Ist es dann wirklich vernünftig, die Ehe aufrecht zu erhalten
?
Die Situation ist die, daß EM gesundheitlich nicht kann bzw auch mit gesundheitlich sehr eingeschränkt ist um überhaupt Energie dafür auf zu bringen.
Unsere Beziehung ist in einem Stadium in dem Sex in den Hintergrund fällt......durch die gesundheitlichen Problem habe ich aber auch andere Defizite.
In der man auch Verantwortung für den Anderen übernimmt, was meiner Meinung nach auch mit Verzicht einhergeht - man nicht alles ausleben muss, was einem in den Sinn kommt - aus einem Verantwortungsgefühl für den Partner heraus.
Guten Morgen,
ich habe mal dieses Bündel an Zitaten zusammengestellt, da ich Delias Dilemma gut nachvollziehen kann. Man verlässt einen Partner nicht einfach, weil dieser krank wird und einen - zugegeben zentralen - Aspekt der Partnerschaft nicht mehr ausfüllen kann, wofür er ja nichts kann. Dies kann uns ja allen geschehen, sei es durch einen plötzlichen Unfall, eine Behinderung, Krankheit oder einfach durch das Alter. Es wäre schon sehr traurig, wenn dies damit einhergehen würde, dass man in eben diesem Moment verlassen wird und allein zurückbleibt. Insofern hat das beim Partner bleiben auch etwas mit Verantwortung für den Anderen und die Beziehung zu tun.
Dies löst aber nicht Delias Leidenssituation, die weiter reicht als nur fehlende körperliche Intimität, denn du Delia schreibst ja:
Zärtlichkeit, gute Gespräche. Wärme. Erotik. Gleichgesinntheit
Allesamt partnerschaftliche Elemente, die du da aufzählst. Die Gesamtsituation scheint auch sehr an dir zu zehren, denn mir ist folgender Satz von dir ins Auge gefallen:
Ich fühle wie ich wieder lebe.
Wie beim AM1, so stellt auch hier der AM2 einen neuen Lebensfrühling da. Deine drastischen Worte, dass du nun wieder lebst, sind nicht einfach so schnell dahingeschrieben, daran erkennt man eben deinen Leidensdruck. Sicherlich könnte man nun müßig darüber diskutieren, ob es richtig ist, das eigene Lebens- und Selbstwertgefühl von einer anderen Person abhängig zu machen, aber sei's drum, aus deiner Situation heraus "Beim-Partner-bleiben" verbunden mit fehlender Erfüllung psychosozialer Grundbedürfnisse (wahrgenommen werden, Aufmerksamkeit, Beachtung, Zuneigung, Zuwendung, Vertrauen, Sex, nähe) ist ein AM immer der Morgentau in einer Lebenswüste. Absolut verständlich.
Zugleich liegt hier eine ewige Gefahr, die du, so glaube ich, unterschätzt:
Momentan bin ich nicht verliebt
Das wird passieren, spätestens nach dem GV aufgrund der Hormonausschüttung und deiner bedürftigen Ausgangslage, was sich schon an der Euphorie über AM2 bemerkbar macht. Und wenn AM2 nach dem Sex - vorher sind sie immer super aufmerksam und zugewandt - sich etwas rarer machen sollte, eventuell auch noch nach anderen Blumen Ausschau hält, wird bei dir auch wieder das Gefühlskarussell seine Kreise drehen. Damit will ich dir AM2 gar nicht ausreden und schützen können sich die wenigsten Frauen vor dem Gefühlschaos, ich will vielmehr zum Ausdruck bringen, dass dies einfach die zu erwartende Situation ist, die sehr viele AF miteinander teilen.
Es gibt da keinen "besseren" Weg, wenn man sich nicht von seinem Partner trennen möchte. Es ist halt, was es ist. Man kann sich nur etwas darauf einstellen.
In diesem Zusammenhang verstehe ich natürlich auch die Argumente der "freien Liebe", die, wenn wir mal ehrlich sind, auch ein wenig zur eigenen Rechtfertigung dienen, was ja menschlich ist. Aber ich glaube, solltest du auf einen AM treffen, der dich gänzlich umhaut und der solche Bindungskräfte auslöst, dass er dich aus deiner Ehe rausreißt - ist ja immer möglich - dann würdest du in einer erfüllten Partnerschaft nicht mehr das Hohelied auf die freie Liebe singen. Was auch ganz natürlich ist. Für die meisten, die mit offener Beziehung, Polyamorie usw. experimentiert haben, sind diese Dinge rückblickend eine "Phase" gewesen, aber kein immerwährender Lifestyle. Das würde auch gar nicht zu dir passen, so wie ich dich eben hier im Strang wahrnehme. Daher auch meine kritischen Anmerkungen in dem anderen Strang, wo du dich zu dieser Thematik geäußert hast.
Ich selber schreibe in meinen Beiträgen ja oft vom "Loslassen", aber beides gehört zum Menschen "Besitz" und "Loslassen". Beides bestimmt unsere Selbstbild und ohne Besitzanspruch/Verlustänsgte hätten wir auch keine emotionalen Beziehungen zu anderen. Die eigenen Kinder sind eben die
eigenen Kinder und nicht irgendwelche Kinder. Die
eigene Partnerin ist eben die
eigene Partnerin und nicht irgendeine, nämlich von vielen. Nein, sondern die eine, die einen ganz besonderen Stellenwert hat, der sich dann auch in der Exklusivität der Sexualität zeigt, ansonsten wird das Intimste ja beliebig. Problematisch wird es dann, wenn die Sexualität nicht mehr synchron gelebt wird.
Ich denke, da dein Partner zwar einerseits deine Bedürfnislage wahrnimmt, aber keiner OB zustimmen kann - was aus seiner Position ebenfalls absolut nachvollziehbar ist - bleibt dir nichts anderes übrig im Sinne eines Gentlemen agreements zu leben. Wirklich erfüllend ist es nicht, weil es eben ein Hopping von AM zu AM ist, denn letztere sind leider nicht beständig.
Der Post ist jetzt mit der linken Gehirnhälfte geschrieben worden. Nichtsdestotrotz verstehe ich dein Dilemma aus dem es in der Tat keinen Ausweg zu geben scheint, sodass du nur das Beste aus der Situation machen kannst.