Ich wollte auch noch mal was zu den letzten Posts schreiben.
Ich bin nicht gegen diese Diskussion hier, habe aber ähnlich wie Dexter auch einige Posts als überhart empfunden Ema gegenüber. Ich glaube auch, dass Ema hier mit seiner Date-Absicht nicht genug nachgedacht hat, aber wenn das jetzt mein Strang wäre (und ich mir vielleicht auch langsam auch meines "Fehlers" bewusst werden würde), würde ich mich ehrlich gesagt ziemlich verteufelt und als "schlechten Charakter" stigmatisiert fühlen - einfach aufgrund der Tatsache, dass eine wirklich grosse Diskussion nun quasi auf seinem Rücken ausgetragen wurde und dabei auch sehr harte Begriffe wie "verwerflich'" und "scheusslich" fielen, und sich plötzlich jede Menge stiller MitleserInnen eingeschaltet haben und sich empört und abfällig über sein Verhalten äusserten.
Ich selbst glaube, dass ich hier nicht subjektiv bin, aber es wirkt auf mich, dass hier durchaus sehr subtil auch ein bissl Sympathien entzogen wurden, was mir persönlich etwas aufstösst. Wir machen alle Fehler und können auch andere auf Fehler hinweisen, wir sollten auch jedem die faire Chance dafür geben, umzudenken.
Ich sehe das so: wir haben natürlich eine riesige, wirklich schreckliche Katastrophe, da gibt es nichts schönzureden. Das in vollem Umfang zu begreifen, ist aber ein Lernprozess, den wir hier alle durchmachen, und der läuft natürlich nicht bei jedem Menschen gleich schnell ab: wenn jemand bereits einen persönlichen Verlust erleiden musste, hat der natürlich viel früher bereits viel mehr Bewusstsein für die Notlage als jemand, der vielleicht noch nicht in Berührung gekommen ist. Und zwar nicht weil er "besser" ist, sondern einfach nur weil er eine Erfahrung voraus ist. Ein weiterer Wissensvorteil könnte sich durch andere Faktoren ergeben, wie zb ob jemand generell sehr viel Nachrichten liest, politische Talkshows anschaut und sich politisch-gesellschaftlich informiert.
Menschen, die generell weniger in die Nachrichtenwelt "eintauchen", werden das Bewusstsein für die Schwere der Lage natürlich etwas später bekommen, ohne dass sie dadurch schlechte Charaktere wären. Oder jemand, der kein Talent für Wissenschaft und mathematisches Denken hat, wird (vielleicht so wie Jaeger) zu spät das Prinzip und die Gefahr der expotentiellen Kurve der Ansteckung verinnerlichen und tatsächlich von den Skeptikern wie Wodarg vielleicht auf den ersten Blick beeindruckt sein und zweifeln. Am besten, man erklärt das dann in Ruhe in allen Einzelheiten, es geht um Aufklärung, weniger um Empörung.
Wenn jemand von uns das Gefühl hat, dass eine Anderer die Schwere der Katastrophe nicht früh genug begriffen hat und man dabei ist, sich zu empören, kann man sich ja mal überlegen, ob man selbst nicht auch viel zu spät "begriffen" hat, wie schlimm es wird? Einer meiner Mitarbeiter liest zb regelmäßig auf wissenschaftlichen Nerd-Seiten und hat uns alle bereits vor 8 (!) Wochen eindringlich gewarnt - wir alle von meiner Arbeit haben ihn damals nicht gross ernst genommen und dürfen uns heute auch ein wenig dafür schämen.
Ich glaube, wir sollten also nicht nur versuchen, allen Menschen um uns herum die Schwere der Lage zu vermitteln und eindringlich begreiflich zu machen, sondern auch, niemanden überhart zu verurteilen, wenn er etwas länger braucht. Ich schreibe das jetzt eher allgemein, ich weiß, dass wirklich die meisten Beiträge hier nicht überhart gemeint waren und sich nicht bösartig gegen Ema gerichtet haben, manches aber eben hat bei mir schon diesen Eindruck gemacht (auch wenn das sicherlich auch wieder subjektiv ist).
Klar hält der Ema das auch aus und es geht hier in seinem Strang ja längst um größere Dinge als nur sein Verhalten, aber ein wenig empört verurteilt wurde er hier halt schon, das ist zumindest mein Eindruck, auch wenn immer mal wieder zwischendurch geschrieben wird, dass er "beliebt" ist.
Ich merke aber auch, dass Ema eh schon langsam aus der Schusslinie raus ist und nun allgemeiner diskutiert wird, das freut mich und ich bin gespannt über den weiteren Austausch hier
Arnie