Guten Morgen Herzlein,
ich schreib dir einfach mal wie ich dich durch Posts wie folgende wahrnehme:
Nachdem ihr mir hier in klaren Worten die Sicht von außen auf seine unangemessenen Sprüche aufgezeigt habt bin ich doch wieder sehr desillusioniert und sehe meine Gefühle wieder abbauen.
Wenn ich so etwas lese, frage ich mich, ob schon ein paar kritische Anmerkungen zum Crush ausreichen, um Gefühle abzubauen. Ich könnte es verstehen, wenn du auf rationaler Ebene ins Grübeln kommen würdest, aber so erweckt es bei mir den Anschein, dass das Hoch- und Runterfahren deiner Gefühle, ausgelöst durch Trigger wie Verunsicherung, Nähebedürfnis, geliebt werden zu wollen u. a. sehr schnell passiert.
Das ist keine Wertung, ich sehe dass weder als gut oder schlecht, sondern nehme dich einfach so wahr.
Ich hab Liebeskummer weil mich jetzt auchnoch die Hoffnung verlassen hat. Keine Ahnung, mir geht es einfach schlecht. Der Kopf tut weh, das Herz ist schwer. Ich finde keine treffenden Worte.
Ähnlich wie meine Vorgängerin frage ich mich, auf wen bezieht sich das?
Auf Crush? Oben schreibst du von Gefühlen, ein sehr schwammiger unbestimmter Begriff, jetzt von Liebeskummer. Das meine ich mit dem Hoch und Runter deiner Gefühle. Es ist wie eine Achterbahn. Und ich glaube dir das hier völlig :
ich reagiere eben nach meinem Gefühl
Auch daran ist nichts verwerflich. Was jedoch fremd ist, ist dieses Achterbahnfahren, dieser stete plötzliche gewaltige Umschwung von Gefühlen, der sich durch deinen gesamten Strang zieht, den ich nun nicht als atypisch bezeichnen möchte. Da bist du schon ein Unikat.
Dein Crush, der hier ja unter anderem als "Schlappschwanz" und anderes diffamiert wurde, was ich nicht gut heiße, ist ein Mann mit Baustellen (Kontrollsüchtig, Übergriffig) , die dir bewusst sind und die dir nicht zum ersten Mal begegnen. Da du hierum weißt, braucht man dich da auch nicht zu warnen. Du lässt dich selber freiwillig auf ein solches Verhältnis ein.
Dies erweckt, und da wären wir wieder bei deiner Prägung aus der Kindheit, den Eindruck als suchst du unbewusst Männer, bei denen du Leiden wirst bzw. kannst. Und so wirst du jetzt die nächsten Wochen hin und hergerissen hier notieren, was du alles am Crush nicht magst und dann doch wieder magst, zugleich nebenbei auch andere Männer treffen und daten.
Diese Männer sind dann aber insgesamt austauschbar. Bei einer "gewöhnlichen" Person ist es so, wenn man sich verliebt, dann fokussiert man sich auf diesen einen Menschen. Man will diesen einen Menschen kennenlernen, nahe sein, fühlen, spüren usw. Alle anderen verschwinden aus dem Blickfeld.
Bei dir habe ich den Eindruck, dass diese Fokussierung nach deiner langjährigen Beziehung, verloren gegangen ist bzw nicht mehr erfolgt.
Warum das so ist, da kann ich natürlich nur spekulieren. Du hast mehrmals geschrieben, du möchtest einen Menschen glücklich machen, dein Bedürfnis geliebt zu werden wird ebenso deutlich, da dir dies eine Wertigkeit gibt, die du nicht aus dir selber heraus gewinnen kannst; all dies können Gründe sein, dass du aufgrund einer inneren Leere, die nicht ein Mann allein ausfüllen kann, dir dies eben bei mehreren holst. Vielleicht bist du das, was man heute polyamour nennt. Zumindest würde dies zu der Sprunghaftigkeit deiner Gefühle, deinem Liebesbedürfnis und deiner Nichtfokussierung ganz gut passen.
Ich frage mich gerade auch, ob du ein Problem damit hättest, wenn Crush nebenbei auch andere Frauen treffen und mit ihnen schlafen würde oder ob dich das verletzen würde.
Auch sehe ich diese Nichtfokussierung als kein Problem an, wenn man damit umgehen kann.
Aber insgesamt sehe ich bei dir eben nicht die Fähigkeit aus der Selbstreflexion die notwendigen Konsequenzen zu ziehen. Deine Äußerung, du willst es mit dem Crush mal weiter probieren, um innere Widerstandskraft zu entwickeln, erachte ich als ein Scheinargument. Aufgrund der Beschaffenheit deiner Gefühlslage wirst du schneller dich verheddern als dir klar ist. Vielmehr wäre die Konsequenz aus deiner Selbstreflexion das zu vermeiden, was du nicht willst bzw. was dir nicht gut tut. Dazu gehört es eben auch eine gewisse Resilenz gegenüber den eigenen Gefühlen und Mustern zu entwickeln, die dazu führen, dass du dich auf Männer einlässt, die dein Leid weiter verlängern.
Der Hinweis mit dem Therapeuten würde ja bereits mehrmals genannt, aber du selber musst es wollen. Vielleicht musst du wirklich noch ein paar Mal leiden, bis eben der Krug, der zum Brunnen geht, bricht, bis du zerbrichst, und bereit bist, etwas ganz anders zu machen.
Möglich ist ebenso, dass du nicht zerbrichst, aber eben immer in diesem Muster gefangen bleiben wird und sich dies wie ein roter Faden durch dein Leben zieht, so dass du am Ende zurück blicken kannst und sagen wirst: Das war mein Leben.
Ob das aber lebenswert ist/war, dass kannst nur du dir beantworten.
Du bist eine erwachsene Frau. Du entscheidest selbstverantwortlich, was du mit deiner Zukunft anfängst. Du. Ist kein Opfer und die Männer in der Geschichte nicht die Bösewichte. Ich glaube, wir haben hier den Kern der Probleme gemeinsam ganz gut erfasst, aber ob du die Baustellen angehst oder mit ihnen leben möchtest, dass bleibt ganz allein dir überlassen.
Aber jede Männergeschichte, die du hier nun niederschreibst, wird austauschbar sein, während das Muster gleich bleibt. Insofern könnte man dir eigentlich immer nur noch das gleiche raten.