Klärchen
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- 25 Jan. 2018
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Hallo zusammen
Meine Geschichte ist schon nicht mehr ganz frisch und ich habe, das weiß ich jetzt, auch ziemlich viel falsch gemacht nach der Trennung. Aber das ist in dieser ersten Phase des „nicht-wahrhaben-Wollens“ wohl nicht ganz ungewöhnlich, vor allem, weil man ja mit der ehemaligen Partner im Grunde noch ein vertrautes Verhältnis hat. Und zumindest ich war es gewohnt, mich ihm gegenüber immer sehr zu öffnen und meine Gedanken und Gefühle mit ihm zu teilen. Aber ich glaube, selbst wenn ich mich „korrekt“ Verhalten und die richtige Strategie verfolgt hätte, wäre passiert, was nun passiert ist
Aber nun erstmal zu der Geschichte an sich:
Mein Ex hat mich Anfang November nach beinahe 6 Jahren Beziehung verlassen, weil er mir gegenüber nur noch Freundschaft empfunden hat. Das zumindest war die Version, die ich damals zu hören bekam.
Im Nachhinein bin ich mir immer sicherer, dass er schon damals seine Neue im Kopf hatte, mit der er jetzt ziemlich sicher fest zusammen ist.
Ich bin 23, er ist 22 Jahre alt und wir haben die letzten 2 Jahre zusammengewohnt, weil wir wegen eines Studiums zusammen aus unserer Heimatregion weggezogen sind. Im Grunde war unsere Beziehung sehr harmonisch und ich habe sie nie ernsthaft in Frage gestellt, wir sind zusammen durch dick & dünn gegangen.
Trotzdem war natürlich viel Trott und Alltag eingekehrt, wir haben es uns beide „gemütlich“ gemacht und kaum etwas unternommen, wir hatten jeweils keinen eigenen Freundeskreis mehr, weil wir eben gemeinsam weit weggezogen sind und dort ja schon alle als Paar kennenlernten.
Jetzt haben wir beide im Herbst ein Auslandsemester angefangen, das wir eigentlich auch zusammen verbringen wollten, was aber von der Uni her leider nicht machbar war. So stand die räumliche Trennung schon fest, aber mit dem Ende unserer Beziehung oder der Vorstellung, er könne sich im Ausland neu verlieben habe ich nicht wirklich gerechnet
Dass er im Grunde keine Gefühle mehr für mich hat, hätte ich mir nie erträumen lassen, aber das geht wohl vielen in einer langjährigen Beziehung so – es hat mir sprichwörtlich den Boden unter den Füßen weggezogen
Zwischen unserem Auszug aus der gemeinsamen Wohnung und der Trennung lagen nur 8 Wochen.
In der Zeit hat er wohl ein Leben gelebt, das in starkem Kontrast zu unserem gemeinsamen Leben in der Unistadt stand. Er hat nach anfänglichen Schwierigkeiten viele neue Leute kennengelernt, viel gefeiert und war ständig unterwegs. Wir hatten zwar immer wieder Kontakt, aber der wurde schon irgendwie spärlicher mit der Zeit und rückblickend muss ich sagen, dass er sich schon stark von mir distanziert hat, die Initiative bei Telefonaten etc. ging immer mehr von mir aus und er erwiderte auch ein „Ich liebe dich“ zum Abschied nicht mehr – dass er das bewusst machte, weil es sich nicht mehr richtig anfühlte, hat er mir erst später sagen können.
Das Land, in das er gegangen ist, ist sein Heimatland, aus dem er als Kleinkind mit der Mutter ausgewandert ist, das er aber nach wie vor sehr liebt. Er hat auch noch Tanten, Onkel und Großeltern dort und hat so vermutlich auch zu seinen Wurzeln gefunden während der Zeit.
Mir ging es in meinem Auslandssemester eher nicht gut. Ich bin generell ein unsicherer Typ und mit mir selber nicht wirklich im Reinen. Ich hatte auch im Vorfeld schon Angst, dass ich mir während der Zeit dort selber im Weg stehen und dort isoliert und einsam sein würde.
Ich mag (wie er übrigens auch) mein Studium überhaupt nicht, weil ich es aus Vernunftgründen begonnen und immer mehr gemerkt habe, dass ich mich einfach gar nicht dafür interessieren kann und lieber was Kreatives gemacht hätte. Ich habe es auch nicht geschafft, mir im Privatleben einen guten Ausgleich zu schaffen.
Er wollte mich dann Anfang November eine Woche besuchen kommen und im Vorfeld hatten wir etwas Streit, weil er mich öfter mal versetzt hat, wenn wir telefonieren wollten und ich mich unverstanden gefühlt habe. Er hat da eines Abends beim Chatten gesagt, dass er mich für egoistisch hält, weil ich ihn zwänge, mich mit mir und meinen Problemen zu beschäftigen und dass es so nicht weitergeht, er gerne weiter für mich da sein will, aber dass ich eigenständig werden muss. Auf meine Befürchtung hin, ihn verloren zu haben meinte er, dem sei nicht so.
Als er dann zu mir kam, war das zwar schön, aber ich war die ganze Zeit angespannt und hatte das Gefühl, ihm beweisen zu müssen, dass ich auch ein „vorzeigbares“ Erasmusleben habe, so wie er. Zwischendurch war einfach eine Stille zwischen uns, die irgendwie nicht mehr so „angenehm unkompliziert“ war wie früher.
Am zweiten Morgen konnte ich dann irgendwie nicht mehr und habe einen kleinen Zusammenbruch gehabt, weil es sich einfach so krampfig und komisch anfühlte und ich die ganze Zeit angespannt war. Er hat da zugestimmt, plötzlich angefangen zu weinen und meinte dann, dass er einfach nichts mehr für mich empfindet, was über Freundschaft und Vertrautheit hinausgeht. Er meinte er habe in den letzten Wochen eine merkwürdige Leere verspürt und mich überhaupt nicht vermisst und er habe sich darüber viele Gedanken gemacht. Das habe ich aber erst erfahren, als er dann bei mir war.
Ich war so geschockt, dass ich die Trennung vorgeschlagen habe und irgendwie recht gefasst war. Er war dann regelrecht befreit und meinte, er fühle sich erleichtert. Die restliche Woche blieb er dann noch bei mir und stand mir oft Rede und Antwort, wenn ich das Unbegreifliche irgendwie verstehen wollte. Ich habe so sehr gehofft, dass sich eventuell doch noch etwas ändert an seinen Gefühlen. Wir schliefen noch in einem Bett, hatten viele gute Gespräche und waren beide echt glücklich – ich noch in meiner Schockstarre, er wohl, weil er glaubte, er könne unkompliziert mit mir befreundet bleiben. Das war sein Wunsch hatte er gesagt und auch angetrunken vor meiner Mitbewohnerin erzählt, wie toll ich doch sei und so. Sie meinte, sie habe den Eindruck gewonnen, er wünsche sich wirklich ehrlich eine Freundschaft.
Es ist auch so, dass ich mir meiner Gefühle eben auch nicht so klar war. Ich habe in mich reingefühlt, aber ich konnte nicht sagen, ob ich da tiefe Freundschaft fühle oder ob das noch ganz klar Liebe ist. Dass sich sowas über die Jahre stark vermischt ist doch ganz normal, oder?
Dass er das so klar für sich einordnen konnte, hat mich so geschockt, dass er einfach sagen konnte, dass ich wie eine Schwester sei und uns vor allem unsere Vergangenheit und Vertrautheit verbindet.
In der Zeit, in der er da war, hatte ich immer wieder Zusammenbrüche, habe die Nächte wachgelegen, geweint, er hat mich getröstet, wir hatten auch noch Sex und uns im Rahmen dessen immer mal wieder geküsst. Aber abseits davon nicht, er war da einfach so felsenfest und abgeklärt, schien sich seiner Gefühle so sicher.
Zum Abschied hat er mich dann nur noch umarmt und mir noch aus dem Zug eine Nachricht geschrieben, dass er die Zeit trotz der unerwarteten Wendung genossen hat, er mich lieb habe und ich mich immer bei ihm melden könne.
Danach ging dann alles sehr schnell. Eine Freundin (mittlerweile seine neue Freundin) holte ihn bereits vom Flughafen ab, sie ist eine „Einheimische“ aus dem Freundeskreis dort und hatte scheinbar mal Interesse an ihm deutlich gemacht, als er noch mit mir zusammen war. Das hat er aber von sich aus erwähnt und eher gemeint, er finde sie zwar hübsch, aber sie wäre ziemlich „irre“. Ich hatte da nicht den Eindruck, er sei in sie verliebt oder so.
Er hatte kurz danach dann Geburtstag und hat mich die Tage darauf kaum kontaktiert, was mir komisch vorkam, da wir doch mit „engem Kontakt“ verbleiben wollten. Ich hatte so ein komisches Gefühl, weil er auch andauernd online war.
Als ich ihn darauf ansprach, stritt er das zunächst ab und gestand dann später in einem Telefonat, dass er mich doch gemieden habe, weil sie ihn an seinem Geburtstag geküsst habe und er nicht wusste, wie er mir das sagen sollte.
Das war schon heftig für mich, weil er drei Tage zuvor noch bei mir gewesen war.
Ich habe ihn dann dazu ausgefragt, weil ich wissen wollte, wie er dazu steht und er meinte, er sei jetzt nicht total verliebt in sie, nur sei es manchmal kribbelig, wenn sie seine Hand nehme.
Da ist mir schon ganz schlecht geworden, weil sich das mal so gar nicht nach einer betrunkenen Knutscherei anhörte. Sie gingen wohl zusammen essen und er sprach von ihr so, als ginge viel von der Inititative von ihr aus, sie tauche oft bei ihm auf etc.
Ich dachte irgendwie, dass sich das von alleine wieder geben würde. Als ich ihm dann ein paar Tage später schrieb, dass es mir sehr schlecht ginge und fragte, ob er sich nochmal Gedanken gemacht habe um uns, meinte er, dass er nur nochmal an alte Zeiten gedacht hatte. Dass die Sache für ihn sehr klar sei und er mir nicht helfen könne. Er hoffe, dass ich ihn verstehen und das akzeptieren könne.
Ich habe dann in einer langen Nachricht nochmal an gemeinsame schöne Erlebnisse erinnert und deutlich gemacht, dass ich es sehr schade finde, dass wir nicht gemeinsam an der Beziehung arbeiten konnten. Ich habe auch geschrieben, dass ich es schön fände, wenn wir uns nach dem Auslandssemester nochmal neu kennenlernen könnten.
Darauf hat er dann gar nicht mehr reagiert.
Das hat mich so verletzt, vor allem, weil es in so krassem Widerspruch zu seinen Worten steht, zu seinem Wunsch, mit mir befreundet zu bleiben. „Du kannst dich immer melden, wenn was ist“ – na klar
Seitdem herrscht KS, zunächst habe ich dann noch ganz knapp etwas Geld zurückgefordert, das er mir geschuldet hat und dann wirklich immer nur mit einem kühlen „Danke“ geantwortet, jetzt herrscht seit Mitte Dezember absolute KS, von ihm kam auch nichts so Weihnachten oder Silvester.
Nachdem er mich so ignoriert hatte, war ich einfach zu verletzt und werde jetzt auch nie wieder die Initiative ergreifen, was ihn angeht.
Es ist aber so, dass ich mir schon noch Hoffnungen gemacht hätte, wenn ich durch Stalkerei nicht aus sicherer Quelle wüsste, dass er mit ihr immer noch zusammen ist. Ich weiß, dass sie sich immer wieder zusammen Zimmer nehmen, mittlerweile auch reisen und er ihr einen Reisegutschein zu Weihnachten geschenkt hat – Das hat er bei mir in 6 Jahren nicht gemacht :/
Auch hat er sein zweites Auslandssemester nicht wahrgenommen und das erste verlängert, hat den schon gebuchten Flug sausen lassen (Verlust von mehr als 500€) und plant wohl, auch gar nicht mehr das Studium an seiner (an unserer) Uni weiterzuführen – vermutlich alles wegen ihr.
Er hat mich einfach komplett ersetzt und im Nachhinein kann ich kaum glauben, dass sie nicht von Anfang an schon der Grund für die Trennung war. Das ist alles so schnell gegangen.
Und ich habe solche Angst und das starke Gefühl, dass er jetzt mir ihr sein Leben plant und direkt die nächste ernsthafte Beziehung angeht. Ich komme mir so unglaublich entsorgt vor. Unattraktiv (ich habe eh Probleme mit meinem Körper und meinem Aussehen, habe oft Selbsthass verspürt und das kommt jetzt immer wieder) und seiner Neuen einfach durchweg unterlegen.
Wenn ich wenigstens einen richtigen Grund hätte, irgendeine Macke, irgendetwas, dass der Grund für das Verschwindenden Gefühle wäre, aber so fühle ich mich einfach im Kern abgelehnt und ersetzt. Ich habe das Gefühl, egal was wäre, sobald sie ihm über den Weg gelaufen wäre, hätte er mich eh fallen lassen, weil ich in diesem Leben eh nie gegen sie ankommen könnte.
Die letzten Monate unserer Beziehung, all das erscheint mir jetzt so unglaublich falsch und ich kann irgendwie gar nicht mehr glauben, dass er nicht mit dem Plan zu mir gekommen ist, um mich abzuservieren.
Rückblickend stößt mir einfach alles so bitter auf und alles wirkt seltsam verzerrt. Da ist dieser Mensch, von dem ich dachte, dass wir einander blind vertrauen und durch und durch kennen. Und jetzt ist er so weit weg und führt ein Leben, in dem er keinen Gedanken mehr an mich verschwendet und alles, was wir hatten und waren über Bord wirft.
Mich macht so fertig, dass ich keine Möglichkeit hatte, irgendwas zu ändern, mit ihm daran zu arbeiten. Er hat erst was gesagt, als für ihn alles beschlossen war.
Denkt ihr, er hat schon alles verarbeitet und er hat komplett mit uns abgeschlossen? So wie ich ihn im November erlebt habe und mit allem was danach kam würde ich ganz klar sagen – Ja. Ich habe da so viel Abgeklärtheit, Entschlossenheit in ihm gesehen. Und er hat auch gesagt, dass er glaubt, dass unsere Beziehung eh ein Ablaufdatum hatte, über das wir vielleicht schon längst hinaus waren. Dass es nicht an dem Auslandssemester und auch nicht an einer anderen Person lag.
Deshalb weiß ich auch nicht, wie ich die neue Beziehung jetzt verwerten kann - wohl eher warmer Wechsel als Rebound, oder? Und wenn er wirklich schon alles verarbeitet hat, weil er sich über lange Zeit klammheimlich und (von ihm selber?) unbemerkt entliebt hat, dann ist das mit einem "Aufwachen" auch nicht mehr zu rechnen, oder?
Ich mache das jetzt alles seit Wochen mit mir selber, wenigen (leider gemeinsamen Freunden) und meiner Familie aus. Ich musste mein Auslandssemester abbrechen, weil ich einfach nicht mehr zurechtgekommen bin und werde jetzt in eine Tagesklinik gehen – auf meiner Überweisung steht „schwere depressive Episode“ – vielleicht auch nur als Rechtfertigung für den Klinikbesuch. Aber vielleicht ein Eindruck davon, wie es mir derzeit so geht.
Ich weiß, ich kann und darf nicht auf ein EB hoffen und doch würde es mir so viel Genugtuung geben, wenn er das ganze irgendwann mal bereuen würde und mich doch vermisst. Und gleichzeitig ist nichts abwegiger als das.
Danke an alle, die diesen Roman hier gelesen haben – es tut immer wieder gut, all das aufzuschreiben. Vielleicht bekomme ich ja ein paar Tipps oder Sichtweisen auf den Fall. Meint ihr, ich werde nochmal was hören von ihm? Ist das jetzt die rosarote Brille bei ihm?
Ich weiß, das romantische Potential ist wohl restlos weg bei ihm nach 6 Jahren – aber ich empfinde immer noch so viel Wärme und Liebe für ihn. Und er nichts mehr für mich.
Liebe Grüße vom immer wieder restlos verzweifelten Klärchen
Meine Geschichte ist schon nicht mehr ganz frisch und ich habe, das weiß ich jetzt, auch ziemlich viel falsch gemacht nach der Trennung. Aber das ist in dieser ersten Phase des „nicht-wahrhaben-Wollens“ wohl nicht ganz ungewöhnlich, vor allem, weil man ja mit der ehemaligen Partner im Grunde noch ein vertrautes Verhältnis hat. Und zumindest ich war es gewohnt, mich ihm gegenüber immer sehr zu öffnen und meine Gedanken und Gefühle mit ihm zu teilen. Aber ich glaube, selbst wenn ich mich „korrekt“ Verhalten und die richtige Strategie verfolgt hätte, wäre passiert, was nun passiert ist
Aber nun erstmal zu der Geschichte an sich:
Mein Ex hat mich Anfang November nach beinahe 6 Jahren Beziehung verlassen, weil er mir gegenüber nur noch Freundschaft empfunden hat. Das zumindest war die Version, die ich damals zu hören bekam.
Im Nachhinein bin ich mir immer sicherer, dass er schon damals seine Neue im Kopf hatte, mit der er jetzt ziemlich sicher fest zusammen ist.
Ich bin 23, er ist 22 Jahre alt und wir haben die letzten 2 Jahre zusammengewohnt, weil wir wegen eines Studiums zusammen aus unserer Heimatregion weggezogen sind. Im Grunde war unsere Beziehung sehr harmonisch und ich habe sie nie ernsthaft in Frage gestellt, wir sind zusammen durch dick & dünn gegangen.
Trotzdem war natürlich viel Trott und Alltag eingekehrt, wir haben es uns beide „gemütlich“ gemacht und kaum etwas unternommen, wir hatten jeweils keinen eigenen Freundeskreis mehr, weil wir eben gemeinsam weit weggezogen sind und dort ja schon alle als Paar kennenlernten.
Jetzt haben wir beide im Herbst ein Auslandsemester angefangen, das wir eigentlich auch zusammen verbringen wollten, was aber von der Uni her leider nicht machbar war. So stand die räumliche Trennung schon fest, aber mit dem Ende unserer Beziehung oder der Vorstellung, er könne sich im Ausland neu verlieben habe ich nicht wirklich gerechnet
Dass er im Grunde keine Gefühle mehr für mich hat, hätte ich mir nie erträumen lassen, aber das geht wohl vielen in einer langjährigen Beziehung so – es hat mir sprichwörtlich den Boden unter den Füßen weggezogen
Zwischen unserem Auszug aus der gemeinsamen Wohnung und der Trennung lagen nur 8 Wochen.
In der Zeit hat er wohl ein Leben gelebt, das in starkem Kontrast zu unserem gemeinsamen Leben in der Unistadt stand. Er hat nach anfänglichen Schwierigkeiten viele neue Leute kennengelernt, viel gefeiert und war ständig unterwegs. Wir hatten zwar immer wieder Kontakt, aber der wurde schon irgendwie spärlicher mit der Zeit und rückblickend muss ich sagen, dass er sich schon stark von mir distanziert hat, die Initiative bei Telefonaten etc. ging immer mehr von mir aus und er erwiderte auch ein „Ich liebe dich“ zum Abschied nicht mehr – dass er das bewusst machte, weil es sich nicht mehr richtig anfühlte, hat er mir erst später sagen können.
Das Land, in das er gegangen ist, ist sein Heimatland, aus dem er als Kleinkind mit der Mutter ausgewandert ist, das er aber nach wie vor sehr liebt. Er hat auch noch Tanten, Onkel und Großeltern dort und hat so vermutlich auch zu seinen Wurzeln gefunden während der Zeit.
Mir ging es in meinem Auslandssemester eher nicht gut. Ich bin generell ein unsicherer Typ und mit mir selber nicht wirklich im Reinen. Ich hatte auch im Vorfeld schon Angst, dass ich mir während der Zeit dort selber im Weg stehen und dort isoliert und einsam sein würde.
Ich mag (wie er übrigens auch) mein Studium überhaupt nicht, weil ich es aus Vernunftgründen begonnen und immer mehr gemerkt habe, dass ich mich einfach gar nicht dafür interessieren kann und lieber was Kreatives gemacht hätte. Ich habe es auch nicht geschafft, mir im Privatleben einen guten Ausgleich zu schaffen.
Er wollte mich dann Anfang November eine Woche besuchen kommen und im Vorfeld hatten wir etwas Streit, weil er mich öfter mal versetzt hat, wenn wir telefonieren wollten und ich mich unverstanden gefühlt habe. Er hat da eines Abends beim Chatten gesagt, dass er mich für egoistisch hält, weil ich ihn zwänge, mich mit mir und meinen Problemen zu beschäftigen und dass es so nicht weitergeht, er gerne weiter für mich da sein will, aber dass ich eigenständig werden muss. Auf meine Befürchtung hin, ihn verloren zu haben meinte er, dem sei nicht so.
Als er dann zu mir kam, war das zwar schön, aber ich war die ganze Zeit angespannt und hatte das Gefühl, ihm beweisen zu müssen, dass ich auch ein „vorzeigbares“ Erasmusleben habe, so wie er. Zwischendurch war einfach eine Stille zwischen uns, die irgendwie nicht mehr so „angenehm unkompliziert“ war wie früher.
Am zweiten Morgen konnte ich dann irgendwie nicht mehr und habe einen kleinen Zusammenbruch gehabt, weil es sich einfach so krampfig und komisch anfühlte und ich die ganze Zeit angespannt war. Er hat da zugestimmt, plötzlich angefangen zu weinen und meinte dann, dass er einfach nichts mehr für mich empfindet, was über Freundschaft und Vertrautheit hinausgeht. Er meinte er habe in den letzten Wochen eine merkwürdige Leere verspürt und mich überhaupt nicht vermisst und er habe sich darüber viele Gedanken gemacht. Das habe ich aber erst erfahren, als er dann bei mir war.
Ich war so geschockt, dass ich die Trennung vorgeschlagen habe und irgendwie recht gefasst war. Er war dann regelrecht befreit und meinte, er fühle sich erleichtert. Die restliche Woche blieb er dann noch bei mir und stand mir oft Rede und Antwort, wenn ich das Unbegreifliche irgendwie verstehen wollte. Ich habe so sehr gehofft, dass sich eventuell doch noch etwas ändert an seinen Gefühlen. Wir schliefen noch in einem Bett, hatten viele gute Gespräche und waren beide echt glücklich – ich noch in meiner Schockstarre, er wohl, weil er glaubte, er könne unkompliziert mit mir befreundet bleiben. Das war sein Wunsch hatte er gesagt und auch angetrunken vor meiner Mitbewohnerin erzählt, wie toll ich doch sei und so. Sie meinte, sie habe den Eindruck gewonnen, er wünsche sich wirklich ehrlich eine Freundschaft.
Es ist auch so, dass ich mir meiner Gefühle eben auch nicht so klar war. Ich habe in mich reingefühlt, aber ich konnte nicht sagen, ob ich da tiefe Freundschaft fühle oder ob das noch ganz klar Liebe ist. Dass sich sowas über die Jahre stark vermischt ist doch ganz normal, oder?
Dass er das so klar für sich einordnen konnte, hat mich so geschockt, dass er einfach sagen konnte, dass ich wie eine Schwester sei und uns vor allem unsere Vergangenheit und Vertrautheit verbindet.
In der Zeit, in der er da war, hatte ich immer wieder Zusammenbrüche, habe die Nächte wachgelegen, geweint, er hat mich getröstet, wir hatten auch noch Sex und uns im Rahmen dessen immer mal wieder geküsst. Aber abseits davon nicht, er war da einfach so felsenfest und abgeklärt, schien sich seiner Gefühle so sicher.
Zum Abschied hat er mich dann nur noch umarmt und mir noch aus dem Zug eine Nachricht geschrieben, dass er die Zeit trotz der unerwarteten Wendung genossen hat, er mich lieb habe und ich mich immer bei ihm melden könne.
Danach ging dann alles sehr schnell. Eine Freundin (mittlerweile seine neue Freundin) holte ihn bereits vom Flughafen ab, sie ist eine „Einheimische“ aus dem Freundeskreis dort und hatte scheinbar mal Interesse an ihm deutlich gemacht, als er noch mit mir zusammen war. Das hat er aber von sich aus erwähnt und eher gemeint, er finde sie zwar hübsch, aber sie wäre ziemlich „irre“. Ich hatte da nicht den Eindruck, er sei in sie verliebt oder so.
Er hatte kurz danach dann Geburtstag und hat mich die Tage darauf kaum kontaktiert, was mir komisch vorkam, da wir doch mit „engem Kontakt“ verbleiben wollten. Ich hatte so ein komisches Gefühl, weil er auch andauernd online war.
Als ich ihn darauf ansprach, stritt er das zunächst ab und gestand dann später in einem Telefonat, dass er mich doch gemieden habe, weil sie ihn an seinem Geburtstag geküsst habe und er nicht wusste, wie er mir das sagen sollte.
Das war schon heftig für mich, weil er drei Tage zuvor noch bei mir gewesen war.
Ich habe ihn dann dazu ausgefragt, weil ich wissen wollte, wie er dazu steht und er meinte, er sei jetzt nicht total verliebt in sie, nur sei es manchmal kribbelig, wenn sie seine Hand nehme.
Da ist mir schon ganz schlecht geworden, weil sich das mal so gar nicht nach einer betrunkenen Knutscherei anhörte. Sie gingen wohl zusammen essen und er sprach von ihr so, als ginge viel von der Inititative von ihr aus, sie tauche oft bei ihm auf etc.
Ich dachte irgendwie, dass sich das von alleine wieder geben würde. Als ich ihm dann ein paar Tage später schrieb, dass es mir sehr schlecht ginge und fragte, ob er sich nochmal Gedanken gemacht habe um uns, meinte er, dass er nur nochmal an alte Zeiten gedacht hatte. Dass die Sache für ihn sehr klar sei und er mir nicht helfen könne. Er hoffe, dass ich ihn verstehen und das akzeptieren könne.
Ich habe dann in einer langen Nachricht nochmal an gemeinsame schöne Erlebnisse erinnert und deutlich gemacht, dass ich es sehr schade finde, dass wir nicht gemeinsam an der Beziehung arbeiten konnten. Ich habe auch geschrieben, dass ich es schön fände, wenn wir uns nach dem Auslandssemester nochmal neu kennenlernen könnten.
Darauf hat er dann gar nicht mehr reagiert.
Das hat mich so verletzt, vor allem, weil es in so krassem Widerspruch zu seinen Worten steht, zu seinem Wunsch, mit mir befreundet zu bleiben. „Du kannst dich immer melden, wenn was ist“ – na klar
Seitdem herrscht KS, zunächst habe ich dann noch ganz knapp etwas Geld zurückgefordert, das er mir geschuldet hat und dann wirklich immer nur mit einem kühlen „Danke“ geantwortet, jetzt herrscht seit Mitte Dezember absolute KS, von ihm kam auch nichts so Weihnachten oder Silvester.
Nachdem er mich so ignoriert hatte, war ich einfach zu verletzt und werde jetzt auch nie wieder die Initiative ergreifen, was ihn angeht.
Es ist aber so, dass ich mir schon noch Hoffnungen gemacht hätte, wenn ich durch Stalkerei nicht aus sicherer Quelle wüsste, dass er mit ihr immer noch zusammen ist. Ich weiß, dass sie sich immer wieder zusammen Zimmer nehmen, mittlerweile auch reisen und er ihr einen Reisegutschein zu Weihnachten geschenkt hat – Das hat er bei mir in 6 Jahren nicht gemacht :/
Auch hat er sein zweites Auslandssemester nicht wahrgenommen und das erste verlängert, hat den schon gebuchten Flug sausen lassen (Verlust von mehr als 500€) und plant wohl, auch gar nicht mehr das Studium an seiner (an unserer) Uni weiterzuführen – vermutlich alles wegen ihr.
Er hat mich einfach komplett ersetzt und im Nachhinein kann ich kaum glauben, dass sie nicht von Anfang an schon der Grund für die Trennung war. Das ist alles so schnell gegangen.
Und ich habe solche Angst und das starke Gefühl, dass er jetzt mir ihr sein Leben plant und direkt die nächste ernsthafte Beziehung angeht. Ich komme mir so unglaublich entsorgt vor. Unattraktiv (ich habe eh Probleme mit meinem Körper und meinem Aussehen, habe oft Selbsthass verspürt und das kommt jetzt immer wieder) und seiner Neuen einfach durchweg unterlegen.
Wenn ich wenigstens einen richtigen Grund hätte, irgendeine Macke, irgendetwas, dass der Grund für das Verschwindenden Gefühle wäre, aber so fühle ich mich einfach im Kern abgelehnt und ersetzt. Ich habe das Gefühl, egal was wäre, sobald sie ihm über den Weg gelaufen wäre, hätte er mich eh fallen lassen, weil ich in diesem Leben eh nie gegen sie ankommen könnte.
Die letzten Monate unserer Beziehung, all das erscheint mir jetzt so unglaublich falsch und ich kann irgendwie gar nicht mehr glauben, dass er nicht mit dem Plan zu mir gekommen ist, um mich abzuservieren.
Rückblickend stößt mir einfach alles so bitter auf und alles wirkt seltsam verzerrt. Da ist dieser Mensch, von dem ich dachte, dass wir einander blind vertrauen und durch und durch kennen. Und jetzt ist er so weit weg und führt ein Leben, in dem er keinen Gedanken mehr an mich verschwendet und alles, was wir hatten und waren über Bord wirft.
Mich macht so fertig, dass ich keine Möglichkeit hatte, irgendwas zu ändern, mit ihm daran zu arbeiten. Er hat erst was gesagt, als für ihn alles beschlossen war.
Denkt ihr, er hat schon alles verarbeitet und er hat komplett mit uns abgeschlossen? So wie ich ihn im November erlebt habe und mit allem was danach kam würde ich ganz klar sagen – Ja. Ich habe da so viel Abgeklärtheit, Entschlossenheit in ihm gesehen. Und er hat auch gesagt, dass er glaubt, dass unsere Beziehung eh ein Ablaufdatum hatte, über das wir vielleicht schon längst hinaus waren. Dass es nicht an dem Auslandssemester und auch nicht an einer anderen Person lag.
Deshalb weiß ich auch nicht, wie ich die neue Beziehung jetzt verwerten kann - wohl eher warmer Wechsel als Rebound, oder? Und wenn er wirklich schon alles verarbeitet hat, weil er sich über lange Zeit klammheimlich und (von ihm selber?) unbemerkt entliebt hat, dann ist das mit einem "Aufwachen" auch nicht mehr zu rechnen, oder?
Ich mache das jetzt alles seit Wochen mit mir selber, wenigen (leider gemeinsamen Freunden) und meiner Familie aus. Ich musste mein Auslandssemester abbrechen, weil ich einfach nicht mehr zurechtgekommen bin und werde jetzt in eine Tagesklinik gehen – auf meiner Überweisung steht „schwere depressive Episode“ – vielleicht auch nur als Rechtfertigung für den Klinikbesuch. Aber vielleicht ein Eindruck davon, wie es mir derzeit so geht.
Ich weiß, ich kann und darf nicht auf ein EB hoffen und doch würde es mir so viel Genugtuung geben, wenn er das ganze irgendwann mal bereuen würde und mich doch vermisst. Und gleichzeitig ist nichts abwegiger als das.
Danke an alle, die diesen Roman hier gelesen haben – es tut immer wieder gut, all das aufzuschreiben. Vielleicht bekomme ich ja ein paar Tipps oder Sichtweisen auf den Fall. Meint ihr, ich werde nochmal was hören von ihm? Ist das jetzt die rosarote Brille bei ihm?
Ich weiß, das romantische Potential ist wohl restlos weg bei ihm nach 6 Jahren – aber ich empfinde immer noch so viel Wärme und Liebe für ihn. Und er nichts mehr für mich.
Liebe Grüße vom immer wieder restlos verzweifelten Klärchen