Hallo Ihr Lieben,
lange habe ich nichts geschrieben (aber ab und an hier reingeschaut und gelesen), aber ich möchte Euch mal ein Update geben, wie es mir geht und was so passiert ist:
Die letzten Wochen liefen überwiegend gut für mich - das Jahr 2011 ist positiv gestartet und verläuft auch ganz gut. Ich habe meine Therapie begonnen und sie hilft mir auch dabei, mich selbst wieder zu finden. Bei der Therapie, die sich nicht um die Verarbeitung der Trennung dreht, sondern dabei, mich selbst zu finden, sind einige Dinge an die Oberfläche gekommen, die schon sehr lange in meinem Unterbewusstsein schwelen (Verlustängste, Existenzängste, Sicherheitsbedürfnis etc.) und die durch die Trennung jetzt massiv rauskommen und präsent sind. Ich lerne Wege, damit umzugehen und freue mich jedes Mal auf meine Therapiestunde, für die ich ca. 90 km fahre und die von der Kasse nicht übernommen wird. Es geht mir danach besser - das ist die Hauptsache.
Auch ansonsten kann ich von mir behaupten, dass ich zu 60 % wiederhergestellt bin, 40 % "Sassenach" fehlen noch, aber ich gebe mir Zeit, diese Prozentzahl auch noch mit mir zu füllen.
Ich weiß, dass ich IHN nicht wieder haben möchte - derzeit kann ich es mir einfach nicht vorstellen. Ich habe selbst genug Baustellen, die ich jetzt angehen möchte und die wird er mit Sicherheit auch haben. ER fehlt mir nicht.
Natürlich gibt es Momente, an denen alles wieder hochkommt. Letztens habe ich ihn auf einer Verbindungsveranstaltung gesehen - bis dahin ging es mir super. Doch als ich ihn sah, sah ich, dass er die Krawatte trug, die er zu unserer standesamtl. Hochzeit getragen hat. Und da hat es mich wieder einmal eiskalt von hinten angesprungen. Es kam alles hoch: Die Enttäuschung, wie er mich behandelt hat. Der Hauskauf, die Pläne, die er durchkreuzt hat etc. Ich hatte aber nicht das Gefühl, dass ich mich ihm in den Arm werfen möchte und ihn anflehen möchte, zurückzukommen. Nein, in dem Augenblick wirkte er einfach nur schwach und dadurch unattraktiv auf mich. Ich habe dann meine "gute Laune" noch ca. 1 Stunde aufrecht erhalten und bin dann heulend nach Hause gefahren.
Dort angekommen, habe ich Bilanz gezogen: Was habe ich in den 4 Monaten geschafft ? Wo stehe ich ? Fakt ist, meine Lebensqualität hat sich enorm verbessert. Ich kann wieder lachen - ich kann sogar Tränen lachen (!), ich kann wieder laut Musik hören, singe im Auto lautstark mit, tanze durch die Küche, wenn ein gutes Lied im Radio läuft. Ich gehe tanzen, ich flirte (mehr aber nicht, dazu bin ich noch zu verletzt) und habe Spaß im Leben. Ich koche wieder für mich und mache Sport. Das alles beinhaltet die 60 % meines ICHs.
Die 40 % haben mich heute eingeholt. Aufgrund einer schlechten Nachricht, die meinen finanziellen Spielraum beeinträchtigt, kommen die Ängste wieder hoch. Und zu den Ängsten kommt Wut. Wut auf IHN, dass er mich in eine Situation mithineingezogen hat, die mich an meine finanziellen Grenzen stößt. Dass er so verantwortungslos war, mit mir noch dieses Haus zu kaufen, das mich monatlich mit einer Rate belastet zusätzlich zu meiner Miete. Das sind dann die Momente, wo ich mich frage, warum ... wieso hat er das getan ... womit habe ich das verdient ???
Aber ich weiß, dass die Welt morgen wieder anders aussieht. Ich bin ein Stehauf-Weibchen und habe einen tollen Freundeskreis, der mich wieder aufbaut. Heute Abend habe ich mir diesen "Anfall" zugestanden, habe Rotz und Wasser geheult, mit meinen Freunden telefoniert und es mir von der Seele geschrieben (hier und in meinem Trennungstagebuch).
Ich weiß, dass das Leben weiter geht. Irgendwie, irgendwo, irgendwann. Ich weiß aber auch, wie tief er in mein Herz getreten hat und dass es noch länger dauern wird, bis diese Wunde heilt.
Das war mal ein Update zu meiner Situation. Ich werde jetzt noch ein wenig lesen und dann ziemlich erschöpft ins Bett fallen. Über den heutigen Tag kann man echt nur ein Ei kloppen.