verzaubert schrieb:
Er braucht auch z.B bei einer Pechsträhnen nen freien Kopf und denkt viel nach. Er hat ja auch unzählige fachbücher mit Strategien gelesen und Kurse belegt, wo man lernt die Mimik der Anderen zu lesen. Da möchte er nochmal nen Aufbaukurs machen.
Ich verstehe ihn total. Ich weiß jetzt nur nicht genau, wie ich mich verhalten soll.
Es gab zwar mal eine Zeit, wo man mit einem Wissensvorsprung sehr erfolgreich sein konnte damit, aber die ist vorbei - wenn die Verlierer weitestgehend ausgenommen wurden und kein neues Geld mehr rein werfen, dann sind die Gewinner unter sich und dann haben alle fast die selben Bedingungen bzw. das selbe Wissen.
Schau, Poker ist ein Spiel, das an sich nur auf Wahrscheinlichkeiten beruht und wer diese kennt und sie richtig anwendet, der kann in der Theorie auf
lange Sicht nicht verlieren, weil er eben die Mathematik im Rücken hat. Wenn Du jetzt aber 10 Leute an einen Tisch setzt, die alle das selbe Wissen haben, dann fällt dieser vermeintliche Vorteil weg - dann spielt jeder gleich und dann entscheidet im Endeffekt doch nur das Glück.
Da kann er noch so viele Seminare besuchen und Bücher lesen - dadurch wird es nicht besser. Alle anderen machen es nämlich auch und alle anderen haben dadurch das selbe Wissen - es ist wie eine Gleichschaltung, von der nur die Anbieter profitieren, deren einziges Interesse es ist, dass eine möglichst große Zahl von Spielern regelmäßig Gebühren an sie zahlt. Jemand, der durchgehend verliert, der gibt irgendwann resigniert auf und zahlt nicht mehr neu ein - er geht dem Anbieter also verloren.
Um das zu verhindern, versucht man also, alle so weit zu bilden, dass sie zumindest langsamer verlieren. Und im "Optimalfall" - für dem Anbieter verliert keiner, das Geld wechselt dann nur in größeren Zeiträumen zwischen den Spielern hin und zurück, während man selbst sich dabei jedes Mal seinen Anteil abzwackt. Stell dir eine Sinuskurve vor mit leichten Abweichungen noch oben und unten - mal gewinnt man, mal verliert man wieder, aber am Ende ist es bestenfalls ein +-0 Geschäft.
Nur dass jeder Spieler selbst ganz fest daran glaubt, dass man auf Dauer erfolgreich ist, wenn man keine Fehler macht. Und so spielt man immer weiter und weiter - Kurve rauf, Kurve runter... an sich ist es also nur verlorene Zeit, die man besser nutzen könnte, man würde auch eine Menge Kraft und Nerven sparen. Aber es ist eben doch eine Sucht.
Du kannst ihm das leider nicht ins Gesicht sagen, dann fühlt er sich missverstanden und zieht sich wieder zurück, er weiß es nämlich besser - denkt er zumindest.
Zuletzt modifiziert von Tomek am 07.07.2012 - 21:21:31