Es war der 20. November 2015*.
An jenem Freitagnachmittag erfuhr ich von der Ex persönlich, dass sie mich für ihren neuen Freund, Pablo, verlassen hatte.
Ein Jahr Aufarbeitung ist vorrüber. Heute weiß ich, dass Pablo nicht der Grund war, sondern der Auslöser.
Darum soll es aber hier gar nicht mehr gehen.
Nein.
Auch nicht darum, dass am Ende die Zeit doch die Wunden heilt.
Nein.
Es geht um den 19. November 2016. Den Tag danach-davor. Ich habe mir das auch gar nicht ausgedacht, sondern es ist tatsächlich* so.
364 Tage später:
Es klingelt nachmittags an meiner Haustür.
Hasbro: "Hallo? Kathie (die Frau mit dem Sorgenfresser, in deren Wohnung ich seit August wohne)
bist du's?"
Kathie: "Ja."
Hasbro: "Okay. Moment. Ich komme gleich runter."
Kathie: "Okay :-)"
Ich ziehe schnell die Schuhe an, hole die Briefe von Amazon und Zalando, die in den letzten Monaten für sie angekommen sind aus der Schublade, lege mir meinen Schal um, knöpfe den Mantel zu und laufe das Treppenhaus nach unten.
Während ich die Stufen herunter laufe beschäftige ich mich kurz mit dem Gedanken, wie es sich wohl anfühle an der eigenen Haustür zu klingeln um jemand anderes, der nun in der eigenen Wohnung wohnt, abzuholen.
Eine Antwort darauf finde ich während der 27 Treppenstufen nicht.
Noch immer die drei Briefe von Amazon und Zalando in der Hand haltend laufe ich durch den Eingangsbereich des Appartementhauses Richtung gläserner Haustür.
Da sitzt sie. Auf der Mauer. Kathie, die Frau mit dem Sorgenfresser. Die Frau in deren Bett ich schlafe und aus deren Tellerchen ich esse. Ganz so wie Goldlöckchen. Nur ohne Gold und Löckchen.
Ich öffne die Haustür. Wir sehen uns an und geben uns die Hand. Es ist seltsam. Die Person, deren Stimme ich bisher nur über Skype, Handy und zuletzt der Sprechanlage gehört habe steht plötzlich vor mir.
Leibhaftig.
Ich finde sie voll süß.
Der ersten Minuten holprig. Blind-Date Charakter.
Unweit meiner ... ihrer ... Wohnung gibt es einen kleinen Weinstand. Mittlerweile bin ich Wahl-Rheinländer, d.h. ich lade sie auf einen Glas ein.
Die ersten holprigen Minuten sind überstanden.
Kein Blind-Date mehr.
Man kennt sich ja bereits seit Monaten.
Wir reden. Über alles. Ihren Start ins Berufsleben nach dem Studium, meinen Start ins Berufsleben nach dem Studium, Bewerbungsgespräche, Unterschiede zwischen Rot- und Weißweinen, Hochzeiten im Freundeskreis, Ausflugsziele im Rheinland usw.
Es ist toll.
Nach zwei Stunden muss sie zum Bahnhof, denn morgen arbeitet sie und hat noch eine fünfstündige Fahrt im ICE vor sich. Ich begleite sie. Gentleman-like.
An der Eingangstür verabschieden wir uns per Umarmung.
Ich könne mich jederzeit bei ihr melden wenn etwas (wegen der Wohnung) sei. Auf meinen Vorschlag zwischen den Jahren einen Glühwein zu trinken, wenn wir beide in der Stadt seien, reagiert sie mit
Kathie: "Oh, ja gerne."
Dann verschwindet sie Richtung Gleis 3.
Am Bahnhofskiosk hole ich mir eine Dose Becks, die ich auf dem Rückweg trinke.
November 2016, ein Becks und 364 Tage "danach" bewahrheitet sich wieder:
Die Zeit heilt alle Wunden.
Danke fürs Lesen
Hasbro
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