Hey Casandra,
Vorteile ohne Cut: Ich hätte in der Pseudo-Sicherheit der Verbindung leben können und mich sicher gefühlt. Ich hätte meine gewohnte Dependenz gespürt, die mir vertraut ist. Ich müsste mich jetzt nicht mit dem Schmerz rumquälen, zu spüren, dass er nicht um mich kämpft, denn er hätte sich wie gewohnt regelmäßig gemeldet und hätte sich getroffen. Vielleicht wäre er wieder zu mir gerückt, wenn die anderer Stress gemacht hat und weiter zickte.
Ja, das wären die kurzfristigen Vorteile, die du sicher spüren würdest und die innerhalb deiner bequemen Komfortzone wären.
Weißt du übrigens, auf was das, was man hier als Strategie bezeichnet, basiert?
Also, ich meine die Frage ernst, weil, ich bin mir ziemlich sicher, dass die meisten sich da noch nie Gedanken darüber gemacht haben und dieses Unwort "Strategie" immer irgendwie über all der ganzen Beratung hier hängt.
Mit "Strategie" meint man, dass man ein an sich gesundes und eigentlich völlig natürliches Verhalten hier nachzustellen versucht, was der oder die User(in) nicht in der Lage ist, selbst zu tun/zu fühlen (also, jemanden der einen nicht will, nicht weiter nachzurennen z.B. Es ist doch völlig normal, dass man sich dann auch zurückzieht, oder? Zumindest nach dem ersten Schmerz und den ersten Emotionalitäten nach einer frischen Trennung). In der Hoffnung, dass sich ein Effekt a la "Fake it, till you make it" einstellt und in dem Wissen, dass es tatsächlich erfahrungsgemäß auch noch das Verhalten ist, was den bestmöglichen Effekt beim Ex auslöst. Sofern überhaupt noch was zu holen ist.
Natürlich und gesund ist es, wenn man sich nicht in eine Abhängigkeit begibt, von der man weiß, dass man letztendlich Schaden nehmen wird, weil sie den eigenen Selbstwert immer weiter zerstört. Wenn du weißt, dass deine Alkoholsucht dich zu Grunde richtet, dann würdest du zwar kurzfristig viele Dinge nennen können, dich nicht mit dem EIGENTLICHEN auseinanderzusetzen (z.B. die Motive, weshalb du einst zum Trinken angefangen hast, bevor es eine Krankheit wurde), sondern weiterhin deiner Sucht nachzugeben, statt dir helfen zu lassen.
Das heißt, dass man hier beratungsmäßig nicht ein völlig unnatürliches Verhalten fördert, was ungesunde Konstellationen am Leben hält. Und diese Konstellation beschreibst du mit deinen Vorteilen des Cuts. Ich lese zumindest keinen einzigen gesunden und langfristigen Nutzen für dich heraus.
Gesund wäre, wenn du dich nicht mehr in diese Abhängigkeit begibst, denn eines kann ich dir wirklich versichern: Sie ist auf einem großen Ungleichgewicht gebaut und wovon du, außer einer kurzfristigen Erleichterung, nicht viel haben wirst. Gesund wäre also, wenn du stattdessen den gesunden Anteil in dir wachsen lässt, deine Fühler dorthin ausstreckst und auch hoffentlich verinnerlichen kannst mit der Zeit, in was genau du da drin steckst (nach dem Motto: Fake it, till you make it).
Vorteile des Cuts: Ich habe meinen souveränen, erwachsenen Anteil hervorgekehrt und mich dadurch erhobenen Hauptes aus dem Schlamassel manövriert. Ich versuche langfristig zu denken und zu hoffen, wenn sich diese Tür schließt, öffnet sich für mich eine Neue.
Ja, genau so ist es. Und durch die Orientierung (Strategie=gesundes Verhalten) hier, kannst du dich nach deinem gesunden Anteil immer weiter strecken, denn nur so beraten wir aktiv. Und wenn du ihn anschreibst oder nicht durchhältst, wäre das eben so. Für dich sehr schade, aber es wäre so. Ich könnte mir nur noch als weiteren Nachteil vorstellen, dass du sehr enttäuscht von dir selbst wärst und weiter an Selbstwert verlieren würdest und es eine zeitlang dauern würde, bis du dich wieder derappelt hättest - du hättest dann zwar die kurzfristigen Vorteile, aber langfristige Nachteile, was deine Beziehung zu dir selbst betrifft, deinen Stolz und deinen Selbstwert.
Also, lange Rede, kurzer Sinn:
Wirklich lohnenswert scheint mir die Aufhebung eines Cuts nicht. Und ich finds nach wie vor toll, wie gut du die Zeit meisterst!