Ich glaube, die Beziehung war in vielen Bereichen für mich toxisch... Ist es schwerer aus so einer Beziehung rauszukommen?
Hallo Frances,
ich glaube, dass eine toxische Beziehung sehr nachhallt. Sie macht ja was mit den von ihr Betroffenen und in ihr Verhafteten (in der Regel nichts Gutes). Das, was die Beziehung da angestellt hat, muss und will erstmal verarbeitet sein. Wie schnell das geht und wie erfolgreich das ist, hängt aber letztlich wieder von sehr vielen (individuell) verschiedenen Faktoren ab - der eigenen Resilienz zB, der Methodik der Verarbeitung, der Reflektion, des Wollens/Könnens, des Umfelds, der Umstände... (denk dir weitere Punkte dazu). Ich selbst war 15 Jahre in einer Beziehung, etwa des letzte Drittel derselben würde ich als höchsttoxisch definieren, also so extrem, dass selbst ich es gespürt habe und auf dem Zahnfleisch gegangen bin (ich brauche wirklich lange, bis das passiert). Die Beziehung habe ich nach 15 Jahren deshalb beendet, weil es einfach nicht mehr ging und weil ein Ereignis von außen dazu kam, das mich pushte (mein kranker Ex-Partner war derart auffällig, dass uns die Wohnung gekündigt worden ist). Mir hat mein nicht krankheitseinsichtiger Ex wirklich unglaublich leid getan, er tut mir nach wie vor leid. Trotzdem war ich emotional ansonsten recht schnell und gut aus der Sache draußen (dann kam AM - ich verdrehe mal kurz die Augen).
Was ich damit sagen will: es hängt die Dauer der Verarbeitung vielleicht auch mit dem Druck zusammen, unter dem man in der Beziehung stand, den Belastungen, denen man ausgesetzt war und der Motivation, die dazu geführt hat, die Beziehung zu beenden. Meine war: ich muss und will hier raus, ich rette mich selbst. Deine Trennung war, wenn ich mich recht entsinne, ein wenig anders motiviert und (korrigiere mich, wenn ich mich irre) von dem Begleitgedanken getragen, dass Ex sich infolge der Trennung ändert, da wachgerüttelt, besinnt und generalüberholt zu dir zurückkommt.
Nun hat das nicht geklappt und er ist noch dazu mit einer Person liiert, die dir unglaublich nahestand und der du vertraut hast. Dass du da nun noch knabberst und Gedankenkarussell fährst, ist nachvollziehbar.
Liegt es daran, dass ich aus meinem Gedankenkarussell nicht rauskomme?
Auch, siehe oben. Da abzusteigen vom Karussellpferdchen wäre eine für dich sehr hilfreiche Aktion. Vielleicht musst du erstmal den Steigbügel finden, der dir beim Weg nach unten hilft. Ein anderer Fokus könnte so ein Steigbügel sein, aber das hatten wir schon mal; ich weiß, das ist nicht einfach.
Nur ist das hier:
Ich bin mittlerweile völlig am Ende.
ganz und gar nicht gut, du weißt es selbst.
Was tust du im Moment, um dich aus dem Sumpf zu ziehen?
Das kann was aktives sein (Therapie, Sport, Lesen, Freundschaften reaktivieren, Online-Tests machen, um mehr über sich selbst herauszufinden, aber nicht so, dass sich letztlich dabei alles doch wieder um den Ex dreht, in den Wald gehen, Bude aufhübschen, atmen, und zwar bewusst...) oder etwas passives (mir wird, ohne dass ich etwas tue, geholfen durch...). Mach mal eine kleine Liste. Eventuell können wir die hier ergänzen, ideenreich, wie wir manchmal sind.
Verlier den Mut nicht und finde die Zuversicht wieder (so weit weg wird die nicht sein... irgendwo in der Sockenschublade verlegt oder so
); das wird schon.
Und bitte, red dir das hier:
20 Monate
Das pack ich nicht mehr...
nicht ein. Der Zeitrahmen ist individuell beeinfluss- und damit bestimmbar, außerdem ist das keine fixe Größe in dem Sinne, dass die von Meta vorgestellte Faustformel nun IMMER gilt.
Du packst das schon. Auch, wenn es bei dir aus Gründen eben einfach etwas dauern mag.
Liebe Grüße an dich.