Titania
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- 4 Okt. 2017
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Hallo Ihr Lieben!
Lange habe ich überlegt, ob ich mich hier wirklich anmelden soll, aber ich bin jetzt an einem Punkt, an dem ich alleine nicht mehr weiter komme. Deshalb erhoffe ich mir euren Rat und euer Verständnis.
Auch ich hatte eine Affäre und liebend gern würde ich sagen "ich habe eine Affäre", doch mein AM hat kalte Füße bekommen und Schluss gemacht. Da ich auch im Alltag mit ihm Berührungspunkte habe und er nach wie vor Schreibkontakt mit mir sucht, weiß ich gerade nicht, wie ich damit umgehen soll, ob ich ihn "abhaken" und mich mit einer Freundschaft zufrieden geben soll oder ob ich eine Kontaktsperre einberufen soll, um einerseits auf andere Gedanken zu kommen und andererseits möglicherweise sein Interesse an mir wieder zu steigern.
Ich versuche es erstmal kurz zu machen, gern liefere ich Details noch nach. Auch wenn meine Geschichte wahrscheinlich vielen anderen hier ähnelt, hoffe ich doch, dass der/die ein oder andere sie lesen mag.
Ich bin 40 Jahre alt, verheiratet, drei Kinder. Mein Ex-AM ist auch 40, hat ein Kind, das jede zweite Woche bei ihm ist. Er war nie verheiratet, ist von der Kindsmutter lange getrennt und hat derzeit eine Fernbeziehung über ca. 300 km. Sie sehen sich an den meisten Wochenenden.
Sein Kind und mein mittleres sind gleich alt und befreundet, daher die Verbindung.
Unsere Affäre begann letztes Jahr im November, wir kannten uns vorher kaum, und es traf uns beide wie aus heiterem Himmel. Bis März trafen wir uns ca. einmal pro Woche, immer bei ihm. Wie aufregend diese Treffen waren, wie groß die Anziehung zwischen uns war, wie wunderbar es war, endlich wieder einmal so begehrt zu werden - all das brauche ich euch wahrscheinlich gar nicht zu beschreiben!
Von Anfang an schrieben wir uns auch sehr häufig, mehrmals täglich per Whatsapp und später dann Emails. Dadurch lernten wir uns sehr gut kennen und bauten auch emotional eine große Nähe und Vertrautheit zueinander auf. Über Liebe oder auch nur Verliebtheit sprachen wir aber nie. "Ich mag dich sehr", "du bist mir wichtig", sowas ja. Er genoss die Aufmerksamkeit, ich genoss das Gefühl, gebraucht zu werden und ihm mit meinen Ratschlägen und meiner weiblichen Sichtweise helfen zu können. Den S6 genossen wir beide. Unsere Partner zu verlassen und unsere Beziehung offiziell zu machen, stand dabei nicht zur Debatte, auch wenn wir zumindest mal kurz darüber gesprochen hatten und mir zudem ziemlich schnell klar war, dass ich mich wahrscheinlich in ihn verliebt hatte.
Seine Angst aufzufliegen war schon immer sehr groß, wogegen in meiner Ehe Kontrolle und Eifersucht keine große Rolle spielten und ich deshalb etwas cooler war als er in dieser Hinsicht.
Im März trennte er sich plötzlich von seiner Freundin (ich will mich eigentlich weigern, sie "EF" zu nennen, er ist überzeugt, dass er nie heiraten wird, aber es ist kürzer und könnte ja auch für "Erstfreundin" stehen), und damit fing das Drama an. Obwohl er Schluss gemacht hatte, haderte er mit dieser Entscheidung, sah plötzlich nicht mehr die negativen Seiten, die ihn schon monatelang gestört hatten und immer wieder zu Krisen geführt hatten, und dachte über einen Neuanfang nach. Und mich bezog er in diese Überlegungen stets mit ein, fragte um Rat, wollte mich jedoch nicht treffen. Ich fühlte mich hilflos, mir wäre es am liebsten gewesen, sie wären getrennt geblieben, aber das konnte ich so offen natürlich nicht sagen. Also erfolgte die große Wiedervereinigung und ein gemeinsamer Urlaub von ihm und EF (mit jeweiligen Kindern), und er wurde zurückhaltender mir gegenüber. Tatsächlich gab es ein oder zwei Treffen ohne S6, weil er ein schlechtes Gewissen hatte, sie plötzlich nicht mehr betrügen wollte, und aus mehreren weiteren Gründen, die in der Summe auf mich eher fadenscheinig als überzeugend wirkten.
Rückblickend hätte ich damals alles beenden sollen. Hinterher ist man ja immer schlauer. Wir landeten aber dann doch wieder im Bett und führten die Affäre fort, doch unsere Treffen wurden seltener und wurden meistens von mir initiiert, wobei ich ihn jedes Mal aufs Neue davon überzeugen musste, dass mein Alibi sicher ist und auch sonst niemand etwas mitbekommen würde. Er war inzwischen umgezogen und nannte nun plötzlich auch die angeblich sehr neugierigen und aufmerksamen Nachbarn als Grund, mich kaum noch treffen zu wollen. Erschwerend kam hinzu, dass in meiner Familie eine Veränderung bevorstand, die mich immer mehr beeinträchtigte und mich mindestens den Sommer über für einige Zeit von geheimen Treffen abhalten würde. Nach wie vor hatten wir aber täglichen Schreibkontakt. Doch was ausblieb, waren Komplimente, "eindeutig zweideutige" Anspielungen und sehnsuchtsvolle Worte wie "ich vermisse dich", was es bis März durchaus gegeben hatte. Das hätte mich ebenfalls stutzig machen sollen.
Unser letztes Treffen zu zweit mit S6 war Ende Mai. An dem gleichen Tag am Abend passierte in seiner Familie etwas Unvorhergesehenes, das nun seine ganze Aufmerksamkeit erforderte. Er hielt mich schriftlich auf dem Laufenden, ich stand ihm immer bei, hätte ihm gern auch tatkräftig geholfen oder ihn mal in den Arm genommen, aber das lehnte er stets ab. Darüber hatten wir auch einen Streit und ich wollte den Kontakt abbrechen, doch das redete er mir aus, weil ich ihm angeblich ja trotz allem so wichtig war und er sich nichts Schlimmeres vorstellen könne, als sich mit mir zu entzweien. Dennoch hat es mich wahnsinnig verletzt, von ihm so auf Abstand gehalten zu werden.
Versteht ihr, wir haben nie endgültig Schluss gemacht. Wir waren uns zwar einig, dass es eine schwierige Phase sei angesichts unserer jeweiligen familiären Situation, dass wir nicht wüssten, wann und wie es weiterginge, doch es kamen auch von seiner Seite ab und zu wieder Ermutigungen, die mir Hoffnung machten. Im August schlug er ein Treffen zur Aussprache vor, weil er immer der Meinung ist, dass Mails zu anfällig für Missverständnisse sind. Ich befürchtete zwar einerseits das Schlimmste, war aber andererseits auch sehr aufgeregt, ihn endlich mal wieder allein zu treffen, und zudem so fertig mit den Nerven, dass mir ein Ende der Beziehung schon bald lieber gewesen wäre als weiterhin diese quälende Ungewissheit. Ich wollte einfach wissen, wo wir stehen, wie es weitergehen würde, was ich für ihn war, warum er mir immer noch schrieb usw. Doch ein konkreter Terminvorschlag blieb aus, und ich blieb eisern bei meinem Vorhaben, mich ihm nicht mehr aufzudrängen. Nach zwei Wochen stellte ich ihn zur Rede, woraufhin er sich mit Zeitmangel rechtfertigte, sich letztendlich jedoch auch entschuldigte.
Wieder drei Wochen später, Anfang September, hatte sich bei uns beiden endlich die familiäre Situation soweit entspannt, dass m.E. Treffen nun wieder möglich gewesen wären. Nachdem er aber wieder einige Gelegenheiten dazu hatte verstreichen lassen und meine Andeutungen ignoriert hatte, schrieb ich ihm ein paar Tage nicht, um ihn mal aus der Reserve zu locken. Das hielt ich nur wenige Tage durch, dann schrieb ich ihm, dass mir nun klar sei, was er mir sagen oder auch nicht sagen wolle und warf ihm vor, dass er mich bewusst verletzt und über längere Zeit getäuscht habe. Er bestätigte führte dann nur wieder seine Angst davor, aufzufliegen und unsere beiden Familien zu zerstören, ins Feld. Außerdem hätte er mir nicht wehtun wollen. Daraufhin schrieb ich ihm sehr verletzt und emotional einen längeren Text und setzte auch alles auf eine Karte, indem ich ihm gestand, mich in ihn verliebt zu haben. Das war leider ein großer Fehler.
Wir telefonierten dann noch, er entschuldigte sich dafür, dass er mich so lange hingehalten hatte, meinte aber, dass er sich selber lange Zeit unsicher war, wie es weitergehen sollte. Nun nannte er neben seiner geradezu paranoiden Angst vor Entdeckung (die Nachbarn! die 300 km entfernt lebende Freundin!) plötzlich auch noch das Argument, dass er gemerkt hätte, dass ich viel für ihn empfinden würde und er diese Gefühle nicht erwidern würde. Das zog mir endgültig den Boden unter den Füßen weg.
Wisst ihr, wir hatten uns von Anfang an immer wieder gegenseitig versichert, dass unsere Affäre keine reine Sexbeziehung sei, dass da mehr zwischen uns ist, er hat das immer Vertrautheit genannt. Wenn ich bei ihm war, habe ich ihm auch angesehen, dass er entspannt und glücklich war, auch wenn die Organisation vorher schwierig war und selbst noch beim allerletzten Treffen. Im Bett war es immer sehr innig - also auch heiß und leidenschaftlich, aber eben auch mit In-die-Augen-sehen, an den Händen halten, küssen und kuscheln. Und auch er hatte an einem gewissen Punkt zumindest mal darüber nachgedacht, wie es wäre, mit mir offiziell zusammenzusein, und dass das in vielerlei Hinsicht gut gepasst hätte. Das habe ich schriftlich von ihm. Sowas tut man doch nicht ohne eine gewisse Gefühlsbasis, oder? Mir wäre es also egal gewesen, ob er seine Gefühle nun Liebe oder Verliebtheit genannt hätte oder nicht, mir war es immer wichtig, etwas Besonderes für ihn zu sein. Und das hatte ich allein beim Blick in seine Augen. Doch selbst diese letzte Illusion musste er nun kaputtmachen!
Den Rest des Gesprächs durchlebte ich wie in Trance, ein paar Tränen flossen bei mir auch. Er gab immerhin zu, dass er glücklich gewesen war mit mir und dass er auch froh war jemanden gefunden zu haben, der ihn so gut versteht. Und dass er ab sofort dann wohl wieder seine Probleme mit sich allein ausmachen müsse.
Ein paar Tage später fingen wir wieder an zu schreiben, zunächst sehr kurz und hölzern. Obwohl es mir sehr schlecht ging, riss ich mich zusammen, weil noch eine gemeinsame Feier bevorstand, bei der ich blendend aussehen und außerdem seine Freundin ein wenig eifersüchtig machen wollte (nicht zu sehr, sie soll uns schließlich auch im Nachhinein nicht auf die Spur kommen, ebensowenig wie mein EM), doch danach habe ich den Absprung nicht gefunden. Jetzt gerade werden die Inhalte auch wieder ein bisschen persönlicher, das alte Muster kehrt wieder ein, d.h. er jammert und bemitleidet sich, ich analysiere, beschwichtige und tröste. Mir tut das gut, dass er immer noch diese Nähe sucht, und gleichzeitig eben auch nicht, weil er physische Nähe, selbst ein Treffen zur persönlichen Aussprache, nicht zulässt. Ich denke auch, dass er mich deshalb nicht allein treffen will, weil er befürchtet, dass wir doch wieder im Bett landen. Das würde ich mir natürlich wünschen bzw. es gern ausprobieren.
Wahrscheinlich wäre eine Kontaktsperre jetzt aber erst mal das Richtige. Er soll mich ja auch mal wieder vermissen. Und ich muss wirklich herausfinden, was ich will, ob ich um ihn kämpfen will, ob es eine Chance gibt. Oder ob mein (gerade sehr verletzter) Stolz mir verbieten sollte, ihn je wieder so nah an mich heranzulassen.
Andererseits habe ich Angst, dass er dann wirklich total dicht macht. Dass er die strategische Absicht durchschaut und es als Versuch von mir ansieht, ihn zu bestrafen und ihm ein schlechtes Gewissen zu machen. In dieser Hinsicht ist er sehr anfällig und sehr empfindlich. Ich schwanke mehrmals täglich zwischen dem Bedürfnis, weiterhin für ihn dazusein, ihm evtl. noch viele Fragen zu stellen, die Gründe für das Ende noch genauer herauszufinden (er mag nicht der Alleinschuldige sein, sagte, ich hätte auch Fehler gemacht, nur welche sagt er nicht), ihn vielleicht doch noch mal zu einem Treffen zu überreden, um unter vier Augen sprechen zu können (heute Abend wäre z.B. so eine Gelegenheit!), und dem Wunsch, dass er sich mal um mich bemüht, dass ihm klarwird, was er verloren hat. Das ist so mein aktuelles Dilemma, und es geht mir wirklich nicht gut dabei.
Es ist nun doch recht lang geworden - vielen Dank fürs Lesen bis hierher! Hat denn vielleicht jemand einen Tipp für mich, was ich tun soll, welcher Richtung ich folgen soll und vor allem, wie ich das dann auch durchhalten soll? Wie sind eure Erfahrungen mit KS oder in vergleichbaren Situationen? Ich würde mich sehr über Antworten freuen!
Liebe Grüße
Titania
Lange habe ich überlegt, ob ich mich hier wirklich anmelden soll, aber ich bin jetzt an einem Punkt, an dem ich alleine nicht mehr weiter komme. Deshalb erhoffe ich mir euren Rat und euer Verständnis.
Auch ich hatte eine Affäre und liebend gern würde ich sagen "ich habe eine Affäre", doch mein AM hat kalte Füße bekommen und Schluss gemacht. Da ich auch im Alltag mit ihm Berührungspunkte habe und er nach wie vor Schreibkontakt mit mir sucht, weiß ich gerade nicht, wie ich damit umgehen soll, ob ich ihn "abhaken" und mich mit einer Freundschaft zufrieden geben soll oder ob ich eine Kontaktsperre einberufen soll, um einerseits auf andere Gedanken zu kommen und andererseits möglicherweise sein Interesse an mir wieder zu steigern.
Ich versuche es erstmal kurz zu machen, gern liefere ich Details noch nach. Auch wenn meine Geschichte wahrscheinlich vielen anderen hier ähnelt, hoffe ich doch, dass der/die ein oder andere sie lesen mag.
Ich bin 40 Jahre alt, verheiratet, drei Kinder. Mein Ex-AM ist auch 40, hat ein Kind, das jede zweite Woche bei ihm ist. Er war nie verheiratet, ist von der Kindsmutter lange getrennt und hat derzeit eine Fernbeziehung über ca. 300 km. Sie sehen sich an den meisten Wochenenden.
Sein Kind und mein mittleres sind gleich alt und befreundet, daher die Verbindung.
Unsere Affäre begann letztes Jahr im November, wir kannten uns vorher kaum, und es traf uns beide wie aus heiterem Himmel. Bis März trafen wir uns ca. einmal pro Woche, immer bei ihm. Wie aufregend diese Treffen waren, wie groß die Anziehung zwischen uns war, wie wunderbar es war, endlich wieder einmal so begehrt zu werden - all das brauche ich euch wahrscheinlich gar nicht zu beschreiben!
Von Anfang an schrieben wir uns auch sehr häufig, mehrmals täglich per Whatsapp und später dann Emails. Dadurch lernten wir uns sehr gut kennen und bauten auch emotional eine große Nähe und Vertrautheit zueinander auf. Über Liebe oder auch nur Verliebtheit sprachen wir aber nie. "Ich mag dich sehr", "du bist mir wichtig", sowas ja. Er genoss die Aufmerksamkeit, ich genoss das Gefühl, gebraucht zu werden und ihm mit meinen Ratschlägen und meiner weiblichen Sichtweise helfen zu können. Den S6 genossen wir beide. Unsere Partner zu verlassen und unsere Beziehung offiziell zu machen, stand dabei nicht zur Debatte, auch wenn wir zumindest mal kurz darüber gesprochen hatten und mir zudem ziemlich schnell klar war, dass ich mich wahrscheinlich in ihn verliebt hatte.
Seine Angst aufzufliegen war schon immer sehr groß, wogegen in meiner Ehe Kontrolle und Eifersucht keine große Rolle spielten und ich deshalb etwas cooler war als er in dieser Hinsicht.
Im März trennte er sich plötzlich von seiner Freundin (ich will mich eigentlich weigern, sie "EF" zu nennen, er ist überzeugt, dass er nie heiraten wird, aber es ist kürzer und könnte ja auch für "Erstfreundin" stehen), und damit fing das Drama an. Obwohl er Schluss gemacht hatte, haderte er mit dieser Entscheidung, sah plötzlich nicht mehr die negativen Seiten, die ihn schon monatelang gestört hatten und immer wieder zu Krisen geführt hatten, und dachte über einen Neuanfang nach. Und mich bezog er in diese Überlegungen stets mit ein, fragte um Rat, wollte mich jedoch nicht treffen. Ich fühlte mich hilflos, mir wäre es am liebsten gewesen, sie wären getrennt geblieben, aber das konnte ich so offen natürlich nicht sagen. Also erfolgte die große Wiedervereinigung und ein gemeinsamer Urlaub von ihm und EF (mit jeweiligen Kindern), und er wurde zurückhaltender mir gegenüber. Tatsächlich gab es ein oder zwei Treffen ohne S6, weil er ein schlechtes Gewissen hatte, sie plötzlich nicht mehr betrügen wollte, und aus mehreren weiteren Gründen, die in der Summe auf mich eher fadenscheinig als überzeugend wirkten.
Rückblickend hätte ich damals alles beenden sollen. Hinterher ist man ja immer schlauer. Wir landeten aber dann doch wieder im Bett und führten die Affäre fort, doch unsere Treffen wurden seltener und wurden meistens von mir initiiert, wobei ich ihn jedes Mal aufs Neue davon überzeugen musste, dass mein Alibi sicher ist und auch sonst niemand etwas mitbekommen würde. Er war inzwischen umgezogen und nannte nun plötzlich auch die angeblich sehr neugierigen und aufmerksamen Nachbarn als Grund, mich kaum noch treffen zu wollen. Erschwerend kam hinzu, dass in meiner Familie eine Veränderung bevorstand, die mich immer mehr beeinträchtigte und mich mindestens den Sommer über für einige Zeit von geheimen Treffen abhalten würde. Nach wie vor hatten wir aber täglichen Schreibkontakt. Doch was ausblieb, waren Komplimente, "eindeutig zweideutige" Anspielungen und sehnsuchtsvolle Worte wie "ich vermisse dich", was es bis März durchaus gegeben hatte. Das hätte mich ebenfalls stutzig machen sollen.
Unser letztes Treffen zu zweit mit S6 war Ende Mai. An dem gleichen Tag am Abend passierte in seiner Familie etwas Unvorhergesehenes, das nun seine ganze Aufmerksamkeit erforderte. Er hielt mich schriftlich auf dem Laufenden, ich stand ihm immer bei, hätte ihm gern auch tatkräftig geholfen oder ihn mal in den Arm genommen, aber das lehnte er stets ab. Darüber hatten wir auch einen Streit und ich wollte den Kontakt abbrechen, doch das redete er mir aus, weil ich ihm angeblich ja trotz allem so wichtig war und er sich nichts Schlimmeres vorstellen könne, als sich mit mir zu entzweien. Dennoch hat es mich wahnsinnig verletzt, von ihm so auf Abstand gehalten zu werden.
Versteht ihr, wir haben nie endgültig Schluss gemacht. Wir waren uns zwar einig, dass es eine schwierige Phase sei angesichts unserer jeweiligen familiären Situation, dass wir nicht wüssten, wann und wie es weiterginge, doch es kamen auch von seiner Seite ab und zu wieder Ermutigungen, die mir Hoffnung machten. Im August schlug er ein Treffen zur Aussprache vor, weil er immer der Meinung ist, dass Mails zu anfällig für Missverständnisse sind. Ich befürchtete zwar einerseits das Schlimmste, war aber andererseits auch sehr aufgeregt, ihn endlich mal wieder allein zu treffen, und zudem so fertig mit den Nerven, dass mir ein Ende der Beziehung schon bald lieber gewesen wäre als weiterhin diese quälende Ungewissheit. Ich wollte einfach wissen, wo wir stehen, wie es weitergehen würde, was ich für ihn war, warum er mir immer noch schrieb usw. Doch ein konkreter Terminvorschlag blieb aus, und ich blieb eisern bei meinem Vorhaben, mich ihm nicht mehr aufzudrängen. Nach zwei Wochen stellte ich ihn zur Rede, woraufhin er sich mit Zeitmangel rechtfertigte, sich letztendlich jedoch auch entschuldigte.
Wieder drei Wochen später, Anfang September, hatte sich bei uns beiden endlich die familiäre Situation soweit entspannt, dass m.E. Treffen nun wieder möglich gewesen wären. Nachdem er aber wieder einige Gelegenheiten dazu hatte verstreichen lassen und meine Andeutungen ignoriert hatte, schrieb ich ihm ein paar Tage nicht, um ihn mal aus der Reserve zu locken. Das hielt ich nur wenige Tage durch, dann schrieb ich ihm, dass mir nun klar sei, was er mir sagen oder auch nicht sagen wolle und warf ihm vor, dass er mich bewusst verletzt und über längere Zeit getäuscht habe. Er bestätigte führte dann nur wieder seine Angst davor, aufzufliegen und unsere beiden Familien zu zerstören, ins Feld. Außerdem hätte er mir nicht wehtun wollen. Daraufhin schrieb ich ihm sehr verletzt und emotional einen längeren Text und setzte auch alles auf eine Karte, indem ich ihm gestand, mich in ihn verliebt zu haben. Das war leider ein großer Fehler.
Wir telefonierten dann noch, er entschuldigte sich dafür, dass er mich so lange hingehalten hatte, meinte aber, dass er sich selber lange Zeit unsicher war, wie es weitergehen sollte. Nun nannte er neben seiner geradezu paranoiden Angst vor Entdeckung (die Nachbarn! die 300 km entfernt lebende Freundin!) plötzlich auch noch das Argument, dass er gemerkt hätte, dass ich viel für ihn empfinden würde und er diese Gefühle nicht erwidern würde. Das zog mir endgültig den Boden unter den Füßen weg.
Wisst ihr, wir hatten uns von Anfang an immer wieder gegenseitig versichert, dass unsere Affäre keine reine Sexbeziehung sei, dass da mehr zwischen uns ist, er hat das immer Vertrautheit genannt. Wenn ich bei ihm war, habe ich ihm auch angesehen, dass er entspannt und glücklich war, auch wenn die Organisation vorher schwierig war und selbst noch beim allerletzten Treffen. Im Bett war es immer sehr innig - also auch heiß und leidenschaftlich, aber eben auch mit In-die-Augen-sehen, an den Händen halten, küssen und kuscheln. Und auch er hatte an einem gewissen Punkt zumindest mal darüber nachgedacht, wie es wäre, mit mir offiziell zusammenzusein, und dass das in vielerlei Hinsicht gut gepasst hätte. Das habe ich schriftlich von ihm. Sowas tut man doch nicht ohne eine gewisse Gefühlsbasis, oder? Mir wäre es also egal gewesen, ob er seine Gefühle nun Liebe oder Verliebtheit genannt hätte oder nicht, mir war es immer wichtig, etwas Besonderes für ihn zu sein. Und das hatte ich allein beim Blick in seine Augen. Doch selbst diese letzte Illusion musste er nun kaputtmachen!
Den Rest des Gesprächs durchlebte ich wie in Trance, ein paar Tränen flossen bei mir auch. Er gab immerhin zu, dass er glücklich gewesen war mit mir und dass er auch froh war jemanden gefunden zu haben, der ihn so gut versteht. Und dass er ab sofort dann wohl wieder seine Probleme mit sich allein ausmachen müsse.
Ein paar Tage später fingen wir wieder an zu schreiben, zunächst sehr kurz und hölzern. Obwohl es mir sehr schlecht ging, riss ich mich zusammen, weil noch eine gemeinsame Feier bevorstand, bei der ich blendend aussehen und außerdem seine Freundin ein wenig eifersüchtig machen wollte (nicht zu sehr, sie soll uns schließlich auch im Nachhinein nicht auf die Spur kommen, ebensowenig wie mein EM), doch danach habe ich den Absprung nicht gefunden. Jetzt gerade werden die Inhalte auch wieder ein bisschen persönlicher, das alte Muster kehrt wieder ein, d.h. er jammert und bemitleidet sich, ich analysiere, beschwichtige und tröste. Mir tut das gut, dass er immer noch diese Nähe sucht, und gleichzeitig eben auch nicht, weil er physische Nähe, selbst ein Treffen zur persönlichen Aussprache, nicht zulässt. Ich denke auch, dass er mich deshalb nicht allein treffen will, weil er befürchtet, dass wir doch wieder im Bett landen. Das würde ich mir natürlich wünschen bzw. es gern ausprobieren.
Wahrscheinlich wäre eine Kontaktsperre jetzt aber erst mal das Richtige. Er soll mich ja auch mal wieder vermissen. Und ich muss wirklich herausfinden, was ich will, ob ich um ihn kämpfen will, ob es eine Chance gibt. Oder ob mein (gerade sehr verletzter) Stolz mir verbieten sollte, ihn je wieder so nah an mich heranzulassen.
Andererseits habe ich Angst, dass er dann wirklich total dicht macht. Dass er die strategische Absicht durchschaut und es als Versuch von mir ansieht, ihn zu bestrafen und ihm ein schlechtes Gewissen zu machen. In dieser Hinsicht ist er sehr anfällig und sehr empfindlich. Ich schwanke mehrmals täglich zwischen dem Bedürfnis, weiterhin für ihn dazusein, ihm evtl. noch viele Fragen zu stellen, die Gründe für das Ende noch genauer herauszufinden (er mag nicht der Alleinschuldige sein, sagte, ich hätte auch Fehler gemacht, nur welche sagt er nicht), ihn vielleicht doch noch mal zu einem Treffen zu überreden, um unter vier Augen sprechen zu können (heute Abend wäre z.B. so eine Gelegenheit!), und dem Wunsch, dass er sich mal um mich bemüht, dass ihm klarwird, was er verloren hat. Das ist so mein aktuelles Dilemma, und es geht mir wirklich nicht gut dabei.
Es ist nun doch recht lang geworden - vielen Dank fürs Lesen bis hierher! Hat denn vielleicht jemand einen Tipp für mich, was ich tun soll, welcher Richtung ich folgen soll und vor allem, wie ich das dann auch durchhalten soll? Wie sind eure Erfahrungen mit KS oder in vergleichbaren Situationen? Ich würde mich sehr über Antworten freuen!
Liebe Grüße
Titania