Normalerweise ist es nicht mein Stil mich nach einem Beitrag nochmal zu Wort zu melden, weil das sonst ein Fass ohne Boden ist, aber heute mache ich mal eine Ausnahme
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Lillian schrieb:
Das kann so sein, muss es aber nicht automatisch.
Bingo, du hast da schlechte Erfahrungen gemacht, das ist traurig und deine Warnung ist sicher berechtigt, und ich weiß, in vielen Fällen läuft es leider genauso.
Aber es gibt auch Gegenbeispiele, in meinem Bekanntenkreis sogar mehrere.
Natürlich geht es anfangs rauf und runter.
Erstmal vorweg: Es gibt Trennungen ohne Kind und es gibt Trennungen mit Kind. Hier sehe ich einen himmelweiten Unterschied. Die Chance einer platonischen Freundschaft stufe ich bei Getrennten ohne Kind erheblich höher ein, als bei Getrennten mit Kind. Das klingt zunächst unlogisch, denn zweckmäßiger wäre natürlich, im Interesse der Kinder, eine platonische Freundschaft bei denen mit Kind. Aber das Kind ist Bindeglied und Zankapfel in einem. Bei denen ohne Kind fällt dieses Streitpotential weg.
Du erzählst von vielen platonischen Freundschaften in deinem Bekanntenkreis? Nun denn, haben die denn alle gemeinsame Kinder? Bist du sicher, dass das Ganze nicht Fassade ist? Wenn jemand meine Bekannten (nicht Freunde) nach dem Verhältnis Bingo-BingoExchen befragen würde, die würden alle einhellig die Antwort erhalten meine Ex und ich verstehen uns super. Meine Ex und ich haben selbst einst den Kinderpsychotherapeuten meiner Tochter durch unser Hollywood-Schauspiel einer Mustertrennung verzaubert. Aber unter dieser Fassade brodelt unterschwellig Gift. Getrennte Eltern entwickeln sich aus der Not heraus zu Weltklasse-Schauspielern, um dem Kind eine heile Welt vorzugaukeln.
Ich wünsche mir von Herzen, dass Arnie das mit einer ehrlichen und aufrichtigen platonischen Freundschaft hinbekommt. Aber es ist sehr schwierig und braucht viel Zeit und ich fürchte die Praxis unterscheidet sich eklatant von den theoretischen Freundschafts-Gedankenmodellen, die hier von mancher Seite vorgetragen werden. Es kommt ja auch noch die belastende finanzielle Seite der Trennung auf ihn zu. Scheidung, Haus, Unterhalt. Insgesamt viel Potential für Unruhe.
Und wie sich das mit Mrs. Sunshine entwickelt weiß niemand. Erfreue dich an den schönen Momenten mit Mrs. Sunshine, Arnie, aber verstricke dich bitte, soweit das überhaupt möglich ist, nicht in neue emotionale „Abhängigkeiten“. Sollte Mrs. Sunshine „wegfallen“, reißt dir das sonst den Boden unter den Füßen weg. Kommt erschwerend, vor Abschluss deines Verarbeitungsprozesses, dann noch ein neuer Partner bei deiner NF ins Spiel, dann haben wir den SuperGau. Du kannst davon ausgehen, dass er bei Kindesübergaben ab dem ersten Moment händchenhaltend stets zugegen sein wird. Oder lippenstiftverschmiert und leicht bekleidet an der Tür. Das was sich in solchen Momenten emotional in dir abspielt kannst du zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht abschätzen. Ich habe dies damals alles praktisch erlebt und durchgemacht und kenne auch die unterhaltsamsten Geschichten aus meinem Umfeld zu diesem Thema. Ich vermute, Arnie, du kannst momentan auch nicht nachvollziehen, welchen Schmerz deine NF wegen Mrs. Sunshine durchmacht. Die tut mir schon ein bisschen leid. Eifersucht und Besitzdenken sind tief in uns Menschen verankert.
Lillian schrieb:
Was ich immer noch nicht ganz begreifen kann, ist, dass viele ihre Exen (Arnie, dich meine ich nicht!!!) hier immer nur im schwarz-weiß-Modus sehen. Einmal war es die große Liebe, dann die Hölle auf Erden. Erst ist sie der Engel, der auf Händen getragen wird, dann die Gifthexe.
Hölle, Hass, Engel, Liebe ... alles Bilder starker Emotionen. Liegt in meinen Augen aber alles dicht beieinander. Hass ist geronnene Liebe. Nach einer gewissen Zeit kehrt aber eine Art Gleichgültigkeit ein.
Wenn ich meine Ex als „Giftmischerin“ bezeichne, dann meine ich das aus heutiger Perspektive eher scherzhaft. Meine Ex ist kein schlechter Mensch. Sie ist eine ganz normale Frau mit einer gesunden Portion Egoismus und ausgeprägten Mutterinstinkten.
Sie hat die vollständige Kontrolle über mich und eine gewisse Kontrolle über das Kind verloren. Ersteres hat heute keine Bedeutung mehr, aber letzteres. Sie will ihr Kind vor jeglichen Gefahren beschützen und durch ihre getrübte Wahrnehmung sieht sie mich als eine Art Gefahr für das Kind und ihr neues Leben. Zudem will sie das Kind nicht teilen. Das macht sie instinktiv zur „Giftmischerin“. Ihr wäre es tausendmal lieber, wenn der Stiefvater meinen Job zu 100% übernehmen würde, denn dessen Handlungen kann sie beeinflussen und kontrollieren und das Kind wäre stets bei ihr im Haus.