Ich hab' mal wieder keine ruhige Nacht. Tagsüber geht's mir relativ gut. Aber sobald ich Abends alleine im Bett liege, quält mich mein Kopf.
Bin aufgestanden und habe einen Brief verfasst. Ich weiß allerdings, dass ich diesen wegen der KS nicht absenden darf.
Ich wollte euch trotzdem teilhaben lassen:
Liebe Exi,
3 Wochen sind seit unserer Trennung vergangen, und ich versuche immer noch deine genauen Beweggründe nachvollziehen zu können.
Dass zu viel vorgefallen ist, um es reparieren zu können, kann nicht der Grund sein. Wir waren immer ein Paar, dass Dinge repariert hat, statt sie wegzuwerfen. Aber ich erkenne langsam den Grundgedanken hinter deiner Aussage.
Ich habe in den letzten Wochen in vielen schlaflosen Nächten über dich, über mich, über uns nachgedacht.
Ja, ich habe mich zu sicher gefühlt, mit dir an meiner Seite. Ja, ich habe dich oft und auch viel zu lange als Selbstverständlich angesehen.
Ja, ich hatte auch meine Höhen und Tiefen und statt mit dir darüber offen und ehrlich zu reden, habe ich es versucht mit mir selber auszumachen - Wie ein Mann eben.
Wir hatten tolle Zeiten. Wir haben früher viel gemeinsam unternommen. Unsere gemeinsame Zeit in Paris, in der ich dich von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit gezerrt habe, wir den Eiffelturm erklungen haben, Abends gemeinsam bei einem Bier an der Mont-Martre saßen und den Künstlern beim Spielen zugehört haben.
Unsere gemeinsame Zeit in Korea. Viel gesehen, viel gefaulenzt, Party gemacht. Spaß gehabt. Zu zweit.
Ich habe jede Sekunde genossen und es war mir ein Dorn im Auge dich nach unserer gemeinsamen Zeit nicht mit nach Australien nehmen zu können. Ich hätte den Schwung gerne mitgenommen und noch viel mehr Zeit mit dir verbracht.
Ich hatte gerade eben wieder damit begonnen mein Leben in den Griff zu kriegen. Wir haben uns in den vielen Jahren einfach aus den Augen verloren. Wir hatten keine gemeinsame Basis mehr. Unsere Wochenenden sahen immer gleich aus und ich habe es nicht geschafft aus eigener Motivation mich aufzuraffen und mit dir gemeinsam Dinge zu unternehmen, die du liebst.
Ich wäre liebend gerne mit dir viel öfter in’s Theater. Ich mochte unseren Theaterabend. Ich genoss die Zeit mit dir, ich genoss, auch wenn ich mich immer über dein Bett beschwert habe, wenn ich bei dir in Stadtname übernachtet habe.
Aber ich hätte mir einfach gewünscht, dass du mir öfter sagt: „Ich möchte, dass du bei mir schläfst“ - „Ich möchte mal wieder mit dir ins Theater“.
Verdammt, ich wäre sogar gerne mit dir zu deinen Flüchtlingen gegangen. All’ diese Sachen, die wir nie gemeinsam unternommen haben. All’ diese Chancen, die wir nie ergriffen haben, um uns eine neue, gemeinsame Basis aufzubauen.
Aber du sagst, du hast das Gefühl, dass du keine Gefühle mehr für mich hast. Dass es sich so anfühlt, als ob wir nur noch aus Gewohnheit zusammen sind.
Meine Vorwürfe nach unserer ersten richtig harten Krise haben dich in den Wahnsinn getrieben. Ich habe die Warnzeichen nie verstanden. Ich würde gerne alles zurückdrehen, aber ich kann es nicht, und ich will es auch nicht.
Ich gebe meine alten Gewohnheiten auf. Ich zocke nicht mehr, ich habe mich um meine Bachelorarbeit gekümmert. Ich will wieder vorankommen - etwas aus meinem Leben machen - etwas aus unserem Leben machen. Gemeinsam. Mit dir.
Und deswegen will ich auch nicht wieder mit dir zusammen sein.
Ich möchte dich neu kennenlernen. Gemeinsame Interessen finden, obwohl wir sonst so grundverschieden sind. Ich möchte dich neu erobern - neue Sachen mit dir machen. Gemeinsame Rituale finden und umsetzen, und wenn sie noch so klein und bedeutungslos erscheinen.
Das Alte hinter uns lassen. Uns die schönen Dinge in Erinnerung behalten und die schlechten Zeiten abhaken, als Lektion anerkennen und nach vorne schauen und aus Fehlern lernen. Das ist es, was ich mir wünsche.
Ob du mir die Chance gibst, bleibt alleine deine Entscheidung.
Egal wie du dich entscheiden wirst, ich werde es akzeptieren.
In Liebe,
DiaVolley