Nein, alles leer. Die letzte Flasche hatte ich am Vorabend bei all dem anderen Elend vernichtet. Da musste ich auf Kamille-Tee umsteigen. Das war meinem AG auch lieber.
Puh... sehr gut. Wir wollen dich ja hier nicht zum Alkoholiker machen.
Dein AM tut mir irgendwie leid. Er ist ganz schön schlimm dran. Durch die Erfahrung und das schlechte Gewissen seinem Sohn gegenüber möchte das seiner Tochter nicht auch antun und erträgt die unzufriedene EF, gleichzeitig weiß er, dass er dir auch nicht gerecht werden kann und fühlt sich schuldig.
Genau das sagt er ja immer und immer wieder.
Er sagt, ich würde bei ihm nicht gegen die EF kämpfen müssen, die stecke ich locker in die Tasche.
Alles ist da bei ihm tot. Er erträgt sie. (Gerade merkt er übrigens, wie sehr er die Zeit ohne sie genießt und froh ist, dass er sie endlich mal einige Tage so gar nicht in seinem Leben hat. Die kann sich nicht mal telefonisch melden. Ist total im Nirgendwo ohne Funkverbindung. Er fühlt sich wie im Paradies, was das betrifft.)
Mit ihr ist nichts mehr. Rein gar nichts.
Ich kämpfe gegen etwas anderes.
Wohl gemerkt, seine Worte. Ich kämpfe gar nicht gegen etwas. Wenn überhaupt kämpfe ich für mich. Oder versuche für mich einzustehen/stehe für mich ein.
Wenn ich eifersüchtig bin, falls bin ich es auch nicht auf sie. Gar nicht! Aber auf ihre Position in dem Spiel. Nämlich die, dass sie offiziell seine EF sein kann.
Da drehen wir uns nämlich oft im Kreis.
Er will mir immer erklären, dass ich mit seiner EF nicht tauschen will. Dass er da kälter als die Antarktis sei und keinerlei Gefühle für sie hätte.
Das glaube ich ihm ja auch. Aber das ist eben nicht mein Problem.
Das hat er nun hoffentlich auch verstanden.
Wir haben nämlich gestern darüber gesprochen.
Dienstag hat er mich langsam mit WhatsApp weiter eingewickelt. Da gab es schon wieder richtige Gespräche über seine Kinder.
Mittwoch haben wir zusätzlich auch über uns geschrieben.
Dann gab es da Missverständnis (wie auch nicht *seufz) und das wollte ich so nicht stehen lassen.
Seine Tochter war schon längst schlafen und von der Arbeit ruft dann auch keiner mehr an.
Immerhin kann man dann mal wirklich sprechen. Also haben wir lange telefoniert.
Gestern dann erst wieder geschrieben, als das nicht ausreichte, um Dinge zu klären, haben wir telefoniert. Noch länger...
Hiermit oute ich mich also offiziell:
Hallo, mein Name ist Tausendschön und ich bin eine KS-Niete.
1.) Über seinen Sohn und seine Tochter: Er war da total auf Entzug. Man merkt, er muss das mit mir teilen. Er kann nicht anders. Sonst habe ich fast das Gefühl, er platzt.
Er sagt mir ja auch immer und immer wieder, ich sei seine beste Freundin.
Er teilt sich ja auch sonst kaum jemandem mit. Eigentlich niemandem.
Er hat hier und da zu Menschen Bezugspunkte. Redet aber eher über deren Themen.
Meine Schwester spielt den Advokatur Diaboli: Er soll sich gefälligst nen Therapeuten suchen und dem das erzählen.
Aber es ist wie es ist, er sagt, es sei für ihn doppelt dramatisch mich zu verlieren. Denn verliert eben beides. Die Frau, die er liebt und seine beste Freundin.
2.) Ja, er ist jeden Tag kreuz und quer spaziert und mehrfach, um mich zu treffen. Er wollte das unbedingt und hat es drauf angelegt. Er sagt, er hat mir angemerkt, dass es diesmal anders ist. Das hat ihm Angst gemacht. Er versucht sich einzureden, dass es nicht so schlimm sei, stürzt sich in die Arbeit und versucht, eine Mauer zu errichten auf der steht: "Tausendschön kommt hier nicht rein.", schafft es aber nicht. Ist auch nicht das erste Mal, dass er das versucht. Sonst kann er da bei anderen Menschen sehr konsequent sein und alles gnadenlos aussortieren, dass nicht in seinen festen Plan passt. (Weiß ich auch.)
Er raucht wie ein Verrückter und schläft kaum (normalerweise kann seinen Schlaf nichts erschüttern), sagt, er ist vollkommen aus der Balance. Und aus der Bahn. Er rotiert innerlich pausenlos.
Normalerweise ist er ein extrem souveräner Mann. Macher. Organisationstalent. Fokussiert. Konzentriert.
3.) Zum Thema Lügen. Darüber hat er sich wohl auch sehr viele Gedanken gemacht.
Er sagt, dass er auf dem Weg sei, seine Einstellung dazu zu ändern. Eigentlich sogar bereits geändert hätte.
Seine Schlussfolgerung: Wenn er mich in seinem Leben haben, aber nichts an der Situation ändern will (und das will er nicht, da ist er wo er immer ist, er zieht nicht aus und trennt sich nicht, damit rechne ich aber ja auch keinesfalls), muss er einen Preis dafür zahlen, dass er mich in seinem Leben haben kann.
Also er denkt, er muss diesen Preis für seine Bedürfnisse zahlen.
Nicht, er muss es für meine Bedürfnisse zahlen.
Was schon mal eine gute Einstellung ist. Denn wenn er nun denken würde, er muss lügen, um mich etwas zufrieden und ruhig zu stellen, würde er mich vermutlich irgendwann dafür hassen.
4.) Er ist sich sicher, zuhause muss sich etwas ändern. Er will mehr darauf hinarbeiten, dass sie versteht, was er seit Jahren predigt.
Es ist nichts mehr zwischen ihnen, außer, dass sie Eltern sind. Angeblich hat sie es Silvester verstanden.
Aber leider weiß ich auch und er hat das bejaht, dass das bei ihr Momentaufnahmen sind.
So war sie aber auch bereits vor mir. Er versucht einen Weg zu finden, die Beziehung einzuordnen. Sie legt unterschiedliche Mechanismen an den Tag.
a) Eine Art Ignoranz: "Oh. Hab nicht gewusst, dass das so ist." Tut erstaunt, will aber auch keine Lösung, sondern das Problem gleich wieder vergessen. Also auch vor x Jahren, als er noch versucht hat, die Beziehung zu retten.
b) Sie schimpft, er würde sie immer mit den Themen überfallen. Er sei kommunikativ viel stärker. Er hätte sich vorbereitet auf das Thema. Sie nicht. So redet sie nicht.
Er schlägt dann vor, das Thema in einer Woche zu besprechen. Sie soll sich vorbereiten.
Dann nach einer Woche ist sie schon wieder bei Ignoranz.
c) Tritt erst b, dann a ein und er besteht auf das Gespräch, fängt sie an zu weinen.
Dann gibt er Ruhe. Sie ist wieder bei Ignoranz.
So geht das nun seit ca 10 Jahren.
Einer Paartherapie verweigert sie sich.
Seit sie von mir weiß, war sie eine Zeit sehr gesprächsbereit.
Auf alles was sie besprochen haben und auf jede Einigung, die sie aushandeln, folgt a) Ignoranz.
Also von dem Verständnis an Silvester erhoffe ich mir absolut nichts.
Wenn da jemand eine Idee hat, wie man das durchbricht. Ich lausche begeistert.
5.) Selbst was das Thema Tausendschön betrifft, geht sie so langsam auf Ignoranz. Das ist sehr schwankend und stimmungs- sowie situationsabhängig. Aber die Kontrollen werden weniger.
Was uns hinsichtlich des Themas 3.) Lügen... in die Karten spielt.
6.) Er sagt, er hat überlegt, ob er verliebt ist oder mich liebt oder beides. Er weiß nicht wie er es unterscheiden soll.
Ich sagte ihm, ich hätte neulich erst gelesen ohne Gewähr auf Richtigkeit: Verliebt sein, sei ein Gefühl und Liebe eine Entscheidung.
Eigentlich ist er kein Freund von solchen Aussagen. Meist erwidert er dann, das taugt nur als Kalenderspruch.
Hier hat er geschwiegen. Nachgedacht. Kam zu dem Schluss, er sei verliebt und er liebt mich.
(Das habe ich mal so stehenlassen. Ich glaube eben zu der Entscheidung gehört mehr als nur die Idee, mich in seinem Leben haben zu wollen. Er muss es auch umsetzen.)
Er wollte die Bestätigung, dass ich ebenfalls beides sei. Er ist sich sicher, ich sei in ihn verliebt, habe also Gefühle.
Er weiß nicht mehr, ob ich ihn noch liebe.
Er schiebt dahingehend Panik.
Ich habe mich dahingehend nicht bekennen wollen.
Ich brauche weiter Bedenkzeit. Der soll ruhig weiter grübeln.
Soweit der Stand.
Er sagte übrigens auch, dass er sich gestern nicht zuerst per WhatsApp gemeldet hätte. So jedenfalls der Plan. Bislang ging ja alles von ihm aus.
Gestern habe ich die erste WhatsApp geschrieben.
Er hatte gestern ein wichtiges Thema mit der Tochter, da wollte ich nachfragen.
Er sagt aber auch, er wisse nicht, ob er es durchgehalten hätte nicht zuerst zu schreiben. Er ist sich recht sicher, er hätte es nicht geschafft und spätestens um 23 Uhr eine verzweifelte WhatsApp geschrieben.
Er will nicht mehr versuchen, mich beim Spaziergang zu treffen.
Er kommt sich vor wie ein Depp und müsse wohl meine Entscheidung akzeptieren.
Er hat mich für Samstag zum Spaziergang eingeladen. Inklusive Ausflug (Ausflug = Eine Veränderung.
)
Versteht aber, wenn ich nicht möchte.
Irgendwie möchte ich ja schon unbedingt... jajajajajaja... aber ich sollte wohl standhaft bleiben.
Oder?
Ich habe auch gesagt, ich sei Samstag Abend zum Essen verabredet- muss also um 18 Uhr spätestens wieder zuhause sein. (Stimmt auch so.)
Da kam dann gleich das Angebot für einen anderen Tag an dem ich will. (Noch ne Veränderung.)
Sollte ich Samstag nicht gehen, wäre Sonntag okay als Test, ob er den anderen Tag möglich macht?
Oder noch zappeln lassen?
Sonntag kommt auch seine EF zurück.
Wäre ja schon ein Schritt, wenn er sich dann auf Sonntag einigen würde.
Andererseits denke ich auch, dass Sonntag als Vorschlag zu heikel ist.
Ich will auch nicht direkt wieder ein Nein kassieren.
Das bringt mich wieder in die unterlegene Position.
Wo sind die Strategen?