Vielleicht.
Heute denke ich oft an das große Vielleicht. Was wird in fünf, in zehn, in zwanzig Jahren sein? Nach wie vor fehlst du mir sehr. Dein Lächeln, deine wunderbaren rehbraunen Augen. Die Namen, die du mir gegeben hast. Ich entdeckte vorhin in meinem Portemonnaie ein altes Fotoautomaten-Bild von uns. Beide betrunken, trotzdem sind die Bilder wunderbar. Es war mein 19. Geburtstag, ich weiß es noch ganz genau. Du hattest mich überrascht, bist abends mit mir in Leipzig etwas trinken gegangen und hast mit mir am nächsten Tag einen Ausflug in meine heutige Heimat gemacht. Wie wir uns damals schon in die Stadt verliebt hatten. Ich erinnere mich immer noch an die Zugfahrt, wie wir zusammen gesungen haben, weil sonst niemand im Zug saß. Am liebsten würde ich mir die Bilder auf meinem Laptop ansehen, weißt du? Aber das sollte ich nicht tun. Das würde alles nur schlimmer machen. Wer weiß, vielleicht sehen wir uns in einem Jahr wieder und treffen uns in einem Café. Oder wer weiß, vielleicht laufen wir uns irgendwann mal zufällig über den Weg. Auch wenn das in unserer Stadt unwahrscheinlich ist, manchmal hoffe ich ja doch, dich irgendwo zu sehen. Erhoffe mir dann, dass du mich ansiehst und merkst, was du getan hast, was du verloren hast, dass ich alles war, was du jemals wolltest.
Oft liege ich abends im Bett - zurzeit öfter betrunken als ich es vielleicht sein sollte - und öffne gedankenverloren deinen Chat. Selten sehe ich dich online. Aber wenn mir dann doch mal das ''online'' angezeigt wird, ist es jedes Mal wie ein neuer Stich in mein kleines, kaputtes Herz. Ich überlege dir zu schreiben, aber was sollte ich dir auch schon sagen?
''Hallo, ich vermisse dich und denke an dich und bitte komm zurück und es tut mir alles leid, was ich jemals getan habe und ich war nicht gut genug und bitte bitte denk nochmal drüber nach''? - Wohl kaum.
Warum ist es so schwer geworden, mit dir zu reden? Warum überlege ich jeden Schritt fünf mal, bevor ich ihn gehe? Damals waren wir uns so nah, so unendlich nah. Man könnte meinen, wir hätten keinen Tag ohne unzählige Nachrichten des anderen überlebt.
Weißt du, es tut mir leid, wenn ich nicht das bin was du brauchst. Aber ich hoffe dennoch, dass du irgendwann bemerkst, was für ein tolles Mädchen ich war und vielleicht, wenn du irgendwann ein anderes Mädchen versuchst zu lieben, enttäuscht wirst, weil sie dich niemals so sehr lieben können wird, wie ich dich geliebt habe.
Und ich hoffe, dass du dann an mich denkst und vielleicht auch mal über dein hübsches Gesicht ein paar Tränen kullern, wenn du abends im Bett liegst, weil dir bewusst wird, was du getan hast. Dass du derjenige bist, der meinen Onlinestatus checkt und dich fragst mit wem ich wohl schreibe.
Vielleicht, irgendwann, realisierst du doch noch, was du mir angetan hast. Dass man so mit keinem Mädchen umgeht, dass man jahrelang geliebt hat. Und vielleicht rufst du mich dann irgendwann an und fragst mich, ob wir uns auf einen Chai latte treffen. Und ganz vielleicht, bist du mir dann egal und ich antworte nicht mal auf deine Nachricht. Aber wer weiß, vielleicht verdient auch die Liebe eine zweite Chance.
Und vielleicht, denkst du wenigstens an meinem Geburtstag an mich, und dir fällt auf, dass es der erste Geburtstag nach 5 Jahren ist, den du nicht mit mir zusammen verbringen wirst. Und ganz vielleicht, versetzt es ja auch dir einen Stich in dein kaltes Herz. Ich hoffe es geht dir gut.