen muss...
Aber diese Verlustangst ist wirklich manchmal schwer zu ertragen...
Zuletzt modifiziert von mayflower am 01.07.2012 - 19:02:23