Habe mir zuvor noch mal alle direkten Tipps zu Gemüte geführt (danke Admina Felis). Das Ganze ging 90 Minuten und es wurde demgemäß auch viel geredet – versuche das Wichtigste zusammenzufassen. Ich kam direkt aus dem Schwimmbad zum Treffpunkt. Kurz zuvor hatte sie mir noch geschrieben, dass sie jetzt los geht. Und dann nochmal, wo sie jetzt genau ist und da auf mich wartet.
Das Treffen – Ort I
Smalltalk auf dem Weg zum Kaffee. Wo ich herkomme? - Aus‘m Schwimmbad, hatte mich mit einer Bekannten aus Berlin getroffen, die hier auch Freunde hat und mit denen im Freibad war.
Ich hatte genügend Ruhe und Wille angesammelt, sie gelassen zu betrachten, (nicht starrend) auf Details zu achten - ihre Hände, ihre Haut, die Stirn, die Augenbewegungen, die Stimme, die Lippen… auch das aufschlussreich.
Sie fragt mich wo ich überall war, was ich gemacht habe, was ich vorhabe, für was ich mich wo bewerbe usw. Ich erzähl ein bisschen vom international ausgerichteten Großstadt-klangbild, der sich mit Menschen egal woher und wie alt wunderbar austauschen kann (den ich in den letzten Jahren vernachlässigt habe) und seine Fühler ausstreckt nach neuen Herausforderungen... ach ja, blah blah ein bisschen Prahlerei war schon dabei, aber mit echter Begeisterung
Ich frage natürlich auch nach ihr. Läuft alles nicht so gut. Stress mit ihrer besten Freundin/Geschäftspartnerin, nichts geht wirklich voran. Vieles tut ihr leid. Sie hat so viele Fehler mir gegenüber begangen in der Trennung, hat es hier und da zu weit getrieben ...mehrere Sätze noch dazu.
Ich versuche das abzufangen. Mir fallen Metaphern ein, die ich dazu irgendwann mal aufgeschrieben habe (in meiner Verzweiflung). Dass weder sie noch ich uns in der Sache unnatürlich verhalten haben. Dass ich da absichtlich ein Gebirge auf mich gezogen habe, statt mich von ein paar Steinchen erschlagen zu lassen. Weil ansonsten wäre ich nur aufgestanden, und nach einiger Zeit aus dem Loch gekrabbelt. Nix da - Erkenntniswille! Wer weiß, wann und ob ich nochmal die Chance habe, eine Trennung, nach so langer Zeit, zu durchfühlen und daraus zu lernen? Wenn schon denn schon. Flügel sollten mir wachsen. Auch wenn das zwischendurch schon zuweilen furchtbar war - so gesehen lief alles nach Plan, ...im Nachhinein [
selbstironisches Gekichere von meiner Seite]. … Das ging dann noch etwas weiter hin und her aber eher allgemein und von uns losgelöst werdend, also neutrale Plauderei über das Menschtier.
Kaffee leer. Man könnte ja noch woanders hingehen? Ich schlage darauf vor, noch etwas Sonne im Park zu genießen.
Das Treffen – Ort II
Da saßen wir dann im Gras, haben ein bisschen rumgewitzelt. War sehr entspannt.
Irgendwie kamen wir wieder auf das Thema, was sie denn so als nächsten Schritt vor hat in der Geschäftssituation und allgemein, wie es ihr geht. Und da - Bombdrop:
Nach dem Stipendienjahr will sie wieder hierher ziehen und mit ihrem Neuen eine Wohnung suchen. Am liebsten wieder mit Werkstatt am Gebäude usw... Es geht ihr aber nicht wirklich gut. Sie verspürt seit der Trennung von allen Seiten Druck. Anfangs natürlich auch von mir, klar, aber auch beruflich, wohnlich, Feundeskreis, was die Zukunft angeht und auch von ihrem neuen Freund. Deshalb konnte sie auch nach der Trennung mir nie so wirklich sagen, wie es ihr geht. Sie hat zwar gesagt, es geht ihr gut, aber wirklich gestimmt hat es nicht. Ihr Neuer und sie streiten sich ständig. Und an allem sei immer sie schuld, weil sie nicht richtig kommunizieren kann und... und das war auch der Grund, warum sie am Samstag absagen musste...
Sie war den Tränen nahe. Sie hat sich aber gestoppt, also auch verbal.
Ich musste mich tierisch zusammenreißen nicht nachzufragen, konnte aber nicht anders, als sie etwas aufzubauen. Sagte ihr, dass das sicher nicht nur an ihr liegt. Denn manchmal, wenn ich in einer brenzligen Diskussion bin und irgendwer die Spielregeln ändert und persönlich wird, denke ich an sie, wie sie in so einer Situation oftmals einen emphatischen Zugang zur Entschärfung gefunden hat. Dass ich da selbst noch lerne und das zuweilen an ihrem Bilde. ...damit hat sie nicht gerechnet (ich aber auch nicht, obwohl ich es ernst meinte) ...kurze Phase des stillen Anblickens.
Dann habe ich ein paar Handstände gemacht und bin damit natürlich lachen umgefallen (ist ein inside-joke). Da musste sie dann auch wieder lachen und schon waren wir bei anderen Themen.
Zwischendurch fragte sie etwas kleinlaut, ob ich denn schon jemand kennengelernt habe. Ui. Und wieder flüchte ich, ohne es zu wollen in Metaphern. Dass ich natürlich auch ein paar Frauen kennengelernt habe, die aber naturgemäß durch meinen Burggraben, den ich um mich gezogen habe, nicht weiter näher kommen. Eine sei aber ganz clever, da weiß ich noch nicht, ob es bei ihr instinktiv oder berechnend ist – das ist nicht uninteressant. Mal sehen. Ich bin aber noch nicht bereit für eine neue Beziehung. Und das ist ja schon auch wichtig für ne neue Beziehung. Zudem taugt mir gerade das Single-Leben.
Irgendwie kommen wir auf Tinder - keine Ahnung wie das passiert ist - eher belustigend, da ich ja erst seit kurzem ein Smartphone besitze (bewusstes Langzeitexperiment), und mich das Social Media Zeugs auch nie interessiert hat. ...Aber Exi, du kennst mich ja, weißt wie langsam ich so etwas angehe, dass ich dieses aufmerksam vorsichtige Umeinanderherschleichen, wie zwei sich besingende Luchse, sehr genieße und auch irgendwie brauche (auch das ein Insider aus unserer Kennenlernphase). Sie: Ja, das war schön.
Uhr: 90 Minuten - meine Güte. Ich schlage vor, wir machen uns los. Wir laufen durch die Stadt zu unseren Zielpunkten. Geschäftsgelaber - ob ich denn weiter einen technischen Teil in der Sache betreuen könnte. Das würde sie sehr freuen und auch erleichtern. (So gesehen schulde ich ihr das auch - habe dafür schon Geld aus nem Fördertopf bekommen...)
Sie will noch Schokolade kaufen. (jo, immer rein mit den Glücksanregern
). Abschied vor nem Geschäft. Sie: Sie hat sich sehr gefreut. Es hat ihr gut getan sich mit mir so befreit zu unterhalten. Das hat ihr sehr gefehlt. Dann Abschied, ohne Umarmung, auch weil unsere Fahrräder uns trennten.