Hallo Wolfgang,
es mag sein, dass ich nun alles falsch gemacht habe, was man falsch machen kann - und nun an entscheidender Stelle den entscheidenden Fehler gemacht habe. Dennoch habe ich sie ja nicht angegangen. Mir ist es egal, ob sie das mit der Studienfreundin geglaubt hat oder nicht. Wenn sie schon "durch" wäre, dann hätte sie so nicht reagiert.
Ich muss mich von dem Gedanken lösen, dass es noch was wird - ganz klar. Ich weiß aber, was ich in jener Nacht erlebt habe. Entweder ich habe langfristig was gesetzt oder nicht. Ich vergleiche mich nicht mit den kurzfristigen Bekanntschaften, die sie jetzt machen mag. Da wir uns ja definitiv wiedersehen werden, kommt sie mir ja nicht aus. Ich bin letztlich froh, dass ich nicht mit ihr geschlafen habe, denn ich denke, dass ich sie damit nicht näher an mich gebunden hätte. Sie ist ja an jenem Abend nicht mit der Agenda mit mir ausgegangen, mich ins Bett zu kriegen. Ihre Verwirrtheit, die ja immer noch da sein wird, war ja zu spüren. Das muss aber sie jetzt mit sich ausmachen, ich bin da nun aus dem Spiel. Aber durcheinander ist sie trotzdem, da hat sie momentan keine Spur, keine Ordnung, die sie iwo gewohnt ist und letztlich auch sucht.
Ich bin sie nicht angegangen, habe ihr bisher keine Vorwürfe gemacht. Der Ball liegt nun komplett bei ihr. Mehr als bis jetzt kann ich ja nicht tun. Tatenlos rumsitzen - bei dieser Entfernung - war nun auch sehr schwierig. Ich wollte ein wirklich unverbindliches Treffen, habe sie ja in den vergangenen zwei Wochen mit keiner Silbe oder irgendwelchen anderen Maßnahmen unter Druck gesetzt, das wollen wir doch mal festhalten. Dass ihr Blick verstellt ist, dass jetzt die Ambivalenz bei ihr regiert - einerseits geil auf das Singleleben (nach Eigenauskunft) zu sein, andererseits aber irgendwo den Glauben zu haben, mit Tinder o.a. DEN Partner fürs Leben zu finden und dabei ihre gewohnte Rolle auch noch zu verlassen und nun vllt das "Bad Girl" geben zu wollen -, macht die Sache überhaupt nicht leichter. Da kann ich für mich nur drauf setzen, dass sich der Blick wieder entnebelt und sie sich dann besinnt. Ich kann ja jetzt ohnehin nur abtauchen, denn selbst ein komplettes Reden würde ja nichts bringen. Wenn sie Anstand besitzt, wird sie das vor unsrem Hintergrund irgendwann klären und nicht einfach so stehen lassen.
Zwei Dinge geben mir zumindest ein kleines Stück Optimismus:
- Cindarella hat an einer Stelle recht früh ebenfalls eine Aktion gerissen, wo sie selbst einschätzte, dass es nun vorbei sei. Und: auch da ging es weiter.
- ich weiß ja, dass wenn Emos da sind - und dass sie mehr für mich empfand/empfindet, als sie sich selbst zugestehen wollte, steht ja außer Frage -, andere/neue Männer schnell immer wieder mit dem, für den man viele Emos hat, verglichen werden - das geht mir so in Bezug auf Frauen auch so, aber die Mädels hier haben mir das unabhängig voneinander ebenfalls bestätigt.
Lieber Wolfgang, ich klebe jetzt nicht an einer Illusion fest. Aber es dürfte jetzt eben einfach der falsche Zeitpunkt sein. Sie hängt in einem inneren Zerreisskonflikt und muss sich wschl erst eine richtig blutige Nase holen. Erst dann wird sie erkennen können, auf was es letztlich ankommt. Sie sucht zwar die vertrauensvolle Partnerschaft, will eine hohe Deckungsgleicheit und Wellenlänge haben - dass sie vor einer Beziehung mit mir Angst bekommen hat, zeigt, dass sie vllt in der Tat noch nicht ganz reif ist und manche Erkentnisse bei ihr durch mangelnde Erfahrung noch nicht aufgekommen sind. Ich will nicht selbstgerecht sein. Aber wer schon im Denken (und dann Reden) weit in eine (noch nicht einmal vorhandene) Beziehung vorausprescht, und unter Ausblendung, dass man manches auch einfach erst einmal ausprobieren und dafür arbeiten muss, glaubt, deshalb eine Beziehung nicht einzugehen, der hat es noch nicht verstanden.
Ich habe ihr, und darauf bin ich für mich stolz, keinen Anlass gegeben, zu glauben, dass ich subi, bedürftig oder sonstiges bin, nein, ganz im Gegenteil eher ein Mann, dem sie sich letztlich doch nicht entziehen konnte, wogegen sie aber mit ihrem stark ausgeprägten Verstand arbeitet(e). Das mag die Tragik dieser Sache kennzeichnen. Wie gesagt, der Ball liegt jetzt bei ihr - wann sie ihn spielt, ob sie ihn spielt und wie sie ihn spielt, darauf habe ich jetzt erst einmal keinen Einfluss. Ich bin mir aber dennoch sicher, dass hier das allerletzte Wort noch nicht gesprochen ist, auch wenn die Aktion von heute einen Rückschlag bedeutet.
Das eigentliche Problem ist, dass sie zwar wollen würde, aber nicht kann. Sie sucht das Dauerhafte, Stabile, Vertrauensvolle, greift aber derzeit zu Mitteln, die eher für Unverbindlichkeit, Oberflächlichkeit und eine fatale Leichtigkeit stehen - und aus diesem Konflikt, der auch ihre derzeitige Angst vor einer Bindung speist, kann sie nur selbst aussteigen. Aber derzeit bestimmt dieser Konflikt ihr Denken und Handeln, dessen bin ich mir sicher.
Capri
Nachtrag: Seit fast vier Wochen habe ich jetzt diesen Kriechgang hinter mir, nachdem sie das mit dem Tinder-Mist erzählt hat. Seit vier Wochen muss ich hart an mir arbeiten, nur weil da jemand gerade auf Selbstfindungs- und Austobtrip ist, der ihm nicht gut zu Gesicht steht. Deshalb ist es für mich gut, wenn ich nun zur Ruhe komme und in dem Bewusstsein lebe, dass sie zwar eine abschließende Klärung noch nicht herbeigeführt hat (denn diese Sache von heute kann nicht ALLES zerstört haben), aber wir einer gemeinsamen Beziehung nicht entscheiden näher gekommen sind. Ich habe mir nichts vorzuwerfen, außer, dass ich es mit jemanden ernst gemeint habe, den ich dann auch noch ein wenig vor sich selbst schützen musste, als dieser Memsch mit mir in die Kiste wollte. Wenn also Verantwortungsbewusstsein und/oder Anstand in dem ganzen Spiel so wenig zählen, dann bleibe ich lieber alleine.
Zuletzt modifiziert von Capricorn am 17.08.2015 - 02:42:21