Liebe Engelin, ich hab deine Geschichte mitverfolgt.
Hast du schonmal was von Alexithymie gehört?
Das ist die Bezeichnung für Gefühlsblindheit, die in mehr oder weniger starker Ausprägung etwa 10 Prozent der Bevölkerung betreffen.
Alexithyme Menschen sind nicht in der Lage Gefühle zu deuten, weder ihre eigenen noch die der anderen. Für die Menschen, die mit ihnen zu tun haben, wirkt es oft als hätten sie gar keine Gefühle.
Die haben sie zwar, sie äußern sich jedoch oft ausschließlich auf körperlicher Ebene. Will heißen sie empfinden Liebe, Abneigung, Sehnsucht etc... als Schmerzen oder Wohlbefinden, aber nicht als Emotionen.
Was du hier über deinen Partner berichtest klingt als solltest du dich mal mit diesem Thema beschäftigen.
Ich spreche aus Erfahrung, denn ich habe seit ein paar Jahren eine rein sexuelle Beziehung zu einem Alexi. Dabei habe ich unheimlich viel über dieses Phänomen gelernt und ich kann nur sagen: Hätte ich auch nur die geringsten Gefühle, die über den Sex hinausgehen, hätte ich sehr schlechte Karten.
Er würde unsere sexuelle Beziehung nie beenden, er hat keinen Grund dazu. Er verlässt auch seine Frau nicht, mit der er seit 13 Jahren zusammen ist, auch wenn er sie weder küsst noch traurig ist, wenn sie mal ein halbes Jahr woanders wohnt oder auch wenn ihr was passieren würde. Es ist die Gewohnheit, sagt er.
Unsere "Beziehung" beruht allein auf dem Austausch von Lust und völlig offenen Gesprächen. Ich schätze ihn, weil ich viel lerne und er sexuell völlig auf meiner Wellenlänge ist. Das wars zum Glück.
Er erwartet z.B. auch von mit, dass ich immer rassiert bin, wenn wir uns treffen (siehe fetish) Das bin aber nicht ich, ich schaffe das nur, weil ich dafür viel von dem was ich mir wünsche zurückbekomme. Würde ich mich nicht rassieren, wäre der Sex nur halb so gut. Sowas geht aber eben nur, wenn keine Gefühle im Spiel sind.
Eine Partnerschaft mit ihm wäre die Hölle.
Einmal hab ich geweint, weil wir gemeinam an einem Ort waren, der mich an etwas aus meiner Vergangenheit erinnert hat und mich die Emotionen übermannt hatten. Normalerweise würde ein Freund dann versuchen zu trösten oder zu fragen was los ist. Er saß nur da und wartete bis es vorbei ist. Weil ich ihn kenne hab ich ihn dann angemeckert, dass er mich ja mal in den Arm nehmen könne, weil es mir dann schneller wieder besser geht. Er sah mich hilflos an und sagte, er habe gedacht, dass umarmen es nur noch schlimmer macht. Jegliche Gefühlsbekundung, die er deuten kann oder selbst zu äußern im Stande ist,ist anerzogen oder gelernt. Er schaut sich ab, wie andere sich in gewissen Situationen verhalten um "normal"zu reagieren.
Wie gesagt, bei manchen ist es stärker, bei manchen schwächer ausgeprägt, aber es lässt sich eben nicht ändern. Diese Menschen können Emotionen nicht so empfinden wie wir. Und damit kann man entweder leben oder man geht. Und ich rate dir ebenfalls zu gehen.
Du hast mit Kellerkatze übrigens eine Top-Beraterin an deiner Seite.