Das tote Pferd zuckt wieder. Ziemlich lebendig sogar. Mein Herz schlägt Purzelbäume, möchte meinen Verstand das letzte knappe Jahr schnell wieder alles vergessen lassen. Die rosa Wolke lädt zum schweben ein.
Hab ich auch sofort wieder. Fühle mich - so aus dem off heraus - total geschmeichelt. Tut sehr gut. Was ihn dazu bewogen hat, weiß ich nicht. Was der Auslöser war, kann ich mir grob zusammen reimen.
Die Handbremse funktioniert noch ganz gut. Ich hab mir meinen Strang seit Ende Juli durchgelesen. Ein Verstand hat die Oberhand. Aber wie lange? Zu welchem Preis?
Vielleicht erinnert ihr euch daran, dass er seinerzeit um ein Treffen in einem Jahr bat, nachdem wir unsere Beziehung beendet hatten. Das Jahr ist nun fast vorbei. Er hat sich sehr spontan gemeldet und sehr direkt nach einem eindeutigen Treffen gefragt. Hab ich abgelehnt, weil ich keine Zeit hatte.
Es ist sehr viel passiert in dieser Zeit. Aber nun stelle ich fest, dass nicht genug passiert ist. Oder in die falsche Richtung. Er hat immer noch einen festen Platz in meinem Herzen; von wegen ich hätte ihn loslassen können.
Mittlerweile 16 Jahre kennen wir uns nun, seit unserer ersten Affäre. Was ist das da zwischen uns? Eine lockere Affäre? Kann ich nicht. Zu anstrengend, weil zu viel Gefühl. Wie es wohl für ihn sein mag? Komplett locker flockig kann‘s wohl auch nicht für ihn sein, sonst hätte er mich doch vergessen, oder?
Viel mehr ist es aber auch nicht, jedenfalls bei weitem nicht genug.
Die Geschichte von EM und mir ist ebenfalls nicht voran gekommen - er macht immer noch sein Ding und ich lasse es mir gefallen. Obwohl, es hat sich schon was geändert. Wir haben seit einer ganzen Weile gar keinen Sex mehr und giften uns ziemlich schnell wegen jeder Kleinigkeit an. Es fällt mir alles mittlerweile auch bedeutend leichter.
Schaffe ich es irgendwie, nur den Spaß mitzunehmen? Das alles locker flockig zu lassen? Zu spielen und das alles als angenehmen Zeitvertreib zu sehen?
Ich hätte gerne noch mal richtig guten sex. Idealerweise ohne Herz. Versteht ihr, was ich meine? Mein Herz versucht gerade über einen ziemlich faulen Umweg, meinen Verstand zu umgehen.
Ja, ich weiß, das geht nicht gut. Und ja, ich habe nachgelesen und auch nachgefühlt, wie sehr ich gelitten habe. Und nein, ich glaube nicht, dass es reicht. Ich hoffe, dass das Pferd wirklich tot ist, nur noch mal kurz gezuckt hat.
Und ja, ich bin traurig, vermisse ihn. Immer noch.