Hallo liebe Titania,
ja, diese Auf und Abs. Es ist in manchen Momenten schwer für mich, mit dieser plötzlich entstandenen Lücke in meinem Leben umzugehen. Ich schrieb ja schon mal, wir hatten einen gemeinsamen Kalender und wussten so immer, was der andere gerade tut. In diesem Kalender haben wir uns auch immer wieder Botschaften hinterlassen, Links zu Liedern oder Texten. Wir haben mindestens einmal täglich privat telefoniert, meist ja mehrfach auch zusätzlich wegen dem Ehrenamt und uns über den Tag verteilt von morgens bis abends geschrieben. Gesehen haben wir uns zwei- bis dreimal die Woche.
Er war immer bei mir. Und jetzt ist er weg. Von einem Tag auf den anderen hat das aufgehört. Die Verbindung ist weg, nicht nur die in mir, sondern auch alle äußeren Verbindungen. Wenn ich mir die anderen Stränge so anschaue, ist es bei uns allen gleich, nicht, dass es dadurch für den Einzelnen leichter wird, aber es ist ein Muster, es ist Teil des Abnabelungprozesses. Wir bleiben zurück mit unseren Gedanken und Sehnsüchten, die KS ist der kalte Entzug.
Einige knicken ein und schreiben dennoch. Das Ergebnis: Es kommt keine Antwort und alles ist schlimmer als vorher. Es kommt eine sachlich, nüchterne Antwort und alles ist schlimmer als vorher. Es kommt eine freudige Antwort und es wird ambivalent. Der eine Teil von uns begibt sich in eine nächste Runde, weil die Zeit für einen Neuanfang noch nicht gekommen ist. Der andere Teil verfällt in Panik, weil er eben nicht in eine neue Runde starten will und genau weiß und fühlt, dass die Zeit für einen Neuanfang noch nicht gekommen ist. Also wird auch hier alles schlimmer.
Liebe Titania, das sind meine neuen Mantras. Nicht schreiben, es macht alles schlimmer, egal wie er darauf reagiert.
Es kostet viel Kraft, rational durch diese Ozeane von Gefühlen zu gehen. Enorm viel Kraft. Aber das Leben geht weiter, das tut es immer, und keine von uns hier kann es sich erlauben "auszufallen". Wir alle haben unsere Verpflichtungen, der Familie, dem Job, den Freunden gegenüber. Wir müssen funktionieren. Das Wichtigste aber ist: Wir sind vor allem uns selbst gegenüber verpflichtet. Ich möchte nicht nur funktionieren, ich möchte leben. Ich kann nichts daran ändern, wie andere mit mir umgehen, mich behandeln und mit mir sprechen. Ich habe aber sehr wohl Einfluss darauf, wie ich darauf reagiere.
Mir wurde ganz klar gesagt, dass ich nicht geliebt werde. Dass ich als nicht geeignet für eine Partnerschaft gelte. Das ist es, was ich akzeptieren muss, auch wenn es noch so schmerzt. Das ist es, was ich weder ändern noch erzwingen kann. Also muss ich weitergehen und darf mich nicht in und an den Träumen und Visionen und Ideen meiner Vergangenheit festklammern.
Das bringt mich wieder zu den Mustern in den anderen Strängen. Runter gebrochen gibt es die folgenden Situationen: AM will sich nicht trennen und sagt das sehr deutlich. AM hadert mit sich und kann sich nicht wirklich entscheiden. AM sagt, er will sich trennen, tut es aber nicht. AM trennt sich und zieht sofort bei AF ein - um meist wenige Zeit später wieder auszuziehen und zurück zu EF zu gehen. AM trennt sich und schon während dessen oder kurze Zeit später auch von AF.
Ich möchte niemanden irgendwie vor den Kopf stoßen oder ernüchtern. Ich finde nur, wir alle vergessen in dieser Zeit immer wieder das selbe: uns. Und ja, auch ich hatte meine Vorstellungen, wie es einmal sein könnte (besser: sein sollte), wenn AM sich erst mal getrennt wird. Das waren aber meine Vorstellungen, die nicht zwangsläufig auch seinem Weg entsprechen müssen. Und mir war immer bewusst, dass er das erst mal für sich alleine machen muss. Dass alles andere zu nichts führt. Auch auf die Gefahr hin, dass wir danach nicht mehr zueinander finden.
Um noch einmal zurück zu meiner Geschichte zu kommen. Dieses Wochenende wird AM wohl in seine Wohnung ziehen. Die Veränderungen, die das in ihm auslösen wird, stehen erst an ihrem Anfang. Wohin seine Reise führt, keine Ahnung (@Phoe
). Will ich ihn denn überhaupt noch, wenn er denn dann irgendwann einmal zur Ruhe gekommen ist und sich meiner wieder erinnert? Erkenne ich in ihm denn dann überhaupt noch den Mann, mit dem ich diese unfassbar magische Zeit verbracht habe? Ich weiß es nicht, so wie ich nie wissen kann, was die Zukunft, mein Leben für mich bereit hält.
Es ist sein Weg, und er muss ihn gehen. Der Schmerz, den ich fühle, ist zwar durch seinen Weg verursacht, aber ich bin mir ganz sicher, er wollte mir nicht weh tun. Manchmal muss man eben Dinge tun, die andere verletzen. Manchmal muss man nur sich selbst sehen, und aus Rücksicht und Selbstliebe alles andere ausblenden. Wie könnte ich ihm das vorwerfen? Darf ich das überhaupt? Unsere AM zeigen uns, wo die Grenze ist. Es ist unsere Aufgabe, ihnen auch unsere zu zeigen.
Der Tod meiner Mutter vor wenigen Jahren hat in meinem Leben eine Lücke hinterlassen, die nie wieder jemand schließen kann. Sie wird niemals irgendwer ersetzen können, es wird nie wieder jemanden in meinem Leben geben, der auch nur ansatzweise ihre Rolle für mich spielen wird. Es gibt Verluste, die in ihrer Absolutheit, in ihrer Wucht und ihren Konsequenzen nicht zu ändern sind. Eine Liebe zu verlieren ist tragisch, ja, schmerzhaft, enttäuschend und manchmal auch erniedrigend. Aber so lange ich lebe, werde ich lieben. So lange ich atme, werde ich Menschen an meiner Seite haben, die auch mich lieben. Und die Rolle als mein Partner haben im Verlauf der Zeit schon verschiedene Menschen inne gehabt.
Ja, ich war bisher niemandem so nahe wie ihm. Oder habe ich bisher einfach nur nie jemanden so nah an mich heran gelassen? Ja, es gab dieses nicht in Worte zu fassende Gefühl, dass er der Eine ist. Aber ich kannte zu diesem Zeitpunkt ja gar nicht alle Seiten von ihm, da ja große Bereiche eines "normalen" Lebens gar nicht gemeinsam gelebt wurden. Dass er der Seelenverwandte ist, nachdem ich schon immer gesucht habe. Das kann schon möglich sein, dass wir auf dieser Ebene nahezu eins wurden. Nur: Er ist nicht mehr hier. Also entweder heißt es nicht automatisch auch ewiges Zusammensein, wenn man "füreinander bestimmt" ist, oder aber mein Gefühl hat mich getäuscht. Ist es ersteres, gibt es nichts, was ich tun kann. Hat es damit zu tun, dass mich mein Gefühl getäuscht hat, ist niemand außer mir selbst dafür verantwortlich, wie es mir jetzt geht. Und damit kann ich es ändern.
Puh... jetzt schließe ich erst mal mit diesen schwierigen Überlegungen und hoffe sehr, dass mir jetzt keiner eins über brät, weil ich versucht, meine Emotionen rational zu beleuchten.
Ich drücke euch alle (auch die stillen Mitleser
), Moamba