Lieber Klangbild, lieber Goldi,
danke für eure lieben Worte und entschuldigt meine späte Rückmeldung. Ich lese hier immer fleißig mit, nehme mir aber ab und an mal Pausen, um mich aufs Leben zu fixieren.
Gefühlt wollte ich auch sehen wie es weiter mit mir geht. Jetzt denke ich, ist es Zeit für ein Update. So der Vollständigkeit und des Weges halber.
Also ich bin mir nach wie vor nach meiner Wintererfahrung sicher, dass ich kein EB möchte derzeit. Was irgendwann ist, mag ich nicht sagen.
Seit dem letzten Treffen habe ich Ex 3mal gesehen.
Das erste Januar Treffen war ziemlich unbeschwert. Das sollte aber leider nicht ganz so bleiben.
Das zweite Treffen im Januar, da war er ein Wochenende hier. Das ist wahrscheinlich auch nochmal eine andere Art von Herausforderung, so lange Zeit wieder. Da werde ich ab und an sentimental. Zusätzlich war sein Geburtstag und er bei seiner Neuen. Da ging es auf einmal mit dem Reisen bei ihm. Wir wollen was gutes füreinander sein, aber das ist gar nicht so einfach. Als die Gespräche auf Reisen/Momente kamen, die wir miteinander verlebten, wurde ich irgendwie immer sentimentaler. Da zog sich was zusammen und das Gefühl von Heimatverlust war da. Es geht gar nicht so sehr spezifisch um das Jetzt, sondern eben dieses Zuhause, was mir fehlt, obwohl ich mir was neues aufgebaut habe.
Da musste ich bitterlich weinen. Nicht um ihn. Da kam viel zusammen. Ich habe Zurückweisung erfahren (dazu gleich mehr), das Projekt ist zu Ende etc. Da weiß ich schon vorher, da kommt das Loch. Da kam es. Es war irgendwie Nostalgie. Und in der Nacht wo ich so weinte und wir mal wieder Arm und Arm lagen, bekam er Fieber. Richtig doll. Bleiben konnte er nicht. Besser war es. Als er am Bahnhof abgefahren war, war ich fast erleichtert, da wirklich gefühlt leichter. Ich vermisse ihn ab und an mal. Aber er hat auch eine Schwere. Sehr seltsam.
Und dann immer diese Aussagen: Er liebe mich noch. Das sei nicht weggegangen. Aber die Beziehung habe nicht funktioniert und er ist verliebt.
Da ist schwer manchmal wegzuhalten.
Dann ging alles wieder seinen Gang. ich bin gerade trotz Tiefs ganz gut in meiner Mitte. Ich versuche mir meine Freude zu erhalten. Mich auf mich zu konzentrieren, auch wenn mir ein/e PartnerIn fehlt.
Als ich in unserer alten Wohnstadt war Ende letzten Monats tat es nochmal weh. Alles dort ist mit ihm verbunden. Mit unserer Vergangenheit. Das war ein ganzes Leben, das macht manchmal traurig. Aber es ist eben immer eine Vergangenheitstraurigkeit, keine aufs Jetzt bezogene. Und wie es der Teufel will, haben wir uns dann durch Zufall dort nochmal getroffen, weil er auch gerade da war. So haben wir noch eine Stunde geredet bis mein Bus fuhr. Seltsam.
Später habe ich ihm noch zu einer Bewerbung ermutigt und dabei geholfen. Da kam dann viel über das Verhältnis zur neuen raus. Da stehe ich schon ab und an für mich ein, zeige Grenzen. Er hat jetzt das Programm bekommen. Ich freue mich, aber denke mir: Ha, das alte Muster. Ich kümmer mich um ihn. Das geht so nicht. Das war das letzte Mal in der Angelegenheit.
Denn je öfter ich näher rücke, desto mehr rückt er weg.
Er ruft schon öfters mal an oder schreibt. Er hat verstanden, dass er was für die Freundschaft tun muss. Das ist normalerweise nicht so sein Stil.
Tja und jetzt war er Anfang der Woche wieder für 2 Tage da und hat es mit Arbeit verbunden. Es war alles ganz schön bis zum kleinen Eklat. Vorgeschichte: Wir wollten seinen Bruder besuchen. Er hatte mich gefragt, weil er wusste, ich würde es sowieso machen, ob er mitkommen kann/wir das zusammen machen. Als ich das dann fester machen wollte, war er so: Wir kümmern uns später drum. Also habe ich mich für MICH selber und unabhängig drum gekümmert. Jetzt war die Diskussion, ob wir Ende des Monats ins Kino gehen und wegen dieses Ausflugs. Er wird ganz still und sagt dann, dass er nicht weiß, was Ende des Monats ist und ob er Geld hat...na wegen mir. Ist auch egal. So ist er halt. Dann lässt er die Bombe platzen: Er fliegt in der Zeit, wo ich jetzt zu seinem Bruder fahre, zu seiner Neuen, die gerade einen Austausch in den USA macht. Da musste ich vor Wut und Trauer heulen. Um mein Selbstwertgefühlwillen. Das hätte der nie für mich gemacht. Da geht's auf einmal und ich bekomme nicht mal eine Kinozusage. Das habe ich ihm auch so gesagt, er war betroffen und wollte es irgendwie wieder gut machen.
Mir hat es nur vor Augen geführt:
Mit wie wenig habe ich mich all' die Jahre abgegeben.
Er sagt selbst, dass er sie immer mehr will, je mehr sie sich entzieht. Das ihm das bewusst ist. Dass es sinnlos ist, er sich aber nicht helfen kann. Dass er jetzt eine Therapie machen will, weil er dieses Muster sieht.
Aber wisst ihr: Da geht's auf einmal. Da ist alles möglich.
Ich saß dann im Wald 1 Stunde und habe es heulend rausgelassen. Es ist kein Gefühl von Verzweiflung mehr. Es ist was anderes: Ich frage mich, warum er das nie für mich konnte. Warum er mich in was halben, festgehalten hat. Er sagt immer, dass zwischen uns, diese Beziehung hat nicht funktioniert.
JA, HAT SIE NICHT DU A****, WEIL DU IMMER EIN BEIN DRAUßEN HATTEST BIS DU WARMWECHSELN KONNTEST. Das soll nicht falsch klingen. Jeder hat hier seine Schuld, dass ist mir bewusst. Aber ein bisschen wütend hat es mich gemacht.
Jetzt hat er mir wegen Kino geschrieben. Er will es wirklich für mich gut machen. Mir zeigen, dass ich ihm was bedeute. Er will befreundet sein.
Ich nehme mir gerade Abstand. Ganz ohne vor den Kopf stoßen. Ich will mich wieder ordnen und so geht das gerade nicht. Da ist manchmal zu viel Verletzung und ab und ab Nostalgie. Das wird bestimmt besser werden, ich merke es.
Trotzdem fühlt es sich manchmal noch wie der falsche Film an. Dieses jetzige Leben.
Obwohl es eigentlich gut ist. Beruflich und Alltag läuft sehr gut. Ich stehe die meiste Zeit in meiner Mitte.
Es freut mich, dass wir uns immer so Nahe sind. Das wir kuscheln und er sagt, dass er sich hier das erste Mal wirklich seit Monaten entspannen konnte. Er bringt diese Schwere mit. Und vielleicht bin ich manchmal auch verletzt, dass wir kein Sex haben. Nicht weil ich das will, aber weil er sonst so auf alle scharf ist. Und ich bin jetzt keine Frau mehr oder was? Das kratzt manchmal am Ego, ist aber eigentlich unrelevant.
Manchmal frage ich mich, ob der Preis für das Berufliche und im Leben-Stehen, eben die Liebe ist. Ich kriege da nichts in die Reihe. Alle meine Love Interests (und viele davon sind objektiv destruktiv) sind jetzt weg. Ich brauche sie nicht. Aber Nähe ab und an wäre nett. In Apps bin ich schlecht. Ich verstehe das Rar-Machen nicht. Das Grenzen zeigen bereitet mir Probleme. Und menschliche Kommunikation. Ich kann anscheinend kein Smalltalk. Jedenfalls kein App Smalltalk.
Ich frage mich wie man das lösen kann. Es gibt gerade die Vermutung (und ich hatte mich damit nie auseinandergesetzt), dass meine teilweise soziale Unfähigkeit (ich habe einen Freundeskreis etc., so ist es nicht) etwas mit einer Hochbegabung zu tun haben könnte. Das auszusprechen finde ich fast schon arrogant. "Hochbegabung" klingt hochtrabend. Ich wurde darauf gestoßen und wie es den Zahlen/Test nach aussieht stimmt es. Das fordert mich, mich damit auseinanderzusetzen. Weil viele von diesen Menschen soziale Probleme haben. Emotional nicht so entwickelt sind. Ich weiß nicht, wo ich ansetzen soll. Ich will ich bleiben, aber gleichzeitig was lernen. Aber ich sehe die Muster: Wenig Geduld, im Kopf schon immer 10 Schritte weitersein, Muster sehen, Menschen mit Gedanken überfordern. Ich treffe selten Menschen, die ich nicht überfordere. Das macht manchmal einsam.
In dem Zusammenhang frage ich mich auch, ob ich da wirklich ein Problem habe, wie ich es lösen kann.
Ich hatte ja erzählt, dass ich mich verliebt hatte. In eine Frau, eine Arbeitskollegin. Ich habe bis nach dem Job gewartet, es ihr zu sagen (wollte nicht, dass das den Job belastet). Wir haben danach noch viel Freizeit verbracht. Ich kenne ihr Familie und sie mittlerweile sehr gut. Wir waren zusammen auf Montage und haben oft auch noch abends nach der Arbeit etwas gemeinsames gemacht. Waren mitten in der Nacht stundenlang spazieren etc.
Ich war so glücklich wie noch nie. Sie hat die beste Version meiner Selbst aus mir gemacht. Ich hatte so viel Selbstbewusstsein und konnte mit ihr an meiner Seite ganz selbstverständlich Dinge tun, die ich sonst nie konnte (Trauma überwunden). Sie hat mir das Gefühl gegeben, etwas sehr besonders zu sein. Das es ein tiefes Verständnis füreinder gibt. Und vor allem ich habe so viel gelacht! Sie hat ungeheuer romantische, schöne Sachen mit mir gemacht und auch immer wieder betont wie romantisch das alles ist. Ich war glücklich. Ich wollte nicht mehr. Alles war im Lot. Ich vermisse dieses Gefühl in mir von absoluter Zufriedenheit. So etwas habe ich noch nie gefühlt. Und dann habe ich mich glaube ich nach und nach verliebt. Ich wollte das gar nicht unbedingt, aber ich habe es akzeptiert und ihr am 01. Januar als ich fuhr einen Brief hinterlassen.
Tja, eine sehr feige Sache von mir irgendwie. Ich wollte gar nichts unbedingt außer sagen, dass ich gerne herausfinden würde, was das zwischen uns ist, wenn sie auch will und dass ich glaube mich verliebt zu haben.
Sie hat ein paar Tage später geantwortet, dass sie diese Gefühl nicht erwidern kann. Viele weitere Worte dazu. Sie ist auch sehr gläubig. Und sie glaubt, dass ich eine Lücke füllen will wegen meines Ex. Das war nie so und das habe ich auch immer betont. Sie meint, sie hätte retrospektiv die Andeutungen gesehen, meine und ihre, die ich fehlinterpretierte. Ich will nicht, dass sie alles in einem anderen Licht sieht, was war. Es war nie so schön, weil ich verliebt war, sondern ich habe mich verliebt, weil es so schön war. Ich weiß gar nicht was das ist. Alles sehr platonisch. Aber ich bin so gut mit ihr. So ruhig und zufrieden.
Die letzten Monate nach diesem Korb habe ich mich wieder aufgebaut. Ich habe es akzeptiert und trotzdem viele Fragen. Wie konnte ich alles so missinterpretieren? Allerdings muss ich sagen, dass mich ein Kollege darauf ansprache, ob da was zwischen uns ist, weil er noch nie 2 Menschen mit einer solchen Energie füreinander getroffen hat. Und dem ist es wohl schon ein paar Wochen vor mir aufgefallen. Alles sehr seltsam. Aber wie sagte sie so schön: "Ein Nein ist ein Nein und bleibt ein Nein." Das war keine Antwort etwa auf ein Betteln.
Danach wollte ich gerne mit ihr drüberreden. Weil mir die Freunschaft so wichtig ist und sie als Mensch. Liebe heißt jemand nicht verändern zu wollen. Bedingungslos zu sein. Das möchte ich gerne für sie. Ich will ihr nichts aufzwingen. Aber für mich möchte ich die professionelle Beziehung und Freundschaft nicht verlieren. Ich habe ihr erklärt, dass ich das Trennen kann. Das man ein Gefühl wie Liebe pflegen muss, damit es bleibt. Und das ich es schon mit 2-3 Menschen in meinen Leben hinbekommen habe aus Verliebtheit und Freundschaft zu erhalten/diese zu wandeln/weiterzuführen. Ich glaube sie traut mir da nicht ganz. Jedenfalls hat sie immer wieder um Zeit gebeten. Ich habe mich bis jetzt kaum gemeldet. Zeit, weil sie langsamer ist, wie sie sagt. Weil sie Worte sucht.
Habe ich die Freundschaft versaut? Diese Freundschaft ist mir so wichtig. Die Leichtigkeit und Schönheit, Verbundenheit. Und jetzt habe ich Schwere reingebracht. Ich will nicht, dass sie nach Worten suchen muss, weil eine Freundschaft doch so wunderbar ist. Mehr erwarte ich doch nicht von ihr. Wie kann ich ihr nur zeigen, dass das mit der Verliebtheit verüber geht? Das sie sich in meiner Gegenwart nicht komisch fühlen muss, weil das kein Thema mehr ist. Ich habe ihr Nein akzeptiert, auch wenn es manchmal noch weh tut, weil wir wahrscheinlich wirklich gut füreinander gewesen wären. Solche Worte von mir und diese ganze Liebenserklärung, müssen schwer gewesen sein für sie. Jetzt sehen wir uns das nächste Mal in einem Monat auf dem Geburtstag ihrer Oma, zu dem ich eingeladen bin und sie auch meint, ich solle unbedingt kommen. Da überschneiden sich dann wieder Beruf und Privates. Das ist immer alles so schwer zu trennen. Eine Freundschaft wäre mir wichtig. Und ich frage mich wie ich das wieder gerade biege und ob hier genau diese soziale Inkompetenz meinerseits....das schnelle, impulsive, heißbrennende zugeschlagen hat. Wie kann man das lösen?
So ein langer Text mit vielen Gedanken.
Ich würde gerne wieder die ganz glückliche Version von mir von Ende des letzten Jahres sein. Aber Tiefs und Alltag kommen in Wellen und wogen drüber. Trotzdem geht es gut. Ich bin viel zufrieden. Gerade als ich letztens bei Schnee im Wald stand. Das war so wunderbar. Ich habe eine Mitte.
Seid winterlich gegrüßt
Aber