Hallo Mrs. Steele,
ich würde mich als stille Mitleserin auch einmal gerne zu Wort melden. Ich weiß nicht, ob ich ihn da richtig einschätze, schließlich wirkt dein Strang, wenn man ihn nicht von Anfang an mitgelesen hat anders auf mich, als wenn man life dabei war. Weil das "an einem Stück lesen" so schnell passiert und man das dann anders wahr nimmt.
Kann es sein, dass er eigentlich gar NICHT DICH armselig findet, sondern SICH SELBST?
Menschen projizieren oft die eigenen Gedanken/Gefühle, auf das Gegenüber. Umso mehr du dann sagst "ich bin nicht armselig", umso mehr streitet dieses Gefühl (seine Armseligkeit) in ihm, da er es vermeintlich in dir erkennt aber nicht in sich selbst. Er spürt irgendwo Armseligkeit und sucht sie um ihn herum, dabei erkennt er nicht, dass die Armseligkeit in ihm ist.
So kommt es mir zumindest vor.
Er bleibt ja auch bei seiner Familie, weil er denkt sie würden es alleine nicht schaffen. Sich selbst SO wichtig zu nehmen und zu glauben, man würde andere Menschen am Leben halten, wirkt sehr ritterlich.. aber es ist eigentlich auch eine ziemlich übergriffige Einstellung seinen Mitmenschen gegenüber.
Du hast manchmal beschrieben, dass seine Frau und eine Tochter sich sehr viele Sorgen machen, wenn er mal 5 Minuten später heim kommt etc. Das ist doch auch nicht gesund für die Kinder, so etwas zu lernen. Aber er kann scheinbar auch nicht ohne Affäre leben und findet sich selbst dann in diesem Zwiespalt wieder. Für niemanden in seiner Familie ist das "gesund". Ihm geht es nur gut, wenn er nicht nur seine Frau hat und seine Frau kann, laut ihm, ohne ihn nicht leben. Bei solchen Konstellationen kann ich mir gut vorstellen, dass es das Beste wäre sich zu trennen und nach einer harten Zeit, es allen besser geht. Kann ja für die Frau auch nicht lustig sein und ihr Misstrauen ist eigentlich auch begründet - so wird man nämlich auch bekloppt.
Und das alles lastet auf ihm. Er nimmt Verantwortung an sich, die nicht seine ist. Er hat sich selbst in eine Stellung gebracht, in der er niemandem alles recht machen kann, vor Allem sich selbst nicht (ohne schlechtes Gewissen).
Nach euren Sessions wird es ihm dann zwar erst kurz besser gehen und dann wird wieder die Realität auf ihn einbrechen - seine Frau und Kinder, die ihn aber nicht zufrieden stellen können auf Dauer. Und dennoch denkt er selbst, er darf seine Familie nicht verlassen.
Ich denke, dass ist auch unabhängig von dir - denn sonst wäre er für eine Affäre gar nicht offen gewesen.
Es wirkt auf mich so, als würde er merken, dass alles zusammen keinen Platz finden kann, keinen Einklang und als würde er jetzt versuchen an vielen verschiedenen Knöpfen zu drehen, Kontakte abzubrechen etc. in der Hoffnung es würde etwas ändern - als würde dann die "Armseligkeit", in der er gefangen ist, da er es niemandem recht macht und zu feig ist sein Leben so zu leben, so dass er ehrlich sein kann und glücklich, über ihn herfallen und mit allen Mitteln versucht er es loszuwerden. Auch in dem er sie dir zuschiebt. Du hast da sicherlich auch eine wesentlich Stellung und er wird durch dich auch Kraft schöpfen in seinem Leben, alles ist dann weniger mühsam mit seiner Frau. Du bist ihm indirekt eine große Stütze aber das macht ihn auch abhängig von dir.
Auf Dauer glaube ich nicht, dass dieser Mann alleine mit seiner Familie irgendwie glücklich sein kann. Es ist eine Zeit des Aufbruchs für ihn, er versucht vieles zu verändern, in der Hoffnung es würde ihm dann besser gehen. Nur wird das nichts helfen, wenn er nicht sieht, dass er es selbst ist, der sich unglücklich macht.
Nach allen deinen Berichten, kann ich mir schwer vorstellen, dass er jetzt wirklich cutted bzw kann das gar nicht lange halten. Er würde vielleicht im ersten Moment eine Erleichterung fühlen und könnte endlich aufatmen, ohne Lügen leben.. aber dann wird er wieder in die alte Schleife geraten. Wie lange er sich so dreht ist fraglich, das kann nur er selbst beenden. Ich glaube (und das kann ich ja auch nur deinen Texten entnehmen) dass er kein Affärenmann ist, der an und für sich in seiner Familie glücklich ist und halt Spaß und Abenteuer nebenher sucht. Er ist auf der Suche nach einer engen und intimen (Neben-)Beziehung (die er sich wahrscheinlich auch in seinem Haupt-Leben wünscht - aber das geht nicht, solange er sich selbst mit "Meine Frau ist nicht stark genug, um von mir verlassen zu werden" fesselt). Hier auch wieder: ist es wirklich die Frau? Oder ist er der, der nicht stark genug wäre seine Frau zu verlassen? Das alles hat halt wenig mit dir zu tun und die Affäre wäre wahrscheinlich schon beendet, wenn du wirklich Druck machen würdest und vielleicht hat er anfangs auch darauf gehofft, dass es sich verläuft. Ich weiß, dass es dir nicht darum geht, dass er seine Frau verlässt aber ich glaube, dass er kein Mann ist, der eben eine Affäre aus sexueller Lust angefangen hat - und dann wird er eben immer wieder mit seinem eigenen Inneren konfrontiert und das passt ihm wohl nicht so ganz.
Kann gut sein, dass ich jetzt voll daneben greife und das vielleicht so stimmig ist, wie es mir vorkommt.
Liebe Grüße Elfenohr