Hallo Felis,
danke für deine Zeit und die vielen Fragen. Die helfen mir sehr beim abklappern meiner vielen Gedankenstränge die so durch meinen Kopf wandern.
du hast dich beruflich entwickelt, deinem Leben eine Richtung gegeben, bist erwachsen geworden - und hast sie komplett mitgetragen ?
sie war ein ' Opfer der Umstände', hat offenbar keinen Beruf erlernt (stimmt das so ?) , hat ihrem Leben keine eigene Richtung gegeben, lebt in einem Leben mit Ehe, Haus usw., das du finanziert hast, macht eigentlich nichts, ist aber nicht erfüllt (kein Wunder) - und hat sich anderweitig verliebt. Sie war mehrmals krank und auch mit schwierigen Umständen ihrer Herkunftsfamilie beschäftigt.
stimmt das so im Überblick ?
Ja, ihr Studium ist gescheitert an den familiären Umständen. Sie hat danach 3 Jahre gearbeitet (Einzelhandel) aber keinen höheren Abschluss machen können. Danach habe ich sie jetzt komplett getragen. Sie hat einiges bei Renovierung des Hauses geholfen, praktisch 24/7 durchgearbeitet - wir waren etwas unter Zeitdruck.
Das scheint sie aber nicht zu stören, da sie ja nichts in Richtung Eigenständigkeit unternimmt ?
Laut ihrer Aussage stört sie das schon. Sie will einen Job haben, es stört sie selbst. Ich denk auch, dass sie da was anstreben wird in den nächsten Jahren. Sie ist eine intelligente und prinzipiell begabte Frau.
Im Gegenteil- sie hat die Oberhand in eurer Beziehung, da ihr die Gefühle und das Begehren abhanden gekommen sind und allein das setzt dir so zu, dass du dich unterwirfst und zu nichts drängst usw. in der Hoffnung, das Blatt ihrer Zuwendung würde sich noch wenden ? oder sind es noch andere Dinge, die dich in der subi Rolle halten ? Schuldgefühle, die vielleicht gar nichts mit ihr zu tun haben ?
Nein Schuldgefühle habe ich definitiv nicht. Höchstens, dass ich sie nie zu was gedrängt habe - was ich evtl. hätte tun sollen. Ihre Möglichkeiten hat sie meist immer vor sich hergeschoben, "Ich würde gerne, aber ...". Da habe ich mich wohl auch in eine Co-Opferrolle begeben.
Ich weiss garnicht warum ich mich so unterworfen habe. Derzeit sehe ich keinen Sinn mehr darin. Ich denke, das ist zum großen Teil, dass sie immer sagt wie komisch ich doch bin und ich keine andere Frau finden würde die mit meinen Macken umgehen könnte.
"Bei einer anderen könntest du sowas nicht machen!". Da denke oder dachte ich, dass sie durchaus Recht hat. Ich hatte damals auch Glück, sie war eine der wenigen Frauen im Studium, und ich hab praktisch den "Hauptpreis" bekommen damals
. Das hat mich schon von Anfang an irgendwie in der Beta-Rolle gehalten. Mein Selbstwertgefühl war Anfang des Studiums auch ganz unten, erst nach dem Abschluss habe ich langsam erkannt, dass ich meine Ziele erreichen kann, trotz widriger Umstände.
nicht dazu führen, dass sie dich verlässt o-ä. - denn so gut wie jeder Mann möchte sicher nicht einer 36jährigen ihr komplettes Leben finanzieren und sie bei sich zuhause sitzen haben.
Sie sagt ja, dass sie sich sowieso "was suchen muss" - und wenn sie eben wieder im Einzelhandel anfängt. Ich denke schon, dass sie, sollte sie feststellen das der neue Ihr bessere Gefühle bereitet, sich da auf eigene Beine stellen will und würde. Prinzipiell ist sie Gesundheitlich auch wieder Fit (keine chronischen Leiden, Details lasse ich bewusst aus).
Vielleicht spielt das auch eine Rolle, dass sie dir rational gesehen 'sicher' war ?
Klar, bis vor 1 Jahr dachte ich, dass ich alles "richtig mache" - weil ich mich um meine Frau kümmere (
). Sie hat ja alle Möglichkeiten, von Selbstständigkeit bis hin zu Job finden irgendwo. Wir können uns den Luxus leisten den wir wollen. Also warum sollte sie (rational) nicht glücklich sein? (Rhetorische Frage)
Natürlich gehört zum empfundenen Glück auch immer eine Erfüllung. Und die hat sie sich ja gesucht - sie hat ja auch ein relativ zeit füllendes Hobby, aber das kann sie nicht zum Beruf machen, und es füllt sie auch nicht aus. Sie hat sich auch gegen Kinder entschieden, was für mich auch Ok ist. - Ganz klar auch wegen der Beziehungsprobleme jetzt sowie den ganzen Auf uns Abs der letzten Jahrzehnte. Sie hat für sich noch einiges zu klären mit ihrem Lebensplan. Eigentlich hatte sie sich immer vorgestellt in ihrem Alter jetzt Kinder zu haben, ein Haus und Garten. Bis auf die Kinder hat das alles geklappt.
Es gab auch häufig den Fall, dass ich mir eine unabhängige und autonome Frau gewünscht hätte. Eine bei der ich nicht ständig unterstützen muss, damit sie grundlegende Dinge im Leben geregelt bekommt. Sie bekäme die Dinge auch selbst auf die Reihe, aber ich nehme ihr auch viel zu viel ab.
Ich werde erstmal sehen, dass ich mich konsequent aus einem Beziehungsrahmen (Ehebett, gemeinsamer Tagesablauf) entferne. Und ihr dann auch klar sage, dass ich erstmal Zeit für mich brauche - ohne sie als Zentrum in meinem Leben. Das mein Gefühlsleben seit Anfang des Jahres nun auch im Chaos ist und ich mich erstmal selbst finden muss. Ich hab ihr ja gesagt, dass ich irgendwann Konsequenzen ziehen muss für mich. Dass die Konsequenzen nicht aus meinem rationalen Apparat kommen, sondern sich meine Gefühle verändert haben kann ich ja nicht beeinflussen. Werde weiter Sport machen und abhängig von der Corona-Situation auch Freizeitaktivitäten mit anderen Menschen suchen.
Das wichtigste Projekt an meiner psychologischen Baustelle wird sein meinen Selbstwert nicht nur zu erkennen (was ich rational gesehen schon getan habe), sondern auch so zu handeln. Mich selbst und meine Grenzen mit Respekt behandeln in der Interaktion mit anderen und insbes. auch mit meiner NF.
Je mehr ich in den letzten Tage drauf achte, desto mehr fällt mir auch auf wie respektlos sie mich behandelt und wie ich das auch bisher alles durchgehen lasse habe. Vor allem wie ich der Laufbursche geworden bin für sie. Ich fokussiere mich drauf auch aktiv gegen mein Harmoniebedürfnis anzukämpfen und eine Spannung auch mal im Raum stehen zu lassen wenn ich mal Nein gesagt habe.
Unsere Beziehung ist mir mittlerweile relativ egal geworden. Die war ja auch schon vor ihrer Verliebtheit eigentlich schon im Koma (sonst wäre sie ja nicht frei gewesen für was anderes). Ich habe es nur bis dato nicht erkannt. Und seit letztem Weihnachten habe ich mich eh langsam davon verabschiedet, unterbrochen von Verdrängung und das sie manchmal noch Hoffnung gemacht hat, dass alles wieder in Ordnung kommt.
Sie meinte in einer unser letzten Beziehungsgespräche (letztes WE), falls es mit uns weiter gehen sollte, dann nur mit einem klaren Cut. Das wir alles davor vergessen und neu anfangen. Ich hab keine Ahnung wie das funktionieren soll, und sie hat es auch nicht weiter erläutert was sie genau damit meint. Ich halte das eigentlich für rationalen Unfug. Eine bewusste Entscheidung, dass wir neu anfangen löst ja nicht den eigentlichen Konflikt der zu der Beziehungslage geführt hat. Das kann ja nur Chancen haben, dass wir uns beide verändern. Ich habe damit schon begonnen. Und ich denke eine gesunde neue Beziehung kann nur entstehen wenn sie ihr Leben endlich in die Hand genommen hat und an ihrem Selbstwertgefühl gearbeitet hat.
Sie sollte evtl. psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Aber sie denkt, sie kann sich selbst mit Rationalität und Reflektieren raus holen. Ich bin da anders, mir haben schon 2 mal im Leben psychologen/-therapeuten geholfen Blockaden aus dem Weg zu räumen. Da hab ich ein anderes Vertrauensverhältnis dazu und würde es auch in Anspruch nehmen wenn ich es selbst nicht schaffe mit eigener Reflektion.
Nochmal bzgl. bzgl. Schuldgefühlen: Ich denke wohl, dass ich vor meinem Gewissen Rechenschaft ablegen muss, dass ich sie alleine lasse mit sich. Das ich ihr nicht mehr die Sicherheit geben will und kann. Vom utilitaristischen Standpunkt aus habe ich sie wahrlich genug Jahre unterstützt. Aber der verträgt sich meist nicht dem üblichen Ethikgefühl im Einzelfall.