Lilo Schein
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- 18 Juni 2023
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Hallo ihr Lieben,
ich habe mich die letzten Tage hier sehr wissensdurstig eingelesen und möchte jetzt mal meine Situation schildern. Vielleicht könnt ihr mir ja sagen, ob ich da noch was machen kann oder das Ganze aufgeben muss. :/
Ich stecke seit 2 Wochen tief im Liebeskummer. Mein OdB hat sich nach mehreren Monaten Kennenlernphase von mir getrennt. Ihm fehlt etwas: das Reden. ._.
Ich versuche mal, die Geschichte chronologisch zu erzählen.
Wir haben uns Ende August letzten Jahres über eine Dating App kennengelernt. Wir wohnen ca. 200 km voneinander entfernt. Nicht so ideale Voraussetzungen, aber das war erstmal für keinen von uns ein Hindernis. Er hatte mich irgendwie in seiner Art zu Schreiben in dem Moment gecatched und unser erstes Date war dann auch super nett und angenehm. Es gab zwar mal Momente, in denen der Gesprächsfluss stockte und er dann etwas krampfhaft versuchte, das mit offenen Fragen zu beheben. Aber es war insgesamt ein schöner Abend, wir haben viele Gemeinsamkeiten entdeckt und einfach Spaß gehabt.
Vor der Verabschiedung hat er schon direkt gefragt, was ich denke und ob ein weiteres Treffen für mich in Frage käme. Ich war noch unsicher aber wollte auch nicht zu abweisend klingen und sagte betont neutral "Ja, warum nicht. Ich fand das sehr nett und entspannt mit dir." – was auch ehrlich mein Gefühl war.
In der Zeit danach haben wir weiter Kontakt gehalten. Das Schreiben ging auch viel von ihm aus. Ich hatte nie das Gefühl - wie bei manch anderen - da irgendwie taktieren zu müssen.
Bei unserem zweiten Date hat er mich in meiner Stadt besucht und direkt bei mir übernachtet. Es kam auch zum Sex, obwohl ich das im Vorfeld eigentlich vermeiden wollte.
Ich war zu dem Zeitpunkt aber auch emotional noch nicht sehr involviert. Ich hatte kurz vor unserem Kennenlernen einen Korb von einer On-Off Affäre bekommen und habe das jetzt als angenehme Ablenkung dankend angenommen.
Wir haben uns weiter getroffen aber nur im Abstand von ca. 3 Wochen. Auf eine Frage von ihm ausgehend, habe ich ihn wissen lassen, dass bei mir noch keine großen Gefühle im Spiel seien, dass ich die Zeit mit ihm aber sehr genieße und es schön fände, das erstmal so weiter laufen zu lassen und zu schauen, was draus wird. Er schien ein bisschen traurig darüber, hat aber auch gesagt, dass er selbst noch unsicher sei. Er war erst frisch aus einer Trennung raus.
Im November sind wir dann spontan zusammen in den Urlaub gefahren. Im Urlaub haben wir auch – auf seine Initiative – nochmal lange sehr offen und ehrlich über die Situation zwischen uns geredet. Ich habe erklärt, dass ich durch den Anderen noch emotional etwas blockiert bin. Wir haben uns drauf geeinigt es ohne Druck anzugehen. Von Tag zu Tag wurde es dann schöner, intensiver und vertrauter zwischen uns. Wir haben viel Nähe ausgetauscht und hatten viel tollen Sex.
Wir waren uns beide einig, dass der Urlaub wunderschön war und spätestens ab dem Zeitpunkt fing meine Flamme dann langsam an zu brennen.
Über Weihnachten waren wir beide bei unseren Familien, haben täglich Kontakt gehalten und uns viele Fotos geschickt.
Zu Silvester kam dann ein kleiner „Bruch“ für mich, weil er unter Alkohol und anderen Dingen Versuche gestartet hatte, zwei Freundinnen (darunter eine Ex) von sich zu küssen.
Ich war nicht dabei. Er hat mir die ganze Situation sehr direkt und offen berichtet und gesagt, das er sich schämt. Ich war schon verletzt, aber wir waren uns auch einig, dass er mir bis zu dem Zeitpunkt in Richtung Treue nichts schuldig war, weil wir darüber noch nicht gesprochen hatten. Auf die Frage, ob ich ihn denn noch wiedersehen wolle, meinte ich dann letztendlich, dass er ja einiges an seinem Eindruck mir gegebenüber wieder zurecht rücken müsse.
Bei einem unserer nächsten Treffen haben wir uns auf meinen Wunsch hin auf Exklusivität geeinigt. Meiner Meinung nach schonmal ein großer Step in Richtung Beziehung.
Im Februar kurz nach einem sehr schönen Treffen bei dem wir auch beide von "Verknallt/Verliebtheit" gesprochen hatte, kam dann ein kleiner Streit. Er störte sich an meinem angeblichen Sarkasmus. Wir haben dann lange darüber diskutiert. Er hat in dem Gespräch auch etwas formuliert bzgl. Negativität und Depression und ich habe mich richtig unsensibel behandelt gefühlt und war sauer. (über das Thema hatten wir uns schonmal in einem anderen Kontext sehr offen unterhalten und viel darüber Nähe aufgebaut)
Einen Tag danach hat er sich dann bei mir entschuldigt, er hätte sich ungeschickt ausgedrückt. Kern des Ganzen war eigentlich, dass etwas zwischen uns nicht zu 100% passte, wobei ich ihm auch zustimmte.
Er sagte, dass er sich zum aktuellen Stand keine Beziehung mit mir vorstellen könne. In einem anderen Satz aber auch, dass man es ja andererseits auch einfach probieren könne, es passte ja auch Vieles. Er war also sehr unsicher und ich auch. Wir waren uns einig, dass wir erstmal weiter schauen wollen und die gemeinsame Zeit genießen.
Am meinem Geburtstag kam es dann zu einem Aufeinandertreffen mit meinen Freunden. Er hat zu dem Zeitpunkt auf Alkohol verzichtet und ich fand es nicht so leicht, ihn zu integrieren. Ich habe mich nicht getraut, die ganze Zeit über näher bei ihm zu sein und war irgendwie gehemmt vor den anderen, weil alles noch so wage war zwischen uns. Ich habe ihn eher behandelt wie jeden anderen Gast. Wir hatten danach noch ein kleineres Frühstück mit nur zwei Freunden von mir und da war es viel leichter, er war die ganze Zeit Teil des Gesprächs, wir haben auf der Couch gekuschelt und es war einfach lockerer für mich.
Im Mai hatten wir bei einem Treffen dann einen richtig blöden Moment. Wir wollten uns sagen, welche Charaktereigenschaften wir aneinander gut finden. Er hat betont Dinge genannt, die uns unterscheiden und die z.T. echt blöd negativ formuliert.
Ein Beispiel: „Du bist immer auf deinen eigenen Vorteil aus.“ Was er mit Erklärung dann eigentlich meinte: Ich lasse mich nicht so schnell von anderen ausnutzen; Beispiel war eine Situation, in der er seinen Nachmieter zwischenzeitlich kostenfrei bei sich wohnen ließ und ich ihm sagte, er solle doch einen Anteil zur Miete verlangen.
Ich habe mich dann nach erster Empörung und „Schmollen“ hingesetzt, bin in Tränen ausgebrochen, und habe erklärt, wie das bei mir ankam. Er hat eingesehen, dass er sich dumm ausgedrückt hat und ich habe, versucht die Situation zu retten, indem ich gesagt habe, was mir an ihm gefällt: Er ist sehr liebevoll, ehrlich, spontan, offen und selbst-reflektiert, und irgendwie sehr jung-charmant. Er hat mir dann auch Dinge zurück gesagt und ich habe die Nummer abgehakt als: Der Mann ist einfach ungeschickt, unsicher und tut sich schwer auf Kommando nette Komplimente zu machen.
Er hat dann auch meinen Geburtstag nochmal angesprochen und gesagt, dass er das erst verarbeiten musste. Ich habe da erst verstanden, dass das ein größeres Thema war, als ich dachte. Ich habe mich entschuldigt und versprochen, da beim nächsten Mal mehr auf ihn achten und eingehen zu wollen. Wir haben uns dann zum Abend hin wieder gefangen und das restliche Wochenende war super schön zusammen. Auch danach schrieben wir, dass wir uns vermissten und wieder auf die gemeinsame Zeit freuten.
Danach waren wir dann eine Woche gemeinsam im Urlaub. Der Start war noch etwas holprig – ich lernte auf einem Zwischenstopp auf der Hinreise noch Freunden von ihm kennen (=seine Silvester-Clique inkl. Ex). Es war sehr nett, aber alles auch sehr aufregend und stressig für mich. Danach mussten wir direkt mit dem Zug weiter und ich war grundsätzlich schon übermüdet und sozial überfordert und habe ihm das auch so gesagt.
Der Urlaub hat sich dann für mich total schön entwickelt. Wir hatten wenig geplant, waren zelten, viel in der Natur zusammen, waren uns sehr nah, hatten viel Sex und haben auch immer wieder darüber gesprochen, was wir gemeinsam noch so ausprobieren wollten.
Auf der Rückreise waren wir bei meinem Bruder zu Besuch. Das war für mich ein super schönes Kennenlernen, wir sind richtig als Paar aufgetreten (ohne das so zu nennen) und – das klingt jetzt blöd aber – ich habe mich innerlich ganz stolz gefühlt, mit ihm gemeinsam da sein zu können. Er hat auch im Nachhinein gesagt, dass er das schön und entspannt fand und hat weitere Ideen für einen Ostsee-Urlaub geäußert. Wir haben auch zu dem Zeitpunkt schon immer wieder mal über ein Eltern-Kennenlernen gesprochen und ich war super froh und gespannt darauf.
Nach dem Urlaub haben wir uns gegenseitig noch geschrieben, dass wir uns vermissen. Auf eine Aussage von mir meinte er noch sowas wie „das können wir dann bald zusammen machen“.
Und nur 4 Tage später war es dann vorbei.
Ich hatte schon an dem Tag so ein komisches Gefühl, weil er sich nicht mehr ganz so schnell und euphorisch bei mir zurückmeldete.
Wir haben dann telefoniert und erstmal lange nur locker geredet, bis er mich dann fragte, wie ich denn gerade so unseren Beziehungsstatus sehe. Ich sagte, dass es für mich gerade in eine richtig gute Richtung ginge und wollte das nächste Treffen ausmachen.
Er erklärte mir dann, er hätte nach wie vor Zweifel: Das Reden, unsere Gesprächslücken. Ihm würde etwas fehlen. Wir waren eine Woche zusammen unterwegs und irgendwie war es insgesamt zwischen uns doch relativ ernst. Er würde gerne auch mal Quatsch erzählen, locker sein, um dabei richtig entspannen zu können. Er hätte eine solche Ebene aber auch nur mit wenigen Freunden aus der alten Studienzeit. Er vermischte das dann irgendwie mit philosophischen, akademischen Gesprächen und sagte, auch dass ich mich bei deepen Themen schnell angegriffen fühlen würde. Ich habe versucht an ein paar Stellen zu verstehen, was er meint und wo ich vielleicht Fehler gemacht habe. Dass unser Humor und Redefluss nicht immer ganz auf einer Wellenlänge lag, sehe ich ein. Das habe ich aber ehrlich gesagt auch mit keiner Person in meinem Umfeld 24/7. Er betonte auch wieder, dass unsere körperliche Anziehung so erstaunlich groß sei und er das mit keiner anderen Person so hatte. Ob er jetzt etwa eine reine sexuelle Sache mit mir wollte, verneinte er aber direkt.
Alles in allem habe ich dann im Gespräch schon eingesehen, dass das für ihn ein „Nein“ zu einer Beziehung ist. Er sagte zum Ende des Gesprächs noch, dass er ja gerne Kontakt hält. Ich habe das erstmal aber etwas abgewiesen und gesagt, dass ich gerne Klarheit möchte und nicht sehe, dass wir uns beide auf der Ebene wie bisher weiter treffen, wenn wir wissen, das nicht mehr daraus werden kann.
Das war’s. Ich war völlig am Ende und habe geheult. Wieder ein gescheiterter Beziehungsversuch, von jetzt auf gleich alles weg.
Er hat mir auf meinen Wunsch nachträglich noch Bilder aus dem Urlaub geschickt. Ich war bei dem Gespräch schon zum Ende hin viel zu emotional und habe dabei geweint. Auf die Fotos habe ich dann geschrieben, dass ich das schön und gleichzeitig traurig finde, die anzugucken, dass ich Zeit zum Verarbeiten brauche und daher jetzt keinen Kontakt möchte.
Darauf kam dann erst zwei Tage später noch eine Antwort, dass es ihm genauso gehe, er mich erstmal in Ruhe lässt und hofft, dass, das Verarbeiten Erkenntnisse bringe. Und dass wir hoffentlich irgendwann in Zukunft wieder Kontakt aufnehmen könnten.
Was mache ich jetzt?
Ich würde das am liebsten alles rückgängig machen. Ich musste hier beim Text verfassen immer wieder zwischendrin weinen. Wir waren so kurz davor, dass es ernst wurde. Ich war gerade echt verliebt und auf einem Hoch. Er war süß, immer offen, hat mich und meine Gefühle ernst genommen, wir konnten uns gut reflektieren und die gegenseitige Anziehung war auf jeden Fall bis zum Schluss da!
Seine Gründe liegen allerdings schon sehr tief und sind ja nicht so einfach von der Hand zu weisen. Passen wir letztendlich doch einfach nicht zusammen?
Mich hat das Thema Humor ehrlich gesagt nicht so wahnsinnig gestört, ich fand schon, dass wir miteinander locker sein und lachen konnten. Das zusammen mit den offenen Gesprächen und der sexuellen Anziehung hat mir irgendwie gereicht.
Manchmal haben mich Telefonate enttäuscht zurück gelassen, weil er da teilweise etwas abwesend und wortkarg wirkte und ich immer wieder nachfragen musste, was er mit welchen Aussagen, denn wie meinte. Das hatte ich eigentlich mit festen Telefon-Dates und Videocalls vor zu beheben, aber zu spät.
Irgendwie kann und will ich das Ganze noch nicht unversucht abhaken.
Er möchte ja den Kontakt, hält den aber auch zu vielen Verflossenen, das heißt also erstmal nichts „Besonderes“ bei ihm.
Was haltet ihr von der ganzen Nummer?
Soll / Kann ich mich in ein paar Wochen nochmal melden?
Ist da noch irgendwas zu retten?
DANKE schonmal für alle Meinungen und dass ihr euch bis hier hin durch diesen Roman gekämpft habt!
ich habe mich die letzten Tage hier sehr wissensdurstig eingelesen und möchte jetzt mal meine Situation schildern. Vielleicht könnt ihr mir ja sagen, ob ich da noch was machen kann oder das Ganze aufgeben muss. :/
Ich stecke seit 2 Wochen tief im Liebeskummer. Mein OdB hat sich nach mehreren Monaten Kennenlernphase von mir getrennt. Ihm fehlt etwas: das Reden. ._.
Ich versuche mal, die Geschichte chronologisch zu erzählen.
Wir haben uns Ende August letzten Jahres über eine Dating App kennengelernt. Wir wohnen ca. 200 km voneinander entfernt. Nicht so ideale Voraussetzungen, aber das war erstmal für keinen von uns ein Hindernis. Er hatte mich irgendwie in seiner Art zu Schreiben in dem Moment gecatched und unser erstes Date war dann auch super nett und angenehm. Es gab zwar mal Momente, in denen der Gesprächsfluss stockte und er dann etwas krampfhaft versuchte, das mit offenen Fragen zu beheben. Aber es war insgesamt ein schöner Abend, wir haben viele Gemeinsamkeiten entdeckt und einfach Spaß gehabt.
Vor der Verabschiedung hat er schon direkt gefragt, was ich denke und ob ein weiteres Treffen für mich in Frage käme. Ich war noch unsicher aber wollte auch nicht zu abweisend klingen und sagte betont neutral "Ja, warum nicht. Ich fand das sehr nett und entspannt mit dir." – was auch ehrlich mein Gefühl war.
In der Zeit danach haben wir weiter Kontakt gehalten. Das Schreiben ging auch viel von ihm aus. Ich hatte nie das Gefühl - wie bei manch anderen - da irgendwie taktieren zu müssen.
Bei unserem zweiten Date hat er mich in meiner Stadt besucht und direkt bei mir übernachtet. Es kam auch zum Sex, obwohl ich das im Vorfeld eigentlich vermeiden wollte.
Ich war zu dem Zeitpunkt aber auch emotional noch nicht sehr involviert. Ich hatte kurz vor unserem Kennenlernen einen Korb von einer On-Off Affäre bekommen und habe das jetzt als angenehme Ablenkung dankend angenommen.
Wir haben uns weiter getroffen aber nur im Abstand von ca. 3 Wochen. Auf eine Frage von ihm ausgehend, habe ich ihn wissen lassen, dass bei mir noch keine großen Gefühle im Spiel seien, dass ich die Zeit mit ihm aber sehr genieße und es schön fände, das erstmal so weiter laufen zu lassen und zu schauen, was draus wird. Er schien ein bisschen traurig darüber, hat aber auch gesagt, dass er selbst noch unsicher sei. Er war erst frisch aus einer Trennung raus.
Im November sind wir dann spontan zusammen in den Urlaub gefahren. Im Urlaub haben wir auch – auf seine Initiative – nochmal lange sehr offen und ehrlich über die Situation zwischen uns geredet. Ich habe erklärt, dass ich durch den Anderen noch emotional etwas blockiert bin. Wir haben uns drauf geeinigt es ohne Druck anzugehen. Von Tag zu Tag wurde es dann schöner, intensiver und vertrauter zwischen uns. Wir haben viel Nähe ausgetauscht und hatten viel tollen Sex.
Wir waren uns beide einig, dass der Urlaub wunderschön war und spätestens ab dem Zeitpunkt fing meine Flamme dann langsam an zu brennen.
Über Weihnachten waren wir beide bei unseren Familien, haben täglich Kontakt gehalten und uns viele Fotos geschickt.
Zu Silvester kam dann ein kleiner „Bruch“ für mich, weil er unter Alkohol und anderen Dingen Versuche gestartet hatte, zwei Freundinnen (darunter eine Ex) von sich zu küssen.
Ich war nicht dabei. Er hat mir die ganze Situation sehr direkt und offen berichtet und gesagt, das er sich schämt. Ich war schon verletzt, aber wir waren uns auch einig, dass er mir bis zu dem Zeitpunkt in Richtung Treue nichts schuldig war, weil wir darüber noch nicht gesprochen hatten. Auf die Frage, ob ich ihn denn noch wiedersehen wolle, meinte ich dann letztendlich, dass er ja einiges an seinem Eindruck mir gegebenüber wieder zurecht rücken müsse.
Bei einem unserer nächsten Treffen haben wir uns auf meinen Wunsch hin auf Exklusivität geeinigt. Meiner Meinung nach schonmal ein großer Step in Richtung Beziehung.
Im Februar kurz nach einem sehr schönen Treffen bei dem wir auch beide von "Verknallt/Verliebtheit" gesprochen hatte, kam dann ein kleiner Streit. Er störte sich an meinem angeblichen Sarkasmus. Wir haben dann lange darüber diskutiert. Er hat in dem Gespräch auch etwas formuliert bzgl. Negativität und Depression und ich habe mich richtig unsensibel behandelt gefühlt und war sauer. (über das Thema hatten wir uns schonmal in einem anderen Kontext sehr offen unterhalten und viel darüber Nähe aufgebaut)
Einen Tag danach hat er sich dann bei mir entschuldigt, er hätte sich ungeschickt ausgedrückt. Kern des Ganzen war eigentlich, dass etwas zwischen uns nicht zu 100% passte, wobei ich ihm auch zustimmte.
Er sagte, dass er sich zum aktuellen Stand keine Beziehung mit mir vorstellen könne. In einem anderen Satz aber auch, dass man es ja andererseits auch einfach probieren könne, es passte ja auch Vieles. Er war also sehr unsicher und ich auch. Wir waren uns einig, dass wir erstmal weiter schauen wollen und die gemeinsame Zeit genießen.
Am meinem Geburtstag kam es dann zu einem Aufeinandertreffen mit meinen Freunden. Er hat zu dem Zeitpunkt auf Alkohol verzichtet und ich fand es nicht so leicht, ihn zu integrieren. Ich habe mich nicht getraut, die ganze Zeit über näher bei ihm zu sein und war irgendwie gehemmt vor den anderen, weil alles noch so wage war zwischen uns. Ich habe ihn eher behandelt wie jeden anderen Gast. Wir hatten danach noch ein kleineres Frühstück mit nur zwei Freunden von mir und da war es viel leichter, er war die ganze Zeit Teil des Gesprächs, wir haben auf der Couch gekuschelt und es war einfach lockerer für mich.
Im Mai hatten wir bei einem Treffen dann einen richtig blöden Moment. Wir wollten uns sagen, welche Charaktereigenschaften wir aneinander gut finden. Er hat betont Dinge genannt, die uns unterscheiden und die z.T. echt blöd negativ formuliert.
Ein Beispiel: „Du bist immer auf deinen eigenen Vorteil aus.“ Was er mit Erklärung dann eigentlich meinte: Ich lasse mich nicht so schnell von anderen ausnutzen; Beispiel war eine Situation, in der er seinen Nachmieter zwischenzeitlich kostenfrei bei sich wohnen ließ und ich ihm sagte, er solle doch einen Anteil zur Miete verlangen.
Ich habe mich dann nach erster Empörung und „Schmollen“ hingesetzt, bin in Tränen ausgebrochen, und habe erklärt, wie das bei mir ankam. Er hat eingesehen, dass er sich dumm ausgedrückt hat und ich habe, versucht die Situation zu retten, indem ich gesagt habe, was mir an ihm gefällt: Er ist sehr liebevoll, ehrlich, spontan, offen und selbst-reflektiert, und irgendwie sehr jung-charmant. Er hat mir dann auch Dinge zurück gesagt und ich habe die Nummer abgehakt als: Der Mann ist einfach ungeschickt, unsicher und tut sich schwer auf Kommando nette Komplimente zu machen.
Er hat dann auch meinen Geburtstag nochmal angesprochen und gesagt, dass er das erst verarbeiten musste. Ich habe da erst verstanden, dass das ein größeres Thema war, als ich dachte. Ich habe mich entschuldigt und versprochen, da beim nächsten Mal mehr auf ihn achten und eingehen zu wollen. Wir haben uns dann zum Abend hin wieder gefangen und das restliche Wochenende war super schön zusammen. Auch danach schrieben wir, dass wir uns vermissten und wieder auf die gemeinsame Zeit freuten.
Danach waren wir dann eine Woche gemeinsam im Urlaub. Der Start war noch etwas holprig – ich lernte auf einem Zwischenstopp auf der Hinreise noch Freunden von ihm kennen (=seine Silvester-Clique inkl. Ex). Es war sehr nett, aber alles auch sehr aufregend und stressig für mich. Danach mussten wir direkt mit dem Zug weiter und ich war grundsätzlich schon übermüdet und sozial überfordert und habe ihm das auch so gesagt.
Der Urlaub hat sich dann für mich total schön entwickelt. Wir hatten wenig geplant, waren zelten, viel in der Natur zusammen, waren uns sehr nah, hatten viel Sex und haben auch immer wieder darüber gesprochen, was wir gemeinsam noch so ausprobieren wollten.
Auf der Rückreise waren wir bei meinem Bruder zu Besuch. Das war für mich ein super schönes Kennenlernen, wir sind richtig als Paar aufgetreten (ohne das so zu nennen) und – das klingt jetzt blöd aber – ich habe mich innerlich ganz stolz gefühlt, mit ihm gemeinsam da sein zu können. Er hat auch im Nachhinein gesagt, dass er das schön und entspannt fand und hat weitere Ideen für einen Ostsee-Urlaub geäußert. Wir haben auch zu dem Zeitpunkt schon immer wieder mal über ein Eltern-Kennenlernen gesprochen und ich war super froh und gespannt darauf.
Nach dem Urlaub haben wir uns gegenseitig noch geschrieben, dass wir uns vermissen. Auf eine Aussage von mir meinte er noch sowas wie „das können wir dann bald zusammen machen“.
Und nur 4 Tage später war es dann vorbei.
Ich hatte schon an dem Tag so ein komisches Gefühl, weil er sich nicht mehr ganz so schnell und euphorisch bei mir zurückmeldete.
Wir haben dann telefoniert und erstmal lange nur locker geredet, bis er mich dann fragte, wie ich denn gerade so unseren Beziehungsstatus sehe. Ich sagte, dass es für mich gerade in eine richtig gute Richtung ginge und wollte das nächste Treffen ausmachen.
Er erklärte mir dann, er hätte nach wie vor Zweifel: Das Reden, unsere Gesprächslücken. Ihm würde etwas fehlen. Wir waren eine Woche zusammen unterwegs und irgendwie war es insgesamt zwischen uns doch relativ ernst. Er würde gerne auch mal Quatsch erzählen, locker sein, um dabei richtig entspannen zu können. Er hätte eine solche Ebene aber auch nur mit wenigen Freunden aus der alten Studienzeit. Er vermischte das dann irgendwie mit philosophischen, akademischen Gesprächen und sagte, auch dass ich mich bei deepen Themen schnell angegriffen fühlen würde. Ich habe versucht an ein paar Stellen zu verstehen, was er meint und wo ich vielleicht Fehler gemacht habe. Dass unser Humor und Redefluss nicht immer ganz auf einer Wellenlänge lag, sehe ich ein. Das habe ich aber ehrlich gesagt auch mit keiner Person in meinem Umfeld 24/7. Er betonte auch wieder, dass unsere körperliche Anziehung so erstaunlich groß sei und er das mit keiner anderen Person so hatte. Ob er jetzt etwa eine reine sexuelle Sache mit mir wollte, verneinte er aber direkt.
Alles in allem habe ich dann im Gespräch schon eingesehen, dass das für ihn ein „Nein“ zu einer Beziehung ist. Er sagte zum Ende des Gesprächs noch, dass er ja gerne Kontakt hält. Ich habe das erstmal aber etwas abgewiesen und gesagt, dass ich gerne Klarheit möchte und nicht sehe, dass wir uns beide auf der Ebene wie bisher weiter treffen, wenn wir wissen, das nicht mehr daraus werden kann.
Das war’s. Ich war völlig am Ende und habe geheult. Wieder ein gescheiterter Beziehungsversuch, von jetzt auf gleich alles weg.
Er hat mir auf meinen Wunsch nachträglich noch Bilder aus dem Urlaub geschickt. Ich war bei dem Gespräch schon zum Ende hin viel zu emotional und habe dabei geweint. Auf die Fotos habe ich dann geschrieben, dass ich das schön und gleichzeitig traurig finde, die anzugucken, dass ich Zeit zum Verarbeiten brauche und daher jetzt keinen Kontakt möchte.
Darauf kam dann erst zwei Tage später noch eine Antwort, dass es ihm genauso gehe, er mich erstmal in Ruhe lässt und hofft, dass, das Verarbeiten Erkenntnisse bringe. Und dass wir hoffentlich irgendwann in Zukunft wieder Kontakt aufnehmen könnten.
Was mache ich jetzt?
Ich würde das am liebsten alles rückgängig machen. Ich musste hier beim Text verfassen immer wieder zwischendrin weinen. Wir waren so kurz davor, dass es ernst wurde. Ich war gerade echt verliebt und auf einem Hoch. Er war süß, immer offen, hat mich und meine Gefühle ernst genommen, wir konnten uns gut reflektieren und die gegenseitige Anziehung war auf jeden Fall bis zum Schluss da!
Seine Gründe liegen allerdings schon sehr tief und sind ja nicht so einfach von der Hand zu weisen. Passen wir letztendlich doch einfach nicht zusammen?
Mich hat das Thema Humor ehrlich gesagt nicht so wahnsinnig gestört, ich fand schon, dass wir miteinander locker sein und lachen konnten. Das zusammen mit den offenen Gesprächen und der sexuellen Anziehung hat mir irgendwie gereicht.
Manchmal haben mich Telefonate enttäuscht zurück gelassen, weil er da teilweise etwas abwesend und wortkarg wirkte und ich immer wieder nachfragen musste, was er mit welchen Aussagen, denn wie meinte. Das hatte ich eigentlich mit festen Telefon-Dates und Videocalls vor zu beheben, aber zu spät.
Irgendwie kann und will ich das Ganze noch nicht unversucht abhaken.
Er möchte ja den Kontakt, hält den aber auch zu vielen Verflossenen, das heißt also erstmal nichts „Besonderes“ bei ihm.
Was haltet ihr von der ganzen Nummer?
Soll / Kann ich mich in ein paar Wochen nochmal melden?
Ist da noch irgendwas zu retten?
DANKE schonmal für alle Meinungen und dass ihr euch bis hier hin durch diesen Roman gekämpft habt!
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