Aber
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- 11 Aug. 2019
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Liebe alle,
ich hätte eigentlich nie gedacht, so etwas mal schreiben zu müssen.
Aber ich glaube, ich brauche jetzt die Meinung von Menschen, die objektiver auf die Sachen gucken können, als Freund und Verwandte. Und irgendwie bin ich, nachdem ich in den letzten 2 Wochen viel gelesen habe in Foren/Ratgebern auch sehr verwirrt. Ich dachte immer bei uns ist das alles sehr anders und individuell, aber ich habe immer mehr das Gefühl, dass es eben doch klassische psychologische Muster sind.
Vielleicht als Vorwort: Die Trennung hat mich wahnsinnig getroffen. Er ist meine große Liebe und ich hätte ihn sehr gerne zurück. Aber mir ist auch bewusst, dass es wahrscheinlich nur (und wenn überhaupt) in einem langen Prozess geht, vor dem wir beide einiges lernen müssen. Ich kann aber leider nur meinen Teil steuern.
Ob ich mich mit der Trennung abgefunden habe gerade, weiß ich nicht. Ich verstehe sie nicht komplett, vielleicht auch nicht ansatzweise. Manchmal ist es besser, manchmal schlechter. Vielleicht verdränge ich auch nur. Die Hoffnung bleibt wahrscheinlich ganz tief drinnen.
Aber nun zu unserer Geschichte:
Ich habe besagten Menschen (also Ex-Freund, das zu schreiben tut schon weh) 1 Jahr vorm Abi kennengelernt. Es war eine kurze Begegnung auf einer Party, wo wir kaum miteinander sprachen. Es folgten Briefe und 1 erstes Treffen.
Beim 2. Treffen nahm er mich mit nachhause. Es passierte aber nichts außer ein bisschen Kuscheln. Ich dachte immer er wäre Student, umso erstaunter war ich, als ich dann mitten in der Nacht seine Eltern auf dem Klo traf. Wir waren beide ein Alter, unter 18 Jahren. Ich war eigentlich immernoch in einen anderen verknallt und nicht sicher, ob das jetzt so was Wichtiges wird.
Aber innerhalb der nächsten Wochen vertieften sich die Gefühle. Wir verbrachten jedes Wochenende miteinander und dann nach 3 Monaten endlich unser erstes Mal. (er war wahnsinnig aufgeregt deswegen und hatte vor mir nie ein Mädchen mitgenommen, obwohl einige Interesse hatten. Ich gab ihm Sicherheit, obwohl es auch mein erstes Mal war. Das erzählte ich ihm aber erst Jahre später).
Es folgte eine super intensive Zeit und dann 4 Monate später nimmt er mich zu einer „Freundin“ mit. Die beiden flirten die ganze Zeit, ich merke das und bin am Boden zerstört. Wir reden, er sagt, dass er beides möchte. Ich sage nein, dann irgendwann vielleicht. Gerade als ich mich damit versuche anzufreunden, wollen wir uns treffen. Ich möchte nicht sagen, welcher Tag es war, aber es war ein wichtiges Ereignis in unserem Leben. Ich warte auf ihn, er kommt nicht. Später am Tag ein Treffen und inmitten aller Feiernden und Freunde macht er Schluss mit mir. Er will mit der anderen sein.
Es folgen total deprimierende Monate. Und wir sehen uns immer wieder. Treffen uns, haben Sex und dann gehe ich wieder. Er scheint damit okay, ich wahnsinnig deprimiert. Aber ich bedeute ihm emotional was, das habe ich schon gemerkt.
Wir ziehen anschließend zum Studieren in 2 verschieden Städte (also er in einer Stadt mit seiner Neuen und ich weit weg). Aber wir sehen uns weiterhin jeden Monat für 1 Wochenende, manchmal sogar öfter. Ich fahre zu ihm. Wir haben eine tolle Zeit, viel Sex und der Abschied ist jedes Mal schrecklich. Ich weiß nicht, was mit der Neuen ist, aber das war mir (menschlich zwar scheiße, aber sie hat sich auch viel geleistet) einfach auch egal. Ich halte fest. Wir sind irgendwie gut füreinander. 3 Monate später, beschließe ich /wir (das weiß ich gar nicht mehr genau), dass ich näher an ihm dran Leben möchte, damit ich mich nicht so zerteilen muss. Ich ziehe durch die Republik, ändere mein Studienplatz (aber wechsle nicht komplett das Studium). Er geht ins Auslandssemester. Ich komme Anfangs mit. Wir lieben uns viel. Als ich abfahre, weil das Semester beginnt, denke ich, es zerreißt mich. Auf der Fahrt würde ich am liebsten alles hinschmeißen und umdrehen. Irgendwie mache ich es nicht. Wir telefonieren jeden Tag. Ich warte sehnsüchtig. Weihnachten kommt er nachhause, aber irgendwie versetzt er mich erst. Dann ist aber alles ganz innig. Nach seinem Auslandssemester kehrt er nicht an seinen alten Studienort zurück, sondern zieht bei mir ein. Ich ermuntere ihn seinem Berufswunsch/Studienwunsch nachzugehen. Er bekommt das gewünschte Studium (was ihm immer ein Wunsch war). 2 Jahre später ziehen wir aus meiner kleinen Einzimmerwohnung, in eine gemeinsame Wohnung. Er ist unsicher wegen des Zusammenlebens, aber wir riskieren es einfach.
Die folgenden 8 Jahre sind geprägt von viel Liebe füreinander, aber auch immer wieder tiefer Verzweiflung. Sein Bedürfnis nach anderen Frauen ist sehr hoch. Oft bleibt es unerfüllt, was ihn noch mehr zur Verzweiflung treibt. Er ist trotzdem meist sehr liebevoll und fürsorglich zu mir. Wir teilen fast alles und ich versuche ihn auf seinem Lebensweg zu ermuntern und zu stützen. Ich habe immer ein offenes Ohr egal für welche Themen. Als es dann mit einer neuen Frau ernst wird, fällt für mich was auseinander. Wir streiten viel, aber er sagt, er will bei mir bleiben, nur auch noch etwas anderes zusätzlich. Ich lerne mit jeder neuen Frauengeschichte (es sind vielleicht aller 2 Jahre eine ernstere, vorher immer eher weinen darüber, dass es keine gibt) das mehr von mir unabhängig zu machen. Nicht auf mich selbst zu beziehen und das ich unzulänglich bin. Ich gehe davon aus, dass polyamore Beziehungen (den Begriff habe ich später gelernt) funktionieren können. Und ich will mich nicht immer damit aufhalten, versuche in meinem Leben alle meine anderen Ziele zu verwirklichen. Er versinkt aber aus meiner heutigen Sicht immer mehr in einer Antriebslosigkeit. Vernachlässigt alles andere hinter dieser Abhängigkeit von Frauen und das quält ihn auch.
Irgendwann Mitte 20 will er ein Kind, das kann ich mir zu dem Zeitpunkt nicht vorstellen.
Ich will erstmal auf eigenen Beinen stehen lernen. Alle seine Frauengeschichten beginnen extrem unschön, obwohl ich immer wieder sage „Ehrlichkeit ist alles“. Und Offenheit. Wir reden viel darüber, ich versuche ihm zu helfen. Weiße sogar oft darauf hin, wenn er sich schlecht verhält. Ich finde er beginnt auch massiv Freundschaften zu vernachlässigen, aber irgendwie sind wir meistens trotzdem auf unsere Art glücklich. Die letzte wirklich „Freundin“ in dieser Zeit kann ich wirklich gut wegstecken. Es stört mich nicht mehr. Aber er verliert das Interesse an ihr. Wird schroff zu diesem Menschen und vergisst sie einfach. Das ist ihm auch bewusst, er investiert dann nicht mehr in Menschen, sagt er. Eine Eigenschaft die er hasst.
Irgendwann entwickle ich mich beruflich weiter und habe 2 Varianten in der Stadt bleiben oder umziehen in eine neue. Ich bin unsicher und sage ihm beides wären für mich beruflich gute Varianten und ich würde unserer Beziehung den Vorrang geben und dort bleiben wo er hinwill. Er will raus aus allem (war mit seinem Job nicht glücklich, das Studium lässt er schon länger schleifen, die Stadt mag er nicht). Wir ziehen in eine neue Stadt. Er hat Antrieb und will das auch. Vorher war ich schon eine Weile in der neuen Stadt. Er kam mich jedes Wochenende besuchen und wir waren irgendwie glücklich.
Neue Stadt hieß aber auch (er hat hier viele Freunde, die er aber eigentlich nicht besucht. Nimmt sich viel vor, macht aber wenig), kleinere Wohnung (wir reden von wirklich klein) und ich bin viel beruflich eingespannt. Ich entwickle mich weiter, versuche ihn einzubeziehen und ihn zu ermuntern. Nach einem Jahr dann, merke ich dann, dass er noch antriebsschwächer ist. Und er leidet, dass sich keine andere Frau für ihn interessiert. Ich schlage ihm oft vor, das proaktiv zu sein. Widme mich meinem Beruf. Allerdings merke ich, dass er auf einmal keine wirkliche Lust mehr hat, aktiv Freizeit mit mir zu verbringen (Urlaubsplanung war auch immer mehr mein Ding, Spaß gemacht hat’s ihm aber immer). Keine wirkliche Initiative liegt mehr vor. Wir streiten uns öfter, aber lieben uns. Zeigen immer Verständnis, kommen aber irgendwie nicht raus.
Ein tolles Jobangebot (Montage) gibt ihm die Möglichkeit sich wieder selbst zu verwirklichen. Ich unterstütze ihn, er wird fast manisch. Bereitet sich hyperpenibel über Monate vor. Ich sage ihm auch, dass die Auftraggeberin, nennen wir sie „X“, ein persönliches Interesse an ihm hat. Sie hat mich schon vor Jahren gefragt, ob er mein Freund sei. Dann mal kurz bei uns einen Besuch gemacht, als Freundin, die einen Schlafplatz brauchte, aber mich ne Woche später als wir uns über den Weg liefen, kaum noch angeguckt. Ich habe ihm also gesagt, dass „X“ eine Agenda hat und die heißt ihn zu bekommen. Er hat Gefühle negiert, gesagt sie hätte einen Freund etc. Dann kam besagter Job (übrigens ein 3 Personenjob, auf dem nur 2 mitfuhren, weil wer keinen 3. Sucht, der findet auch keinen, aber das hat mein Ex-Freund nie kapiert). In der Zeit meldet er sich anfangs oft. Später weniger. Zwischendurch erzählt er noch, wie schwierig es mit ihr oft ist. Ich ermuntere ihn. Das er sich weniger meldet, ist auch okay. Er hat viel zu tun, das wissen wir beide.
Nun kommt er wieder und ich freue mich sehr. 2. Satz: „Er hat was mit X angefangen“. Okay, meine Freude ist gedämpft, aber so ist es nun. Warum fällt er auf sowas rein? Aber was soll’s. Übrigens hat sie mitten im Job mal eben kurz mit ihrem Freund schnell Schluss gemacht.
Dann folgte eine Arbeitsphase und ich freue mich schon aufs erste Wochenende mit ihm, wo wir frei haben. Er sagt aber, er hat Angst die andere zu verlieren und muss jetzt hin. Ich weine, er geht, obwohl es ihm schwerfällt. Das hat er noch nie getan. Die folgenden Wochen sind irgendwie immer 50:50 zwischen mir und ihr. Ich mache ihm Vorwürfe, sage so geht das nicht. Das war nie die Absprache. Das hier sollte die Basis sein. Das war unsere Verabredung, unser versprechen. Er sagt, hier ist immer alles so schwer, wir diskutieren so viel. Bei der anderen ist es leicht. Seine Freizeit will er kaum noch mit mir verbringen. Er hat immer Angst mit seinem Job nicht voranzukommen. (wie auch, wenn man 2 Beziehungen pflegen will). Wir halten uns aneinander fest, diskutieren nur noch (keine richtigen Streits). Ich konnte mir mittlerweile Kinder vorstellen und er erzählt mir auf einmal, dass er sich Kinder mit mehreren Leuten vorstellen kann. Ein Schlag in die Magengrube, das war mir nicht klar gewesen. Er kann keine Prioritäten mehr setzen, will es eigentlich auch nicht sagt er. Er kann sich für nichts mehr entscheiden, in keiner Lebenslage. Wir sind nur noch fertig und dann am unpassendsten Moment in einer fremden Stadt macht er Schluss. Ein Schlag in die Magengrube. Panik. Und ja ihr ahnt es bereits ein Klammern meinerseits. Er sagt rational hätte ich mit allem Recht, aber er weiß nicht was er fühlt. Wir telefonieren nach einem Tag, er weint am Telefon. Sagt dann, dass es auch Schuldgefühle sind. Das er dachte, dass er erleichtert wäre, aber es gar nicht so ist. Ich tröste und halte irgendwie dran fest.
Ab da natürlich wie wich jetzt weiß, alle Fehler gemacht: Geklammert, diskutiert, viel telefoniert, gebettelt. Nach einer Woche dann (die mieseste Woche meines Lebens) die Einigung erstmal Freunde zu sein. Vielleicht wird dann nochmal mehr draus, sagen wir beide. Er ist immernoch mit allem sehr unsicher. Bittet um Zeit sich zu finden, weiß nicht wie lange das dauert.
Jetzt 2 Wochen später (nach einer Woche keinen Kontakt) telefonieren wir wieder. Wir freuen uns sehr uns zu hören, sind vertraut, ich spüre seine Nähe zu mir noch und er auch zu mir. Aber jedes Mal, wenn ich ihn frage, wie es weitergeht, erst Stille, dann Unsicherheit, irgendwie kurzes Gefühl fast zurückkommen und dann kategorisch „Nein“. Ein 5 stündiges Endlostelefonat in dem wir wieder in diese Schleife kommen (Kreisdenken) endet mit der Feststellung meinerseits, dass jetzt eine Kontaktsperre für mich die einzige Variante ist, Land zu sehen. Er ist sehr enttäuscht, weil ich ihm auch gleichzeitig sage, dass ich gerade keine Freundschaft möchte. Wir sehen eine tiefe Verbundenheit, er sagt „dass er mich lieb hat“ am Ende. Aber ich sage auch, dass ich mir jetzt nicht angucken möchte wie er mit der neuen zusammenkommt, denn was sagt er alles am Telefon (und widerspricht sich dauernd, ist unsicher):
„ Wenn er X nicht kennengelernt hätte, wäre vielleicht mit einer Therapie möglich gewesen die Beziehung zu retten und vielleicht sogar was Exklusives (mit mir will er jetzt nicht zusammensein, aber was exklusives, das hat er jetzt gelernt, könnte er sich mit der neuen jetzt doch vorstellen. Polyamorie, das funktioniert wahrscheinlich nicht. Und Paartherapie ach lieber nein, was soll das bringen, sagt er, wenn einer nicht weiß, was er will)“
„ Ich liebe an X, dass sie sowas mit sich nicht machen lässt.“
„Ich habe mich oft aus Bequemlichkeit und der „Warum-Nicht“-Mentalität auf Sachen mit dir eingelassen.“
„ Ich bin eine sehr liebenswerte Person, die er sehr schätzt und als Freund nicht verlieren will. Der Sex war schön, aber am Ende eher ein Streßentlastungsmechanismus geworden in seinen Augen (womit wir versucht haben was zu kitten)“
„Seine neue ist eine ganz andere Persönlichkeit, sie nimmt sich was sie will.“
„Ich war immer auch ein Stückweit unglücklich in der Beziehung, mir hat immer was gefehlt.“
„Ich bin die alte Liebe. Sein Leben ist zu kurz dafür, er will lieber viele junge Lieben.“
„Er hat sich oft unlogisch eingeengt gefühlt“ (kleine Wohnung wenig Platz, unterschiedliches Ordnungsbedürfnis, aber ich habe ihm immer Freiraum gegeben, auch was seine Jobs anging. Längere Abwesenheiten waren kein Problem für mich)“
„Ich hätte immer mehr investiert. Das macht ihn sehr traurig. Das ist ihm jetzt bewusst geworden.“
„Er konnte den unsensiblen Teil seiner Persönlichkeit nie mit mir ausleben.“
Ich bin irgendwie geschockt und er will an einer Freundschaft festhalten (und ich ahne, dass es keine normale Freundschaft ist). Er sagt auch, dass er Menschen manchmal einfach aufgibt/vergisst, wenn sie sich manchmal nicht mehr um ihn bemühen. Er sei so zerrissen, wisse nichts in seinem Leben. Ich hätte wenigstens noch meinen Beruf (aber ich habe meine „stabile Beziehung“ immer als Antriebsmotor gehabt, um mit meinem unstabilen Beruf umzugehen und mich entwickeln zu können). Alle sagen immer, ich hätte ihm zu viele Entscheidungen abgenommen, mich zu sehr gekümmert. Das reden ihm jetzt alle ein. Er will jetzt eigenständig sein, keiner Verpflichtungen haben. Aber dann kann er sich gleichzeitig vorstellen, in die alte Stadt zurückzuziehen, um seiner neuen nah zu sein. Und insgesamt weiß er nicht, was er will.
Also nach weit über 10 Jahren Beziehung (wir sind beide 30), sitze ich jetzt alleine in unserer gemeinsamen Wohnung. Er lebt wieder bei seinen Eltern. Mit dem Wort Beziehung hatte er übrigens immer ein wahnsinniges Problem. Er meint, er will auch nicht für mein Glück verantwortlich sein. Ich liebe ihn sehr, bin aber ansonsten eine sehr unabhängige, selbstbestimmte Person, die aber viel Wert auf Familie legt. In letzter Zeit hatte ich da konkreter drüber gesprochen, auch wo so ein Leben hinführen kann (z.B. nochmal neue Stadt).
Nun weiß ich nicht, was zu tun ist. Kontaktsperre läuft jetzt seit ein paar Tagen. Erstmal für einen Monat. Ich habe ihm gesagt, dass ich die Trennung akzeptiere und eine tiefe Verbundenheit mit ihm spüre, wie er auch, aber mir jetzt nicht in einer Freundschaft angucken kann, wie er mit jemanden was Festes anfängt.
Ich sitze in unserer Wohnung, wenn er Jobs hat, fährt er manchmal her. Dann bin ich nicht da gewesen. Alles hier gehört uns beiden. Seitdem wir von zuhause weggegangen sind, haben wir fast alles zusammenunternommen. Wir haben die gleichen Hobbys/Ansichten/Vorlieben.
Er will die Wohnung erstmal behalten. Aber zurückkommen nicht, nur lieber die Verbindung in diese Stadt nicht verlieren. Sich keine WG hier suchen und den Umzug könnte er jetzt nicht bewerkstelligen. Das ist auch mein Zuhause hier. Er hat nur einen Ordner mitgenommen das letzte Mal. Alles andere ist, als ob er jeden Moment wiederkommen könnte.
Da unsere Arbeiten auch sehr verbunden sind, steht in ca. 1 Monat ein gemeinsames Projekt an. Ich könnte es vermeiden, aber er ist mehr als Arbeitspartner sehr wichtig. Vielleicht kann man diesen Arbeitsblock sogar umgehen, aber bis Ende des Jahres muss ich wissen, ob ich das wichtige Projekt mit ihm machen kann. Das ist beruflich sehr wichtig für mich und ihm eigentlich auch wichtig, mit mir das zu machen. Auch in Zukunft.
Die gängigen Tipps alles wegräumen, was an ihn erinnert, gehen hier nicht. Unternimm was, was nichts mit ihm zu tun hatte und Spaß macht, auch schwierig. Wir haben seitdem wir von zuhause weg sind, alles geteilt. Und gerade unsere Berufe vereinnahmen uns sehr, sind zwischen Hobby und Beruf. Das macht mir Spaß, ist aber alles mit ihm verbunden.
Ich weiß ein langer Text geworden.
Sind ja auch über ein Jahrzehnt.
Was kann man tun? Ich weiß, dass ich mich selber entwickeln muss, aber ich glaube irgendwie tief in meinem Herzen daran, dass wir trotz allem zusammengehören. Das eine Beziehung auch aus Kompromissen besteht und den ganzen schönen Momenten, die wir hatten. Ich will wirklich wieder mit ihm leben (auch wenn vielleicht nicht in einer Wohnung), aber dafür muss soviel passieren.
Wo kann man anfangen?
Danke für das offene Ohr oder besser Auge.
Liebe Grüße,
„Aber“
PS: Ich weiß, dass ich neu bin und das kein Selbstbedienungsladen ist :-)
Ich bin auf einer Internetrecherche auf dieses Forum gestoßen und fand die Ratschläge der anderen Stränge sehr gut und werde versuche mich auch zu beteiligen. Aber wie man an meinem Thema sieht, bin ich vielleicht nicht der richtige Berater.;-)
ich hätte eigentlich nie gedacht, so etwas mal schreiben zu müssen.
Aber ich glaube, ich brauche jetzt die Meinung von Menschen, die objektiver auf die Sachen gucken können, als Freund und Verwandte. Und irgendwie bin ich, nachdem ich in den letzten 2 Wochen viel gelesen habe in Foren/Ratgebern auch sehr verwirrt. Ich dachte immer bei uns ist das alles sehr anders und individuell, aber ich habe immer mehr das Gefühl, dass es eben doch klassische psychologische Muster sind.
Vielleicht als Vorwort: Die Trennung hat mich wahnsinnig getroffen. Er ist meine große Liebe und ich hätte ihn sehr gerne zurück. Aber mir ist auch bewusst, dass es wahrscheinlich nur (und wenn überhaupt) in einem langen Prozess geht, vor dem wir beide einiges lernen müssen. Ich kann aber leider nur meinen Teil steuern.
Ob ich mich mit der Trennung abgefunden habe gerade, weiß ich nicht. Ich verstehe sie nicht komplett, vielleicht auch nicht ansatzweise. Manchmal ist es besser, manchmal schlechter. Vielleicht verdränge ich auch nur. Die Hoffnung bleibt wahrscheinlich ganz tief drinnen.
Aber nun zu unserer Geschichte:
Ich habe besagten Menschen (also Ex-Freund, das zu schreiben tut schon weh) 1 Jahr vorm Abi kennengelernt. Es war eine kurze Begegnung auf einer Party, wo wir kaum miteinander sprachen. Es folgten Briefe und 1 erstes Treffen.
Beim 2. Treffen nahm er mich mit nachhause. Es passierte aber nichts außer ein bisschen Kuscheln. Ich dachte immer er wäre Student, umso erstaunter war ich, als ich dann mitten in der Nacht seine Eltern auf dem Klo traf. Wir waren beide ein Alter, unter 18 Jahren. Ich war eigentlich immernoch in einen anderen verknallt und nicht sicher, ob das jetzt so was Wichtiges wird.
Aber innerhalb der nächsten Wochen vertieften sich die Gefühle. Wir verbrachten jedes Wochenende miteinander und dann nach 3 Monaten endlich unser erstes Mal. (er war wahnsinnig aufgeregt deswegen und hatte vor mir nie ein Mädchen mitgenommen, obwohl einige Interesse hatten. Ich gab ihm Sicherheit, obwohl es auch mein erstes Mal war. Das erzählte ich ihm aber erst Jahre später).
Es folgte eine super intensive Zeit und dann 4 Monate später nimmt er mich zu einer „Freundin“ mit. Die beiden flirten die ganze Zeit, ich merke das und bin am Boden zerstört. Wir reden, er sagt, dass er beides möchte. Ich sage nein, dann irgendwann vielleicht. Gerade als ich mich damit versuche anzufreunden, wollen wir uns treffen. Ich möchte nicht sagen, welcher Tag es war, aber es war ein wichtiges Ereignis in unserem Leben. Ich warte auf ihn, er kommt nicht. Später am Tag ein Treffen und inmitten aller Feiernden und Freunde macht er Schluss mit mir. Er will mit der anderen sein.
Es folgen total deprimierende Monate. Und wir sehen uns immer wieder. Treffen uns, haben Sex und dann gehe ich wieder. Er scheint damit okay, ich wahnsinnig deprimiert. Aber ich bedeute ihm emotional was, das habe ich schon gemerkt.
Wir ziehen anschließend zum Studieren in 2 verschieden Städte (also er in einer Stadt mit seiner Neuen und ich weit weg). Aber wir sehen uns weiterhin jeden Monat für 1 Wochenende, manchmal sogar öfter. Ich fahre zu ihm. Wir haben eine tolle Zeit, viel Sex und der Abschied ist jedes Mal schrecklich. Ich weiß nicht, was mit der Neuen ist, aber das war mir (menschlich zwar scheiße, aber sie hat sich auch viel geleistet) einfach auch egal. Ich halte fest. Wir sind irgendwie gut füreinander. 3 Monate später, beschließe ich /wir (das weiß ich gar nicht mehr genau), dass ich näher an ihm dran Leben möchte, damit ich mich nicht so zerteilen muss. Ich ziehe durch die Republik, ändere mein Studienplatz (aber wechsle nicht komplett das Studium). Er geht ins Auslandssemester. Ich komme Anfangs mit. Wir lieben uns viel. Als ich abfahre, weil das Semester beginnt, denke ich, es zerreißt mich. Auf der Fahrt würde ich am liebsten alles hinschmeißen und umdrehen. Irgendwie mache ich es nicht. Wir telefonieren jeden Tag. Ich warte sehnsüchtig. Weihnachten kommt er nachhause, aber irgendwie versetzt er mich erst. Dann ist aber alles ganz innig. Nach seinem Auslandssemester kehrt er nicht an seinen alten Studienort zurück, sondern zieht bei mir ein. Ich ermuntere ihn seinem Berufswunsch/Studienwunsch nachzugehen. Er bekommt das gewünschte Studium (was ihm immer ein Wunsch war). 2 Jahre später ziehen wir aus meiner kleinen Einzimmerwohnung, in eine gemeinsame Wohnung. Er ist unsicher wegen des Zusammenlebens, aber wir riskieren es einfach.
Die folgenden 8 Jahre sind geprägt von viel Liebe füreinander, aber auch immer wieder tiefer Verzweiflung. Sein Bedürfnis nach anderen Frauen ist sehr hoch. Oft bleibt es unerfüllt, was ihn noch mehr zur Verzweiflung treibt. Er ist trotzdem meist sehr liebevoll und fürsorglich zu mir. Wir teilen fast alles und ich versuche ihn auf seinem Lebensweg zu ermuntern und zu stützen. Ich habe immer ein offenes Ohr egal für welche Themen. Als es dann mit einer neuen Frau ernst wird, fällt für mich was auseinander. Wir streiten viel, aber er sagt, er will bei mir bleiben, nur auch noch etwas anderes zusätzlich. Ich lerne mit jeder neuen Frauengeschichte (es sind vielleicht aller 2 Jahre eine ernstere, vorher immer eher weinen darüber, dass es keine gibt) das mehr von mir unabhängig zu machen. Nicht auf mich selbst zu beziehen und das ich unzulänglich bin. Ich gehe davon aus, dass polyamore Beziehungen (den Begriff habe ich später gelernt) funktionieren können. Und ich will mich nicht immer damit aufhalten, versuche in meinem Leben alle meine anderen Ziele zu verwirklichen. Er versinkt aber aus meiner heutigen Sicht immer mehr in einer Antriebslosigkeit. Vernachlässigt alles andere hinter dieser Abhängigkeit von Frauen und das quält ihn auch.
Irgendwann Mitte 20 will er ein Kind, das kann ich mir zu dem Zeitpunkt nicht vorstellen.
Ich will erstmal auf eigenen Beinen stehen lernen. Alle seine Frauengeschichten beginnen extrem unschön, obwohl ich immer wieder sage „Ehrlichkeit ist alles“. Und Offenheit. Wir reden viel darüber, ich versuche ihm zu helfen. Weiße sogar oft darauf hin, wenn er sich schlecht verhält. Ich finde er beginnt auch massiv Freundschaften zu vernachlässigen, aber irgendwie sind wir meistens trotzdem auf unsere Art glücklich. Die letzte wirklich „Freundin“ in dieser Zeit kann ich wirklich gut wegstecken. Es stört mich nicht mehr. Aber er verliert das Interesse an ihr. Wird schroff zu diesem Menschen und vergisst sie einfach. Das ist ihm auch bewusst, er investiert dann nicht mehr in Menschen, sagt er. Eine Eigenschaft die er hasst.
Irgendwann entwickle ich mich beruflich weiter und habe 2 Varianten in der Stadt bleiben oder umziehen in eine neue. Ich bin unsicher und sage ihm beides wären für mich beruflich gute Varianten und ich würde unserer Beziehung den Vorrang geben und dort bleiben wo er hinwill. Er will raus aus allem (war mit seinem Job nicht glücklich, das Studium lässt er schon länger schleifen, die Stadt mag er nicht). Wir ziehen in eine neue Stadt. Er hat Antrieb und will das auch. Vorher war ich schon eine Weile in der neuen Stadt. Er kam mich jedes Wochenende besuchen und wir waren irgendwie glücklich.
Neue Stadt hieß aber auch (er hat hier viele Freunde, die er aber eigentlich nicht besucht. Nimmt sich viel vor, macht aber wenig), kleinere Wohnung (wir reden von wirklich klein) und ich bin viel beruflich eingespannt. Ich entwickle mich weiter, versuche ihn einzubeziehen und ihn zu ermuntern. Nach einem Jahr dann, merke ich dann, dass er noch antriebsschwächer ist. Und er leidet, dass sich keine andere Frau für ihn interessiert. Ich schlage ihm oft vor, das proaktiv zu sein. Widme mich meinem Beruf. Allerdings merke ich, dass er auf einmal keine wirkliche Lust mehr hat, aktiv Freizeit mit mir zu verbringen (Urlaubsplanung war auch immer mehr mein Ding, Spaß gemacht hat’s ihm aber immer). Keine wirkliche Initiative liegt mehr vor. Wir streiten uns öfter, aber lieben uns. Zeigen immer Verständnis, kommen aber irgendwie nicht raus.
Ein tolles Jobangebot (Montage) gibt ihm die Möglichkeit sich wieder selbst zu verwirklichen. Ich unterstütze ihn, er wird fast manisch. Bereitet sich hyperpenibel über Monate vor. Ich sage ihm auch, dass die Auftraggeberin, nennen wir sie „X“, ein persönliches Interesse an ihm hat. Sie hat mich schon vor Jahren gefragt, ob er mein Freund sei. Dann mal kurz bei uns einen Besuch gemacht, als Freundin, die einen Schlafplatz brauchte, aber mich ne Woche später als wir uns über den Weg liefen, kaum noch angeguckt. Ich habe ihm also gesagt, dass „X“ eine Agenda hat und die heißt ihn zu bekommen. Er hat Gefühle negiert, gesagt sie hätte einen Freund etc. Dann kam besagter Job (übrigens ein 3 Personenjob, auf dem nur 2 mitfuhren, weil wer keinen 3. Sucht, der findet auch keinen, aber das hat mein Ex-Freund nie kapiert). In der Zeit meldet er sich anfangs oft. Später weniger. Zwischendurch erzählt er noch, wie schwierig es mit ihr oft ist. Ich ermuntere ihn. Das er sich weniger meldet, ist auch okay. Er hat viel zu tun, das wissen wir beide.
Nun kommt er wieder und ich freue mich sehr. 2. Satz: „Er hat was mit X angefangen“. Okay, meine Freude ist gedämpft, aber so ist es nun. Warum fällt er auf sowas rein? Aber was soll’s. Übrigens hat sie mitten im Job mal eben kurz mit ihrem Freund schnell Schluss gemacht.
Dann folgte eine Arbeitsphase und ich freue mich schon aufs erste Wochenende mit ihm, wo wir frei haben. Er sagt aber, er hat Angst die andere zu verlieren und muss jetzt hin. Ich weine, er geht, obwohl es ihm schwerfällt. Das hat er noch nie getan. Die folgenden Wochen sind irgendwie immer 50:50 zwischen mir und ihr. Ich mache ihm Vorwürfe, sage so geht das nicht. Das war nie die Absprache. Das hier sollte die Basis sein. Das war unsere Verabredung, unser versprechen. Er sagt, hier ist immer alles so schwer, wir diskutieren so viel. Bei der anderen ist es leicht. Seine Freizeit will er kaum noch mit mir verbringen. Er hat immer Angst mit seinem Job nicht voranzukommen. (wie auch, wenn man 2 Beziehungen pflegen will). Wir halten uns aneinander fest, diskutieren nur noch (keine richtigen Streits). Ich konnte mir mittlerweile Kinder vorstellen und er erzählt mir auf einmal, dass er sich Kinder mit mehreren Leuten vorstellen kann. Ein Schlag in die Magengrube, das war mir nicht klar gewesen. Er kann keine Prioritäten mehr setzen, will es eigentlich auch nicht sagt er. Er kann sich für nichts mehr entscheiden, in keiner Lebenslage. Wir sind nur noch fertig und dann am unpassendsten Moment in einer fremden Stadt macht er Schluss. Ein Schlag in die Magengrube. Panik. Und ja ihr ahnt es bereits ein Klammern meinerseits. Er sagt rational hätte ich mit allem Recht, aber er weiß nicht was er fühlt. Wir telefonieren nach einem Tag, er weint am Telefon. Sagt dann, dass es auch Schuldgefühle sind. Das er dachte, dass er erleichtert wäre, aber es gar nicht so ist. Ich tröste und halte irgendwie dran fest.
Ab da natürlich wie wich jetzt weiß, alle Fehler gemacht: Geklammert, diskutiert, viel telefoniert, gebettelt. Nach einer Woche dann (die mieseste Woche meines Lebens) die Einigung erstmal Freunde zu sein. Vielleicht wird dann nochmal mehr draus, sagen wir beide. Er ist immernoch mit allem sehr unsicher. Bittet um Zeit sich zu finden, weiß nicht wie lange das dauert.
Jetzt 2 Wochen später (nach einer Woche keinen Kontakt) telefonieren wir wieder. Wir freuen uns sehr uns zu hören, sind vertraut, ich spüre seine Nähe zu mir noch und er auch zu mir. Aber jedes Mal, wenn ich ihn frage, wie es weitergeht, erst Stille, dann Unsicherheit, irgendwie kurzes Gefühl fast zurückkommen und dann kategorisch „Nein“. Ein 5 stündiges Endlostelefonat in dem wir wieder in diese Schleife kommen (Kreisdenken) endet mit der Feststellung meinerseits, dass jetzt eine Kontaktsperre für mich die einzige Variante ist, Land zu sehen. Er ist sehr enttäuscht, weil ich ihm auch gleichzeitig sage, dass ich gerade keine Freundschaft möchte. Wir sehen eine tiefe Verbundenheit, er sagt „dass er mich lieb hat“ am Ende. Aber ich sage auch, dass ich mir jetzt nicht angucken möchte wie er mit der neuen zusammenkommt, denn was sagt er alles am Telefon (und widerspricht sich dauernd, ist unsicher):
„ Wenn er X nicht kennengelernt hätte, wäre vielleicht mit einer Therapie möglich gewesen die Beziehung zu retten und vielleicht sogar was Exklusives (mit mir will er jetzt nicht zusammensein, aber was exklusives, das hat er jetzt gelernt, könnte er sich mit der neuen jetzt doch vorstellen. Polyamorie, das funktioniert wahrscheinlich nicht. Und Paartherapie ach lieber nein, was soll das bringen, sagt er, wenn einer nicht weiß, was er will)“
„ Ich liebe an X, dass sie sowas mit sich nicht machen lässt.“
„Ich habe mich oft aus Bequemlichkeit und der „Warum-Nicht“-Mentalität auf Sachen mit dir eingelassen.“
„ Ich bin eine sehr liebenswerte Person, die er sehr schätzt und als Freund nicht verlieren will. Der Sex war schön, aber am Ende eher ein Streßentlastungsmechanismus geworden in seinen Augen (womit wir versucht haben was zu kitten)“
„Seine neue ist eine ganz andere Persönlichkeit, sie nimmt sich was sie will.“
„Ich war immer auch ein Stückweit unglücklich in der Beziehung, mir hat immer was gefehlt.“
„Ich bin die alte Liebe. Sein Leben ist zu kurz dafür, er will lieber viele junge Lieben.“
„Er hat sich oft unlogisch eingeengt gefühlt“ (kleine Wohnung wenig Platz, unterschiedliches Ordnungsbedürfnis, aber ich habe ihm immer Freiraum gegeben, auch was seine Jobs anging. Längere Abwesenheiten waren kein Problem für mich)“
„Ich hätte immer mehr investiert. Das macht ihn sehr traurig. Das ist ihm jetzt bewusst geworden.“
„Er konnte den unsensiblen Teil seiner Persönlichkeit nie mit mir ausleben.“
Ich bin irgendwie geschockt und er will an einer Freundschaft festhalten (und ich ahne, dass es keine normale Freundschaft ist). Er sagt auch, dass er Menschen manchmal einfach aufgibt/vergisst, wenn sie sich manchmal nicht mehr um ihn bemühen. Er sei so zerrissen, wisse nichts in seinem Leben. Ich hätte wenigstens noch meinen Beruf (aber ich habe meine „stabile Beziehung“ immer als Antriebsmotor gehabt, um mit meinem unstabilen Beruf umzugehen und mich entwickeln zu können). Alle sagen immer, ich hätte ihm zu viele Entscheidungen abgenommen, mich zu sehr gekümmert. Das reden ihm jetzt alle ein. Er will jetzt eigenständig sein, keiner Verpflichtungen haben. Aber dann kann er sich gleichzeitig vorstellen, in die alte Stadt zurückzuziehen, um seiner neuen nah zu sein. Und insgesamt weiß er nicht, was er will.
Also nach weit über 10 Jahren Beziehung (wir sind beide 30), sitze ich jetzt alleine in unserer gemeinsamen Wohnung. Er lebt wieder bei seinen Eltern. Mit dem Wort Beziehung hatte er übrigens immer ein wahnsinniges Problem. Er meint, er will auch nicht für mein Glück verantwortlich sein. Ich liebe ihn sehr, bin aber ansonsten eine sehr unabhängige, selbstbestimmte Person, die aber viel Wert auf Familie legt. In letzter Zeit hatte ich da konkreter drüber gesprochen, auch wo so ein Leben hinführen kann (z.B. nochmal neue Stadt).
Nun weiß ich nicht, was zu tun ist. Kontaktsperre läuft jetzt seit ein paar Tagen. Erstmal für einen Monat. Ich habe ihm gesagt, dass ich die Trennung akzeptiere und eine tiefe Verbundenheit mit ihm spüre, wie er auch, aber mir jetzt nicht in einer Freundschaft angucken kann, wie er mit jemanden was Festes anfängt.
Ich sitze in unserer Wohnung, wenn er Jobs hat, fährt er manchmal her. Dann bin ich nicht da gewesen. Alles hier gehört uns beiden. Seitdem wir von zuhause weggegangen sind, haben wir fast alles zusammenunternommen. Wir haben die gleichen Hobbys/Ansichten/Vorlieben.
Er will die Wohnung erstmal behalten. Aber zurückkommen nicht, nur lieber die Verbindung in diese Stadt nicht verlieren. Sich keine WG hier suchen und den Umzug könnte er jetzt nicht bewerkstelligen. Das ist auch mein Zuhause hier. Er hat nur einen Ordner mitgenommen das letzte Mal. Alles andere ist, als ob er jeden Moment wiederkommen könnte.
Da unsere Arbeiten auch sehr verbunden sind, steht in ca. 1 Monat ein gemeinsames Projekt an. Ich könnte es vermeiden, aber er ist mehr als Arbeitspartner sehr wichtig. Vielleicht kann man diesen Arbeitsblock sogar umgehen, aber bis Ende des Jahres muss ich wissen, ob ich das wichtige Projekt mit ihm machen kann. Das ist beruflich sehr wichtig für mich und ihm eigentlich auch wichtig, mit mir das zu machen. Auch in Zukunft.
Die gängigen Tipps alles wegräumen, was an ihn erinnert, gehen hier nicht. Unternimm was, was nichts mit ihm zu tun hatte und Spaß macht, auch schwierig. Wir haben seitdem wir von zuhause weg sind, alles geteilt. Und gerade unsere Berufe vereinnahmen uns sehr, sind zwischen Hobby und Beruf. Das macht mir Spaß, ist aber alles mit ihm verbunden.
Ich weiß ein langer Text geworden.
Sind ja auch über ein Jahrzehnt.
Was kann man tun? Ich weiß, dass ich mich selber entwickeln muss, aber ich glaube irgendwie tief in meinem Herzen daran, dass wir trotz allem zusammengehören. Das eine Beziehung auch aus Kompromissen besteht und den ganzen schönen Momenten, die wir hatten. Ich will wirklich wieder mit ihm leben (auch wenn vielleicht nicht in einer Wohnung), aber dafür muss soviel passieren.
Wo kann man anfangen?
Danke für das offene Ohr oder besser Auge.
Liebe Grüße,
„Aber“
PS: Ich weiß, dass ich neu bin und das kein Selbstbedienungsladen ist :-)
Ich bin auf einer Internetrecherche auf dieses Forum gestoßen und fand die Ratschläge der anderen Stränge sehr gut und werde versuche mich auch zu beteiligen. Aber wie man an meinem Thema sieht, bin ich vielleicht nicht der richtige Berater.;-)