WeAreStardust
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- 16 Mai 2018
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Hallo ihr Lieben.
Seit langer Zeit bin ich eine stille Mitleserin und immer wieder stelle ich fest, welch tolle Community Ihr seid und wie gut ihr einander helft. Nun möchte ich es auch wagen und euch um euren Rat bitten. Ich weiß nicht mehr, was richtig und was falsch ist und würde sehr gerne objektive Einschätzungen zu dem ganzen Dilemma lesen.
Vor etwa fünf Monaten habe ich (35) online einen Mann (38) kennengelernt. Da er sehr wenig Zeit in seinem Leben hat und mit einigen Unsicherheiten kämpft, hat es 5 Wochen gedauert, bis wir uns das erste Mal getroffen hatten. All die Zeit zuvor haben wir in jeder freien Minute über WhatsApp kommuniziert und uns auf diese Weise kennengelernt. Ja, ich weiß, WhatsApp ist keine gute Basis fürs Kennenlernen, aber es war besser als nichts. Wir haben uns großartig verstanden und so viele Gemeinsamkeiten gefunden und noch bevor ich ihn das erste Mal getroffen habe, war ich verknallt.
Das erste Date war ein Traum. Es war, als ob wir uns schon immer kannten und es war alles einfach perfekt. Ich schwebte spätestens nach dem ersten Treffen sonstwo und ihm schien es nicht anders zu gehen. Es war wie ein wahrgewordener kitschiger, schnulziger Schmachtfilm. Wir hatten tatsächlich schon Zukunftspläne gemacht (in 90 Prozent der Fälle gingen die Pläne von ihm aus) und jedes Treffen war intensiver und wunderschöner als das vorherige.
Tja, irgendwann holte mich bzw. uns die Realität ein. Seine Arbeit wuchs ihm über den Kopf und da er auch noch fast alleinerziehend ist, sich um seine Mutter und seinen kranken Hund kümmert, hatte er wohl einfach irgendwann keine Kraft mehr. Er meldete sich nach einigen Wochen immer weniger und seine Nachrichten und Anrufe waren nicht mehr so begeistert und schwärmerisch wie am Anfang.
Zuerst hat mein Kopf ja auch noch richtig funktioniert und ich sagte mir, dass ich die Füße stillhalten soll und ihn unterstützen und Verständnis zeigen. Irgendwann haben aber die irrationalen Verlustängste überhandgenommen und ich habe ihm eine weniger schöne Seite an mir gezeigt.
Er hatte sich wieder den ganzen Tag nicht gemeldet, war aber immer wieder online. Ich starrte stundenlang das Telefon an und habe ihm dann eine zickige Nachricht geschrieben.
Er antwortete darauf, dass er die Reaktion total krass findet und verstummte dann. Ich schickte ihm Sprachnachrichten und er hörte sie sich an und reagierte nicht darauf. Ich steigerte mich immer mehr rein, weil einfach keine Reaktion kam. Irgendwann habe ich ihn dann als Lügner bezeichnet und ihm vorgeworfen, er würde mich nur benutzen. Ich habe geheult und echt die Fassung verloren.
Spätabends schickte er mir eine Sprachnachricht und sagte mit ganz ruhiger Stimme, dass er nachdenken muss, ob er eine Zukunft mit mir sieht. Er wollte so etwas nicht in seinem Leben. Er will eine Partnerin, bei der alles selbstverständlich ist, bei der sein Verhalten nichts triggert und vor der er sich nie rechtfertigen muss.
Und das wars dann. Ich habe noch versucht, ihm zu erklären, warum ich mich so verhalten habe. Dass ich Angst habe, dass er es sich anders überlegt haben könnte, dass ich so viele Verluste im Leben hatte, dass ich einfach panische Angst vor weiteren Verlusten habe. Dass mir klar ist, dass das total irrational und übertrieben ist… Auch diese Nachrichten hörte er sich sofort an – und schwieg. Am nächsten Tag schickte ich noch zwei Nachrichten und sagte darin, dass ich es nicht ertragen werde, darauf zu warten, wie er sich entscheidet. Und dass ich ihm die Entscheidung abnehme. Und dass ich ihm und seiner Kleinen ein schönes Leben wünsche. Von ihm kam nur noch „Ja, ich habe mir das alles auch anders vorgestellt“.
Eine Woche habe ich es ausgehalten. Ich habe kaum gegessen und kaum geschlafen, ich habe mich wie unter Wasser gefühlt. Es kam kaum etwas zu mir durch und ich konnte nicht klar denken.
Ich schrieb ihm, dass ich mir von ihm zumindest ein wenig Respekt und Menschlichkeit gewünscht hätte, indem er sich zumindest von mir verabschiedet. Die Antwort kam sofort. Er schrieb, dass das jetzt weitere Vorwürfe sind, die ich in die lange Reihe einreihen kann. Und dass er sich immer und immer wieder die letzten Nachrichten von mir anhört und dass ich ihn da so oft einen Lügner nenne…
Und da bin ich sauer geworden. Ich habe so viel Geduld von Anfang an gezeigt, habe ihm so viel von mir preisgegeben, mich total verletzlich gemacht. Ich wollte damit leben, dass er kaum Zeit für mich haben wird und dass ich hinter seiner Tochter und Arbeit immer die Nummer Drei sein werde… Er war es mir wert… Und andersherum? Er sitzt da und hört sich immer wieder die miesen Nachrichten an und redet sich ein, dass alles kacke ist.
Diese Gedanken schrieb ich ihm und er ging überhaupt nicht darauf ein. Null. Er verstummte wieder. Ich habe es noch eine Woche lang ausgehalten. Am Abend vor einem Konzert, zu dem wir gemeinsam gehen wollten, schrieb ich ihn an. Unter einem sehr fadenscheinigen Vorwand. Er antwortete wieder sofort und fragte, wie es mir geht. Ich ging nicht darauf ein und er schrieb dann, ob ich denn glauben würde, bei ihm läuft alles wieder ganz normal weiter.
Dann konnte ich mich wieder nicht zusammenreißen und habe mit dem Konzert angefangen und dass ich bis zuletzt gehofft hatte, dass noch was von ihm kommt und dass ich da jetzt alleine hin muss. Er schrieb dann „Ja, ich habe mich auch auf so vieles mit dir gefreut“… Diesmal habe ich nichts mehr geantwortet.
Am Morgen nach dem Konzert schrieb er mir das erste Mal von allein. In der Nachricht standen Dinge wie „Du bist eine einzigartige Frau und ich habe noch nie jemanden wie dich kennengelernt. Aber wenn du dir unsere Nachrichten noch einmal durchliest, wirst du verstehen, was mich abgeschreckt hat… Ich mag dich und zwischenzeitlich war da viel mehr… Wie gern würde ich mich weiter mit dir treffen, aber das ist zu viel verlangt…“
Ich hatte mich am Abend zuvor mal wieder in den Schlaf geweint und konnte auch das Konzert, auf das ich mich so lange gefreut hatte, nicht genießen. So war ich auf diese lauwarme Nachricht nicht so gut zu sprechen. Ich schrieb, dass mir ganz genau klar ist, was ihn abgeschreckt hatte und dass ich alles tun würde, um an mir zu arbeiten. Aber dass ich das nur mit einem Mann tun kann, der mich nicht sofort abschießt und der an eine Zukunft glaubt, auch wenn nicht alles gut läuft. Und dass ich nicht damit leben kann, immer wieder damit rechnen zu müssen, dass er jederzeit wieder für Wochen untertauchen könnte. Und dass er es irgendwann verstehen wird. Und was kam von ihm? Nichts.
Eine Woche später kam dann eine Nachricht: „Ich bin ein Vollidiot. Du hattest Recht und jetzt habe ich es auch erkannt“. Ich schrieb zurück: „Was hast du erkannt?“. Von ihm kam: „Dass ich ein Vollidiot bin“.
Ich habe ein paar Stunden abgewartet und schrieb dann, dass ich mit dieser Aussage nicht so richtig etwas anfangen kann. Von ihm kam wieder nichts. Am Tag darauf schrieb ich ihm, dass mich dieses Schweigen kaputt macht und dieses Untertauchen und dass es grausam ist, nicht zu wissen, woran man ist. Und es ist mies, dass er sich von allein meldet und dann wieder schweigt. Und dass ich ihn bitte, mir einfach zu erzählen, was ihn seinem Kopf vorgeht. Die letzten Nachrichten hatte er dann noch nicht einmal gelesen und ist mal wieder mitten im Gespräch untergetaucht.
Ja und am nächsten Tag hat es mir gereicht. Er war seit frühmorgens war ständig online las meine Nachrichten nicht und ich hatte wieder die ganze Nacht wachgelegen. Ich schrieb ihm, dass es mir reicht und dass er aus meinem Leben verschwinden soll.
Plötzlich konnte er doch antworten und schrieb mir, dass er krank ist und deshalb nicht antwortet und dass es wieder so ist wie vor einigen Wochen, dass ich ihm etwas unterstelle, was nicht stimmt. Und dann hat er mir alles Gute gewünscht.
Das war vor drei Wochen. Ich habe mich inzwischen mit der Situation arrangiert. Ich weine mich nur noch jede dritte Nacht in den Schlaf und es gab sogar Momente, an denen ich lachen und glücklich sein konnte.
Seit einigen Tagen hat meine Freundin die Status-Funktion auf WhatsApp entdeckt und meine Mädels-WhatsApp-Gruppe hat da ein kleines Spielchen draus gemacht. Wir posten also regelmäßig ein neues Statusbild. Und man kann sehen, wer sich die Bilder angeschaut hat. Und wer schaut sich jedes einzelne Bild innerhalb kurzer Zeit an? Ja, er. Und wer hat gestern plötzlich selbst Statusbilder von seinem Urlaub hochgeladen? Er.
Und es ist alles wieder aufgerissen. Ich habe vor Schreck auf seine Bilder geklickt und das heißt, dass er gestern auch gesehen hat, dass ich sie mir ansehe. Und natürlich hat er nicht reagiert. Ich habe aber wieder nicht richtig geschlafen seit Tagen und kann kaum an etwas anderes denken.
Ich möchte so sehr, dass es wieder so wird wie am Anfang. Aber ist es falsch zu erwarten, so akzeptiert zu werden wie man ist? Oder zumindest einen Willen zu spüren, dass man da zusammen dran arbeiten könnte, wenn etwas nicht passt? Bin ich eine Prinzessin, die sich in ihrem Stolz verrennt? Ist es falsch von mir, es ihm übel zu nehmen, dass er sofort alles hingeschmissen hat, wochenlang geschmollt hatte und seitdem nicht mehr als ein paar halbherzige Nachrichten zustande bringt? Er hat davon gesprochen, dass wir etwas Großes gefunden haben, dass ich ihn nie, nie wieder loswerde, dass ich alles habe, was er sich an einer Frau gewünscht hat…
Wie kann man mit einem Menschen zusammenleben, wenn dieser einen bei Problemen ausschließt und einem keine Chance lässt, die Dinge wieder gerade zu rücken? Und so lange emotional weg ist, wie ER es für richtig hält, egal wie es seiner Freundin geht. Ja, ich habe zuerst Mist gebaut, aber hätten wir nicht darüber reden können? Hätten wir nicht zusammen eine Lösung suchen können? Ich hätte alles dafür getan, um es wieder gut zu machen und es nie wieder passieren zu lassen. Aber wie kann ich das tun, wenn mein Gegenüber zugemacht hat und eiskalt ist?
Er fehlt mir so. Unter all diesem Beleidigtsein und dem verletzten Ego und trotz all der schlimmen Zeit, die ich hinter mir habe, fehlt er mir so unglaublich. Ich bin jetzt länger von ihm getrennt als ich mit ihm zusammen war und es gibt immer noch oft Momente, an denen ich das Gefühl habe, ich bekomme keine Luft, wenn ich daran denke, dass er für immer weg ist.
Aber wenn ich mich jetzt wieder bei ihm melde, wird er mich nie wieder ernst nehmen und wieder abtauchen, wenn ihm was nicht passt. Er wird sich dann denken, dass er nur lange genug warten muss, bis ich wieder ankomme. Und ich werde es ihm unterbewusst immer übelnehmen, dass ich es war, die angekommen ist. Dass er nicht gekämpft hat. Ach, das ist so schwer alles.
Was sagt ihr dazu? Es tut mir leid, dass das alles so lang geworden ist und ich hoffe, dass niemand beim Lesen eingeschlafen ist, aber es ist so verworren, dass ich das nicht kürzer fassen kann. Bzw. ist das hier schon die verkürzte Fassung. Danke für eure Zeit und Geduld beim Lesen.
Seit langer Zeit bin ich eine stille Mitleserin und immer wieder stelle ich fest, welch tolle Community Ihr seid und wie gut ihr einander helft. Nun möchte ich es auch wagen und euch um euren Rat bitten. Ich weiß nicht mehr, was richtig und was falsch ist und würde sehr gerne objektive Einschätzungen zu dem ganzen Dilemma lesen.
Vor etwa fünf Monaten habe ich (35) online einen Mann (38) kennengelernt. Da er sehr wenig Zeit in seinem Leben hat und mit einigen Unsicherheiten kämpft, hat es 5 Wochen gedauert, bis wir uns das erste Mal getroffen hatten. All die Zeit zuvor haben wir in jeder freien Minute über WhatsApp kommuniziert und uns auf diese Weise kennengelernt. Ja, ich weiß, WhatsApp ist keine gute Basis fürs Kennenlernen, aber es war besser als nichts. Wir haben uns großartig verstanden und so viele Gemeinsamkeiten gefunden und noch bevor ich ihn das erste Mal getroffen habe, war ich verknallt.
Das erste Date war ein Traum. Es war, als ob wir uns schon immer kannten und es war alles einfach perfekt. Ich schwebte spätestens nach dem ersten Treffen sonstwo und ihm schien es nicht anders zu gehen. Es war wie ein wahrgewordener kitschiger, schnulziger Schmachtfilm. Wir hatten tatsächlich schon Zukunftspläne gemacht (in 90 Prozent der Fälle gingen die Pläne von ihm aus) und jedes Treffen war intensiver und wunderschöner als das vorherige.
Tja, irgendwann holte mich bzw. uns die Realität ein. Seine Arbeit wuchs ihm über den Kopf und da er auch noch fast alleinerziehend ist, sich um seine Mutter und seinen kranken Hund kümmert, hatte er wohl einfach irgendwann keine Kraft mehr. Er meldete sich nach einigen Wochen immer weniger und seine Nachrichten und Anrufe waren nicht mehr so begeistert und schwärmerisch wie am Anfang.
Zuerst hat mein Kopf ja auch noch richtig funktioniert und ich sagte mir, dass ich die Füße stillhalten soll und ihn unterstützen und Verständnis zeigen. Irgendwann haben aber die irrationalen Verlustängste überhandgenommen und ich habe ihm eine weniger schöne Seite an mir gezeigt.
Er hatte sich wieder den ganzen Tag nicht gemeldet, war aber immer wieder online. Ich starrte stundenlang das Telefon an und habe ihm dann eine zickige Nachricht geschrieben.
Er antwortete darauf, dass er die Reaktion total krass findet und verstummte dann. Ich schickte ihm Sprachnachrichten und er hörte sie sich an und reagierte nicht darauf. Ich steigerte mich immer mehr rein, weil einfach keine Reaktion kam. Irgendwann habe ich ihn dann als Lügner bezeichnet und ihm vorgeworfen, er würde mich nur benutzen. Ich habe geheult und echt die Fassung verloren.
Spätabends schickte er mir eine Sprachnachricht und sagte mit ganz ruhiger Stimme, dass er nachdenken muss, ob er eine Zukunft mit mir sieht. Er wollte so etwas nicht in seinem Leben. Er will eine Partnerin, bei der alles selbstverständlich ist, bei der sein Verhalten nichts triggert und vor der er sich nie rechtfertigen muss.
Und das wars dann. Ich habe noch versucht, ihm zu erklären, warum ich mich so verhalten habe. Dass ich Angst habe, dass er es sich anders überlegt haben könnte, dass ich so viele Verluste im Leben hatte, dass ich einfach panische Angst vor weiteren Verlusten habe. Dass mir klar ist, dass das total irrational und übertrieben ist… Auch diese Nachrichten hörte er sich sofort an – und schwieg. Am nächsten Tag schickte ich noch zwei Nachrichten und sagte darin, dass ich es nicht ertragen werde, darauf zu warten, wie er sich entscheidet. Und dass ich ihm die Entscheidung abnehme. Und dass ich ihm und seiner Kleinen ein schönes Leben wünsche. Von ihm kam nur noch „Ja, ich habe mir das alles auch anders vorgestellt“.
Eine Woche habe ich es ausgehalten. Ich habe kaum gegessen und kaum geschlafen, ich habe mich wie unter Wasser gefühlt. Es kam kaum etwas zu mir durch und ich konnte nicht klar denken.
Ich schrieb ihm, dass ich mir von ihm zumindest ein wenig Respekt und Menschlichkeit gewünscht hätte, indem er sich zumindest von mir verabschiedet. Die Antwort kam sofort. Er schrieb, dass das jetzt weitere Vorwürfe sind, die ich in die lange Reihe einreihen kann. Und dass er sich immer und immer wieder die letzten Nachrichten von mir anhört und dass ich ihn da so oft einen Lügner nenne…
Und da bin ich sauer geworden. Ich habe so viel Geduld von Anfang an gezeigt, habe ihm so viel von mir preisgegeben, mich total verletzlich gemacht. Ich wollte damit leben, dass er kaum Zeit für mich haben wird und dass ich hinter seiner Tochter und Arbeit immer die Nummer Drei sein werde… Er war es mir wert… Und andersherum? Er sitzt da und hört sich immer wieder die miesen Nachrichten an und redet sich ein, dass alles kacke ist.
Diese Gedanken schrieb ich ihm und er ging überhaupt nicht darauf ein. Null. Er verstummte wieder. Ich habe es noch eine Woche lang ausgehalten. Am Abend vor einem Konzert, zu dem wir gemeinsam gehen wollten, schrieb ich ihn an. Unter einem sehr fadenscheinigen Vorwand. Er antwortete wieder sofort und fragte, wie es mir geht. Ich ging nicht darauf ein und er schrieb dann, ob ich denn glauben würde, bei ihm läuft alles wieder ganz normal weiter.
Dann konnte ich mich wieder nicht zusammenreißen und habe mit dem Konzert angefangen und dass ich bis zuletzt gehofft hatte, dass noch was von ihm kommt und dass ich da jetzt alleine hin muss. Er schrieb dann „Ja, ich habe mich auch auf so vieles mit dir gefreut“… Diesmal habe ich nichts mehr geantwortet.
Am Morgen nach dem Konzert schrieb er mir das erste Mal von allein. In der Nachricht standen Dinge wie „Du bist eine einzigartige Frau und ich habe noch nie jemanden wie dich kennengelernt. Aber wenn du dir unsere Nachrichten noch einmal durchliest, wirst du verstehen, was mich abgeschreckt hat… Ich mag dich und zwischenzeitlich war da viel mehr… Wie gern würde ich mich weiter mit dir treffen, aber das ist zu viel verlangt…“
Ich hatte mich am Abend zuvor mal wieder in den Schlaf geweint und konnte auch das Konzert, auf das ich mich so lange gefreut hatte, nicht genießen. So war ich auf diese lauwarme Nachricht nicht so gut zu sprechen. Ich schrieb, dass mir ganz genau klar ist, was ihn abgeschreckt hatte und dass ich alles tun würde, um an mir zu arbeiten. Aber dass ich das nur mit einem Mann tun kann, der mich nicht sofort abschießt und der an eine Zukunft glaubt, auch wenn nicht alles gut läuft. Und dass ich nicht damit leben kann, immer wieder damit rechnen zu müssen, dass er jederzeit wieder für Wochen untertauchen könnte. Und dass er es irgendwann verstehen wird. Und was kam von ihm? Nichts.
Eine Woche später kam dann eine Nachricht: „Ich bin ein Vollidiot. Du hattest Recht und jetzt habe ich es auch erkannt“. Ich schrieb zurück: „Was hast du erkannt?“. Von ihm kam: „Dass ich ein Vollidiot bin“.
Ich habe ein paar Stunden abgewartet und schrieb dann, dass ich mit dieser Aussage nicht so richtig etwas anfangen kann. Von ihm kam wieder nichts. Am Tag darauf schrieb ich ihm, dass mich dieses Schweigen kaputt macht und dieses Untertauchen und dass es grausam ist, nicht zu wissen, woran man ist. Und es ist mies, dass er sich von allein meldet und dann wieder schweigt. Und dass ich ihn bitte, mir einfach zu erzählen, was ihn seinem Kopf vorgeht. Die letzten Nachrichten hatte er dann noch nicht einmal gelesen und ist mal wieder mitten im Gespräch untergetaucht.
Ja und am nächsten Tag hat es mir gereicht. Er war seit frühmorgens war ständig online las meine Nachrichten nicht und ich hatte wieder die ganze Nacht wachgelegen. Ich schrieb ihm, dass es mir reicht und dass er aus meinem Leben verschwinden soll.
Plötzlich konnte er doch antworten und schrieb mir, dass er krank ist und deshalb nicht antwortet und dass es wieder so ist wie vor einigen Wochen, dass ich ihm etwas unterstelle, was nicht stimmt. Und dann hat er mir alles Gute gewünscht.
Das war vor drei Wochen. Ich habe mich inzwischen mit der Situation arrangiert. Ich weine mich nur noch jede dritte Nacht in den Schlaf und es gab sogar Momente, an denen ich lachen und glücklich sein konnte.
Seit einigen Tagen hat meine Freundin die Status-Funktion auf WhatsApp entdeckt und meine Mädels-WhatsApp-Gruppe hat da ein kleines Spielchen draus gemacht. Wir posten also regelmäßig ein neues Statusbild. Und man kann sehen, wer sich die Bilder angeschaut hat. Und wer schaut sich jedes einzelne Bild innerhalb kurzer Zeit an? Ja, er. Und wer hat gestern plötzlich selbst Statusbilder von seinem Urlaub hochgeladen? Er.
Und es ist alles wieder aufgerissen. Ich habe vor Schreck auf seine Bilder geklickt und das heißt, dass er gestern auch gesehen hat, dass ich sie mir ansehe. Und natürlich hat er nicht reagiert. Ich habe aber wieder nicht richtig geschlafen seit Tagen und kann kaum an etwas anderes denken.
Ich möchte so sehr, dass es wieder so wird wie am Anfang. Aber ist es falsch zu erwarten, so akzeptiert zu werden wie man ist? Oder zumindest einen Willen zu spüren, dass man da zusammen dran arbeiten könnte, wenn etwas nicht passt? Bin ich eine Prinzessin, die sich in ihrem Stolz verrennt? Ist es falsch von mir, es ihm übel zu nehmen, dass er sofort alles hingeschmissen hat, wochenlang geschmollt hatte und seitdem nicht mehr als ein paar halbherzige Nachrichten zustande bringt? Er hat davon gesprochen, dass wir etwas Großes gefunden haben, dass ich ihn nie, nie wieder loswerde, dass ich alles habe, was er sich an einer Frau gewünscht hat…
Wie kann man mit einem Menschen zusammenleben, wenn dieser einen bei Problemen ausschließt und einem keine Chance lässt, die Dinge wieder gerade zu rücken? Und so lange emotional weg ist, wie ER es für richtig hält, egal wie es seiner Freundin geht. Ja, ich habe zuerst Mist gebaut, aber hätten wir nicht darüber reden können? Hätten wir nicht zusammen eine Lösung suchen können? Ich hätte alles dafür getan, um es wieder gut zu machen und es nie wieder passieren zu lassen. Aber wie kann ich das tun, wenn mein Gegenüber zugemacht hat und eiskalt ist?
Er fehlt mir so. Unter all diesem Beleidigtsein und dem verletzten Ego und trotz all der schlimmen Zeit, die ich hinter mir habe, fehlt er mir so unglaublich. Ich bin jetzt länger von ihm getrennt als ich mit ihm zusammen war und es gibt immer noch oft Momente, an denen ich das Gefühl habe, ich bekomme keine Luft, wenn ich daran denke, dass er für immer weg ist.
Aber wenn ich mich jetzt wieder bei ihm melde, wird er mich nie wieder ernst nehmen und wieder abtauchen, wenn ihm was nicht passt. Er wird sich dann denken, dass er nur lange genug warten muss, bis ich wieder ankomme. Und ich werde es ihm unterbewusst immer übelnehmen, dass ich es war, die angekommen ist. Dass er nicht gekämpft hat. Ach, das ist so schwer alles.
Was sagt ihr dazu? Es tut mir leid, dass das alles so lang geworden ist und ich hoffe, dass niemand beim Lesen eingeschlafen ist, aber es ist so verworren, dass ich das nicht kürzer fassen kann. Bzw. ist das hier schon die verkürzte Fassung. Danke für eure Zeit und Geduld beim Lesen.