Wie ist das zu verstehen, dass du das aus deiner Arbeit kennst?
Ray, manchmal bist du echt süß!
"Wie ist das zu verstehen...."
Ich hab ja Klienten, die ähnlich interaktionell agieren, wie deine Freundin. Wenn ich an einen speziell denke, dann siehst das ähnlich aus wie bei euch: Der hockt sich hin, mault, dass er keinen Bock hat, dass er sowieso gesünder ist als alle anderen, dass "wir" (Personal) ja von nichts ne Ahnung haben, wir eigentlich die Gestörten sind und er sein Leben besser hinkriegt als wir alle zusammen (es gibt Beweise, dass dem nicht so ist
), dem ich als seine Bezugstherapeutin am besten ausnahmslos zustimmen soll und sein grandioses Selbst loben soll, wenn ich das nicht tue und ihn konfrontiere (was heißt, ich gebe etwas zu bedenken, was in seinem eigenen Handlungsspielraum liegt, er diesen aber nicht annehmen möchte), dann hab ich schon mal ne Drohung bekommen, dass er mich, wäre ich ein Mann, jetzt vom Stuhl gehauen hätte usw. usf., da könnte ich nicht so reagieren, wie du. Natürlich stehe ich mit diesem Mann ja nicht in einer persönlichen Beziehung, aber dennoch ist es eben eine Beziehung, halt ein Arbeitsbündnis, eine Arbeitsbeziehung, die ja aber auf einer persönlichen Ebene verläuft - für ihn. (Er will wichtig sein, nicht nur Arb.material).
Also, was ich sagen will, ich habe mitunter Klienten, die sehr schwere interaktionelle Störungen haben (Beziehungsstörunge, PS) und diese Beziehungsstörungen äußern sich ja in privaten Beziehungen aber natürlich auch in unserer Arbeitsbeziehung. D.h. ich bekomme die volle Störung ab im zwischenmenschlichen interaktionellen Bereich (Kommunikation, Verhalten usw.). D.h. auch, ich werde nicht müde, zu validieren, aktiv zuzuhören, mich auch abzugrenzen usw. usf. Würde ich auf ihn reagieren, meine Emotionen an ihm ausagieren, weil *ich* mich nicht gesehen/verstanden fühle usw., dann würde ich eben durchfallen und er würde sich bestätigt fühlen, dass er eben keiner Beziehung trauen kann, hat ers doch gleich gewusst. Und diese Tests kommen dann, wenn er sich sicher fühlt und man bestimmte Bez.motive befriedigt. Weil, sobald Sicherheit/Bedürfniserfüllung da ist in der Beziehung, muss diese Beziehung getestet werden, ob sie wirklich (!) sicher ist, oder ob ich ihn verlasse, sobald er sich nun unmöglich verhält, unverschämt usw. usf. Aber, ich kann da nicht mit Gegenvorwürfen oder Rechtfertigungen reagieren (wie du das z.B. machst), das wäre unprofessionell und nicht zuträglich. Ich wäre durchgefallen.
Ich muss mich stabil zeigen und in Vorleistung gehen und ihm seine Gefühle spiegeln usw. usf. (und natürlich auch konfrontieren, Problembewusstsein wecken usw.). Immer und immer wieder. An mir kann er sich abarbeiten und dann seine neuen Beziehungserfahrungen (mit mir) dann hoffentlich mit in sein Privatleben irgendwann tragen.
Wenn meine Hypothese stimmt, dann hat auch sie gravierende interaktionelle Schwierigkeiten und wenn du dich da immer wieder reinverwickeln lässt, ist das schlecht für dich, zermürbt dich, du fühlst dich schuldig, nicht wert usw. usf. Du bist auf das Spiel herein gefallen, dass sie nur folgerichtig aufgrund ihrer Störung spielt. Und solche Störungen sind i.d.R. ich-synton, d.h. diese Menschen merken nicht, dass sie einen ganz erheblichen Teil zu den Bez.schwierigkeiten beitragen. Sie spüren das nicht, weil es zu ihnen dazu gehört. Deshalb müsste erst ein Problembewusstsein entwickelt werden (nicht dein Job - Therap.Job).
Aber, so meinte ich das eben! Und, auch wenn du kein Therapeut sein sollst für sie, würde sich das Verinnerlichen einer richtigen Kommunikation trotzdem lohnen.
Weil, zum Therap. sein gehört ja dann trotzdem noch mehr dazu - und eine solche Beziehung ist ja immer asymmetrischer, nicht symmetrisch, wie eine private Bezi. sein sollte.
Und was meinst du mit "durchfallen"? Das klingt so, als könne ich aktiv etwas machen um nicht durchzufallen?!
Diese Fragen dürften oben mitbeantwortet sein.
Und verstehe ich dich richtig, dass du denkst, dass selbst eine perfekte Kommunikation über Wochen nicht nachhaltig irgendwas ändern würde?
Mei, ich denke, es würde länger dauern als ein paar Wochen! Monate, viell. Jahre. Weil, du bist eben nicht ihr Therapeut und deshalb würden ja alle anderen "Behandlungselemente" fehlen. Aber, eine gute Kommunikation zu verinnerlichen wäre es wert. Weil, damit lässt du dich eben nicht mehr reinverwurschteln in ihr Drama. Deinen eigenen Schmerz müsstest du mit deinem eigenen Therap. bzw. mit Wolfgang bearbeiten. Aber NICHT MIT IHR!
Aber, meine ehrliche Meinung ist: Das ist es nicht wert. Es ist eine sauArbeit und der Erfolg ungewiss bei ihr. Und, du bräuchtest auch erstmal, um das wirklich zu lernen und zu verinnerlichen (Bücher, Bücher, Bücher z.B. Buchtipps hab ich dir schon gegeben) - das dauert auch!