Guten Morgen Arrhae,
als jemand, der einst in einer sehr ähnlichen Situation wie dein Mann war, wo man es dann auch mit einer offenen Beziehung probiert hat, fällt mir eine Sache bei deinen Beiträgen ganz besonders auf: Du entscheidest anscheinend, wie oft und wie lange dein Mann Sex haben kann. Ich kann aus deinen Beiträgen nicht ermitteln, dass ihr dies in gemeinsamer Übereinkunft eruiert habt.
Das Treffen ist 10 Tage her und heute wollte er wieder los. Für mich zu viel.
Ich finde für ein reines Sextreffen 5 Stunden zu lang. Während ich mit zwei kleinen Kindern in der Wohnung hocke. Ich finde 1x die Woche zu viel vor allem wenn sich zwischen uns wieder etwas anbahnt.
Ich frage mich, weshalb du dich hier in eine höherwertige Position bringst, darüber zu entscheiden, zumal ich dir absprechen würde, in deinem jetzigen Zustand, dies überhaupt beurteilen zu können. Das klingt erst einmal hart. Aber ich meine das wie folgt: Ein Blinder kann einem Sehenden ja auch nicht vorschreiben, welche Farben ein Bild hat. Ein dauersatter Mensch kann auch nicht den Hunger eines hungernden Menschen nachfühlen. Da du kein Bedürfnis nach Sex verspürst, bestreite ich, dass du wissen kannst, wieviel jemand braucht und wie oft.
Dein Mann darf einmal im Monat Sex haben, und dann bitteschön nur eine oder zwei Stunden? Das mag deinerseits wie ein Gnadenakt sein, dass du die Beziehung öffnest, aber aus der Perspektive des Mannes ist es doch Hohn, denn er wird in seiner Bedürfnislage gar nicht wahrgenommen. Und die sexuelle Appetitlosigkeit ist ja erst einmal dein Problem. Mit dem Ehebund hat sich dein Mann ja nicht verpflichtet, seine menschlichen Bedürfnisse an der Garderobe abzugeben.
Ich weiß, man kann seinen eigenen sexuellen Motor leider nicht einfach so einschalten. Aber unter dieser Situation leidet dein Mann. Zugleich muss es schmerzhaft sein, wenn man zuhause sitzt, während der eigene Mann in den Armen einer anderen liegt. Also versucht man die Kontrolle über die Situation zu bekommen. Aber das führt dann wieder zu Unzufriedenheit auf der anderen Seite. Und daraus entsteht ein Kreislauf von Problemen.
Aus meiner eigenen Erfahrung würde ich heute sagen, die offene Ehe löst keine Probleme, sie schiebt sie nur auf und verursacht neue.
Ich kann daher auch nur dazu raten, Kontakt zu einem Sexualtherapeuten aufzunehmen. Abraten möchte ich, dass für einen Part des Paars der Sex outgesourct wird. Denn dies ist auch der beste Weg, sich sexuell auseinander zu entwickeln. Gerade, wenn nach einer ewigen Durststrecke eine andere Frau einem Mann alles und ganz viel davon gibt. Da kommt man als Mann schon einmal ins Grübeln....
Mein Tipp wäre - da ihr ja sexuell sehr aufgeschlossen zu sein scheint -, nach Corona, sucht euch einen gehobenen Swingerclub und meldet euch zu einem Paarabend an, besorgt euch einen Babysitter, zieht euch sexy an und genießt einen schönen Abend in einer prickelnden Atmosphäre, ohne Erwartungshaltung, nach dem Motto: Sehen und gesehen werden. Vielleicht macht euch die Stimmung so an, dass ihr sobald ihr zuhause seid, übereinander herfallt. Vielleicht auch nicht. Eventuell wiederholt ihr diese besuche und du gewährst deinem Partner dort Freiheiten bist aber immer dabei. Dann erlebt er Sex, aber du bist dabei, ihr erlebt es also gemeinsam, es ist Teil eurer Reise. Er sieht dich, du siehst ihn. Er kann dich berühren und du ihn.
Rückblickend kann ich nur sagen, es war der größte Fehler, dass durch die offene Beziehung jeder von uns - meine heutige Ex und ich - seine eigene Reise angetreten ist und wir dann nicht mehr zueinander gefunden haben.